07. August – Wir fahren übers Meer: Hirtshals-bis-Kristiansand

Eigentlich hätten wir sehr lange, sehr gemütlich ausschlafen können.

Unsere Fähre von Hirtshals in Dänemark nach Kristiansand in Norwegen geht erst um 17 Uhr, für die knapp 370 km von Flensburg zum Fährhafen in Hirtshals braucht man normalerweise allenfalls 3 1/2 Stunden.

Die Straße ist fast immer staufrei, und heute ist es ja auch wettertechnisch ziemlich gut

ABER – wir haben ja Corona! Und die Dänen lassen derzeit aus Deutschland nur Schleswig-Holsteiner ohne Auflagen rein oder andere, die Übernachtungen für mindestens 6 Tage gebucht hatten. Beides trifft auf uns nicht zu – wir wollen ja nur durchreisen bis zur Fähre.

Von akribischen Kontrollen hatten wir gehört, auch, dass man Fährticket und gebuchte Übernachtungen in Norwegen vorweisen muss, hatten von Willkür gelesen und dass es im Ermessen der Grenzbeamten liege , ob sie auf die Schnelle noch einen Corona-Test anordnen. Kurz – wir rechneten mit deutlich mehr als 3,5 Stunden und wollten kein Risiko eingehen.

Weil das Frühstück im Hotel extrem teuer ist, gibt es ein sehr leckeres (und sehr preiswertes!) Frühstück beim Bäcker nebenan. Dann Auto aus dem Parkhaus geholt (das mit 10€/Nacht übrigens sehr günstig war!), ausgecheckt und los geht’s!

Die Grenze liegt nur wenige Kilometer hinter Flensburg, schon ein ganzes Stück vorher stauen sich die Fahrzeuge – aber es geht immerhin, wenn auch langsam, voran. Die meisten Fahrzeuge scheinen aus Schleswig-Holstein oder Dänemark zu kommen.

Alle Fahrzeuge vor uns werden einfach durchgewunken, bei unserem Nummernschild stutzt die Beamtin aber und winkt uns nach rechts. Gleich drei Beamte kommen an, ich haltePersonalausweise, Fährticket und Hotelbuchung in der Hand.
Einer schaut ins Auto, sieht das Ticket der Fjordline und meint „Are you going to Norway?“ Warum er mit uns Englisch spricht, ist mir ein Rätsel, aber ich nicke, hebe das Ticket hoch und sage „Yes, we are taking the 5 o’clock ferry from Hirtshals“.

Er nickt ebenfalls, will nicht mal unsere Ausweise sehen und winkt uns durch ….

Tja – nun haben wir plötzlich viel Zeit! So viel Zeit, dass wir noch einen Stopp in Aalborg einlegen.

Eigentlich war dort ein Kaffee oder ein Eis vorgesehen – aber es ist überall recht voll und so beschränken wir uns aufs Sightseeing. Das beginnt schon mit einer Graffiti-Wand, als wir aus dem Parkhaus kommen.

Wunderschöne alte Häuser, Kopfsteingassen … Aalborg ist malerisch.


An sprudelnden Brunnen vorbei geht’s Richtung Wasser.


Der Limfjord, der quer durch Jütland verläuft, ist hier schmal wie ein Fluss. Und in diesem Fluss/Fjord gibt es nicht nur Schiffe, sondern auch ein Freibad!

Auch Fundstücke kann man bewundern …

Durch Parkanlagen, üppig bestückt mit duftenden Kräutern, wandern wir zurück zum Parkhaus.

Allzu spät wollen wir nicht in Hirtshals ankommen, denn Dieter hat noch was vor. Hirtshals erschien uns beim letzten Besuch total langweilig, ein reiner Fährhafen, ein bisschen Industrie, viel Brache … Dass es einen wirklich schönen Leuchtturm und eine wunderbare Dünenlandschaft gibt, sahen wir 2018 erst, als wir mit der Fähre aus dem Hafen fuhren. Heute wollen wir den Leuchtturm aber aus der Nähe sehen.

Und wirklich – der schneeweiße Turm, eingerahmt von kleinen weißen Häuschen, thront mitten in einer traumhaften Landschaft.

Heckenrosen blühen überall, Rosenduft mischt sich mit salziger Seeluft. Eine echte Idylle!

In der Ferne sehen wir unsere Fähre herankommen.

