Mutiges Mädchen . . .

25. Februar 2018
Wenn Frauen sich wie Männer verhalten, ernten sie dafür eher selten Anerkennung.
Und noch seltener wird ihnen dafür ein Denkmal gesetzt. 

Auch Wairakas mutige Tat war zunächst mal nur eines – ein Tabu-Bruch. So richtig toll fand das damals und noch geraume Zeit danach offenbar keiner.

Denn ein Denkmal wurde ihr erst rund 800 Jahre später errichtet. 

Das Denkmal – eine Bronzestatue auf einem Felsen im Meer – steht in Whakatane – und genau dort wollten wir heute hin. (Und was Wairaka getan hatte, erfahrt ihr, wenn wir dort sind!)

Aber noch waren wir in Rotorua – und wollten vor der Abfahrt noch mal eine richtige Nase voller Schwefelduft nehmen! Und die gab’s nicht weit von unserem Motel entfernt, am See. Also alles im Auto verstaut und dann zu Fuß noch eine Runde Schwefel inhalieren.

Der Lake Rotorua hat zwei völlig unterschiedliche Gesichter: Einmal ist er ein ganz normaler blauer See, mit ganz normalem blauem Wasser, relativ kühl. Wo Wasservögel plantschen und die Lakeland Queen ihre gemächlichen Runden zieht …

In einer kleinen Ecke hat er jedoch ein völlig anderes Gesicht – da ist er fast weiß, das Wasser ziemlich warm – und der Duft …. Aber die Vögel scheinen das zu mögen – sie wärmen sich dort die Bäuche und die Füße und halten Versammlungen ab.

Und natürlich brodelt und dampft es auch hier überall – man muss vorsichtig sein, wenn man am Ufer entlang geht! Warme Füße kann man sich übrigens in Rotorua auch mitten in der Stadt holen – im Kuirau Park. Dort gibt es nicht nur schöne warme Wasserbecken sondern auch jede Menge blubbernde Schlammlöcher und wabernde Dämpfe. Weil wir da aber schon vor zwei Jahren waren, beließen wir’s heute bei den Schwefeldüften am See.

Und machten uns dann mal auf den Weg Richtung Whakatane. Nur – in Neuseeland fährt man nicht einfach von A nach B. Nicht, wenn die Strecke soooo schön ist. Und so viel Möglichkeiten für Abstecher, Sidetrips, kleine und größere Umwege bietet! Wenn ein blauer und ein grüner See lockt, ganz zu schweigen vom Lake Tarawera mit seiner eher traurigen Geschichte …

Statt flott auf dem SH30 nach Norden zu fahren, bogen wir als kurz nach dem Start ab und landeten nach wenigen Minuten in der Idylle des Blue Lake! Fühlten uns in Sekundenschnelle an einen oberbayrischen See versetzt – die Ähnlichkeit mit dem Walchensee war verblüffend (nur die Palmen fehlen in Bayern!). Es war Sonntag – und es war reichlich Betrieb hier.

Quasi um die Ecke liegt der deutlich größere und tiefere – Green Lake. Hier darf man weder baden noch fischen oder den See mit dem Boot befahren – er ist den Maori heilig und damit „tapu“.


Noch ein Stückchen weiter kommen wir an einen Aussichtspunkt – der große Lake Tarawera liegt uns zu Füßen. Hier gab es 1886 einen gewaltigen Vulkanausbruch, ein ganzes Dorf wurde verschüttet und rund 150 Menschen kamen ums Leben.

Und Dieter fiel ein, das es ja hier irgendwo einen spektakulären Wasserfall geben soll, die Tarawera Falls. Nur – von hier aus kam man da nicht hin. Also zurück zur Hauptstraße und bis Kawerau gefahren. Hier sollte es zu den Fällen gehen – bloß wie??? Keinerlei Wegweiser, auch das Navi schwieg sich aus. Zum Glück war die Tourist Information auf – und der junge Mann dort hocherfreut, dass sich an einem Sonntag Touristen in diesen völlig verschlafenen und total uninteressanten Ort verirrten.

Er klärte uns auf, dass wir für das Befahren der Waldstraße eine Erlaubnis brauchten – die kostet 5$ und wurde von ihm ausgestellt. Ein bisschen irritiert waren wir, als er erklärte, die Strecke sei ca. 20 Minuten lang – eine konkretere Entfernungsangabe war ihm nicht zu entlocken und wir fuhren los.

Um es kurz zu machen – wir fuhren gut eine halbe Stunde lang auf überwiegend unbefestigter (aber trotzdem sehr guter) Straße, die offenbar an Werktagen fast ausschließlich von Holztransportern genutzt wird. Ringsum wurde kräftig abgeholzt – schön war die Strecke nicht! Schließlich war der Parkplatz erreicht und wir liefen los.

Durch einen märchenhaften Wald, auf einem zauberhaften Weg, an einem fast unwirklich klaren Bach entlang – allein der Weg war jeden einzelnen staubigen Fahr-Kilometer wert! Kein Mensch weit und breit, es war absolut still – mal abgesehen vom Rauschen des Wassers und einigen Vogel-Lauten.





