Klein – aber mehr als fein!!

Barra ist wirklich winzig, nur knapp 10 km breit und 13 km lang  – eine Ringstraße führt rings um die Insel, und die ist gerade mal 23 km lang! Aber Barra trumpft nicht mit Größe, sondern mit jeder Menge anderer Superlative!

Sie ist die westlichste bewohnte Insel Großbritanniens und die südlichste der Äußeren Hebriden. Sie hat traumhafte Strände und den vermutlich kleinsten, sicher jedoch einzigen Flughafen Europas mit Linienflugverkehr, der von den Gezeiten abhängig ist. Gelandet und gestartet werden kann hier nämlich nur bei Ebbe.

Sowas gibt es sonst nur noch in Australien, auf Fraser Island – also haben wir hier eine absolute Rarität! Und zwar direkt vor der Nase – wir können nämlich von unserem Guesthouse aus direkt zur Bucht von Traigh Mhòr blicken, wo der Flughafen liegt.

Kann man – wenn man denn morgens die Augen aufbekommt! Die Betten sind derart gemütlich, dass es schwer fällt, raus zu kommen. Da trifft’s sich gut, das wir quasi einen eingebauten Wecker haben! Das Fenster geht nämlich nach Osten – und morgens kurz nach 4 Uhr geht die Sonne hier auf. Und scheint einem kräftig auf die Nase!

Zwar ist das zum Aufstehen noch eindeutig zu früh – aber mal kurz raus aus dem Bett, die Kamera geschnappt und ein Foto gemacht, das geht schon!

Bis wir dann wirklich richtig aus dem Bett kommen, steht die Sonne schon deutlich höher am Himmel und das Meer schimmert türkis. Und am linken Bildrand kann man den „Landestrand“ und die Flughafengebäude erkennen.

Da die erste Maschine des Tages allerdings erst um 11:30 landen wird, haben wir viel Zeit, um ein langes Frühstück zu genießen. Und mit Lorna sowie den Gästen aus dem Nachbarzimmer (es gibt nur 2 Gästezimmer) ausführlich über Gott und die Welt zu plaudern. Das ist das wirklich Tolle an den kleineren B&B’s – man kommt einfach zwanglos ins Gespräch am Frühstückstisch.

Das Ehepaar aus Glasgow aus dem Nebenzimmer werden wir in den nächsten Tagen auf allen folgenden Inseln immer wieder treffen – die Welt ist hier auf jeden Fall sehr klein und überschaubar.

Schließlich sind wir mehr als satt und zufrieden – lorna nötigt uns noch Rosinenbrötchen und Muffins für den kleinen Hunger zwischendurch auf, dann brechen wir auf. Gleich mal Richtung Flughafen, um die Lage zu sondieren.

Aber schon als wir auf die Straße vor dem Haus einbiegen, werden wir ausgebremst – das kleine weiße Haus mit seinem roten Dach vor dem steinübersäten Hang ist ein zu verlockendes Fotomotiv!
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Nur ein paar hundert Meter weiter kommt dann schon der erste Hinweis auf den Flughafen. Auch die Gebäude kann man im Hintergrund bereits erkennen.
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Aber noch können wir uns irgendwie nicht vorstellen, dass es hier drei Start- und Landebahnen geben soll. Irgendwie sieht es doch nur nach einem ziemlich normalen Strand aus!
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Als wir näher kommen, gibt es aber schon so ein paar Hinweise, dass hier was geschieht, Da weht ein Windsack fast waagrecht in der Luft – das mit der steifen Brise in der Wetter-App war also nicht übertrieben!
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Schneepflug-ähnliche Fahrzeuge fahren den Strand ab und beseitigen vermutlich Treibholz oder ähnliches.
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Bis zur Ankunft des Fliegers ist noch viel Zeit – wir schauen uns erst mal in der näheren Umgebung um. Da gibt’s zum einen Strand, viel Strand. Und Meer, davon im Moment allerdings eher wenig – muss aber so sein, sonst könnten die Flieger ja nicht landen!
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Auch auf Barra bettet man die Toten nett – mit Blick auf das, was das Leben der meisten hier tagtäglich geprägt hatte, das Meer.

