30. Juni – Valldal bis Otta
Boah – nicht das allerkleinste Wölkchen morgens am Himmel! So was hatten wir schon lange nicht mehr – und das genau heute, wo die letzten landschaftlichen Highlights unserer Tour anstehen!
Zwei Traumstraßen und eine Fahrt auf dem bekanntesten der norwegischen Fjorde stehen heute auf dem Programm.
Und dass Petrus da so richtig toll mitspielt, ist das absolute Sahnehäubchen.
Es ist richtig, richtig warm schon am Morgen – Frühstück in der Sonne wäre also eine gute Option. Aber das sah das Hotel nicht vor, unsere Sonnenration holen wir uns also später, im Lauf des Tages.
Wir hatten heute unsere letzte Fährüberfahrt vor uns, von Linge nach Eidsdal, mussten also erst mal am Norddalsfjord ein Stück entlang fahren bis zur Anlegestelle. Das Wasser glitzert in der Morgensonne, und überall ist man schon früh auf den Hufen.
Heute haben wir Glück – wir erwischen gleich eine Fähre und setzen über.
Eidsdal ist nicht weit – ein malerischer kleiner Ort mit großem Campingplatz, den wir schon von weitem sehen konnten.
Auf der anderen Seite geht’s gleich zügig in die Höhe. Wir sind auf der Adlerstraße, Ørnevegen. Früher brüteten hier tatsächlich Adler, heute sind sie eher selten – aber die Aussichten sind weiterhin spektakulär.
Zwar geht es zunächst noch relativ gemächlich in die Höhe, die Straße ist breit, vor uns die dramatische Kulisse der schneebedeckten Berge, neben uns Frühsommerwiesen, gesäumt von goldgelben Butterblumen.
Dann kommt der erste WOW-Effekt: Auf einem Plateau liegt ein völlig unbewegter See, ein absolut perfekter Spiegel für die umliegenden Berglandschaft. Etwas Vergleichbares hab ich wirklich noch nie gesehen – und vermutlich ist das Wasser auch nicht immer so ruhig wie heute.
Es ist schon fast surreal, aber unglaublich eindrucksvoll. Weiter geht’s durch eine sonnendurchflutete Berglandschaft. Es duftet nach Heu – und auch wieder nach Jauche ….
Dann – der erste Blick von hoch oben auf den Geiranger Fjord! Allzuviel sieht man allerdings noch nicht, er macht es spannend.
Wir fahren weiter, erhaschen immer wieder einen kurzen Blick auf den Fjord.
Und kommen zu der berühmten “Adlerkurve” – Ørnesvingen, der obersten Serpentine der Straße, die jetzt in engen Kurven zum Geiranger Fjord hinabsteigt.
Statt Adlerschwingen sehen wir allerdings als erstes (mal wieder) einen Wasserfall. Dieses Mal ist es einer zum Anfassen bzw. zum hautnah spüren! Man kann sozusagen duschen unter’m Wasserfall …
Dann liegt sie vor uns – die Ecke mit dem Million-Dollar-Blick! In der engen Kurve drängen sich Fahrzeuge und Menschen. Jeder will diese fantastische Aussicht genießen.
Die Aussichtsplattform hängt förmlich über den Felswänden, durch gläserne Segmente rauscht der Wasserfall bergab. Wobei wir auch hier wieder Glück haben – die großen Reisebusse kommen erst, als wir schon wieder abfahren!
Auch wir sind fasziniert von der Aussicht – Adler könnten es garantiert auch nicht besser sehen! Unter uns erstreckt sich der der Geiranger Fjord, der hier eine Kurve macht, links hinten der kleine Ort Geiranger.
Auf dem Fjord wollen wir später noch eine kleine Bootsfahrt machen, haben aber noch etliche Stunden Zeit bis dahin. Geiranger ist gerammelt voll, kein Parkplatz zu bekommen, also beschließen wir, noch ein Stück die Geiranger Passstraße hoch zu fahren.
Vorbei an malerischen kleinen Höfen und Häusern geht’s bergauf.
Auch hier wieder Bilderbuchblicke auf Fjord, Berge und Geiranger.
Der Fjord verschwindet hinter diversen Kurven, vor uns liegt eine eher rauhe Landschaft, wo aber ein paar Butterblümchen tapfer ums Überleben kämpfen.
Ab und zu öffnen sich die Felswände und geben den Blick frei ins Tal. Immer wieder einfach schön!
Überall liegen noch letzte Schneereste.
Kurz vor der Passhöhe drehen wir dann aber doch um – wir wollen unser Boot ja nicht verpassen! Nur wenige Minuten später gibt es einen Stau: Ein Bus hat eine Kurve nicht gekriegt und hängt fest. Dabei blockiert er etwa 2/3 der Straße.
