Heute ging’s weiter, nach Launceston. Allerdings nicht auf dem direkten Weg, sondern in einem großen Bogen.
Zuerst ein kleines Stück die Strecke Richtung Wasserfälle, dann bogen wir nach Norden ab.
Eigentlich hatte Dieter vorgehabt, das Eddystone Lighthouse zu besuchen – aber die Aussicht auf rund 70 km unbefestigte Straße ließ ihn schwanken. Nachdem sich zudem an der Küste ein paar hartnäckige Wolken hielten, während ansonsten die Sonne schien, ließen wir es schließlich bleiben.
Die Strecke war auch so unglaublich schön und abwechslungsreich – und einen Leuchtturm gab’s schließlich auch noch! Zunächst fuhren wir durch dichten Regenwald, der aber bald schon Feldern und Wiesen wich.
Bis Bridport nahmen wir die Waterhouse Road, die zwar in der Karte als teilweise unbefestigt eingetragen war, im Moment wird hier aber heftig gearbeitet, so dass sie vermutlich bald durchgehend geteert ist.
Hügel zur Linken, das Meer zur Rechten – das man allerdings nicht sieht, denn es sind schon ein paar Kilometer. Immer wieder führen Stichstraßen zu Orten und Stränden mit Namen wie Tomahawk , Lushy Beach oder Boobyalla.
In Bridport gibt es eine kurze Pause – so richtig überzeugt uns der Ort allerdings nicht.
Deshalb fahren wir gleich weiter, nach Georgetown. Dort gibt es die älteste Signal- und Lotsenstation Australiens, die Low Head Pilot Station. Klar, dass da auch ein Leuchtturm dazu gehört! Der präsentiert sich sehr hübsch rot-weiß geringelt am äußersten Ende einer langgezogenen Landzunge.
Hier mündet der Tamar River ins Meer.
In der alten Lotsenstation ist heute eine kleine Ferienhauskolonie, wobei das historische Ambiente weitgehend erhalten blieb. Die ehemaligen Unterkünft der Bootsbesatzungen, Leuchtturmwärter und Lotsen bieten heute sehr komfortable und schöne Wohnmöglichkeiten.
Ein kleines Kaffee/Bistro auf dem Gelände verführt uns zum Kaffee. In der Sonne sitzen und mal keinen Wind um die Ohren zu haben, hat schon was!
Bis Launceston ist es jetzt nicht mehr sehr weit, es geht jetzt über die mehrspurige A8 in flottem Tempo Richtung Stadt. Dort sind wir im Mantra Charles , eine mehr als gute Wahl!
Das ehemalige Krankenhaus im Art Deco Stil wurde komplett renoviert und zum Hotel umgebaut, die Zimmer sind geräumig, hell und freundlich, die Bäder ebenfalls, und wir haben sogar einen Balkon. Parken ist hier kostenlos – das macht das ohnehin sehr günstige Zimmer nochmal attraktiver!
Weil die Sonne so toll schien und es noch früh war, war ein Ausflug in die Cataract Gorge fast schon Pflicht! Die Schlucht ist unglaublich malerisch, und wenn man will, kann man dort sogar prima schwimmen! Unser Navi lotste uns dieses Mal nicht zum Beginn der Schlucht, wo der Esk River in den Tamar River mündet, sondern zum First Basin.
Nur wenige Schritte vom Parkplatz entfernt gibt es ein Restaurant, einen Sessellift, der die Schlucht überquert, sowie ein großes Freibad.
Das Bad ist frei zugänglich – schade, dass wir unsere Badesachen nicht dabei haben! Wir gehen am Schwimmbad vorbei zur Alexandra Bridge, einer über 100 Jahre alten Hängebrücke.
Wir überqueren die schwankende Brücke.
Zunächst hat man einen schönen Blick zurück auf das große Becken und das dahinter liegende Schwimmbad. Das Becken, The first Basin, diente lange als Trinkwasserspreicher. Bevor die Hängebrücke gebaut wurde, konnte man nur über die kleine steinerne Bogenbrücke auf die andere Seite der Schlucht gelangen.
Dort führt ein bequemer Weg – der bereits Ende des 19. Jh. angelegt wurde – hoch über der Schlucht bis zur Flussmündung. Ein Weg, der zwar nicht sonderlich lang ist, aber viel Zeit braucht – denn man bleibt permanent stehen, um die ständig wechselnden Facetten der Schlucht zu bestaunen!
Mal führt der Fluss reichlich Wasser …
Mal waren mehr Felsen als Wasser zu sehen.
Je weiter man Richtung Mündung geht, desto höher und steiler werden die Felswände. Es gibt übrigens auch auch auf der anderen Seite einen Weg, den Zig-Zag Track, der hoch in die Felsen führt und für den man deutlich mehr Kondition benötigt, als wir sie mittlerweile haben.