Das Meer, das hier Farben aufweist, wie man sie eher in der Südsee vermutet. Es ist glasklar, schillert in allen Varianten von Türkis bis Aquamarin, hat heute allerdings auch etliche weiße Tupfen. Der Wind, der ist echt heftig hier!
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Man könnte sich hier einfach irgendwo hinsetzen, nichts tun, nur die Szenerie genießen. Es ist unglaublich schön – und absolut ruhig.

Fast keine Menschen, nur das Brausen des Windes, das Rauschen des Meeres und erstaunlicherweise einvielstimmiges Gezwitscher in der Luft! Kein Möwengekreische – hier gibt es massenhaft Singvögel.

Aber – wir wollen ja die Landung des heutigen Linienfluges der Logan Airlines beobachten. Also zurück zum Flughafen. Laut Wikipedia gibt es „drei Start- und Landebahnen, die nur für STOL-Flugzeuge wie Britten-Norman BN-2 Islander oder DHC-6 Twin Otter ausgelegt sind“.

Überwiegend landen hier Twin Otters – darauf weist auch schon ganz dezent die nette Skulptur am Fähranleger hin.

Die Infrastruktur ist bescheiden, zeigt aber, dass man irgendwie doch mit den Großen mithalten möchte. Es gibt eine Gepäckausgabe mit Förderband …
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Zwei Bildergalerien zeigen Highlights aus der mehr als 80-jährigen Geschichte des Flughafens. Der Traigh Mhor  Flughafen, einer der Highlands and Islands Airports (HIA) besteht seit 1936 und wurde schon mehrfach zum spektakulärsten Flughafen der Welt erklärt, selbst die BBC berichtet immer mal wieder.

Flüge muss man sehr frühzeitig buchen – sie sind Monate im voraus ausgebucht, es passen ja auch nur eine Handvoll Passagiere in eine Maschine.

Im Terminal gibt es ein nettes Café mit einem eindrucksollem Moasaik aus Muscheln an der Wand und richtig gutem Essen, alles vor Ort frisch gekocht! Außerdem werden hausgemachte Marmeladen und Chutneys verkauft, auf den Gläsern steht handgeschrieben z.B. „Brombeeren aus Marys Garten“ oder „Erster Versuch von Alice mit dem Rezept ihrer Mutter“. Klar, dass ein paar Gläser mit müssen …

Der Check-in Schalter ist familiär, manche Kunden werden mit Vornamen begrüßt. Lorna, unser Gastgeberin, fliegt z.B. regelmäßig zu ihrem Bruder nach Glasgow – die Inselbewohner bekommen Flugtickets zu stark ermäßigten Preisen, und es werden immer bis kurz vor Abflug ein paar Plätze für die Locals freigehalten, die evtl. kurzfristig zu einem Arzt- oder anderem wichtigen Termin nach Glasgow müssen.
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Als sich langsam etas Unruhe breit macht, gehen wir raus – die Landung steht bevor! Und da schwebt sie auch schon ein – ein Winzling von Propellermaschine
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Die Tür öffnet sich und die Passagiere steigen aus. Auch Post und anderes wird ausgeladen.

Nur kurz steht die Maschine auf dem „Rollfeld“ – dann kommen schon die Passagiere für den Rückflug anmarschiert.
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Zuerst rollt das Maschinchen ein Stück über den Strand, dreht um und rollt zurück, dreht nochmal um. Dann legt sie los und nach einem unvorstellbar kurzen Anlauf schwingt sie sich in die Luft!
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Ein toller Anblick – und sicher auch ein tolles Erlebnis. Jetzt denken wir drüber nach, wie es wäre, mal von Glasgow aus hierher zu fliegen, ein Auto zu mieten und damit bis Stornoway zu reisen – und dann vom dortigen Flughafen wieder nach Glasgow zurück! Billig sind die Flüge nicht gerade – aber ein Erlebnis wäre es sicher – falls das Weter mitspielt, so wie heute.

