Unsere letzten beiden Tage wollten wir so weit wie möglich an der Küste verbringen, an der Ostküste – denn die Fähre nach Amsterdam legt in Newcastle ab.
Da machte es im Hinblick auf Stressvermeidung Sinn, sich schon mal langsam in diese Richtung zu bewegen.
Noch waren wir allerdings in der exakten Mitte von Schottland, in den Grampians, mussten also zunächst nach Süden, Richtung Edinburgh.
Weit kamen wir zunächst jedoch nicht – in Dunkeld gab’s schon den ersten Stopp. Dunkeld hat eine wunderschöne Kathedrale aus dem 14. Jh. – teils Ruine, teils noch voll funktionsfähig und extrem malerisch direkt am Fluss gelegen. Ringsum stehen genauso malerische alte Häuser aus dem 17. und 18. Jh.
Früher hat sich kein Mensch für den Ort interessiert. Parken konnte man überall, es war nichts los, das ausgedehnte Kathedralen-Gelände hatte man meist für sich alleine, evtl. waren hier noch ein paar Hobby-Fotografen. Heute war es völlig anders – alles zugeparkt, Scharen von Touristen …
Und die Kathedrale war zudem weitgehend eingerüstet. Da war es schon fast erstaunlich, dass es trotzdem einfach nur schön war hier.
Nach der Stippvisite ging’s dann aber zügig nach Süden. Die Autobahn zu vermeiden, war fast nicht möglich – man wird permanent förmlich Richtung M90 gedrängt! Deshalb landeten wir letztlich auf der noch relativ neuen Brücke über den Firth of Forth. Schön ist sie schon!
Ab Edinburgh schlängelten wir uns auf der A198 mehr oder weniger an der Küste entlang bis North Berwick.
North Berwick ist zum einen ein wirklich hübsches Städtchen mit einem alten Ortskern, es ist aber auch Sitz des Scottish Seabird Centre. Hier kümmert man sich um die Seevögel, die auf den nahegelegenen Inselchen brüten. Der Bass Rock beherbergt vor allem Gannets (Basstölpel), auf der kleinen Isle of May findet man eine große Puffin Kolonie.
Wenn wir nicht schon reichlich Puffins und andere Seevögel auf dieser Reise erlebt hätten, wäre hier eine gute und relativ bequeme Möglichkeit dafür gewesen. Hier sorgt man auch dafür, dass wirklich keiner nass wird!
Wir schauen uns statt Seevögeln lieber den Hafen an. Der ist zwar nicht groß, bietet aber eine ganze Menge! In erster Linie natürlich Boote …
Und diverse Möglichkeiten, sich zu sonnen – auch wenn’s am Horizont ziemlich duster aussieht!
Kulinarisch ist ebenfalls einiges geboten – und JA! Es gibt hier wirklich frischen Hummer zu recht zivilen Preisen!
Schließlich befindet sich im Hafen ja eine Hummer-Aufzuchtstation, die Lobster Hatchery! Hier werden Hummer bis zu einem bestimmten Stadium groß gezogen und dann im Meer ausgesetzt – damit soll den örtlichen Fischern die Existenzgrundlage gesichert werden.
Man kann hier entweder von einer Plattform aus ins Meer springen oder im großen Meerwasserschwimmbecken seine Runden drehen. Im untersten Bild sieht man am Horizont den Bass Rock, Heimat der Basstölpel.
Man kann aber auch einfach ein paar Schritte über die Felsen schlendern und die Gegend anschauen.
Und schließlich kann man auch noch eine Runde im Karussell drehen …
Das lassen wir lieber und ziehen weiter.
Nächster Stopp ist Dunbar – hier hatten wir auf ein malerisches altes Schloss gehofft! Stattdessen gibt es nur eine kaum noch wahrnehmbare Ruine, die über dem Hafen thront. Da hat Oliver Cromwell 1650 wirklich ganze Arbeit geleistet!
Nicht weit weg liegt Eyemouth. Angeblich gibt es hier die besten Fish’n Chips in ganz Schottland (allerdings behaupten das mehrere Orte …) Sonderlich einladen wirkt der Ort nicht – der kleine Hafen wirkt eher düster. Und für Fish’n Chips ist jetzt nicht die richtige Tageszeit!
Wir bummeln einfach gemächlich die Küste weiter entlang, so nah wie möglich am Meer. Und kommen schließlich nach Beadnell, unserer letzten Übernachtungsstation im Königreich. Beadnell liegt bereits in Northumberland, unsere schottischen Tage sind also endgültig vorbei!
Fragt mich nicht, wie wir auf Beadnell gekommen sind! Ausschlaggebend war, dass es nah an Seahouses liegt, wo die Bootstouren zu den Farne Islands starten. Wir konnten vor der Reise ja nicht wissen, dass wir gleich am Anfang Glück mit dem Wetter hatten und die Tour zu den Vogelinseln machen konnten – deshalb war das quasi der Plan B.
Und – der war ein Glücksgriff!!!! Nicht nur ist Beadnell zwar winzig, aber nett, es hat auch ein tolles Pub mit großem Biergarten, außerdem ein preisgekröntes Bistro und auch unsere Unterkunft war ein absoluter Volltreffer! Haven House B&B ist ein malerisches Sandsteinhaus, hat nur zwei Zimmer – aber die sind traumhaft schön!
Selten hatten wir so viel Platz und so viel Luxus zu einem sehr moderaten Preis! Toll war natürlich auch, dass es zum Pub Craster Arms nur 2 Minuten zu Fuß war – und dort erwartete uns nicht nur ein wirklich schöner großer Biergarten, sondern auch eine absolut fantastische Küche! Und um das Ganze noch zu toppen – das Personal war dermaßen nett und freundlich, dass wir richtig bedauerten, hier nur zwei Mal essen zu können. Denn dass wir morgen auf jeden Fall wieder herkommen würden, war schnell klar!
Die heutige Strecke:
Also manchmal frage ich mich wirklich, warum ich so weit reise, wenn doch eigentlich alles, was das Herz begehrt, praktisch vor der Haustür liegt: Meer, Strand, Meerwasserschwimmbad, Hummer (!), tolle Küche, alte Kathedrale + wundervolle Unterkunft – mehr kann man sich wirklich nicht wünschen.
Ein beneidenswert schöner Tag!