Wer zu faul zum Laufen ist, kann auch mit dem Boot in die Schlucht fahren. Das geht allerdings nur ein relativ kurzes Stück, dann zwingt der Wasserstand das Boot zur Umkehr.
Auch wir kehren um – obwohl es nicht mehr weit zur Brücke wäre. Aber mittlerweile ist es schon recht spät und wir haben Hunger und Durst! Deshalb wandern wir zurück, nehmen dieses Mal den unteren Weg über die Steinbrücke am Basin.
In den sprudelnden Fluten schwimmt tatsächlich jemand – ich würde allerdings das deutlich sauberere Schwimmbecken vorziehen. Über uns gleiten die Sessellifte über die Schlucht.
Es sind jetzt nur noch ein paar Schritte bis zum Parkplatz, vorbei an rund geschliffenen Felsen und mit Blick auf die Hängebrücke.
An den Umkleidekabinen hängt ein riesiges Plakat, auf dem den Bürgern nicht nur die Gefahren von zu viel Sonne deutlich gemacht werden, sondern auch gleich Tipps gegeben werden.
Mindestens 7 Teelöffel soll man auf der Haut verteilen und alle 2 Stunden soll Sonnenschutz neu aufgetragen werden! Nur – wer macht das schon???
Damit das Thema auch wirklich ernst genommen und die Haut geschützt wird, ist hier sogar gleich noch ein Kanister Sonnenschutzlotion angebracht, aus dem man sich kostenlos bedienen kann!
Unsere Runde ist damit beendet, wir steuern den Parkplatz an, werden aber noch kurz ausgebremst von einem schillernden Pfau und einem scheuen Pademelon.
Auf dem Weg in die Stadt suche ich im Internet nach Restaurantempfehlungen mit Tischen im Freien. Eine klingt ganz gut , wir stellen unser Auto in der Nähe der Fußgängerzone ab und laufen los. Alle Geschäfte sind bereits zu, hier ist ab 17 Uhr nichts mehr los. Das ändert nichts daran, dass die Innenstadt von Launceston einfach wunderschön ist! Keine Hochhäuser, überhaupt wenig moderne Gebäude, aber viele wirklich sehenswerte Kolonialgebäude.
Und es gibt Kunst in der Fußgängerzone …
Ringsum lauter sorgsam gepflegte viktorianische Gebäude.
Nur in Sachen Essen werden wir nicht richtig fündig. Eine Nachfrage bei Google Maps ergibt, dass wir in die falsche Richtung laufen – also zurück zum Auto, da funktioniert das Navi besser. Wir landen auch bei dem angesagten Biergarten – der ist aber lediglich ein besserer Hinterhof. Aber eine Straße weiter stoßen wir auf die Albert Hall – ein monumentales Gebäude direkt am Victoria Park.
Auch wenn der Hunger noch so groß ist – A Walk in the Park geht immer! Hier hat man ein kleines Stück Europa geschaffen – mit Kastanienbäumen, an denen fast reife Früchte hängen, mit Eichen, Buchen, Lärchen und europäischen Blumen wie Dahlien und Astern.
Schlendern, schauen – bis der Durst wirklich groß wird! Jetzt fahren wir einfach zurück zum Hotel, stellen das Auto ab und machen uns zu Fuß auf. Und nur wenige Meter vom Hotel entfernt landen wir in einem urigen Pub, mit Tischen auf dem Gehweg und mindestens 10 Sorten Bier vom Fass! Weil alle Tische voll sind, setzten wir uns irgendwo dazu und schnell kommen wir ins Gespräch mit George. Er ist vor 30 Jahren aus Großbritannien ausgewandert, ist Lehrer, trainiert den örtlichen Fußballclub und ist begeistert vom deutschen Fußball!
Und er gibt uns gleich einen Tipp fürs Essen “Take the Beer and Parmi!” Das muss man allerdings erst mal verstehen: Hier gibt es täglich nur ein Gericht (mit kleinen Variationen), dazu bekommt man ein Bier, und das Ganze kostet lächerliche 15$! Unsere Skepsis war groß – schon ein Pint kostet 10$, da konnte das Essen ja nichts sein. und was war das überhaupt – Parmi????
Parmi = Chicken Parmigiana, ist so eine Art Aussie-Klassiker, gibt es überall, ist ein Hähnchenschnitzel oder Hähnchenbrust mit Sauce (meist Tomate) und Käse überbacken. Dazu reichlich Pommes und gelegentlich etwas Salat. Heute war also Chicken Parmiagan im Angebot – wahlweise mit Tomatensauce, Sauce Bolognaise oder Hawai (mit Ananas!). Was auf den Nachbartischen gegessen wurde, sah lecker aus – wir probierten es also einfach und siehe da – es war prima! Und das lokale Bier von der Boag Brewery, dass es dazu gab, war ebenfalls richtig gut! Man muss also einfach mal auf die Locals hören !
Die heutige Strecke:
Das Schwimmbad sieht verlockend aus – aber war es denn heiß genug für echten Badespaß?