Goldene Straße …

Heute morgen – düsterer Himmel und Nieselregen …

War ja eigentlich schon fast klar – denn heute zogen wir weiter, zur nächsten Insel, und unausweichlich war bisher ein Reisetag IMMER auch ein Regentag!

Bis zur Fähre sind es vom Seal View nur ca. 10 Minuten, der Check-in war erst kurz nach 10 Uhr, das (sparsame!) Frühstück bei Andy konnten wir also ausgiebig genießen!


Noch ein Blick auf Andys eher unkonventionelle Art, Wäsche aufzuhängen … dann waren wir startbereit.

Am Fähranleger war schon einiges los – nicht nur Touristen wollten mit der frühen Fähre nach Leverburgh auf Harris, auch eine Menge Einheimische standen in der Schlange.

Sogar zwei Traktoren nebst Anhängern fuhren mit auf die Fähre.
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Die Überfahrt ist zwar recht kurz, könnte aber deutlich kürzer sein, wenn man quasi direkt fahren könnte.

Weil aber unzählige Inselchen auf der Route liegen, ganz zu schweigen von Klippen, Felsen, Untiefen und was die Seefahrt sonst noch tückisch macht, fährt die Fähre rund eine Stunde lang einen absoluten Zickzack-Kurs um unzählige winzige Inselchen und zwischen ihnen hindurch.
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Gute 60 Minuten nach der Abfahrt landen wir auf Harris/Lewis – wieder so eine Zwitter-Insel! Der untere, südliche Teil heißt Harris – und ist berühmt für den gleichnamigen Tweed – der obere Lewis. Dieses Mal ist es aber wirklich nur eine einzige Insel, allerdings mit enormen landschaftlichen Unterschieden!

Während der Süden von Harris im Westen Traumstrände an der Atlantikküste hat, besteht die Ostküste aus einer fast schon surrealen Felsenlandschaft. Und der Norden, also North Harris und Lewis, prunkt mit Bergen, Fjorden. Leuchttürmen und grünen Küsten.

Wer in Leverburgh ankommt, muss sich entscheiden – links rum, auf recht flotter Straße und vorbei an tollen Sandstränden, oder rechts rum – auf einer Art einspuriger Achterbahn durch eine Landschaft, die sciencefiction-würdig ist!

Strände hatten wir reichlich in den letzten Tagen – wir entscheiden uns für Felsen! Und darüber hinaus sah der Himmel im Osten eindeutig vielversprechender aus! Hier war schon reichlich Blau am Himmel!

Die Strecke, die wir nehmen wollen, ist die “Golden Road”, eine schmale einspurige Straße, 1897 gebaut, um die winzigen Örtchen und einsamen Gehöfte an der Ostküste miteinander zu verbinden. “Golden” wurde die Straße später genannt, weil sie eine der teuersten Straßen Schottlands ist – kein Wunder bei dem wirklich unwegsamen Terrain, das auch als das “felsigste” in ganz Schottland beschrieben wird!

Zunächst beginnt es allerdings noch recht sanft – bis Rodel fährt man durch grüne Hügel.
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Die kleine Kirche von Rodel ist einen Stopp wert – sie thront hoch oben auf einem Hügel und ist kaum zu übersehen.

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Außerdem gibt es unten neben der Kirche eine nette Toilette, die von der Gemeinde unterhalten wird – mit Blümchen am Fenster und Gästebuch!

Dann wird’s bald ziemlich steinig, anfangs wächst aber immerhin noch Heidekraut und gibt dem Ganzen etwas Farbe.
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Wenig später ist das aber vorbei – jetzt sieht man fast nur noch Fels.

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Die schmale Straße kurvt durch eine karge Landschaft, die dermaßen von Steinen durchsetzt ist und über die fast unaufhörlich der Wind pfeift, dass hier so gut wie nichts wächst.

Trotzdem ist sie atemberaubend schön – wenn’s irgendwie geht, halten wir immer wieder an, steigen aus, gehen ein paar Schritte. Es riecht nach Kräutern und Meer – es ist toll!

Kleine tiefblaue Seen liegen zwischen den Felsen, die Straße ist ein ständiges Auf und Ab, einer Kurve folgt die nächste.
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Jetzt rächt sich allerdings meine Kamera – die ist nämlich leider ziemlich unsanft auf den Boden geknallt! Seither klappt es weder mit dem Zoom so richtig, noch scheint der Autofokus wirklich zu funktionieren. Stattdessen meldet sie nach fast jedem zweiten Bild “Schalten Sie die Kamera aus und wieder an …!” 

