Einen Tag haben wir noch, einen allerletzten.
Morgen müssen wir runter von der Insel, runter von Tasmanien, zurück auf’s Festland, nach Queensland.
Leider!!!
Denn nicht nur gäbe es noch sehr viel mehr zu sehen und entdecken, auch die Wetteraussichten für die nächstenTage sind ausschließlich sonnig.
Aber was hilft’s – das ist halt der Nachteil, wenn man sich nicht beliebig treiben lässt, sondern einen Reiseplan hat, Flüge, Hotels, Mietwagen nicht spontan sondern lange im voraus bucht.
Trotzdem wollen wir heute noch was unternehmen – obwohl auch noch gewaschen und gepackt werden muss. Ist schon praktisch, wenn man im Apartment eine Waschmaschine hat – obwohl ich mich mit den Waschtrocknern wohl nie richtig anfreunden werde! In der selben Maschine zu waschen und zu trocknen, klappt irgendwie nur bedingt.
Wir überlassen die Maschine zunächst mal sich selbst und fahren los. Eigentlich wollten wir gerne nochmal nach Port Arthur, dort hin, wo vor knapp 200 Jahren die deportierten Sträflinge aus England und Irland gefangen gehalten wurden. Aber bis da hin sind es fast 100 km, für unseren letzten Tag ein bisschen zu weit.
Stattdessen gondelten wir einfach die Küste entlang, zuerst bis Wrest Point. Hier steht nicht nur das Casino, hier ist auch der Yachthafen und auch ansonsten alles, was man so braucht, wenn man reich ist.
Und hier sehen wir endlich auch mal wieder die Kadus mit der rosa Brust, Galahs.
Zu unseren Füßen im Wasser gibt es Miesmuscheln. Zu Tausenden kleben sie da an den Felsen, die Möwen scheinen sich an den scharfen Kanten nicht zu stören und sitzen mitten drin.
Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick rüber nach Hobart. Links liegt der Hafen, verborgen hinter den Hügeln vor Salamanca, aber das riesige Kreuzfahrtschiff ist unübersehbar.
Und vom kleinen Steg aus hat man einen freien Blick auf die östlichen Ausläufer von Hobart, die sich an die Hänge oberhalb des Derwent River schmiegen.
Wir genießen die Sonne, das Wasser, die Aussicht eine Weile, nehmen Abschied.
Dann fahren wir weiter nach Süden, bis zum alten Shot Tower hinter Taroona.
In Shot Towers (Schrottürmen) wurden früher Bleikugeln für Schrotgewehre gegossen.
Das flüssige Blei wurde hoch oben im Turm durch ein Sieb gegossen und fiel in Tropfen hinunter ins Wasser. Während des Falls formte sich das flüssige Blei zu perfekten Kugeln, die dann im Wasser vollends abkühlten.
Schrottürme gibt es überall auf der Welt – aber dieser 1870 erbaute Turm ist mit fast 60 m der höchste der südlichen Hemispähre
Man kann den Turm besteigen – aber rund 320 Stufen …. Musste nicht unbedingt sein!
Als wir am linken Straßenrand eine Dampflock stehen sehen, halten wir an. Landen allerdings nicht in einem Bahnhof bzw. zumindest nicht in einem, der in Betrieb ist, sondern hier wurde ein Zug zu kleinen Geschäften umfunktioniert.
Ein SUV -Fahrer hat seinen Kühlergrill fantasievoll geschmückt – hoffentlich soll das nicht bedeuten, dass er die alle schon mal totgefahren hat!
Hinter den Waggons ist eine riesige Halle, wo unglaubliche Mengen an Antiquitäten und Krimskrams verkauft werden. Sogar die Decke der Halle wird als Ausstellungsraum genutzt!
Wir kommen durch Kingston und Margate – beides wirklich hübsche Orte, die eigentlich einen längeren Aufenthalt wert wären. Aber meinen Mann zieht es zur Fähre nach Kettering! Von hier aus kann man nach Bruny Island übersetzen – auch das stand auf unserer To Do-Liste und war dem anfangs schlechten Wetter zum Opfer gefallen.
Auch jetzt wird das Wetter zunehmend schlechter, als wir im kleinen Hafencafé zuschauen, wie die Fähre langsam näher kommt, fallen bereits die ersten Tropfen.
Ohnehin wäre es eine riskante Sache gewesen – denn die Mietwagenfirmen erlauben das Übersetzen mit dem Mietwagen auf die Insel eigentlich nicht.
Es geht also wieder heimwärts, zur Wäsche und den Koffern, die gepackt werden müssen. Und am Abend wieder in den Hafen, wo es zum ersten Mal völlig windstill ist und die Boote sich im stillen Wsser spiegeln.
Die heutige (eher kurze) Strecke:
Am folgenden Morgen müssen wir früh los, unser Flieger nach Brisbane geht um 10:50. Zwar fährt man zum Flughafen laut Google Maps nur knapp 20 Minuten, wir müssen aber noch tanken und außerdem die unzähligen, meist roten, Ampeln in der Stadt einkalkulieren.
