Rot, Blau, Weiß – der Francois Peron NP

Terracottafarbene Sandpisten, rostrote Klippen . . .

Tiefblauer Himmel, blassblaues, leuchtendes Meer . . .

Schneeweißer Muschelsand, cremeweiße Salzseen . . .

Dazu dann noch tiefes bis zartes Grün an Büschen und Bäumen. Silbergraue Rinde an abgestorbenen Zweigen.

Und hin und wieder ein bisschen Rosa.

Der Francois Peron Nationalpark in der Shark Bay ist eine einzige Wunderkiste – nicht nur der Farben wegen, sondern die Natur hat dort insgesamt die ganz großen Kulissen aufgebaut! Vor drei Jahren hatten wir den Park einen Tag lang mit dem wunderbaren Capesy durchstreift – der fährt zur Zeit jedoch irgendwo in Europa herum und wir mussten auf einen anderen Touranbieter, Wildsights, zurück greifen.

Unser heutiger Guide heißt Ann, kommt ursprünglich von den Philippinen und lebt erst seit einem guten halben Jahr in Denham. Als Guide arbeitet sie erst seit 4 Monaten. Das alles erzählte sie uns in den ersten 5 Minuten, nachdem sie uns abgeholt hatte. Bis zum Nachmittag kannten wir nicht nur ihre Lebensgeschichte, sondern auch die der gesamten Familie …

Punkt 8:30 stand sie aufgekratzt und bestens gelaunt vor unserer Unterkunft. Mit einem so frühen Start hatten wir nicht gerechnet, beim letzten Mal war es bereits 10:30, als es los ging. Aber nun ja …
Da wir die ersten waren, sicherte sich Dieter gleich den Beifahrersitz, ich setzte mich auf die Rückbank und rätselte, wo da noch drei weitere Personen hin sollten – denn Ann machte sich jetzt auf den Weg nach Monkey Mia, um noch eine Mutter mit zwei Söhnen abzuholen.

Die hatten dann auch tatsächlich einige Probleme, unter zu kommen: Die Mutter wog um die 150kg, der spindeldürre 18jährige war endlos groß und der schmale 9-jährige von vornherein wenig begeistert von allem. Der Notsitz ganz hinten bot praktisch keinerlei Beinfreiheit. Nach etlichen Experimenten wurde der maulende Kleine nach hinten in den Kofferraum verbannt, und wir saßen nun zu dritt auf der nicht übermäßig üppigen Rückbank.

Dann ging’s los. Ann war ganz offensichtlich eine verhinderte Rennfahrerin, sie bretterte in einem Affenzahn zunächst über die Straße Richtung Nationalpark und verringerte die Geschwindigkeit auch kaum, als wir im Park auf sandiger Piste fuhren. Allerdings musste sie dort zunächst den Reifendruck drastisch verringern.

Auf weichen Reifen und weichem Sand ging’s weiter – kaum weniger flott als bisher. Mir gefiel das nicht besonders, denn man bekam von der vorbeirauschenden Landschaft kaum was mit!

Immerhin legte Ann nach kurzer Fahrt einen ersten Stopp ein. Hier hatte 1916 der einbeinige Perlenhändler Leon Krasker für den Notfall einen kleinen Unterstand mit Wasser angelegt, der ihm jedoch nichts nutzte, als sein Pferd scheute, ihn abwarf und er mit dem – bisher einzigen intakten und jetzt gebrochenem – Bein im Sand landete. Denn den Wassertank erreichte er nicht mehr, er verdurstete und starb mit nur 39 Jahren


Wenig später sahen wir etwas verblüfft ein Stoppschild mitten im Nirgendwo. Kaum sichtbar kommt dort von links eine weitere „Straße“ – und da man hier nur schlecht bremsen kann, warnt das Schild schon frühzeitig vor möglichem Verkehr.

Wir bogen Richtung Küste ab und passierten einen der unzähligen ausgetrockneten Salzseen. Es müsste schon mehrere Monate lang heftig regnen, damit sie sich mit Wasser füllten. Das ist in dieser extrem trockenen Ecke jedoch nicht zu erwarten – der letzte Regen fiel im Juni 2019!