Wir wenden uns jetzt aber erst mal wieder der Erde zu, die ist hier nämlich besonders schön. Rings um die Insel liegt ein Traumstrand nach dem anderen.
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Es geht zum alten Pier, wo früher die Fähren aus Eriskay ankamen. Jetzt verfällt der Pier malerisch, und am Ende des kleinen Feldwegs wartet schon der nächste schneeweiße Strand.
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Wenn’s mal gerade keine Sandstrände gibt, steht man garantiert vor einem der malerischen kleinen Lochs, einer felsengesäumten Bucht oder kann den Schafen beim Futtern zuschauen.
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Zwischendurch gibt’s auch ein paar andere Sehenswürdigkeiten: Schafe sowieso, sie laufen hier überall herum und eine vorsichtige Fahrweise ist dringend angeraten.
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Eine alte Kirche, die, wie praktisch alle Kirchen der Church of Scotland – kurz „the kirk“ – keinen Turm hat, sondern nur eine kleine Einhausung für eine einzelne Glocke. Die stark calvinistisch geprägte Kirche lehnt jeden Prunk und Protz ab, ihre Kirchen sind in der Regel sehr schlicht

Am Fähranleger für die Fähre nach Eriskay, die wir morgen nehmen werden, steht dann noch eine nette Skulptur mit zwei Ottern, die einen Fisch jagen.

Wir lassen uns einfach treiben – von Bucht zu Bucht, zu Telefonzellen, die einsam in der Landschaft stehen, zu langsam vor sich hin rostenden/rottenden Fischerbooten …
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Jede Kurve bietet neue Highlights, meine Kamera läuft heiß!
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Immer wieder staunen wir über das Wasser – durch den darunter liegenden schneeweißen Sand leuchtet es förmlich.
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Wir kommen nach Castlebay. Vom Aussichtspunkt unterhalb des Kriegsdenkmals hat man einen prima Überblick – auf Kisimul Castle zur Rechten und den Ort zur Linken.
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Kurz hinter Castlebay biegt die Straße links ab nach Vatersay, einem kleinen Inselchen, dass erst seit ein paar Jahren über einen Damm mit Barra verbunden ist. Auch hier wieder ein Strand der Spitzenklasse!
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Weil der Mensch aber nicht von schönen Aussichten Bildern alleine lebt, egal, wie schön die sind, kehren wir auf Kaffee und extem kalorienreichen, aber auch extrem leckeren Kuchen ein in der Community Hall.

Hier wird im Sommer ein kleiner Teashop betrieben und die Damen des Ortes verkaufen selbst gebackene Kuchen.

Den Schoko-Orangenkuchen, ein Schokobisquit mit Orangencreme-Füllung kann ich allerwärmstens empfehlen! Aber auch alles andere sah verführerisch aus.

Der Weg zurück verlief dann linksrum – viele Worte muss man wohl nicht mehr verlieren, die Westseite ist genauso schön wie die im Osten.
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Der Kuchen war zwar lecker, aber auch locker und hielt nicht ewig vor. Nur – es ist echt nicht einfach, hier abends was zu essen zu finden! Das gut bewertete Café Kisimul war absolut ausgebucht, das Castlebayhotel war uns zu steif, das Barra Isle verwarfen wir, nachdem unsere Zimmernachbarn nichts Gutes über das dortige Essen berichten konnten.

Wir wollten ohnehin noch Getränke einkaufen und entdeckten im Co-op frische Sandwiches mit Krabben und anderen Leckereien. Die wurden gekauft, dann setzten wir uns vor der Bar des Castlebay Hotels (liegt neben dem Hotel und es gibt dort nichts zu essen!) in die Sonne, mit Blick aufs Schloss und später die einlaufende Fähre. Und futterten in der Abendsonne fröhlich unsere wirklich guten Sandwiches zu einem frisch gezapften Pint of Lager!

Vom Zimmerfenster aus gab’s später bis fast gegen Mitternacht noch spektakuläre Sonnenuntergangsstimmung.
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Die Runde um Barra:

3 Kommentare zu “Klein – aber mehr als fein!!

  1. Ein zauberhaftes Inselchen! Nie hätte ich gedacht, daß das Meer so weit im Norden solch wundervolle Farbtöne annehmen könnte! Und die weißen Sandstrände, die Schäfchen, der Wind, die Stille – ach, ich beneide euch…

    Wunderschöne Bilder – eine Insel zum Verlieben.

    Und der Flughafen ist wirklich mehr als originell – ich hätte mir nicht träumen lassen, daß es so etwas gibt, sogar mit richtigem Terminal 😉

  2. woaah – ich bin mal wieder hin und weg von den Farben. Und die haben da Schoko-Orangen-Kuchen?!!? Mnommnomm!

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