Das Ergebnis ist sofort ein – noch kurzer – Stau, das Ganze war ja eben erst passiert und die Fahrzeuge von unten und oben tasten sich langsam und vorsichtig an dem havarierten Bus vorbei. Später sollte sich das alles aber zu einem massiven Problem entwickeln, denn während der Bergungsarbeiten musste die Straße lange Zeit komplett gesperrt werden.
Aber davon ahnen wir im Moment noch nichts, bzw. verdrängen es. Später müssen wir zwar auf genau dieser – einzigen – Straße Geiranger verlassen und Richtung Südosten fahren. Aber irgendwie hoffen wir, dass das Problem bis zum späten Nachmittag wie auch immer gelöst werden würde.
Statt uns Sorgen zu machen, genießen wir lieber die Rückfahrt nach Geiranger und die Aussicht. Und entdecken, dass inzwischen ein Hurtigruten Schiff vor Geiranger liegt!
Unten angekommen ergattern wir nach langem Suchen mit viel Glück einen Parkplatz und sind wenig später schon mit dem Boot unterwegs auf dem Fjord. Es ist fast windstill und inzwischen richtig heiß – so eine kleine Wasserfahrt also genau das richtige!
Kurz nach dem Auslaufen liegt rechts die Adlerstraße vor uns, deren Serpentinen wir vor wenigen Stunden herunter gefahren waren.
Der Fjord ist eindrucksvoll – steile Felswände ragen empor, unzählige Wasserfälle stürzen hinab. Der erste wirklich große sind die “Sieben Schwestern”.
Sieben schmale Wasserstreifen fallen von hoch oben herunter. Vorbei an steilen schroffen Felswänden geht die Fahrt rund 15 km weit, bis ans Ende des Fjords bzw. dorthin, wo er in den Sunnylvenfjord einmündet. Denn – so bekannt und berühmt der Geirangerfjord auch ist (er ist ja sogar UNESCO Weltnaturerbe) – er ist letztlich nichts als ein ziemlich kurzer zweiter Seitenarm des gewaltigen Storfjords.
Auf dem Rückweg geht das Boot noch fast auf Tuchfühlung zum Freier-Wasserfall, der den 7 Schwestern gegenüberliegt.
Nach 90 Minuten ist die Fahrt beendet, wir setzen unsere Reise mit dem Auto fort. Es geht wieder den Geiranger Pass empor, allerdings mit einem etwas mulmigen Gefühl. In der Tourist Information wurde uns gesagt, die Straße sei noch mindestens für 2 Stunden gesperrt. Wir können uns auch nicht vorstellen, dass der Bus bereits geborgen und abtransportiert sein könnte.
Aber einen anderen Weg gibt es nicht , es sei denn, man nimmt einen riesigen Umweg in kauf. Also hoffen wir mal auf’s Beste und fahren los. Und tatsächlich – die Fahrzeuge stauen sich schon lange vor der Unfallstelle. Gleichzeitig kommen uns aber immer wieder schubweise Fahrzeuge entgegen, auch Busse, so dass die Lage doch nicht völlig aussichtslos scheint.
Und es dauert auch wirklich insgesamt nur eine knappe halbe Stunden, dann sind wir an der Unfallstelle vorbei, vom Bus ist nichts mehr zu sehen.
Wo wir vorhin umgekehrt sind, fahren wir jetzt weiter, bis zur Passhöhe. Der Verkehr ist enorm, klar, hier hat sich einiges während der Straßensperrung angesammelt.
Die Landschaft ist grandios – mehr kann man dazu eigentlich gar nicht sagen! Felsen, Schnee, Sonne. Dann ein See, der tiefblau in der Spätnachmittagssonne glitzert.
Wir fahren über ein ausgedehntes Hochplateau, es geht langsam, fast unmerklich, weder hinab.
Dann sind wir raus aus den Bergen, fahren die letzten Kilometer bis Otta am langstreckten See Vagavatnet und unzähligen anderen kleinen Seen entlang.
Otta ist einer der ersten wirklich hässlichen Orte in Nordwegen auf unserer Fahrt – wir hatten es lediglich als Boxenstopp auf dem Weg nach Oslo gewählt und würden hier auch keine zweite Nacht verbringen wollen. Das zauberhafte Lom/Fossbergom weiter oben wäre eine deutlich bessere Wahl gewesen. Aber hinterher ist man immer schlauer und immerhin ist der Weg nach Oslo morgen jetzt nicht mehr lang!
Und der heutige Tag, die heutigen Strecken waren Einfach.Nur.Schön!!!!
Die heutige Traumroute:
Die spiegelnde Wasserfläche ist auch mein Lieblingsfoto – wobei es heute ja zahlreiche wunderschöne Bilder gab. Die reinste Idylle 🙂
🙂 🙂
Wowww, war auch mein erster Gedanke als ich das Foto mit der Spiegelung sah. Wunderschön.
Gute Weiterfahrt. Liebe Grüsse
Ja – eine derart absolut stille Wasserfläche hab ich wirklich noch selten erlebt! Aber die gesamte Strecke an diesem Tag war einfach der Wahnsinn.