Zeit, sich zum Hafen aufzumachen. Dort ist schon mächtig was los, lange Schlangen. Viele Autos, vor allem Wohnmobile, haben deutsche Kennzeichen.

Unser Ticket haben wir übrigens – auch wieder ein Tipp aus dem Nordlandblog – deutlich günstiger bekommen, weil wir sie nicht auf der deutschen, sondern auf der norwegischen Seite gebucht hatten. Hinzu kam noch die Mitgliedschaft im kostenlosen Kundenprogramm „Fjord Club“ – so kostet die Überfahrt für uns und unser Auto letztlich nur ca. 96 €, auf der deutschen Seite wären es ca. 30% mehr gewesen.

Anders als bei der Stenaline geht das Beladen sehr zügig, auch wenn man im Schiff in einer Art Kreisverkehr immer weiter nach oben fahren muss. Dieses Mal haben wir (fast!) alles, was mit an Bord soll, vor allem warme Jacken, griffbereit im Rucksack, denn letztes Mal standen die Fahrzeuge dermaßen eng, dass man kaum die Tür, geschweige denn den Kofferraum auf bekam. Heute haben wir Glück und stehen an einer Treppe, kommen also ohne Verrenkungen raus.

An Bord ist es voll, extrem voll! Zwar herrscht Maskenpflicht, aber viele halten sich nicht daran. Zunächst versuchen wir unser Glück im Freien – aber das winzige Deck am Heck ist fest in der Hände der Hundebesitzer und Raucher.

Etwa ein Dutzend Vierbeiner sitzen und liegen dort herum – für die meisten sicher erheblich angenehmer, als im Auto eingesperrt sein zu müssen. Nur bleibt für andere Reisende kein Platz, so dass wir uns letztlich doch wieder in die Kabine verziehen müssen. Dort herrschen allerdings arktische Temperaturen, zum Aufwärmen müssen wir deshalb immer mal wieder raus.

Mangels Abwechslung (ich hatte meinen Ebook-Reader im Auto vergessen!!!) vergeht die Zeit recht langsam. Auf dem Display an der Wand kann man genau verfolgen, wie weit wir schon gekommen und mit welcher Geschwindigkeit wir unterwegs sind.

Endlich kommt Land in Sicht! Zunächst in Form vieler kleiner Inselchen.

Die Ankunft ist pünktlich um 19:15, obwohl wir bereits 15 Minuten vor der Abfahrtszeit losgefahren waren. Auch hier hatten wir ein paar Befürchtungen bei der Einreise – zum einen hagelte es Warnungen des norwegischen Gesundheitsministeriums im Handy, dass man möglicherweise in Quarantäne müsse, zum anderen haben wir einiges an Wein und Bier an Bord. Zwar hatten wir alles brav per Kvote Appen deklariert und auch den (sehr geringen!) Zoll online entrichtet, aber man weiß ja nie!

Aber alle Befürchtungen waren unnötig – keiner interessiert sich auch nur im geringsten für uns, nicht mal unsere Ausweise will man sehen! 10 Minuten später sind wir im Scandic Bystranda und bekommen wieder ein Zimmer mit Blick auf den Yachthafen und das Meer.


Und wieder ein Familienzimmer – dieses Mal mit herunter geklappten Stockbetten!

Das wird auf unsere Bitte hin aber wieder in der Wand verstaut. Schließlich erwarten wir keinen Besuch 😉

Uns zieht es allerdings gleich wieder hinaus in den lauen Abend. Und genau wie vor zwei Jahren sind wir auch heute Abend wieder absolut begeistert von der zauberhaften „Kvadraten“-Stadt! In den Quadraten pulsiert das Leben, überall wird flaniert, diniert, gegessen, getrunken, der Sommerabend genossen.



Auf dem Heimweg genießen auch wir noch die Abendstimmung am Meer und im kleinen alten Fischereihafen.


Und morgen – morgen geht’s gleich wieder aufs Meer, in die Schären!

Die Strecke von heute:

Ein Kommentar zu “07. August – Wir fahren übers Meer: Hirtshals-bis-Kristiansand

  1. Ein wundervoller Urlaubsauftakt!

    Da kann man neidisch werden; bei uns ist es unangenehm schwül-heiß, was würde ich jetzt für etwas frische Meeresluft geben 😉

    Daß Kristiansand so einen malerischen kleinen Hafen hat, wußte ich noch gar nicht.

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