Buddha, Buddha, Buddha

So groß wie Hochhäuser, so lang wie Kreuzfahrtschiffe, so winzig wie ein kleiner Finger.

Sie stehen, sitzen oder liegen im Freien oder auch umgeben von blinkenden Neonlichtern oder kleinen Kerzen in diversen Tempeln, Klöstern  und Pagoden. Sie sind aus Beton oder aus Bronze, aus Gips oder Marmor, bunt, golden oder schlicht weiß: Die Buddhastatuen in Myanmar.

Heute gab es Buddhas satt – in jeder nur denkbaren Variante und kein bisschen langweilig!

Jimmy war unerbittlich – wenn wir die Mönchsspeisung im Waldkloster Pa-Auk miterleben wollten, müssten wir spätestens um 9 Uhr aufbrechen! Unsere zaghaften Einwände, dass die Fahrt ja gerade mal 15 Minuten dauert, wischte er beiseite. Gegessen wird dort um 10 Uhr und vorher sollten wir uns die Kloster-Anlage noch ein bisschen anschauen.

Und überhaupt – er hatte für den heutigen Tag einen ziemlich umfänglichen Plan erstellt, nachdem wir gestern bei der Fahrt nach Bilu Island angedeutet hatten, dass wir außer dem Waldkloster noch so das eine oder andere sehen wollten. Schließlich mussten wir ihn etwas bremsen, sonst wäre es wirklich zu viel geworden. Trotzdem wurde es letztlich ein recht langer Tag …

Er begann wieder mit üppigem Frühstück im Garten. Um 9 Uhr stiegen wir in Jimmys Auto und kamen in den eher zweifelhaften Genuss einer besonders kundenorientierten Betreuung! Aus dem Radio tönten deutsche Schunkellieder! Nur mit Mühe konnten wir Jimmy überzeugen, dass „Trink, trink, Brüderlein trink …“ und „Warum ist es am Rhein so schön …“ nicht zu unserer Lieblingsmusik zählt. Er hatte dann aber auch noch alte deutsche Schlager im Programm – alles geliefert von seinem Bruder, der derzeit in Köln arbeitet.

Das Waldkloster und Meditationszentrum Pa-Auk erreichten wir schon nach knapp 20 Minuten Fahrt. An einer Art Torbogen ging’s von der Straße ab, zunächst durch einen langgezogenen Gummibaumwald.

Dann passieren wir zuerst das Frauendorf, bevor wir zu den Wohnhütten der Mönche kommen. Das Ganze ist fast eine kleine Stadt. Rund 1000 Mönche und Nonnen leben hier, darunter eine große Anzahl aus dem Ausland.

Viele kommen nur für mehrere Wochen oder Monate. Eine handgeschriebene Tafel an der Wand gibt Aufschluss über Anzahl und Zusammensetzung der Bewohner/innen am heutigen Tag.

Wir parken am Office, dort muss man sich anmelden. Das erledigt Jimmy für uns, wir streifen unterdessen durchs „Dorf“. Verstreut im Wald liegen einzelne Hütten, Doppelhäuser sowie ein paar größere Gebäude, Wohnheime. Jeweils zwei Mönche teilen sich ein Zimmer bzw. eine Hütte, bei den Frauen sind es bis zu 4 Nonnen pro Zimmer.

Die Holzhütten liegen locker verstreut am Hang im Wald, dazwischen ein paar Steinhäuser mit Toiletten und Duschen. Es ist ruhig, schattig, und wir streifen mehr oder weniger ziellos umher, bis uns Jimmy ruft – wir sollen jetzt Richtung Küche gehen.  Jetzt erst fällt uns ein, dass wir ja den berühmten Meditationsraum noch gar nicht gesehen haben – aber nun ist es zu spät, von allen Seiten streben jetzt auch die Mönche Richtung Küche und Speisesaal.

Markerschütternde Gongschläge schallen übers Gelände – ein Zeichen für die Mönche, dass es in 15 Minuten was zu essen gibt!

Wir wandern Richtung Küche, wo Hochbetrieb herrscht. Unzählige Frauen (und einige wenige Männer), darunter auch einige Nonnen Nonnen, haben riesige Töpfe und Schüsseln mit sehr lecker aussehenden Speisen zubereitet. Bereitwillig lassen sie mich in die Töpfe gucken, sogar probieren darf ich – es schmeckt ausgesprochen gut! Es gibt viel Gekicher bei den Frauen, die sich freuen, dass eine westliche Touristin sich mehr für sie als für die Mönche interessiert. Und ich ernte Lob für meinen knöchellangen Rock, während eine (die einzige) weitere westliche Touristin in kurzen Hosen sehr abweisend behandelt wird.

Ich erfahre, dass man sich bis zu einem Jahr vorher um die Ehre bewerben muss, hier kochen und Essen ausgeben zu dürfen. Auch wer Lebensmittel spenden möchte, muss sich auf eine Warteliste setzen lassen – der Andrang ist riesig, denn mittels Spenden oder Arbeit für das Kloster erwirbt man sich gewaltige Verdienste.

