Wenn man sagt, dass man in Schottland in den Grampians war, erntet man meistens ratlose Blicke. Die hat irgendwie keiner auf dem Schirm – dabei machen die Grampian Highlands fast die Hälfte Schottlands aus!
Das “Great Glen”, Glen More, im Norden, das fast schnurgerade – also grob von Fort William bis Inverness – verläuft, bildet die nördliche, der “Highland Boundary Fault” die südliche Grenze.
Die höchsten schottischen Berge gehören ebenso zu den Grampians wie Moore, Heidelandschaften, malerische Seen und romantische Flusstäler. Außerdem diverse Schlösser und Burgen und natürlich unzählige Whisky-Brennereien.

Quelle: British Geological Survey – BGS , File:P915409.png
Und mittendrin – nicht nur in den Grampians, sondern als geographischer Mittelpunkt Schottlands – liegt das kleine Städtchen Pitlochry.
Pitlochry ist ein prima Ausgangspunkt für diverse Touren in die Umgebung. Man kann hier viele Tage verbringen und jeden Tag was anderes unternehmen.
Tagsüber Wildwasserrafting, oder eine Moorwanderung, eine Zugfahrt zum einsamsten Bahnhof des Königsreiches oder eine Bootsfahrt auf dem Loch Tay, mit dem Rad durch die Berge oder entlang der traumhaft schönen Seen, die schon Queen Victoria entzückt haben. Und abends ins Theater – denn Pitlochry ist auch berühmt für seine alljährlichen Sommerfestspiele.
Nichts davon haben wir gemacht, sondern sind einfach nur gemächlich über’s Land gegondelt! Wobei man zu unserer Entschuldigung sagen muss, dass die 1. schon unser 4. Besuch hier war und wir uns 2. quasi auf dem Heimweg befanden und Pitlochry deshalb eher nur eine Unterbrechung der sonst zu langen Fahrstrecke war.
Da sich der Morgen noch etwas schwer tat, was die Sonne anging, schauten wir uns ein bisschen im Ort um, bevor es auf’s Land ging. Auch Pitlochry hat einen hübschen Bahnhof, allerdings hält sich der Zugverkehr hier sehr in Grenzen.
Nur ein paar Kilometer außerhalb von Pitlochry wird’s dann historisch: In der Schlucht von Killicrankie fand 1689 eine heftige Schlacht statt, mehr als 800 Highlander verloren hier ihr Leben. Heute ist es hier jedoch wunderbar ruhig und ländlich-schön.
Durch den Wald stapfen wir hinunter bis zu einem Aussichtspunkt – viel mehr als Bäume auf der einen, ein Eisenbahnviadukt auf der anderen Seite und dazwischen der River Garry ist allerdings nicht zu sehen.
Weiter geht’s zum Loch Tummel. Queen Victoria hat diesen See so sehr geliebt, dass man an der Stelle, wo sie den See am liebsten genossen hatte, einen Aussichtspunkt schuf und ihm den Namen “Queens View” gab. Und königlich ist der Blick tatsächlich, auch wenn es heute Vormittag doch recht trüb ist. Aber der schier endlose See, dessen Ende sich am Horizont verliert, hat wirklich was grandioses.
Wir überlegen – sollen, wollen wir ins Moor? Zur Rannoch Station, dem einsamsten Bahnhof des Landes – aber mit einem tollen kleinen Café? Das hatten wir schon ein paar Mal besucht, zuletzt waren wir 2015 hier, auf ein Tässchen Tee und selbst gebackenen Kuchen.
Dafür war es heute aber noch zu früh, also bogen wir am Ende von Loch Tummel, in Tummel Bridge, links ab. Unmittelbar neben der neuen Brücke, über die wir fuhren, wölbt sich noch die alte Steinbrücke von 1730 mit ihren mächtigen Pfeilern über den River Tummel.
Wir fahren Richtung Glen Lyon, zunächst durch reichlich Wald, dann über eine fast baumlose Hochebene. Schließlich kommen wir ins Tal, in eine malerische Gegend, wo die Straße von niedrigen Steinmäuerchen eingefasst ist.
Dörfer gibt es hier nicht, nur einzelne Höfe.
