Das Frühstück fiel heute etwa sparsam aus – Andy hatte sich gestern erkundigt “Do you require a full cooked breakfast?” Schon aus der Fragestellung konnte man erahnen, dass er auf ein “Nein” hoffte.
Als wir beteuerten, wir seien auch mit lediglich einem Ei und etwas Tomate zufrieden, schien er sehr erleichtert.
Allerdings hatten wir, wie sonst üblich, mit Joghurt, Obst und diversen anderen Leckereien gerechnet.
Es stand aber nur ein Krug Milch auf dem Tisch nebst ein paar Päckchen Cornflakes. Üppig war’s also nicht, jeder bekam noch 2 pochierte Eier und eine Tomate, dazu Toast – aber das reichte allemal zum satt werden.
Essen war heute Morgen sowieso nicht unsere oberste Priorität – die Sonne schien, uns zog’s ins Freie! Rechts rum oder links, das war die Frage, als es an die Routenplanung ging. Weil wir noch ein paar Infos haben wollten, die man nur in Lochmaddy bekommt, hieß es links rum, also im Uhrzeigersinn.
In Lochmaddy ist der Hafen für die Fähren von Skye, es gibt außerdem ein Hotel, eine Tourist Information und ein kleines Kunstcenter mit Museum und einem netten Café. Hier findet man auch Wanderführer, Karten und diverse Souvenirs.
Auch wir wurden fündig – mit einer sehr schönen Karte mit großem Maßstab für die Hebriden Inseln und einem kleinen Heft mit Wanderungen im Gepäck zogen wir weiter. Zunächst aber nur runter zum Fähranleger, direkt daneben gibt es noch einen kleinen Ponton-Pier für Segler und andere kleine Boote. Im Hintergrund ragen die Zwillingskuppeln von Li a Tuath und Li a Deas auf – beide mit nur 251 bzw. 280 m eher Hügel als Berge.
Im Dorf gibt’s noch einen kleinen Fischerhafen – dort konnten wir sehen, wie sich die Dinge sogar in einer so entlegenen Weltgegend ändern!
Neben den schönen althergebrachten Hummerkörben aus Metall und Seil stapelten sich hässliche neue Plastikkörbe.
Was sich allerdings nicht geändert hat, ist das vor sich hin rottende Boot – das lag genau so schon vor 4 Jahren da!
Ganz gemächlich gondelten wir nach Süden, hielten kurz an einem alten Keltengrab – das stand aber hoch oben auf einem Hügel (wenig miniskustauglich …) und sah auch nur nach einem größeren Steinhaufen aus. Also weiter.
Eine kleine Stichstraße zweigte nach rechts ab.
Saighdinis stand auf dem Wegweiser und darunter “Road End Sculptures”. Keine Ahnung, was das bedeuten sollte – aber man kann ja mal schauen. Inzwischen wissen wir allerdings, dass es einen Sculpture Trail auf Uist und Benbecula gibt, der zu Orten führt, wo lokale Künstler diverse Skulpturen in die Landschaft gesetzt haben.
Mindestens genauso sehenswert wie die Kunst war hier aber die Natur – tiefblaues Wasser zwischen saftig-grünen Wiesen, weißgesprenkelt mit wolligen Schafen, darüber ein blassblauer Himmel.
Unzählige verlassene, verfallende Häuser gibt es auf den Inseln, alle aus Bruchsteinen, die allmählich der Natur wieder zurück gegeben werden. Schafen dienen sie gelegentlich als willkommene Schattenspender – denn bei mehr als 20°C ist so ein dickes Vlies schon recht warm!
Die meisten Schafe sind noch nicht geschoren, obwohl schon fast Juli ist – es war einfach noch zu kalt dafür. Immer häufiger sehen wir in Großbritannien aber auch Schafe mit “selbstabwerfendem” Wollkleid – bis das aber irgendwann wirklich ganz runter ist, sieht es wochenlang ziemlich mottenzerfressen aus.
Am Ende der Straße gab’s nichts, was nach Skulptur aussah – oder vielleicht war das Boot gemeint???
Oder die malerische Hausruine gegenüber???
Genauso langsam, wie wir hierher gefahren waren – und wieder mit vielen Stopps – nahmen wir den Weg zurück zur Ringstraße. Jetzt ging’s die Westküste hoch.
Butterblumen-Wiesen, soweit das Auge reichte! Und weiße Strände – der erste bei Paibeil.