Dann wird es unruhig – die Mönche kommen in langen Reihen zum Essen fassen. Links und rechts am Tische ziehen sie vorbei, jeder hat eine Schale in der Hand, in die das Essen gelöffelt wird. Viele haben in der großen Schale noch kleinere Schälchen – auch Mönche wollen nicht, dass alles zu einem Einheitsbrei zusammengewürfelt wird. Und sie sind auch durchaus wählerisch – immer wieder lehnt ein Mönch irgendein Gericht ab, möchte von einem anderen noch einen Nachschlag. Es ist spannend, zu sehen, mit welcher Freude die Frauen ihren Job machen, auch die Mönche wirken entspannt. Wir rücken ihnen auch nicht allzu sehr auf die Pelle und hatten vorab ausdrücklich gefragt, ob wir fotografieren dürfen.

Man darf – nur der Abt ist tabu. Und dann kommen sie – in roten oder auch andersfarbigen Roben, je nachdem, woher sie stammen. Besonders elegant gekleidet sind die japanischen Mönche.

Diese entspannte und freundliche Atmosphäre ist so ganz anders als der Massenauftrieb in Amarapura, wo hunderte von Touristen in Bussen hin gekarrt werden und den Mönchen völlig distanzlos auf die Pelle rücken. Hier wird Respekt eingefordert – als Frau darf ich den Mönchen auf keinen Fall so nahe kommen, dass eine Berührung erfolgt.

Noch ein Blick in den Speisesaal, wo einige auf dem Boden sitzend essen. Andere nehmen ihre Mahlzeit mit in ihre Hütte oder ins Wohnheim.

Jimmy drängelte jetzt zum Aufbrauch, sein Programm ging weiter. Deshalb überließen wir die Mönche ihrem Mahl und kehrten zum Auto zurück.

Mit Roy Black („Ganz in Weiß …“) im Ohr ging es wenige Minuten später vorbei an einer schier endlosen Reihe roter Roben.

Kurz vor Mudon säumen 500 rot-gewandete Mönchsstatuen, jede mit einer Bettelschale in den Händen, die Straße, die zum weltweit größten liegenden Buddha führt. Zwar hatten wir den schon vor zwei Jahren besucht, wollten aber mal schauen, ob die Bauarbeiten mittlerweile vollendet sind.

Waren sie nicht, das sah man auf den ersten Blick – obwohl es sich auch um Renovierungsarbeiten handeln konnte. Gerüste an Hand und Ohr der Statue zeugten jedenfalls von Bauarbeiten. 180 m lang und 30 m hoch ist die Gestalt, insgesamt 8 Stockwerke gibt es im Inneren, seit über 15 Jahren wird daran gebaut.


Ansonsten sah die Umgebung leicht desolat aus – wo vor zwei Jahren noch Kinder in ein Wasserbecken rutschten, war jetzt nur noch Rost und Schlamm. Das hält die Burmesen allerdings nicht davon ab, direkt gegenüber des riesigen Buddhas einen Zwilling zu bauen …

Allerdings wuchert da jetzt schon Grünzeug im Beton. Jimmy schnaubte nur „Das kommt davon, wenn Mönche bauen und keine Bauingenieure!“ und versprach, uns später noch einen riesigen sitzenden Buddha zu zeigen, der fachgerecht gebaut wurde. Schau’n wir mal …

Wenigstens einen kurzen Blick ins Innere wollten wir werfen – vielleicht hatte es dort ja Fortschritte gegeben. 2017 war nur ein Teil der Stockwerke wirklich zugänglich und ausgestaltet gewesen. Nun, daran hatte sich nicht viel geändert. Zwar sind die Szenen, die in unzähligen Räumen durch lebensgroße Skulpturen dargestellt sind, absolut faszinierend und auch meist sehr gut ausgeführt.

Aber man wandert auch durch absoluten Rohbau, über Schutt und Geröll – selbstverständlich barfuß! Mittendrin gibt es eine Spendenstation – dort kann man entweder einen Sack Zement kaufen oder Kacheln, um den vorhandenen Buddha auszubessern bzw. den Bau des neuen zu unterstützen. 4 Kacheln waren unser Beitrag.

Am Ohr von Buddha traten wir wieder ins ins Freie und machten uns an den Abstieg. Dazu musste man über Bambusgerüste und unten durch krabbeln.

Entschädigt wird man durch einen detailreichen Blick auf Buddhas Kopf.

Auf dem Weg zurück zur Straße kamen wir noch an einer großen sitzenden Skulptur vorbei – kein Buddha, sondern ein Mönche, der sinnend in die Landschaft schaut …

Es ging weite, Richtung Thanbyuzayat – und wie angekündigt wollte Jimmy uns jetzt einen richtig fachmännisch gebauten Buddha vorführen. „Mit Aufzug im Inneren„, betonte er. Der gewaltige sitzende Buddha im kleinen  Dorf Let Tet gehört zur Khat Ya Khat Yu Pagoda.

Von außen sah die Statue schon mal recht eindrucksvoll- rund 55 m hoch und tatsächlich mit einem Aufzug – allerdings funktionierte der (noch) nicht , denn ganz fertig ist sie noch nicht. Allerdings wurde mit dem Bau auch erst vor ca. 4 Jahren begonnen.

