Farbenfroh: Mawlamyine

Die Stadt mit dem etwas schwierigen Namen hat uns vor zwei Jahren so gut gefallen, dass wir dieses Mal länger dort bleiben wollen.

Mawlamyine ist die viertgrößte Stadt Myanmars und bietet noch richtig viel koloniales Flair. Schöne alte Häuser, Parks und viele Bäume. George Orwell hat hier in den 1920ern fünf Jahre lang als Polizeioffizier gelebt, Rudyard Kipling erwähnt sie in seinem Gedicht „Road to Mandalay“.

Die Briten hatten die Stadt zwischen 1826-1852 kurzerhand zur Hauptstadt von British-Birma gemacht, ihr einen neuen Namen verpasst und auch gleich den Fluss umgetauft.

Lange Jahre hieß die Stadt deshalb Moulmein, was ja auch deutlich einfach zu schreiben ist. Und der Thanlwin River wurde schlicht zum Salween. Mittlerweile werden in ganz Myanmar jedoch wieder die alten burmesischen Namen verwendet – Mawlamyineoder auch Mawlamyaing), die alte Stadt mit ihren Hügeln, ihren Pagoden und Klöstern, aber auch zahlreichen Kirchen und wunderschönen Moscheen, ist jedenfalls ein lohnenswertes Reiseziel. Und auch die Touristen gewöhnen sich allmählich an die neuen Namen.

Ye hat es da einfach – hier gibt’s nichts abzukürzen, den Namen kann wirklich jeder aussprechen. Und von Ye aus wollten wir heute nach Mawlamyine. Schon gestern hatten wir deshalb mit der resoluten Chefin am Empfang des Shwe Taung Gyar (Golden Valley) Hotels über eine Fahrgelegenheit in einem Privatwagen verhandelt und nach einigem Telefonieren nannte sie einen Preis von 50.000 Kyat (=ca. 29€), was uns für die etwa 3-stündige Fahrt angemessen erschien. Man muss bei solchen Fahrten ja auch immer berücksichtigen, dass der Fahrer die gesamte Strecke wieder leer zurück fahren muss.

Am folgenden Morgen war allerdings von der Chefin weit und breit nichts zu sehen, ein Fahrzeug war zum vereinbarten Zeitpunkt auch nicht in Sicht, und die junge Dame hinter der Rezeption hatte keine Ahnung und konnte auch kaum Englisch. Nach etlichen weiteren Telefonaten signalisierte sie dann aber, dass gleich jemand kommen würde – was dann ankam, war aber nur ein Saengthaw, das uns zum Busbahnhof fahren wollte.

Nur – zum einen wussten wir, dass – wenn überhaupt – erst abends ein Bus fährt, und zum anderen wollten wir ja gerade NICHT mit dem Bus fahren. Fragt nicht, wie lange es dauerte, bis die Lage endlich endlich geklärt war und tatsächlich ein Auto ankam.

Das brachte uns dann ziemlich flott nach Mawlamyine und dort ins Cinderella Hotel. Das Cinderella ist der ewige „Geheimtipp“ in Mawlamyine, überall hoch gelobt und früher fast immer ausgebucht. Wir waren deshalb ziemlich erstaunt, dass es dort noch freie Zimmer gab. Aber mittlerweile gibt es eben auch in Mawlamyine etliche recht akzeptable Hotels und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.

Deshalb bekamen wir (für einen winzigen Aufpreis von 5$) sogar ein Upgrade in ein Eckzimmer mit Balkon und tollem Blick auf die Pagoden oberhalb der Stadt. Die Zimmer sind nett und recht groß – aber ziemlich vollgestellt mit diversem Mobiliar.

Mawlamyine ist eine Stadt, die zum Bummeln einlädt. Kein Schaufenster-Bummel, sondern einfach durch die Stadt streifen, die fast an jeder Ecke Überraschungen bietet und wirklich schön ist. Gegenüber vom Cinderella befindet sich die Post, ein eigentlich schönes, aber ziemlich herunter gekommenes Kolonialgebäude.

Dort wollte ich eine Geburtstagskarte einwerfen – aber weit und breit war keine Menschenseele zu sehen …

Immerhin gab es einen Briefkasten! Dem wurde die Karte anvertraut – und sie kam auch tatsächlich nach ca. 2 Wochen in Deutschland an!!! Auf der anderen Straßenseite ist ein hübscher kleiner Park – einer von vielen in Mawlamyine.