Aber selbst eine scheinbar so lebensfeindliche Umgebung bringt noch einiges an Genüssen hervor! Zu unseren Füßen wucherte saftig-grüner Samphire. Das sprossenartige Gewächs kennen wir aus Großbritannien, wo es gerne als Beilage zu Fisch serviert wird. Die Sprossen lassen sich einfach pflücken, sind saftig-knackig und gefüllt mit Salzwasser! Sie sind wirklich extrem salzig – roh sollte man sie nur in kleinen Mengen essen.
Unmittelbar daneben etwas, das auf den ersten Blick aussah wie Heidekraut, tatsächlich aber ein kleiner Strauch mit rosa Beeren war, die genauso salzig schmeckten wie das Samphire.

Jetzt hätten wir gerne was Süßes gehabt, z.B. Buschbananen – aber das überforderte Anns Kenntnisse deutlich. Stattdessen gab es einen Abstecher in die South Gregories und dort „Morning Coffee“ mit Muffins, richtigen Bananen, Trauben, Datteln und Kirschen.

Und Blick aufs Meer, wo gerade ein kleiner Delfin entlang schwamm.


Ann lenkte das Auto jetzt direkt auf den Strand der Bottle Bay und donnerte – wieder in einem Wahnsinnstempo – über den schneeweißen Sand.


Am Fuß einer rostroten Klippe hielt sie schließlich an, wir wanderten ein Weilchen an der Klippenwand entlang, die deutliche Zeichen der Erosion zeigte! Jede Menge Abbruch lag herum, wir suchten uns vorsichtig einen Weg zwischen den Brocken.





Das Wasser war mehr als verlockend – aber Ann erlaubte uns nicht, mal kurz rein zu gehen. Angeblich nicht zulässig, weil sie keinen Rettungsschwimmer-Schein hat … Ob Capesy damals einen hatte???? Der hatte keine Probleme damit, dass wir ins kühle Nass sprangen …

Es war zwar heiß heute, aber es wehte ein permanenter, recht heftiger und kühlender Wind, so dass wir nicht sonderlich ins Schwitzen kamen. Genausowenig wie der einsame Fischer …

Langsam ging’s zurück zum Auto.

Es ging zur nächsten Station, dem Skipjack Point. Dort sollten wir unseren Lunch einnehmen. Nur – man läuft hier zwar über bequeme Boardwalks, aber es gibt nirgendwo auch nur einen Hauch von Schatten, ganz zu schweigen von Sitzgelegenheiten!

Zwar ist die Aussicht absolut fantastisch, aber essen an ein Geländer gelehnt ist nicht so wirklich mein Ding.

Ann befestigte zwei kleine Sonnenschirme am Geländer, einer fiel nur Minuten später dem Wind zum Opfer und zerbrach. 5 Personen und ein kleiner Schirm …. Wir versuchten, das Beste draus zu machen und konzentrierten uns auf die Aussicht.




Eigentlich hatte Ann hier eine Stunde Aufenthalt eingeplant – aber was sollte man hier schon so lange tun? Bevor die Meuterei zu groß wurde, sammelte sie die diversen Utensilien wieder ein und fuhr weiter, zum Cape Peron. 

Auch hier wieder traumhafte Landschaft – allerdings hätte ich mir für diesen Teil eine deutlich spätere Uhrzeit gewünscht! Es war Mittag, die Sonne stand fast senkrecht – keine guten Voraussetzungen für Fotos. Ann schlug eine kleine Wanderung vor – und ein Teil der Truppe streikte jetzt! Denn hier gab es einen schattigen Unterstand mit Tischen und Bänken, Toni, die Mutter und Peter, der kleine Sohn, schnappten sie je eine Cola, setzten sich in den Schatten  und erklärten, sich hier nicht weg zu rühren!

Der Rest stapfte durch rote Dünen und genoss die Aussicht!



Jede Umrundung einer Kuppe brachte neue Bilder, neue Farbenspiele!




Es ging erst ein ganzes Stück nach rechts – fast bis zum Skipjack Point zurück – dann nach links.


Tja – und dann sammelte Ann uns alle wieder ein und erklärte, es gehe jetzt zurück! Wir waren reichlich verblüfft, es war gerade mal 14 Uhr – aber sie meinte, bis wir alle wieder daheim seien, würde es noch gut 1 1/2 bis 2 Stunden dauern ….

Bei dem Tempo, dass sie auch jetzt wieder an den Tag legte, würde es zwar sicher schneller gehen – aber wir hatten ja kaum eine Wahl.  Nachdem es Toni allerdings schlecht wurde und sie mit Erbrechen drohte, verringerte Ann die Geschwindigkeit minimal.