Zum Schutz der nackten Füße vor den fast glühenden Fliesen waren Läufer ausgelegt.

Im Inneren erwartete uns eine Mischung aus blinkenden und glitzernden Installationen, die eher an Las Vegas als an Meidation erinnern,  sowie mit lebensgroßen Figuren dargestellte Szenen aus dem Leben Buddhas.

Es ging weiter – in ein Kloster, das – laut Jimmy – das frühere Heim eines Mon-Königs war. Heute ist dort unter anderem eine Bibliothek angesiedelt, benannt nach Palita, einem buddhistischen Gelehrten und Historiker.

Im Hof fand Unterricht statt, Lehrerin und Schüler freuten sich über den unerwarteten ausländischen Besuch.

Jimmy führte uns durch das Haus –  eine unglaubliche Mischung aus Kund´st und Kitsch, wobei der Kitsch hier eindeutig die Oberhand behielt.

Überall fanden intensive Vorbereitungen statt, der Mon Nationalfeiertag am 20. Februar stand bevor und alles wurde mit rot-weißen Tüchenr dekoriert. Auch die Schuluniformen der Mons bestehen aus weißem Hemd oder Bluse und rotem Longyi – ansonsten sind die Longyis meist grün.

Jimmy und der Fahrer wurden jetzt zunehmend unruhiger – die Zeit für’s Mittagessen war längst vorbei und die beiden wurden immer hungriger! Etwas zu essen gab es schließlich an einem kleinen See, dem Kandawgyi Lake, der offenbar auch ein beliebter Badeplatz ist. Allerdings ausschließlich für Männer – den Damen ist der Sprung ins Wasser strikt verboten!

Zwar stand auch hier wieder eine größere Pagode, die großen Stupas waren jedoch komplett eingerüstet, also ersparten wir uns die Besichtigung und tranken lieber etwas. Frisch gestärkt ging’s dann langsam wieder Richtung Heimat – wir schwächelten bereits etwas und ließen sowohl den berühmten Bahnhof als auch die Kriegsgräber in Thanbyuzayat aus. Nur ein größerer Tempel stand noch auf dem Programm, die Bin Hlaing Pagoda, auch „Temple of the Two Horses“ genannt, weil am Einganstor zwei Pferdeskulpturen stehen.

Tierisch ging’s dann auch auf dem gesamten Areal zu – hinter einem großen Teich tat sich eine Art Wunderland auf! Wir kamen aus dem Staunen nicht ehr heraus! Riesige Spinnen und Skorpione brachten Kinder zum Kreischen, Elefanten badeten im Brunnen, mannshohe Früchte zierten den Garten, Vögel hingen in der Luft, psychedelische Pilze flackerten …

Es gab aber auch noch einen unglaublich schönen liegenden Buddha, komplett vergoldet.

Und trotz aller der Kuriosa auch echte Andacht.

Uns schwirrte langsam der Kopf, es war genug. Genug Buddhas, genug Kurioses, genug Spektakuläres – wir wollten zurück. Fast – denn eines stand doch noch auf der Agenda – das Kloster auf dem Felsen, Kyauk Ta Lon Taung. Ein riesiger Fels ragt rund 100m aus der flachen Umgebung in die Höhe, oben drauf ein Kloster, auf verschiedenen Felsvorsprüngen kleine Stupas.

Dieter und ich steigen aus dem Auto aus und umrunden den Felsen langsam zu Fuß. Immer wieder neue Perspektiven, es ist ruhig, hier, wir genießen die Stille – aber hinauf steigen werden wir nicht. Es ist zu heiß – und wir sind für solche Klettertouren schlichtweg zu alt, obwohl der Blick von oben toll sein soll! Aber auch untenrum ist es wunderschön.


Eine gefühlte Ewigkeit wandern wir langsam um den Felsen herum – es ist ein wunderbarer Abschluss eines Tages, der an Highlights nicht gerade arm war.

Jetzt geht’s zurück nach Mawlamyine – und als das Auto auf die Straße zum Cinderella Hotel einbiegt, gibt’s von Jimmy nochmal eine Überraschung: Zum Abschied erklingt die deutsche Nationalhymne aus dem Autoradio! Unser Fazit – ein Tag mit Jimmy (oder auch zwei) ist wirklich wie eine Wundertüte – voller Überraschungen und richtig gut! Wer mit ihm in Kontakt treten möchte, kann mir gerne eine Mail schicken – seine Nummer habe ich immer noch gespeichert.

Die heutige Strecke:

3 Kommentare zu “Buddha, Buddha, Buddha

  1. Ich hab auch mal ein paar Kacheln gespendet, ich glaube, es war 2012 oder so.
    Vielen Dank für den mal wieder wunderschönen, Erinnerungen weckenden Bericht.

  2. Ein Hoch auf Jimmy! Den Zwillingsbuddha habe ich übrigens noch genauso in diesem Stadium in Erinnerung, und das war Anfang 2017. Vielleicht bringen eure 4 Kacheln ja die Wende 🙂

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