Immer sonnig in Achiltibuie!

Dieses B&B ist anders als andere – Frühstück gibt es hier nicht in einem Speiseraum, sondern auf dem eigenen Zimmer.

Im Kühlschrank stehen Milch und Saft, Joghurt und Kompott, im Regal gibt es Kaffee,Tee, Wasserkocher etc. und Geschirr, und morgens bringt Angus ein Tablett mit warmen Croissants, Toast, Butter, Marmeladen und einem üppigen Obstsalat! 

Uns hat das wirklich prima gefallen – mal ein etwas leichterer Start in den Tag statt einem extrem cholsterin-lastigen schottischen Frühstück.

Getoppt wurde das Ganze noch von zwei Dingen – einmal musste man sich nicht fertig geduscht und angezogen an den Tisch setzen, sondern konnte das Ganze total gemütlich angehen, zum anderen hatten wir einen absolut genialen Blick vom Tisch durch’s Fenster auf Loch Broome!

Und was Angus uns da vor die Tür gestellt hatte (nach einem diskreten Klopfen), konnte sich ebenfalls sehen lassen.

Es war also ein echt entspannter Start in den Tag – da konnten uns die wenig berauschenden Wetteraussichten nicht wirklich treffen. Denn – wir hatten ja eine „Geheimwaffe“!!! Achiltibuie! Eine Runde Richtung Achiltibuie steht IMMER auf dem Programm, wenn wir in Ullapool sind – und das sind wir jetzt zum dritten Mal.

Und egal, wie das Wetter in Ullapool war, egal, was der Wetterbericht prophezeit hatte – spätestens in Achiltibuie schien IMMER die Sonne! Das klappte IMMER! „Und was wir tun wenn’s nicht klappt, seh’n wir dann wenn’s nicht klappt. Das klappt immer“ – würde unser Ministerpräsident Kretschmann sagen!

Also zogen wir mal ganz optimistisch los. Bogen in Drumrunie Richtung Achiltibuie ab und schauten gespannt gen Himmel. Da tat sich im Moment noch nicht viel, es blieb wolkig. Durch grünhügeliges Gelände fuhren wir an Seen mit so tollen Namen wie Loch Lurgainn oder Loch Bad a‘ Ghaill Richtung Küste.

Die Schotten investieren erkennbar wenig in den Straßenbau – das führt aber auch zu einer gewissen Entschleunigung. Zumindest bei den Touristen – die Einheimischen brettern oft mit einem Affenzahn durch Kurven und über Kuppen und nötigen die Auswärtigen zu einem sehr gemäßigten Tempo, damit man vor so einem Kamikazefahrer rechtzeitig zum Stehen oder Ausweichen kommt. Ganz besonders schlimm sind die kleinen Lieferwagen, die es notorisch eilig haben.

Deshalb schleichen wir durch die Landschaft – was Gelegenheit gibt, einfach mal anzuhalten und die zackige Kulisse des Stac Poillaidh zu bewundern. Der ist zwar nur etwas über 650 m hoch – sieht aber ziemlich bedrohlich aus!



Sich dann umzudrehen und jenseits des Sees die Kartoffelnase des Ben More Coigach betrachten ein bisschen höher, aber weniger beeindruckend.

Kaum beschleunigt man wieder ein bisschen, wird man erneut tierisch ausgebremst. Allerdings gehen die Damen doch recht schnell ins Grüne, wenn ein Auto kommt.

Tja, und dann sind wir da. In Achiltibuie. und – die Sonne scheint!!!! Scheint auf die seit mindestens 10 Jahren (damals waren wir zum ersten Mal hier) vor sich hin rostenden Metallkugeln. Die sich kein bisschen zu verändern scheinen.

Scheint auf den Kieselstrand, die vor sich hin rottenden Boote, die weißen Häuser und die Schafe.

ZEIT-Leser, wenn sie etwas älter sind, ist Achiltibuie vermutlich ein Begriff – der Journalist und Reporter Reiner Luyken lebt hier seit rund 40 Jahren hier und hat Anfang der 2000er Jahre in seinen Beiträgen in der ZEIT „Mail aus Achiltibuie“ regelmäßig aus Schottland berichtet. Ohne Luyken wären wir möglicherweise nie so daran interessiert gewesen, diese Ecke zu besuchen.