Mittlerweile hatten wir Regenschauer und Sonnenschein – wir fahren durch Baumtunnel, wo Licht und Schatten und saftiges Grün eine tolle Mischung abgeben. Und wo selbst ein völlig verwackeltes Foto reizvoll sein kann!
Die Bäche sind moorbraun, die Wiesen sommergrün.
Und die kleinen Steinmauern sind voller Leben.
Sonne und Wolken zeichnen Muster auf die Berghänge.
Als wir an einem Waldstück vorbei kommen, bin ich richtig erschrocken/fasziniert von der tiefen Dunkelheit zwischen den Bäumen.
Die ganze Strecke über begleitet uns ein kleiner Bach mit tiefbraunem Wasser. Wir folgen ihm, fast bis zu seinem Ursprung, hoch oben in den Hügeln.
Schließlich sind wir wieder im Tal. Im Garten des Killin Hotels gibt’s Kaffee und Scones in der Sonne.
In Killin sind die Falls of Dochart ein Touristenmagnet. In Scharen klettern die Leute zwischen dem schäumenden Wasser herum.
Wir machen uns jetzt auf den Heimweg, fahren die kleine Straße am Ostufer des Loch Tay entlang. Sie windet sich mal eng am Ufer des Sees entlang, mal steigt sie die Hügel empor und sorgt für schöne Blicke.
Am Ende des Sees ging’s vorbei an einem üppig dekorierten B&B, dann wechseln wir bei Kenmore auf die andere Seite.
Kenmore ist ein eigentlich winziger Ort, der aber über ausgedehnte Ferienanlagen am See verfügt. Allerdings sind die gut versteckt – im Dorf selbst kriegt man davon nichts zu sehen. Auch vom Schloss, ursprünglich der Sitz der Earls of Breadalbane and Holland ist nicht viel mehr als ein monumentaler Torbogen zu sehen, es wird (angeblich) derzeit zu einem Luxushotel umgebaut.
Geblieben sind jedoch die hübschen Reihenhäuser am Marktplatz – sie wurden vom 3. Earl im 18. Jh.als Unterkünfte für seine Angestellten gebaut.
Deutlich älter als die Reihenhäuser ist das Hotel – das Kenmore Hotel wurde bereits 1572 erbaut und bezeichnet sich selbst als ältestes Inn in Schottland! Seine Besonderheit sind die uralten Baumstämme, die die Veranda im 1. Stock tragen. Queen Victoria und Prinz Albert waren auf ihrer Hochzeitsreise hier und auch der Dichter Robert Burns verbrachte etliche Tage im Kenmore Hotel.
Noch ein weiteres Schloss lag auf unserem Heimweg – Castle Menzies. Eine mächtige und trutzig wirkende Burg, im 16. Jh. erbaut und fast 500 Jahre Stammsitz des Menzie Clans.
Ein letztes Mal hochherrschaftlich wurde es dann im Atholl Palace Hotel – einem schlossähnlichen Grandhotel, das hoch oberhalb von Pitlochry thront. Die Blicke sind grandios, die Anlage top-gepflegt – und die Bar ein Traum!
Essen oder ein Bier trinken kann man hier zu durchaus moderaten Preisen – falls man mit Barmeals vorlieb nimmt. Barmeals gibt es fast in jedem Hotel – eine etwas abgespeckte Speisekarte mit meist einfacheren Gerichten, gegessen wird in der Bar oder – so vorhanden – im Biergarten und die Preise sind fast immer sehr moderat.
Für uns war es noch etwas zu früh zum Essen – ein Pink Gin hätte mich zwar sehr gereizt, aber auch der musste noch etwas warten. Den gab’s dann später in der Old Mill, einem malerischen Pub mitten in Pitlochry, wo sich neben der Gästeterrasse noch immer die alte Wassermühle dreht.
Abgeschlossen wurde der Tag nicht nur mit einem Pink Gin, sondern auch mit einem Verdauungsspaziergang über die romantische alte Hängebrücke über den River Tummel nach Port na Craig.
Hier steht nicht nur das moderne große Theater, hier kuscheln sich auch winzige malerische Cottages ans Flussufer und auch hier kann man hervorragend essen!
Die heutige Rundfahrt:
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