2. Juli – Oslo
Über Oslo wussten wir im Vorfeld nicht allzuviel – auch nicht, dass der Holmenkollen mit seiner gigantischen Skisprungschanze quasi ein Vorort ist, zu dem man ganz bequem mit der Tram hochfahren kann!
Dabei hätten wir das leicht sehen können, wenn wir den Blick mal ein bisschen nach oben gerichtet hätten, statt einfach immer nur das nächstliegende – die schönen alten Hausfassaden, das Schloss, die alten Schiffe im Hafen von Aker Brygge – zu bewundern.
Denn wenn man in der Karl Johans gate, der prachtvollen Einkaufsstraße, Richtung Schloss blickt, schwebt die Schanze sozusagen direkt über einem.
Richtig wahrgenommen hab ich das aber wirklich erst später auf den Fotos …
Heute wollen wir uns das Riesending aber aus der Nähe anschauen, steigen in die Straßenbahn und am nächsten Halt schon wieder aus. Hier, am S-Bahnhof Majorstuen, müssen wir in die Tram Nr. 1 umsteigen, die schon seit ewigen Zeiten den Beinamen „Holmenkollbanen“ trägt und im Viertelstundentakt Richtung Berg fährt.
Rund 30 Minuten schaukeln wir gemütlich immer weiter bergan, fahren an der Haltestelle Holmenkollen vorbei und bis zur Endstation Frognerseter. Schon nach ein paar Metern Fußweg durch ein kleines Wäldchen stehen wir vor dem Café Seterstua des berühmten einstigen Almhofs Frognerseter.
Von außen wie eine etwas zu große geratene Almhütte, innen eine unerwartete Pracht.
Seit 1891 steht das Haus hier und bietet beste traditionell norwegische Küche – aber vor allem auch ein sehr üppiges Kuchenangebot! Berühmt ist der Apfelkuchen, der nach einem alten Rezept gebacken wird. Am schönsten und bemerkenswertesten ist jedoch die Aussicht! Die Stadt liegt unter uns, man hat einen weiten Blick hinaus auf den Fjord und die Schären.
Eine kleine Stärkung muss jetzt sein (obwohl das Frühstück noch nicht wirklich lange zurück liegt) – schon, um den tollen Blick eine Weile genießen zu können! Der Blick bleibt uns allerdings noch eine ganze Weile erhalten, denn wir wandern gemütlich und immer leicht bergab Richtung Holmenkollen. Zwar ist die Beschilderung manchmal etwas verwirrend, wirklich verirren kann man sich hier oben allerdings nicht.
Es geht auf den Loipen von 1951 durch den Wald, immer wieder vorbei an lila-blühenden Blumenfeldern (von denen ich leider nicht weiß, wie sie heißen …).
Bis zur kleineren Schanze Midtstubakken ist es nicht sehr weit.
Auch von hier aus hat man wieder einen Traumblick.
Zehn Minuten später stehen wir vor der Holmenkollen-Schanze – um uns herum wird eifrig für den Winter trainiert.
So ohne Schnee sieht das Ganze irgendwie etwas ramponiert aus – aber auf jeden Fall eindrucksvoll!
Mann kann bis ganz nach oben auf die Schanze – dazu war es uns aber heute zu heiß (später erfuhren wir, dass es einen Lift gibt … war ja auch irgendwie naheliegend!) Ohnehin war es einfach nur schön, hier oben durch den Wald zu spazieren und sich etwas, das man sonst nur aus dem Fernsehen kannte, aus der Nähe anzusehen. Mehr “Programm” brauchten wir gar nicht.
Auf dem Weg zur Tram noch ein bisschen Kunst und Kitsch – und immer noch/schon wieder tolle Blicke!
Durch diverse Vororte mit hübschen Holzhäusern fahren wir wieder bergab – und zum nächsten Ziel. Das heißt, dorthin gehen wir zu Fuß, es wäre nur eine Haltestelle gewesen und wir können die Bäume schon vom Bahnhof Majorstuen aus sehen.
Unser Ziel ist der Vigeland Skulpturenpark. Offiziell ist der Vigelandsanlegget allerdings gar kein Park, sondern der Name der Kunstinstallation mit den Skulpturen Vigelands innerhalb des Frognerparks. Die Anlage wird von Besuchern jedoch meist „Vigelandpark“ genannt, deshalb hat der Direktor des Oslo Museum den Begriff „Vigelandpark“ als „Namen der Touristen” bezeichnet.
Mehr als 200 Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland (1869- 1943) aus Bronze, Granit und Schmiedeeisen stehen hier in einem weitläufigen Park – und alle sind nackt. Sie stellen Stimmungen und Lebenszyklen dar, und jede einzelne ist sehenswert!