Mal sehen, wie das weiter geht … Trotz ständigem Kamera Aus- und Anschalten versuche ich aber weiter, die unglaubliche Landschaft einzufangen! Zwischendurch gibt es auch richtig idyllische Landstriche!
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Erstaunlicherweise leben hier auch eine ganze Menge Leute – vor allem Künstler. Immer wieder stehen am Straßenrand Schilder, die auf Gallerien, Töpfereien und anderes Kunsthandwerke hinweisen.

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Sogar Bushaltestellen gibt es!

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Obwohl hier weit und breit nur Felsen zu wohnen scheinen …

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Ein kleiner Schlenker von der Straße Richtung Meer brachte uns auf eine noch atemberaubendere Strecke – die “Golden Road” trägt ihren Namen hier absolut zu recht! Zwar behaupten manche, das sei die schwierigste Straße der Äußeren Hebriden – sie ist aber mit Sicherheit eine der schönsten!

Denn der Abstecher Richtung Küste führt vorbei an kleinen Märchenseen, auf denen winzige Seerosen gerade anfangen, zu blühen.

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Vorbei an Bächen, die silbern in der Sonne glitzern.

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Vorbei an stillen kleinen Buchten, einsamen Höfen und vereinzelten Häusern mit farbenfrohen Dächern.

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Sie windet sich vorbei an tiefblauen Lochs, umgeben von Felsen. Wir kommen uns vom wie in einem Film!

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Dann wird die Strecke flacher und “normaler”, wir kommen nach Tarbert.

Hier legt die Fähre von Uig auf Skye an, hier kommt man nach North Harris. Hier beginnt auch das Regenwetter, das uns bisher verschont hatte, gepaart mit Nebel. Von den eindrucksvollen Bergen, den tiefen Fjorden, die hier ins Land schneiden, sieht man jetzt so gut wie nichts. Es ist fast wie ein Blindflug! Erst kurz vor Stornoway wird es wieder hell und trocken.
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Und als wir in der Stadt ankommen, strahlt die Sonne! Das ruft nach einem kleinen Stadtbummel, bevor wir unser B&B suchen.

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Ein kurzer Gang um den Hafen, wo Skulpturen an die Vergangenheit erinnern, als die Stadt vom Heringsfang lebte. Dann ein Spaziergang im Schloßpark.
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Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf den Fischerei- und Yachthafen und die Stadt.

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Es ist so schön und warm, dass wir im B&B einfach nur den Koffer abstellen und gleich wieder aufbrechen. Dieter hat ein Faible für Leuchttürme – der vom Tiumpan Head ist noch ein nettes Ziel für den heutigen Abend! Dort ist es ruhig, malerisch und idyllisch! Ein kleiner Teich, Enten und Gänse paddeln in der Abendsonne, der weiße Leuchtturm ragt hinter einem Hügel empor.
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Als letzte Anstrengung des Tages wird der kleine Hügel erklommen und wir werden mit einer super Aussicht belohnt! Rechts und links felsige Küste (und mittlerweile doch ein bisschen bedrohlich aussehende Wolken!), dazwischen thront der Leuchtturm.

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Mit solchen Bildern im Kopf und in der Kamera lassen wir uns wenig später im Royal Hotel frisch gefangene Seebrasse schmecken und amüsieren uns über die lokale Jugend, die heute – es ist Samstag – sehr schick und sommerlich luftig gekleidet ringsum  bonbonfarbige Cocktails schlürft.

Das Royal Hotel am Hafen ist am Wochenende DER Treffpunkt für Jung und Alt in Stornoway – die Jugend versammelt sich bei zeimlich lauter Popmusik in der Café Bar HS1, die ältere Generation bei dezenterer Geräuschkulisse im Restaurant Boatshed. Und wir – wir sitzen irgendwo mitten drin und finden es einfach nur schön!

Die Strecke:

Ein Kommentar zu “Goldene Straße …

  1. Schon wieder ein wunderschöner Tag mit unglaublich tollen Landschaften – ich beneide euch wirklich sehr um diese Reise, die ganz nach meinem Geschmack ist. Aber wenigstens kann ich dank deiner Berichte indirekt mitreisen, liebe Renate, was mir großen Spaß macht. 🙂

    Ärger mit der Kamera habe ich auf jeder meiner Reisen – und das sogar, ohne sie vorher fallenzulassen. Ich hoffe, daß sich deine Kameraprobleme als harmlos herausstellen und du uns mit vielen weiteren schönen Fotos beglücken kannst.

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