Nur knapp 50 km von Hongkong entfernt, mit dem Schnellboot eine knappe Stunde – aber eine völlig andere Welt.
Die ehemalige portugiesische Kolonie Macau gehört zwar seit 1999 auch zu China, ist aber (wie Hongkong) Sonderverwaltungszone und hat sich weitgehend ihre Sprache, ihre Kultur sowie ihre eigene Währung bewahrt.
Berühmt und berüchtigt ist die Insel durch und für ihre Spielcasinos – wahre Paläste, die die mehr oder weniger reichen Chinesen magisch anziehen.
Die Casinos interessierten uns weniger – wir wollten einfach mal schauen, wie sich Macau in den letzten knapp 20 Jahren seit unserem letzten Besuch verändert hat. Hinkommen ist einfach – von Hongkong Island aus gehen die Fähren im 15-Minuten-Takt, zu Stoßzeiten sogar noch öfter!
Also rüber mit der Starferry auf die andere Seite – die war am Morgen noch gähnend leer!
Dort mussten wir rund 15 Minuten zum Macau Pier marschieren – der ist nämlich der allerletzte in der Reihe der Piers in Central. Und so ganz einfach war es auch nicht, den Eingang zu finden – man muss in ein großes Gebäude, dort in den 3 Stock mit Rolltreppen oder Aufzug – und erst dann ist man dort, wo es Tickets gibt .
Von jetzt an ging’s allerdings flott – wir nahmen 2 Economy Tickets (zum Seniorenpreis) – ausgestellt waren sie für die Fähre, die in 45 Minuten gehen sollte. Offenbar traute uns der Verkäufer nicht zu, noch eine der früheren Fähren zu erwischen …
Aber wir mussten ja auch noch durch die Immigration – Macau ist ja technisch Ausland. Auch hier ging’s trotz langer Schlangen flott und weil wir gut zu Fuß sind, flitzten wir zum Gate, wo die frühere Fähre abfuhr – und wurden ohne Probleme mitgenommen! Wenn die Fähren sehr voll sind, funktioniert das oft nicht – aber wir hatten heute Glück.
Nach einer Stunde tiefgekühlter Fahrt war Macau erreicht. Kurz vor dem Hafen fährt das Boot unter der neuen Brücke hindurch, die Macau mit der Insel Taipa verbindet. Direkt nach der Ankunft sahen wir die Brücke ein zweites Mal – sie spiegelt sich im Hafengebäude!
Vor lauter Herumtrödeln waren wir so ziemlich die letzten, die Richtung Immigration wanderten – wieder lange Schlangen – aber für uns ging’s erneut schnell: Hier gibt es einen Schalter extra für die ältere Generation! Und da war kaum was los. Entweder wollte sich niemand als über 65er outen, oder die Mitreisenden waren wirklich alle jünger als wir …
Beim letzten Besuch war vor dem herunter gekommen Hafengebäude keinerlei Transportmittel – kein Bus, kein Taxi, nichts. Nur ein Rikschafahrer, den wir dann für eine astronomische Summe anheuerten – allerdings gleich für den ganzen Tag und er brachte uns auch getreulich zu allen Sehenswürdigkeiten.
Heute ist das Gebäude schick und komfortabel, davor stauen sich die Taxis zur Rechten, die Casino-Busse gegenüber und die lokalen Busse zur Linken. Wir wimmelten alle selbst ernannten Guides und Informanten ab und gingen Richtung Bushaltestelle. Mit dem Bus 10A wollten wir zunächst zum A-Ma Tempel fahren – dem Tempel der Meeresgöttin, der schon seit 1488 auf einem Felsen thront.
Das passende Fahrgeld – 6 HK$ pro Person, denn praktischerweise wird die Währung hier problemlos akzeptiert und 1:1 angewandt – hatte ich griffbereit, der Bus kam, das Geld wurde in den Kassierbehälter eingeworfen, und dann ging’s erst mal quasi quer über die Insel bis zum Tempel.
Der uralte Tempel ist eigentlich ein Tempelberg, denn er erstreckt sich über mehrere Ebenen und viele Stufen einen Felsen hoch.
Wie in allen Tempeln wird die Lunge stark strapaziert – Weihrauch wabert überall.
Sehr lange hält man es hier nicht aus – es war heiß und stickig. Auch in die Stadt ging’s wieder mit dem Bus – der fuhr auf der anderen Seite der 4-spurigen Straße ab, die Haltestelle mussten wir erst mal suchen. Aber es ist alles mehrsprachig ausgeschildert, so dass man sich ganz gut zurecht findet.
In der Stadt war die Hölle los! Halb China schien heute Macau zu besuchen, die engen Gassen waren richtig voll gestopft. Auf dem Weg zur berühmten Ruine der St. Pauls Kirche bekam man fast Platzangst!
Immerhin konnte man bei dem langsamen Geschiebe in Ruhe die Leckereien in den Geschäften betrachten. Neben unzähligen Bäckereien, die frisch gebackene Köstlichkeiten anbieten, sind vor allem die Metzger interessant – riesige Schinken und duftende Würste hängen hier im Freien, portugiesisches Erbe.