Jetzt ist es schon fast ein Ritual – Achiltibuie, Sonne und ein Cream Tee im Summer Isle Hotel. Der Tee fiel heute allerdings der Tageszeit zum Opfer – es war einfach noch zu früh am Tag. Und außerdem verzieht sich die Sonne jetzt rasend schnell, sie hat offenbar ihr Soll – hoffentlich nur vorläufig! – erfüllt. Achiltibuie war sonnig. Jetzt wird’s wieder wolkiger, schottischer.

Moor und fast steppenartige Flächen, dazwischen Seen, im Hintergrund Berge. Die kleine Halbinsel ist landschaftlich enorm abwechslungsreich.

Als wir hinter dem Loch Bad a‘ Ghaill nach Norden abbiegen, wird es düster am Himmel.

Und die Landschaft verändert sich zusehends, wird felsig, steinig, schroff und karg.

Und dann erneut unvermittelt grün, als wir wieder auf’s Meer zu fahren und kleine Inseln in der Ferne auftauchen.

Malerische Seerosenteiche …

… aber Minuten später sind wir schon wieder im felsigen Gelände.

Im kargen Boden wird mancherorts noch Torf gestochen, die Briketts liegen aufgehäuft am Straßenrand.

Kurz überlegen wir, ob wir zum Leuchtturm und zum Old Man of Stoer fahren sollen – aber von unserem letzten Besuch  wussten wir, dass die Straße nach Regen keine reine Freude ist – also ließen wir ihn links liegen. Wer zum ersten Mal hier her kommt, sollte sich das allerdings nicht entgehen lassen!

Wir fuhren weiter, nach Drumbeg. Dort gibt es 1., einen absolut tollen Aussichtspunkt und 2. ein absolut tolles kleines Café, den „Secret Tea Garden“. Das mit dem Aussichtspunkt mussten wir erst mal verschieben – Regen und Nebel = keine Aussicht. Das mit dem Café klappte deutlich besser!

Eine echte Idylle – und auch ohne Sonne ist es hier hell und freundlich. Das fand auch ein Rotkehlchen und leistet uns Gesellschaft, während wir Scones mit Clotted Cream und Marmelade futterten und dazu Kaffee und heiße Schokolade tranken.

Weil wir alles aufgegessen hatten, kam auch die Sonne wieder raus – also zurück zum Viewpoint und unterwegs noch einen Hirsch (oder ein Rentier???) betrachtet.

Der Viewpoint macht jetzt seinem Namen alle Ehren – ein toller Blick über Eddrachillis Bay!

Und es wir immer malerischer – ein weiterer Seerosenteich – Romantik pur, umgeben von schroffen Felsen.

Jetzt wird die Landschaft richtig dramatisch, man merkt, dass die Highlands nahe sind.

Aber unvermittelt taucht an der nächsten Kurve wieder das Meer auf!

Wir kommen nach Kylesku, ein Winzlingsörtchen, gerade mal ein kleines Hotel, ein paar Häuser – aber eine grandiose Lage! Zwei Fjorde treffen sich hier, eine tolle Brücke überspannt das Wasser und wer einfach nur angeln, durch die Highlands wandern und gut essen will, ist hier genau richtig!

Auf der Heimfahrt passieren wir den Quinag mit seinem markanten gespaltenen Gipfel.

Danach geht es zügiger und ohne größeres Auf und Ab Richtung Ullapool.

Vorbei am Ardvreck Castle – nicht vielmehr als ein Steinhaufen, allerdings ein sehr malerischer!

Und direkt gegenüber ein kleiner Bach mit einem ebenso kleinen Wasserfall – aber auch das wieder eines der vielen Kleinode hier in den Highlands.

Dann geht’s stetig bergab, hinunter zur Halbinsel, auf der Ullapool lieg.

Das Örtchen liegt friedlich in der Abendsonne, dass es morgen nonstop regnen soll, können und wollen wir uns gar nicht vorstellen! Beim kurzen Boxenstopp auf dem Zimmer sehen wir gerade die Fähre nach Stornoway auslaufen!

Es ist warm und sonnig – und Ullapool zeigt sich von seiner besten Seite!

Nur hinten, am Ende von Loch Broome, scheint sich was zusammen zu brauen …

Aber was soll’s – der heutige Tag war wunderschön, gutes Essen gab’s später im Ceilidh auch wieder (dieses Mal im Glasshouse!) und notfalls hilft ein „wee dram“ doch so ziemlich gegen alles! Auch gegen drohendes schlechtes Wetter …


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