Gegen 15 Uhr hatten wir den Parkausgang erreicht, die Reifen wurden wieder mit Luft gefüllt und sie schlug als letzten Punkt noch ein Bad in der „Hot Tub“ vor. Das hatten wir schon letztes Mal abgelehnt – mir kann auch niemand erklären, warum man sich bei 36°C in ein Fass mit trübem heißen Wasser setzen sollte!

Keiner von uns stieg rein, also ging’s nach Hause.

Weil wir so früh dran waren, überlegten wir, heute die Sunset Cruise zu machen und fuhren kurz vor 17 Uhr Richtung Monkey Mia. Dort erfuhren wir allerdings, dass wegen des stetig zunehmenden Windes sowohl die heutige Sunsetcruise als auch die morgigen Fahrten abgesagt wurden. Man bot uns an, auf der Aristocat mitzufahren – weil diese eine schützende Innenkabine hat, fährt sie auch bei stürmischem Wetter.

Aber wir entschieden uns lieber für ein Bier uund eine Pizza in der Bar , wo ich den Barkeeper überreden konnte, uns noch Happy Hour Preise einzuräumen, obwohl die bereits vorbei war. Aber er war mit mir einer Meinung, dass die Enttäuschung über die abgesagte Segelfahrt irgendwie kompensiert werden musste.

Es wurde auch so ein netter Abend – wir sahen der Aristocat beim Auslaufen zu, den Leuten beim Sonnenbaden und genossen unser Bier!


Hier wieder der Tag zusammengefasst im Video:

Und das war die Route:

7 Kommentare zu “Rot, Blau, Weiß – der Francois Peron NP

  1. Ich lese erst seit kurzem hier mit und bin kein Reiseprofi!
    Das Video hat mir – wie alle anderen bisher – sehr gut gefallen!
    (Ich hätte nicht den Nerv, so etwas nach einem langen Tag herzustellen.)
    Und Ann als Neuling hat wohl versucht, alles zu geben, schwierig bei diesen unterschiedlichen Ansprüchen: Die einen verweigern sich + bleiben lieber mit Cola im Schatten hocken, die anderen werden dadurch ausgebremst.
    Aber den Bildern nach hat es sich doch gelohnt 🙂

    • Du wirst lachen – das Video macht Dieter mit seiner GoPro und die schneidet das Ganze dann völlig alleine zu einem kurzen Video zusammen! Ist natürlich nicht sonderlich anspruchsvoll (und später wird er alles mal richtig nacharbeiten 😉 ) – aber so als kleinen täglichen Gag finde ich es ganz lustig!

  2. Sooo schöne Farben und man spürt förmlich die warme und trockene Luft. Dieter hat ein schönes Filmchen gedreht 👍

  3. Also diese Tour würde ich fast schon skandalös nennen. Es war ja praktisch nur Fahrerei und ein bißchen an der -allerdings extrem malerischen- Küste langlaufen! Dabei solltet ihr eigentlich folgendes geboten bekommen:

    You’ll be amazed to learn that unimpressive vegetation is often food or medicine. You’ll discover the survival secrets of how to navigate by the sun; find water and bush tucker.

    It’s a hell of a way to discover the cultural history of Shark Bay and it’s sensational scenery, fascinating plants and animals as well as learn bush survival skills. On tour some of the stunning trees you’ll meet are the life-saving Kurrajong tree, the endangered Sandalwood tree and the Acacia tree in it’s many guises.

    This was sheep country. You’ll find out how the sheep survived. You’ll also learn the ingenious method used to bring the sheep in for shearing.

    Von all dem scheint die gute Ann recht wenig Ahnung gehabt zu haben. Und ich frage mich, warum in aller Welt sie das Picknick nicht an einer schattigen Stelle mit Bänken und Tischen veranstaltet hat – unbegreiflich.

    Aber – ihr habt ja eine unconditional, 100% money-back guarantee, „Love it or it’s free“ – warum nicht einmal davon Gebrauch machen?

  4. Schöne Bilder wie immer. Ich werde deine Berichte zu Hause nachlesen in aller Ruhe. Wir fliegen heute von Pakse in Laos nach Siam Rep, freue mich sehr auf Ankor Wat
    Schöne Reise euch
    🙋🏼‍♀️👋👋👋👋

      • Das haben wir, leider sind wir schon wieder zu Hause, in Asien könnten wir es auch monatelang aushalten. Schöne Reise weiterhin, freue mich auf Bilder von Tasmanien, steht auch noch auf unserer Liste zusammen mit Australien. Freemantel hat uns übrigens auch sehr gut gefallen. PERTH wäre „meine Stadt“ liebe grüsse aus der Schweiz 👋👋🙋‍♀️

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