Klar, es lag Seetang herum – aber der Sand ist weiß und fein und das Wasser türkis. Ein Stückchen weiter, bei Hogha Gearraidh, ist ein Naturreservat und ein kleiner Campingplatz.
Dort gibt es 1. einen Imbisswagen mit unglaublich netter Bedienung, echt gutem Kaffee, noch besserem Kuchen – ideal für eine kleine Pause in der Sonne. Und 2. einen weiteren tollen Strand, zu dem man vom Wohnwagen aus nur den Damm rauf- bzw. überklettern muss.
Und 3. lag da was herum, was entweder Kunst sein könnte oder schlicht ein paar Knochen. Falls letzteres, muss das Tier ziemlich groß gewesen sein. Aber früher wurden hier ja Wale gefangen …
Vielleicht kennt sich ja jemand mit sowas aus und leistet Aufklärung! Der nächste Strand lässt nicht lang auf sich warten – es ist Ebbe und was wir hier finden, ist mehr nasser Sand als richtiger Strand. Trotzdem schön …
Vor einer weiteren Butterblumenwiese weht die schottische Flagge – das Blau der Fahne konkurriert mit dem von Himmel und Meer.
Die Rundstrecke ist jetzt vollendet, wir sind wieder oben am “Hals”, der nach Norden auf Berneray zuführt. Die Strecke führt vorbei an kleinen Lochs – das sind hier nicht nur Süßwasserseen, sondern auch kleine und größere Gezeitenseen und Meeresarme.
Zum Beweis, dass wir WIRKLICH da waren, noch ein schnelles Foto mit unserem braven Auto, das uns trotz Lenkrad auf der falschen Seite zuverlässig hierher gebracht hat.
Kleine Bäche fließen ins Meer, sind eigentlich braun, weil sie durch torfigen Grund fließen, glänzen jetzt aber im Licht des späten Nachmittags dunkelblau.
Das Meer zieht sich immer weiter zurück, legt Seeegrasteppiche frei.
Einen weiteren Stopp müssen wir noch machen – der Strand von Clachan Sands ist einfach umwerfend, da müssen wir noch hin. Der Abzweig von der B893 ist gut zu finden – zum einen steht da ein Wegweiser zum Friedhof Clachan Sands Cemetery, zum anderen ein ziemlich modernes, fast schon futuristischen Holzhaus.
Zwar kann man bis fast zum Strand fahren, das letzte Stück ist die Straße jedoch unbefestigt, wir halten deshalb gegenüber vom alten Friedhof an.
Es sind nur ein paar Schritte, hinauf auf den Hügel – dann liegt Clachan Sands vor uns!
Eine perfekte Halbmondbucht, das Wasser klar und von einem durchsichtigen Blau, der Sand schneeweiß, mit Puderzucker Qualität. Egal, nach welcher Seite man blickt – links Steilufer mit Dünen, rechts sanft auslaufender Strand – es ist umwerfend!
Wir laufen herum, setzen uns auf die Bank, atmen tief durch, hören den Seeschwalben zu … und merken dann, dass es Zeit wird, weiter zu fahren. Wir haben schließlich einen Tisch im Bistro reserviert – und Hunger allmählich ebenso!
Also geht’s auf die letzten Kilometer – wieder über einen Damm – nach Berneray.
Und dort ins Bistro. Das ist so klein und duckt sich ein bisschen in eine Senke, dass man es leicht übersieht.
Wieder ist das Essen fantastisch, und der Nachtisch jede Kaloriensünde wert! Es gibt Muscheln und Lamm, Makrelenmousse und Seehecht und hinterher eine federleichte Meringuenroulade mit Himbeeren und Sahne …
Tja, diese Kalorien müssen wenigstens ein bisschen reduziert werden – ein kleiner Gang durch’s Dorf zum Abschluss.
Unser B&B strahlt in der Sonne, der Blick aus dem Fenster ist wunderschön, egal, zu welcher Seite – wieder ein toller Hebriden-Tag!!!
Unsere heutige Ausflugsstrecke:
Wie schnell doch das Wetter sich dort oben ändert – jedenfalls hat Petrus euch wieder mal einen wunderschönen Tag beschert. Danke, daß du uns diese entlegene Weltecke mit -ebenfalls wunderschönen- Fotos näherbringst!
Ich staune immer wieder, daß es auf diesen winzigen Inselchen solch delikates Essen gibt! Euer Dinner klingt wie von einem Dreisterne-Restaurant, dabei hätte ich auf einer so kleinen Insel eigentlich nur eine Fish & Chips-Bude erwartet…