In ein paar Tagen verlassen wir Tasmanien.
Heute noch ein kurzer Abstecher an die Nordküste, in den (fast) außersten und ziemlich wilden Westen – dann geht’s zurück nach Hobart und von dort wieder aufs Festland, nach Queensland.
In Launceston haben wir nur eine Nacht verbracht – eigentlich viel zu kurz für diese hübsche Stadt! Aber egal, wo wir waren oder sein werden – irgendwie ist es fast immer zu kurz!
Für die heutige Strecke nach Stanley hatte Dieter jede Menge Abstecher eingeplant – aber wieder mal machte uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung! Je weiter nördlich wir kamen, desto trüber wurde es – die Wetter App hatte einen Regentag ohne einen Hauch von Sonne prophezeit!
Trotzdem wählten wir nicht die kürzeste, sondern die schönere Route.
Hier gab es jede Menge Orte mit Namen aus Deutschland (manchmal etwas verballhornt) und England. Wir hätten auch noch einen Abstecher in die Schweiz (Grindelwald) machen können.
In Devonport hatten wir die Küste erreicht – und natürlich gibt es dort auch einen Leuchtturm!
Der steht ziemlich malerisch auf einen Kap und ist, wie viele Leuchttürme, rot-weiß gestreift. Allerdings nicht, wie sonst immer, in waagrechteten Ringeln, sondern er trägt auf einer Seite senkrechte rote Streifen, die andere ist weiß!
Sowas hatten wir noch nie gesehen – ist aber ein ziemlicher Hingucker!
Auch die direkte Umgebung ist malerisch – wäre das Wetter besser gewesen, hätten wir hier sicher einenSpaziergang gemacht!
Aber ausgerechnet jetzt begann es zu regnen – also ab ins Auto und weiter. Durch eine Gegend, die unglaublich schön ist – die Straße führt über weite Strecken direkt am Meer entlang, zwischen Straße und Meer passen noch schmale Eisenbahnschienen.
Trotz des miesen Wetters musste ein zweiter Abstecher noch sein – auf den Tafelberg. Genauer – zum Table Cape, dort steht nämlich ebenfalls ein Leuchtturm. Die Fahrt bis zur Spitze des Kaps ist eine einzige Augenweide – oder wäre es, wenn es nicht so trüb und nass wäre! Nur der Leuchtturm, der war der ziemlich mickrig und nicht wirklich bemerkenswert.
Sehr bemerkenswert war allerdings das Schild an einem Zaun vor einem Feld.
Hier wird Mohn angepflanzt – nicht der, der bei uns im Garten wächst, sondern der, aus dem Opium gewonnen wird. Riesige Felder gibt es hier, die sicher so manchen schon in Versuchung geführt haben. Wenn sie blühen, ist das sicher ein einziger Farbenrausch!
Auch das Table Cape hätte uns garantiert ohne Regen zu einem Spaziergang verlockt – die Landschaft ist mehr als malerisch und erinnert stark an die Küste von Devon.
Am Nachmittag erreichten wir Stanley – auch hier gibt es einen Tafelberg, The Nut.
Zu dem führt eine Seilbahn hinauf und wir hatten natürlich fest eingeplant, rauf zu fahren. Damit war heute aber nichts, bei Wind und Regen geht die Bahn nicht. Also blieb nichts anderes übrig, als unsere Unterkunft zu suchen. The Ark ist eine kleine Bed&Breakfast Pension in einem hübschen viktorianischen Häuschen direkt am Hafen. Es hätte soooo idyllisch sein können!
Der Check-in verlief mal wieder typisch australisch – ein Zettel hing an der Tür mit der Mitteilung, dass die Tür zum Zimmer offen sei und der Schlüssel auf dem Tisch liegt! Ich hatte Bilder im Kopf, wie wir abends auf der Verandah gemütlich ein Glas Wein trinken und aufs Meer schauen …. So drehte ich jedoch als erstes die Fußbodenheizung hoch und die Wärmelampen im Bad an.
Nach einer Tasse Kaffe machen wir uns auf zu einem Spaziergang ins Dorf. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – winzige Holzhäuschen ducken sich am Hang des Tafelbergs, viel los ist hier nicht. Nur die Town Hall ist aus Stein gebaut.
Der scharfe Wind und der einsetzende Regen verkürzen unseren Spaziergang deutlich. Also bleibt nur die Rückkehr in die Arche, wo es leider nicht mal halbwegs funktionierendes Internet gibt!
Am folgenden Morgen sieht es nicht viel besser aus – der kleine Garten ersäuft im Regen, die Blumen sehen ziemlich trübselig aus. Allerdings ist es noch ziemlich früh – zum einen gibt es Frühstück nur zwischen 8 und 9, zum anderen haben wir heute eine sehr weite Strecke vor uns und wollen früh los.
Immerhin gibt es heute ein mehr als üppiges Fühstück, das wir nicht mal selbst zubereiten müssen! Rhonda bietet Gästen, die direkt bei ihr buchen, ein komplettes englisches Frühstück an – also Eier, Bacon, Tomaten (aus dem eigenen Garten!) usw. Außerdem Obst aus dem eigenen Garten – Erdbeeren, Nektarinen und Pflaumen.