Vorbei an einer Kirche und einer direkt daneben stehenden Moschee geht’s runter zum Fluss. Die Uferpromenade ist gesäumt von schönen alten Kolonialgebäuden in unterschiedlichen Stadien des Verfalls.



Wir sind auf der Suche nach einem Motorradvermieter – aber unter der angegebenen Adresse ist nichts(mehr) zu finden. Nur ein vergammeltes Schild beweist, dass wir hier (theoretisch) richtig sind. Im Hotel hielt man sich bedeckt – denn offiziell dürfen Ausländer hier kein Motorrad mieten – einige Backpacker-Unterkünfte sehen das allerdings nicht so eng.

Mangels fahrbarem Untersatz geht’s also zu Fuß weiter, am Flussufer entlang. Vorbei an Geschäften mit allem, was die Fischer hier so brauchen.


Es folgen Läden, die das verkaufen, was die Fischer so an Land bringen.


Und dann kommt der Markt. Bunt und laut wie überall in Südostasien quillt er längst aus der großen Markthalle hinaus in die umliegenden Straßen. Man sieht hier auch unkonventionelle Kopfbedeckungen und phantasievolle Transportmittel für Wasser.

Vor der Markthalle warten Saengthaws auf Ware und Kundschaft.


Es ist später Nachmittag und wir wollen ein Spektakel erleben, dass sich hier an einer bestimmten Ecke tagtäglich wiederholt: Unmittelbar vor dem Strand Hotel versammeln sich kurz vor Sonnenuntergang tausende von Möwen, kurven durch die Luft, landen im Wasser und vollführen ein riesiges Spektakel. Dutzende Schaulustige verfolgen die Air-Show – und gefüttert wird natürlich auch.




So langsam wird’s Zeit für ein kühles Bier – wir schlendern zurück Richtung Nachtmarkt, dem Harbour Night Bazar, der allabendlich hier am Fluss in der Nähe des Myoma Jettys abgehalten wird. Unterwegs spricht mich ein junger Mann an – klein, rundlich, freundlich – in überraschend gutem Englisch. Jimmy (so nennt er sich) bietet sich als Guide und Taxifahrer an – und obwohl ich hier normalerweise eher skeptisch bin, macht er doch einen so guten Eindruck, dass ich mir seine Telefonnummer notiere. Erst Tage später sehe ich auf der Website des Online Reiseführer Myanmarburmabirma, dass Jimmy dort empfohlen wird – da hatten wir bereits zwei tolle Tage mit ihm verbracht!

Mit dem Versprechen, ihn anzurufen, falls wir eine Tour machen wollen, geht’s jetzt zügig zum Nachtmarkt. Dort locken unzählige Grillstände mit allerlei Delikatessen.

Wir wollen im Moment aber vor allem ein möglichst kaltes Bier – nicht ganz einfach hier, denn die Stände sind überwiegen in moslemischer Hand und das Bier ist häufig nur lauwarm oder gar nicht im Angebot. Schließlich schaffen wir es doch noch – ein kühles Bier im Krug und ein toller Sonnenuntergang über dem Thanlwin River.


Vor uns sitzt ein Pärchen bei einem romantischen Date. Vermutlich schauen sie sich gerade in ihren Handys Sonnenuntergangsvideos an …

Wir sitzen einfach nur da, genießen die laue Luft, die Farben, die Stimmung, das kühle Getränk und sind uns einig – schön ist es hier!

3 Kommentare zu “Farbenfroh: Mawlamyine

    • Mittlerweile hat sich die Lage in Sachen Hotels sehr entspannt! Wo es vor zwei Jahren noch Engpässe gab, herrschte dieses Jahr gähnende Leere. Touristen aus dem Westen konnte man an einer Hand abzählen …

  1. Wie ich merke, haben wir trotz mehrtägigen Aufenthalts so einiges verpaßt in Mawlamyine. Sehr schön deine Eindrücke vom bunten Alltagsleben und vom Nachtmarkt. Besonders bedaure ich, daß wir nichts von dem Möven-Schauspiel wußten. Ein Grund mehr, dieses wundervolle Land noch einmal zu besuchen…

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