Feiertag in Dawei

„Wann gibt’s Frühstück?“ wollten wir gestern von Nawar wissen. Er meinte „Wann ihr wollt.“ 

Okay, aber wir wollten eigentlich wissen, wie lange – schließlich sind wir eher Langschläfer. „Es gibt Frühstück, wenn ihr wach seid und runter kommt – egal, wann das ist. Und wenn es erst am Nachmittag ist, ist das auch okay.

Schließlich seid ihr im Urlaub und sollt uns nicht nach uns richten, sondern wir richten uns nach euch … Ihr sollt euch hier zu Hause fühlen.“

Genau das ist es, was das Mandolis so einzigartig macht – kein Luxusresort, sondern ein komfortables Gästehaus mit nur 8 Zimmern, wo sich die Gäste zu Hause fühlen. Und jeder einzelne sich total willkommen fühlt.

Von den bequemen Matratzen trennt man sich nur schwer – aber ein Frühstück mit deftigem Schweizer Bergkäse und italienischer Salami, mit hausgemachtem Joghurt,  Butter statt der ewigen Margarine hier im Süden und last but not least – mit RICHTIGEM BROT!!!! Nicht dieser süßliche Toast, der im Toaster zu einer Art trockenem Zwieback mutiert, sondern selbst gebackenes Sauerteigbrot und Baguette! Für so ein Frühstück steht man gerne auf – und dehnt es auch genüsslich in die Länge …

Jedenfalls so lange, bis das Motorrad in der Einfahrt steht. Das hat Nawar uns besorgt, es ist fast neu und tadellos. Gestern waren wir noch mit einem Tukuk in die Stadt gefahren, um ein Motorrad zu mieten. Doch der einzige Verleiher, den wir kannten, hatte zu – ebenso wie viele Geschäfte und auch Reiseagenturen, die oft ebenfalls Mopeds verleihen.

Grund ist der bevorstehende Union Day, mit dem Myanmar jedes Jahr das Panglong Agreement von 1947 feiert, das dem Land nach mehr als 100 Jahren britischer Kolonialherrschaft endlich die volle Unabhängigkeit brachte.

Dass der Motorradverleih zu war, könnte jedoch auch noch eine andere Ursache haben: Vor ein paar Monaten hatte das Tourismus Ministerium eine Verordnung erlassen, die in Dawei den Verleih von Motorrädern an Ausländer verbietet. Begründet wird das Verbot mit den vielen Unfällen, die unerfahrene ausländische Fahrer hier hatten. Zwar halten sich viele nicht daran und derzeit wird ein Verstoß auch noch nicht bestraft, aber es hat schon zu einer drastischen Reduzierung des Verleihs geführt.

Immerhin hatte ich gestern noch mit Hilfe des Tukutuk Fahrers geschafft, in einem kleinen Lädchen meine Telenor Simcard mit 5000 Kyat aufzuladen. Weil das WLan in fast allen Unterkünften unglaublich schlecht und langsam ist, wäre ohne eine einheimische Simcard mit üppigem Datenvolumen an einen Blog gar nicht zu denken. So wird mein Handy zum Wifi-Hotspot und es geht meist ganz gut, denn das Mobilfunknetz ist selbst hier im Süden dicht und fast überall hat es 4G. Die 5000 Kyat (= ca. 2,89€) brachten mir weitere 4,6GB Datenvolumen – die ersten knapp 5GB, die ich im Flughafen von Yangon drauf geladen hatte, sind bereits weitgehend aufgebraucht.

Wir wollen ein bisschen in und um Dawei herum fahren. Heute ist Sonntag, außerdem für die Locals wegen des am Dienstag bevorstehenden Union Days ein langes Wochenende, da wird der Montag einfach blau gemacht. Die Straßen sind verwaist – und leider ist auch der Markt genauso dicht wie fast alle Geschäfte.

Es ist fast schon gespenstisch, wie leer die Stadt ist. Nur die kleinen Nonnen sind unterwegs und sammeln Spenden.

Nicht einfach für sie heute, wo so vieles zu ist … Aber sie sind gut drauf, kichern und posieren ein bisschen für uns – eben doch unter dem rosa Nonnengewand einfach nur junge Mädels! Manche sind wirklich noch Kinder – sowohl kleine Mädchen als auch kleine Jungs werden von ihren meist sehr armen Eltern oft schon mit 5 Jahren ins Kloster gesteckt, wo sie sicher aufgehoben sind und zumindest regelmäßig etwas zu essen und eine – wenn auch minimale – Schulbildung bekommen.