Was wir nicht einkalkuliert hatten, war der Berufsverkehr!!!! Glücklicherweise waren wir ziemlich früh dran, denn der Verkehr quälte sich wirklich im totalen Schneckentempo bis zur Brücke. Von da an ging’s dann flott weiter, an der Tankstelle kurz vor dem Flughafen wurde der Tank noch gefüllt und wir lagen gut in der Zeit, als wir am Flughafen ankamen.
Mietwagen zurück geben ist hier eine Sache von Sekunden! „How was your trip? Did you enjoy Tasmania? Was the car going fine?“ – mehr wollte der nette Mensch bei Alamo nicht wissen, nahm den Schlüsssel entgegen und wünschte uns einen guten Flug.
Erheblich länger dauerte das einchecken! Dabei fing es eigentlich ganz gut an – eingecheckt hatten wir bereits gestern online, dabei hatte ich noch schnell Plätze mit mehr Beinfreiheit (gegen Aufpreis!) in der 2. Reihe nach dem Notausgang reserviert. Also am Automaten unsere Gepäckanhänger ausdrucken, am Koffer anbringen und dann zum Bag Drop gehen.
Nur – den gab es hier gar nicht! Nur ganz normale Eincheck-Schalter. Wozu man dann selbst Hand anlegen sollte bzw. musste, war uns ein Rätsel. Außerdem dauerte es ewig lange. Mit jedem Passagier, der sein Gepäck abgeben wollte, gab es endlose Diskussionen und immer wieder sahen wir, dass jemand sein Aufgabegepäck öffnete und was heraus holte. Wir wurden langsam richtig sauer auf die Leute, die offenbar ihr Gepäck nicht richtig gepackt hatten.
Was wirklich los war, erfuhren wir jedoch wenig später. Die Dame am Check-in sagte „Tut mir sehr leid, aber ihr Gepäck wird heute NICHT mit Ihnen fliegen!“ Waaas???? Ich dachte, ich hätte mich verhört, aber sie erklärte weiter „Die Maschine, die das Gepack in die Flieger lädt, wurde heute morgen beschädigt und obwohl die Mechaniker ihr Bestes tun, sieht es im Moment nicht so aus, als könne sie heute noch repariert werden.“
Sie fügte auf meine Nachfrage hinzu “ Ihr Gepäck wird dann mit der nächsten verfügbaren Maschine nachkommen – das kann aber unter Umständen mit einem Flug über Sydney oder Melbourne gehen und ein, zwei Tage dauern. Aber natürlich wird das Gepäck an Ihre Adresse geliefert!“
Sie drückte uns ein Formular in die Hand, das sollten wir in Brisbane am Service Schalter abgeben, damit unser Gepäck zugestellt werden konnte.
Ich brach fast zusammen – denn es war klar, was das hieß. Da wir ja nicht in Brisbane bleiben, sondern rund 150 km entfernt, in Noosa, würden wir frühestens in 3 Tagen wieder an unsere Koffer kommen, wenn alles gut ging. Nach drei Tagen wollten wir jedoch bereits weiter nach Hervey Bay – es sah also nach einer unendlichen Geschichte mit sehr ungewissem Ausgang aus.
Sonst hatten wir immer im Bordgepäck eine Art Notausrüstung – für den kurzen Hüpfer hatte ich aber alles in die Koffer gepackt, also auch wirklich wichtige Dinge wie Kontaktlinsen und Medikamente.
Jetzt waren wir also an der Reihe, den Koffer zu öffnen, hektisch die Dinge rauszunehmen und im Bordgepäck zu verstauen, die uns ein paar Tage über die Runden bringen würden. Viel Zeit zum Überlegen hatten wir nicht, entsprechend mager fiel das Notgepäck aus …
Beim Borden kam dann der nächste Schlag. Die Dame, die die Bordkarten prüfte, fragte, wann ich zuletzt an einem Notausgang gesessen hätte und ob mir klar sei, dass ich im Notfall helfen müsse. Kein Problem, sagte ich, ich weiß Bescheid und sie war zufrieden. Dann stellte sie Dieter die selben Fragen. Es war laut, der Dialekt der Dame ein Graus und Dieter verstand nicht genau, was sie von ihm wollte. Kurz entschlossen befand sie, dass wir nicht am Notausgang sitzen könnten, weil Dieter sie im Notfall nicht richtig verstehen könnte.
Weil die Maschine total voll war, landeten wir schließlich in der allerletzten Reihe – allerdings hatten wir die für uns, so dass es letztlich doch ganz bequem war.
Während die Maschine sich schon bereit machte, auf’s Feld zu rollen, kam eine Durchsage, die das ganze Flugzeug zu spontanen Freudenschreien, Jubel und Händeklatschen veranlasste – die Gepäckmaschine war repariert, das gesamte Gepäck würde verladen und mit uns ankommen!!!!
Jetzt war es uns echt egal, wo wir saßen – komisch, wie so was eigentlich Banales einen plötzlich richtig glücklich machen kann!
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