In kurzem Abstand stehen auf der Brücke über einen See zunächst 58 Bronzefiguren. Manche spiegeln pure Lebensfreude wieder …
Andere zeigen Trauer, Gewalt oder Nachdenklichkeit.
Von der Skulpturenbrücke geht es durch den Rosengarten zunächst zu einem ebenfalls mit Skulpturen bestückten Brunnen.
Unmittelbar dahinter kommt der wohl bekannteste Teil der Installation – über eine Treppe gelangt man zum „Monolitten“, einer 17 Meter hohe Säule aus 121 Figuren aus norwegischem Iddefjord-Granit, die von 36 Figurengruppen umgeben ist. 3 Steinmetze haben 14 Jahre lang täglich unter der Aufsicht von Vigeland an dem Monolithen gearbeitet, der aus einem einzigen, massiven Granitblock gefertigt wurde. 121 Figuren scheinen übereinander in Richtung Himmel zu klettern, eine Metapher für das Verlangen der Menschen nach Göttlichem und Spirituellem.
Umgeben ist der Monolith von zahlreichen Granitskulpturen, die den Zyklus des Lebens zeigen.
Ein Blick zurück von der Terrasse zeigt eindrucksvoll die Weitläufigkeit und Schönheit der Anlage.
Eigentlich wäre auch der ausgedehnte Landschaftsteil des Frognerparks einen längeren Besuch wert – aber leider gibt es hier absolut keinerlei gastronomische Einrichtungen und wir sehnen uns nach einem Kaffee! Also geht’s runter in die Stadt und ins heimische Apartment, wo’s Kaffee und Plätzchen und Abkühlung für die heiß gelaufenen Füße gibt.
Und später wieder Richtung Aker Brygge, also Hafen. Dieses Mal fahren wir bis zur Karl Johans gate, bewundern den eindrucksvollen Parlamentsbau, die prunkvollen Hausfassaden, skurrile Läden und den Dom. Den allerdings nur von weitem …
Oslo ist eine Stadt zum Schlendern und Schauen – und wenn man die Karl Johans gate bis zum Ende bummelt, ist man nicht mehr weit weg von einem architektonischen Highlight – der Oper. Wie die Oper in Sydney wurde sie direkt ans Wasser gebaut, das Gebäude – 90 Prozent aus weißem italienischen Carrara-Marmor, zehn Prozent aus norwegischem Granit – ist einem treibenden Eisberg nachempfunden.
Die futuristische Architektur ist allerdings nur äußerlich – der Große Saal gleicht in Form, Größe und Struktur dem der Semperoper in Dresden.
Direkt neben uns sahen wir nicht nur das deutsche Jugendsegelschiff “Thor Heyerdal” liegen, sondern auch die Fähre der Stena Line anlegen, mit der wir morgen zurück nach Dänemark fahren werden.
Und ein paar Schritte weiter standen wir mitten im “Salt” – einem temporären Projekt, das Kunst und Kultur mit Essen und Trinken und vor allem viel Spaß zusammenbringt! Hier gibt es vom Urban Gardening über die Sauna, die Pizzeria, Bars bis hin zum improvisierten Badenstrand alles, was einem einen Sommertag oder -abend verschönern kann!
Wir setzen uns auf ein Bier dazu – es ist total entspannt hier … Vorbei an spiegelnden Fassaden und dem alten Rathaus geht’s später gemächlich weiter zum Hafen um die Ecke.
Bei Papabuene sitzt man letztlich doch etwas bequemer und noch näher am Wasser – und heute gibt es Krabbensalat! Der ist richtig, richtig lecker – dazu kühles Bier und einfach nur genießen …
Danach noch ein bisschen am Hafen entlang schlendern – viel mehr braucht man nicht, um zu bestätigen “So schmeckt der Sommer!”
wow, da habt ihr ja einen ganz anderen eindruck von oslo erhalten als wir damals. wir hatten allerdings auch nur ein paar stunden zeit und wussten gar nix über die stadt. ich fand sie sehr nett, entspannt und gemütlich.
sprungschanzen im sommer sind immer ein bisschen seltsam. wir haben uns die in garmisch angeschaut und das ähnlich empfunden…
Dann hilft nur eins – nochmal hin reisen! Oslo ist wunderbar, und total entspannt. Lohnt sich auf jeden Fall!
Die Blumen könnten das “Schmalblättrige Weidenröschen” sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schmalbl%C3%A4ttriges_Weidenr%C3%B6schen
Liebe Grüße, Ute
Du hast recht!!! Genau das ist es!
Danke – jetzt hab ich wieder was gelernt 😉