Wir folgen den Mädels auf dem Motorrad zu einer nahe gelegenen Pagode, dort sind sie jedoch irgendwo in den Tiefen der Unterkünfte verschwunden. Schöne alte Holzhäuser dienen ihnen als Wohnheim.

Die Pagode ist die übliche Mischung aus reichlich Gold, viel Glitzer und ein sanftes Klingeln hängt in der Luft. Unzählige winzige Glöckchen an der Spitze des Stupas schwingen beim kleinsten Lufthauch.

Es geht weiter. Etwas ziel- und planlos rollern wir durch die Stadt. Zunächst zum Fluss, der so heißt, wie die Stadt und leider – wie in so vielen Städten und Dörfern Myanmars – als Müllkippe benutzt wird. Kilometerweit nichts als Abfallhalden, wo man eigentlich wunderbar unter schattigen Bäumen am Wasser schlendern könnte. Aber das Ufer ist nicht einmal bebaut, außer den – heute leer stehenden – Markthallen gibt es hier kaum was.

Wir sehen zu, dass wir weiter kommen. Fahren an der Town Hall und dem Gericht vorbei, halten an einer Kirche.

Wir landen in einem Vergnügungspark – auch hier ist nichts los. Allerdings sind die Attraktionen auch ziemlich verwahrlost, der Teich besteht nur noch aus Schlamm, in dem die bunten Boote festkleben.

Es ist mittlerweile fast unerträglich heiß und schwül – Zeit für eine innere Abkühlung. Auf dem Gelände der Shwe Taung Zar Pagode,größten Pagode der Stadt, gibt es einen kleinen schattigen Imbiss mit Kühlschrank, der uns zu einem kalten Getränk verhilft. Und uns wieder etwas Energie für die Pagoden-Besichtigung verschafft.

Die Pagode ist gewaltiger Komplex aus Chedis und Schreinen, nur leider ohne den geringsten Hauch von Schatten. Und kaum haben wir ein paar Schritte auf der rauhen Betonstraße gemacht, die um die Pagoden herum führt, werden wir auch schon rüde von einem Wächter angefahren, wir sollten die Schuhe ausziehen!

Na toll – er fährt mit seinem Moped hier herum und wir sollen barfuß laufen?!? Klar – wenn man eine Pagode betritt, zieht man die Schuhe aus – aber auf der Zufahrtstraße? Er lässt nicht mit sich handeln, also Schuhe aus, ein paar Bilder – dann bekommen unsere Fußsohlen auf dem glühenden Asphalt und Betonboden fast Blasen und wir ziehen weiter.

Die Lust auf weitere Pagoden ist uns ziemlich vergangen, stattdessen suchen wir lieber nach dem Dream Journey Café.

Dort bleiben wir im schattigen Hof bei Eiskaffee und Cheescake eine gefühlte Ewigkeit einfach sitzen – bis mir von hinten jemand auf die Schulter klopft und fragt „Was macht ihr denn hier?“

Es ist Andre Schneegaß – den hatten wir in Myeik schon kurz getroffen. Andre hat dort eine Reiseagentur, die „Life Seeing Tours“, über ihn hatten wir auch unsere beiden Schnorcheltrips im Mergui Archipel gebucht. Jetzt ist er ein paar Tage in Dawei, und auch er weiß den guten Kuchen und die leckeren Shakes des Dream Journey zu schätzen.

Ein bisschen Smalltalk, dann gibt’s für uns heute noch ein letztes Ziel – den stehenden Buddha. 2017 war er komplett eingerüstet – wenigstens kurz sehen wollen wir ihn heute.

Er schaut ziemlich ernst unter seinem Schirm hervor – vermutlich ist ihm auch zu heiß …

Danach lassen wir das mit weiteren Erkundungen erst mal und fahren zurück zum Mandolis. Es ist einfach zu heiß und zu schwül heute – abhängen im schattigen Garten ist da die bei weitem bessere Alternative.

Und für morgen haben wir einen Strandtag geplant – am Tizit Beach!

Ein Kommentar zu “Feiertag in Dawei

  1. Vielen lieben Dank für die Reiseberichte! Ich reise immer mit. Hätten vor 2 Jahren doch weiter in den Süden fahren sollen. Nun ja jetzt fahre ich so zusagen mit Euch.
    Liebe Grüße Christina

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