Und dann kamen wir zu den Fällen – die sicher zu den schönsten zählen, die wir je besucht haben! Ein dichter Wasserschleier hing in der Luft, es war eine unwirkliche Stimmung – fast erwartete man, kleine Kobolde, Feen oder andere Märchenwesen zu entdecken.

Stattdessen war da nur ein junges Pärchen, das offenbar über die glitschigen Felsen geklettert war und ein Bad genommen hatte.


Das wagten wir dann doch nicht – genossen nur einfach ein Weilchen die Atmosphäre und Stimmung hier mitten im Wald.

Und waren froh, dass wir uns für die eigentlich nur ca. 85km kurze Strecke von Rotorua nach Whakatane fast einen ganzen Tag Zeit genommen und sie mit unseren Abstechern auf gut das Doppelte verlängert hatten.

Jetzt ging es aber zügig zurück und weiter nach Whakatane – der Nachmittag war schon ziemlich weit fortgeschritten. Unsere Unterkunft – das White Island Rendezvous Motel – war nett, sehr günstig, das Zimmer freundlich – und die Lage unschlagbar!

Praktisch direkt an der Uferpromenade, schräg gegenüber ist der Sportfishing Club, wo man prima und sehr günstig essen kann. Hier ist auch der Badeplatz der Jugend, die quietschend und kreischend immer wieder von der Plattform ins Wasser hüpften.

Nur ein paar Meter weiter mündet der Whakatane River ins Meer – eine für Boote nicht ungefährliche Mündung mit unzähligen Felsen.



Und hier steht auch die Bronze-Statue von Wairaka – auf einem der Felsen knapp vor der Flussmündung. Vor rund 800 Jahren legte der Maori-Häuptling Toroa mit seiner Familie im Waka (=Kanu) Mataatua an der Mündung des Whakatane River an und ging mit seinen Söhnen und Brüdern an Land, um die Gegend zu erforschen.

Leider hatte er sein Kanu nicht richtig an Land gezogen und als die Flut kam, drohte das Boot, abzutreiben. Das Steuern von Booten oder auch nur das Berühren der Paddel war Frauen streng verboten, es war „tapu„. Wairaka erkannte den Ernst der Lage und rief „E! Kia whakatane au i ahau!!“ – das heißt „Ich handle jetzt als Mann!!!“, ergriff beherzt die Paddel und ruderte das Boot zurück an Land.

So kam Whakatane zu seinem Namen – und das mutige Mädchen rund 800 Jahre später zu einem Denkmal. Ob die Männer damals dankbar waren, ist nicht überliefert … Und dass Wairaka tatsächlich derart anorektisch war, ist auch zu bezweifeln. Aber das ist wohl die künstlerische Freiheit.

Seit ein paar Jahren steht sie jetzt auf dem Felsen und schaut den heimkehrenden Fischern zu.

Und wir strebten dem Fischer- und Anglerclub zu – es wurde Zeit für ein kühles Bier (es war heute sehr warm!) und was Gutes zu essen.


Schon wegen dieser beiden Faktoren würde es sich allemal lohnen, beim Whakatane Sportfishing Club einzukehren – das absolute Tüpfelchen auf dem i ist jedoch die begnadete Aussicht! Nirgendwo in Whakatane kann man derart grandios sitzen!


Egal, in welche Richtung man schaut – die Abendstimmung ist einfach sagenhaft. Und wie so oft hatten wir die gesamte Terrasse für uns allein – die Locals sitzen lieber im gut gekühlten Innenbereich!
Die Sonne legte nochmal ein tolles Spektakel hin – und wir waren glücklich und zufrieden mit dem tollen Abschluss eines wunderbaren Tages!

Unsere heutige umweg-reiche Strecke:

2 Kommentare zu “Mutiges Mädchen . . .

  1. Tja – leider geht alles mal zu Ende – aber schön war’s doch, oder? Perth und Umgebung (Freo!!! Rottnest!!!) gehört ebenfalls zu unseren Lieblingsorten – besonders in Fremantle könnte ich wochenlang bleiben!

    Euch eine gute und entspannte Heimreise – hier kommt ja jetzt endlich DOCH der Frühling (heute hatten wir 22°C!)

  2. Wie immer wunderschöne Fotos und einfach toll geschrieben. Nun ist es für uns bereits auch schon Vergangenheit. In Whakatane waren wir auch, das Mädchen in Bronze auch auf einem Foto verewigt, die Geschichte dazu habe ich nicht gelesen, vielen Dank dafür.
    Von Neuseeland haben wir uns schon am Samstag verabschiedet und haben die Ostertage in Perth verbracht. Wieder 5 Stunden weniger Zeitverschiebung. Morgen geht’s dann in einem Rutsch nach Hause, in Singapur werden wir diesmal nur umsteigen.
    Liebe Grüsse Iris

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