Vor der Kirchenruine ein Riesenrummel – uns war das eindeutig zu heftig, nach ein paar Fotos machten wir uns davon.
Und zwar nach oben! Denn über der Kirchenruine thront auf einem Hügel eine alte Festung – die Fortaleza do Monte. Man kann entweder schweißtreibend zu Fuß hoch gehen (keine Option, es war heiß und schwül) oder kräftesparend die Rolltreppen benutzen!
Die gehen zwar eigentlich zum Museum, aber das kümmert niemand und so kann man mit Hilfe von insgesamt 3 langen Rolltreppen eine Menge Schweiß sparen. Oben angekommen spaziert man durch Glastüren hinaus und steht dann oben auf der Festung. Mit tollem Rundumblick (falls es nicht gerade sehr diesig ist …)
Das blumenartige Gebäude auf dem mittleren Bild ist übrigens eines der unzähligen Spielcasinos! Unsere Reisekasse könnte zwar durchaus ein bisschen aufgefüllt werden – aber nachdem ich auch noch nie im Lotto gewonnen habe, wollten wir unser Glück und unsere Kasse nicht unnötig strapazieren und haben auf Casino-Besuche verzichtet …
Stattdessen rollten wir eine Weile später wieder nach unten und wanderten zum Largo do Senado, dem wunderschönen Platz in der Stadtmitte mit schwarz-weißem Mosaikboden und einem schönen Brunnen in der Mitte.
Vom Brunnen war allerdings nichts zu sehen – eine üppige Weihnachtsdeko versteckte ihn. Und das ersehnte Café fanden wir auch nicht – weit und breit war absolut nichts, wo durstige Leute fündig werden konnten. Schließlich gab es nur eine Cola an einem Eisstand.
Der Trubel wurde uns langsam zu viel, per Bus fuhren wir zu dem malerischen Lou Lim Ioc Garden. ER liegt, von einer Mauer umschlossen, mitten in der Stadt und wir hatten ihn als absolut ruhige Idylle in Erinnerung. Idyllisch ist er immer noch, ruhig war er heute nicht, denn Scharen von Familien machten Picknick dort.
Trotzdem – einen Besuch ist er immer noch wert …
Und er schein auch sehr beliebt bei älteren Herren zu sein, die dort Mahjong spielen oder ihre Vögel ausführen.
Jetzt musste aber wirklich ein Kaffee her! Vom Bus aus hatte ich etwas gesehen, was aussah wie ein Weihnachtsmarkt – und tatsächlich auch einer war! Es waren nur ein paar Meter vom Garten aus, und dort gab’s dann auch wirklich einen starken Kaffee für Dieter, Zitronenlimonade aus frischen Zitronen für mich und für uns beide Churros mit Schokolade dazu! Und sogar bequeme Plastikstühle ergatterten wir – was will man mehr!
Wir hätten natürlich auch noch Karusell fahren können. Oder uns vor einer der vielen Weihnachtskulissen ablichten lassen können. Oder schlitten fahren können – auf echtem Schnee! Mit einer Schneekanone wurde von oben Kunstschnee auf eine gekühlte Piste geblasen, die man mit einer Art Schwimmreif runter rutschen konnte. Die Leute standen Schlange!!
Ein Blick auf die Uhr versetzte uns in leichte Panik – es war schon 16:15, um 17:00 ging unser Boot und das mussten wir erreichen! Denn man konnte zwar früher als gebucht fahren, aber nicht später, dann war das Ticket verfallen.
Also schleunigst zur Bushaltestelle – aber der Bus kam und kam nicht. Einen Polizisten fragten wir nach einem Taxistand, der meinte aber nur, wir sollten zur Hauptstraße hoch gehen und dort eines heranwinken.
Leichter gesagt als getan – alle Taxis waren voll.
Inzwischen sah es nicht mehr so aus, als würden wir das Boot noch kriegen können – da sah ich einen Bus mit der richtigen Nummer! Ein schneller Spurt, nochmal kurz nachgefragt, ob der auch wirklich zum Hafen fährt und nicht etwa in die andere Richtung. Allerdings schien der Bus 1000 Umwege zu fahren – immer, wenn er mal in die richtige Richtung fuhr, bog er wieder irgendwo ab.
So langsam resignierten wir, denn man sollte spätestens 15 Minuten vor Abfahrt am Check-in sein und wir mussten ja wieder durch die Immigration. Selbst als wir am Terminal waren, drehte der Bus erst mal noch eine Kurve, um auf die “richtige” Straßenseite und zur Haltestelle zu fahren.
Um es kurz zu machen – im Schweinsgalopp rannten wir kurz vor 17 Uhr zum Terminal, düsten durch die Immigration, zeigten unser Ticket vor und erwischten die Fähre auf den allerletzten Drücker. Und plumpsten total erschöpft aber auch total erleichtert in unsere Sitze …
60 Minuten konnten wir uns erholen – in Central angekommen ging’s flott zur Starferry und zurück nach Kowloon. Und mehr war an dem Tag dann auch nicht mehr drin …
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