Rundum satt brechen wir auf – heute gibt es keine Umwege oder Sidetripps, dazu ist die Strecke zu lang und das Wetter zu schlecht! Es regnet mal mehr, mal weniger heftig, bis wir auf der Höhe von Launceston sind. Da reißt der Himmel zunehmend mehr auf, es wird warm und sonnig!!!
Am späten Nachmittag sind wir wieder in Hobart, wieder im Mantra One Sandy Bay Road. Und es gibt dieses Mal nicht nur einen Parkplatz direkt im Haus, sondern auch ein hübsches Apartment mit Fenster im Schlafzimmer! Und sogar zwei weiteren im Wohnbereich! Von einem haben wir Aussicht auf den Hausberg der Stadt, den Mount Wellington, das andere geht zur Straße raus.
Auch wir gehen gleich wieder raus – die strahlende Sonne muss genossen werden! Durch den St. Davids Park direkt vor unserer Haustür sind es nur ein paar Schritte bis Salamanca.
Salamanca ist eine Ansammlung von restaurierten alten Lagerhäusern aus hellem Sandstein, die um einen großen Platz gruppiert sind. Praktisch jedes Haus enthält ein Pub, Restaurant, eine Bar. Auf dem großen Platz zum Hafen hin findet samstags ein großer Markt statt, der Salamanca Market ist unbedingt sehens- und empfehlenswert!
Hinter den Höusern gibt es einen großen geschützten Innenhof (mit weiteren Kneipen!), dort steht nicht nur ein weiteres Exemplar der Skulpturenserie Rabbitwoman and Dogman von Gillie and Marc, denen wir auch schon in Melbourne und an anderen Orten begegnet sind.
In der Mitte des Platzes befindet sich auch ein großer Brunnen von dem selben Künstler, Stephen Walker, der die wilden Hunde in der Fußgängerzone in Launceston und die Skulpturengruppe drüben im Hafen geschaffen hat.
Langam wird es Zeit, was zu essen. Das heißt, Richtung Hafen schlendern. Vorbei an Studenten, die offenbar gerade eine Theater-Aufführung geprobt haben – sieht nach Sommernachtstraum aus …
Wir gehen zunächst mal einfach an den Piers entlang bis zum Kreuzfahrtterminal – wo allerdings heute mal KEIN Schiff liegt! Stattdessen sind etliche schöne Segler hinzu gekommen.
Vorbei an der Gruppe aus Mensch (der Wissenschaftler und Fotograf (Louis Bernacchi) nebst Husky und Tieren (Pinguine, Seehunde, Möwen und tasmanische Teufel).
Und gleich stoßen wir auf die nächsten Skulpturen. Die haben allerdings einen tragischen, traurigen menschlichen Hintergrund.
Die Bronzefiguren sind Darstellungen irischer Frauen und Kinder, die zwischen 1800 und 1853 als Sträflinge nach Tasmanien – damals noch Van Diemens Land – verbannt wurden. Mehr als 13.000 Frauen und 2.000 Kinder wurden damals hierher verschifft, meist wegen kleiner Vergehen wie dem Diebstahl von Lebensmitteln.
Auf mehreren Bronzetafeln sind Namen und Alter sowie die Vergehen, die zur Verbannung geführt haben, festgehalten. Viele der Kinder, die mit ihren Müttern hier landeten, waren noch sehr klein, die meisten landeten im Waisenhaus, die Frauen mussten Zwangsarbeit leisten.
Mit der Gruppe “Footsteps Towards Freedom“, die im Oktober 2017 vom irischen Präsidenten Michael Higgins entüllt wurde, hat die irische Regierung die Unmenschlichkeit der damaligen Strafen nachträglich anerkannt und die Nachkömmlinge der Frauen (von denen übrigens einige Modell für ihre Ahninnen standen) um Verzeihung gebeten.
Nach so viel Ernst musste jetzt wirklich ein Bier her. Und was zu essen. Bedes gibt’s wieder bei Mures, auf dem Weg dort hin kamen wir an einem Hummerfänger vorbei – leider waren die Körbe aber alle leer!
Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt hatten, ging’s im Abendlicht zurück ins Mantra. Dieses Mal nicht am Hafen entlang, sondern durch eine Parallelstraße, in der etliche imposante alte Gebäude stehen. Zwar war der Sonnenstand alles andere als gut für Fotos – aber man bekommt doch einen Eindruck.
Die letzten Meter führen dann aber doch wieder durch den Park – hier sieht man auch mal die Fassade des Mantra.
Als Return Guests (und wegen meiner Accor-Mitgliedschaft) bekamen wir noch ein Präsent – eine Flasche Wasser! Aber kein normales – sondern in der edlen Glasflasche befindet sich gefiltertes Regenwasser vom Cape Grim, aus dem äußersten Nordwesten Tasmaniens! (Davon hätten wir heute auch ein paar Flaschen mitbringen können …!)
Geschmeckt hat es gut – aber irgendwie auch nicht anders als anderes Wasser …
Die Strecke von Launceston nach Stanley:
Und die von Stanley nach Hobart:
Zu schade, daß ihr so viel Regen hattet – aber der letzte Abend stimmte dann wieder versöhnlich. Außerdem muß man sich wohl auf solches Wetter einstellen, wenn man nach Tasmanien reist…