Beim Einchecken hatte man uns gewarnt – das Hotel sei komplett ausgebucht und beim Frühstück könnte es Wartezeiten geben. Vor allem zwischen 9 -11 Uhr könne es sehr voll werden. Wir sollten also besser so früh wie möglich kommen.
Na gut – aber deshalb mitten in der Nacht aufstehen? Wir lassen es drauf ankommen und schlafen erst mal aus. Erst kurz vor 10 Uhr marschieren wir runter – und es ist tatsächlich recht voll, aber Schlangen gibt es keine. Nur leider auch keine Plätze auf der Terrasse mehr, so dass wir uns einen Tisch im Inneren suchen müssen.
Hier ist vieles anders als derzeit in Deutschland. Es werden keine Tische vom Personal zugewiesen, niemand trägt Maske. Man achtet zwar halbwegs auf Abstand, und wenn mehr als 2 Personen im Aufzug sind, steigt keiner mehr ein. Dennoch manchmal ein seltsames Gefühl – erstaunlich, wie schnell man sich an all die Sicherheitsmaßnahmen gewöhnt hat! Es gibt bereits wieder ein – allerdings abgespecktes – Büffet, das zwar nicht schlecht ist, aber Welten von dem üppigen Angebot vor 2 Jahren entfernt.
Hier sieht es heute jedenfalls so aus:
Für uns steht heute eine Bootsfahrt durch die Schären auf dem Programm, mit einem kleinen alten Boot, der Øya. Die Fahrten finden täglich statt, allerdings nur bis zum 9. August! Ursprünglich wollten wir ja an diesem Tag überhaupt erst abends in Norwegen ankommen, aber nachdem Dieter unbedingt die Blindleia Fahrt machen wollte, buchten wir kurzentschlossen Fähre und Hotel um und brachen zwei Tage früher als geplant auf.
Um 14 Uhr sollte die Bootsfahrt losgehen, es wurde dringend empfohlen, mindestens 30 Minuten vor der Abfahrt am Pier 6 zu sein – auch wenn man, wie wir, reserviert hatte. Zunächst mal mussten wir den Pier aber überhaupt finden, gestern Abend hatten wir ihn vergeblich gesucht! Mittlerweile haben wir aber dank Google Streetview eine konkrete Vorstellung davon, wo er sein könnte.
Zwar ist Kristiansand durch seine rechtwinklig angelegten Straßen eigentlich sehr übersichtlich, aber im Hafenbereich wird derzeit heftig gebaut und man findet nicht immer alles auf Anhieb.
Mit reichlich Zeit im Gepäck brechen wir auf. Schlendern immer am Wasser entlang, vorbei an der alten Rundfestung Christiansholm.
Vorbei an “urban gardening” – öffentliche Beete mit einer Fülle von Kräutern und Gemüse.
Vorbei an den Wasserspielen im weitläufigen Park um den Yachthafen.
Vorbei an zwei riesigen Sandskulpturen, die beim nächsten Regen verschwinden werden.
Schließlich sind wir am alten Fischereihafen, wo es zwar noch immer einen großen Fischmarkt gibt, aber ansonsten nur mehr oder weniger schicke Kneipen und Restaurants.
Es herrscht reges Treiben – kleine Boote fahren im Sekundentakt in den kleinen Hafen ein, es wird getankt, geparkt – und eingekauft für’s Wochenende im Ferienhaus auf einer der unzähligen Schären-Inselchen.
Kaufen können wir zwar nichts, aber die Köstlichkeiten im Fischmarkt zumindest anschauen.
Beim Herumtrödeln vergeht die Zeit schnell, wir müssen langsam Richtung Pier 6. Am richtigen Fischereihafen entlang, vorbei an einer großen Kunstinstallation, geht’s zum Industriehafen.
Dort sehen wir zwar einen Schuppen mit der Aufschrift “6” – aber der befindet sich in hermetisch eingezäuntem Gelände. Wir schleichen am Zaun entlang – und da hängt plötzlich ein Schild “Sightseeing baten” mit einem Pfeil. Dem folgen wir einfach, werden um den Zaun herum dirigiert und kommen tatsächlich zum Pier 6!
Zwar ist es erst 13 Uhr, aber da kommt die Øya in flottem Tempo bereits um die Ecke und legt an. Sie ist ziemlich voll besetzt, allerdings steigen die Passagiere alle aus.
So nach und nach füllt sich der Kai, wir dürfen an Bord und Punkt 14 Uhr wird abgelegt. Bezahlt werden die Tickets übrigens an Bord – natürlich mit Kreditkarte, denn Norwegen ist weitgehend Bargeld-frei! Einen Seniorenrabatt bekommen wir auch noch, in Norwegen ist man da sehr großzügig!
Der Kapitän legt gleich zwei kleine Schlenker ein – einmal, damit wir den prächtigen Windjammer in voller Größe sehen können …
Den zweiten, damit wir ein gestrandetes Kreuzfahrtschiff sehen können. Wegen Corona liegt es hier seit Monaten fest.
Von mir aus könnte das auch so bleiben – wir freuen uns jetzt schon auf Stavanger, Bergen, den Geirangerfjord und andere schöne Ecken OHNE diese quer gelegten Hochhäuser!
Es geht um die Insel Odderøya herum, durch mehrere Brücken mit Kristiansand verbunden, vorbei an dem idyllisch gelegenen kleinen Leuchtturm.
In den Felsen oberhalb des Leuchtturms kraxeln etliche Kletterer herum!
Es geht hinaus auf’s Meer, nur ein kleines Stück – dann biegt der Kapitän wieder Richtung Küste ab und die Fahrt durch den Schärengarten beginnt. Auf der nachstehenden Karte kann man die Route gut sehen, die weiß gepunktete (weitgehend identisch mit der roten) zeigt unsere Fahrt von Kristiansand bis Lillesand. Ab der Insel Ulvøya verläuft die Fahrt in der Blindleia, einer ca. 20 km langenBinnenwasserstraße, bis Lillesand.
Viel zu erklären gibt es nicht – wir sind beschäftigt mit Schauen und Staunen! Winzige Inselchen, auf vielen klebt irgendwo ein Häuschen, dazwischen schmale Kanäle, oft mit wenig Wasser unterm Kiel.
Auf dem Wasser herrscht reger Verkehr – und auf vielen Booten liegt die Besatzung entspannt in der Sonne!
Gelegentlich weisen kleine Leuchtfeuer oder andere Signale den Weg, meist muss der Kapitän die Route aber selbst finden.
Mal ist es so eng, dass kaum zwei Boote aneinander vorbei kommen, mal gab es reichlich Platz. Schmale Kanäle wechseln mit breiten Flächen, fast wie Seen, ab.
Alle an Bord sind begeistert von den schnuckeligen Häuschen, meist tiefrot, oft aber auch schneeweiß.
An einem so tollen Sommertag wäre es echt toll, hier zu wohnen!
Ohne Boot geht hier allerdings gar nichts – Straßen gibt es kaum.
Die kleinen Inselchen bestehen praktisch nur aus Fels, trotzdem gibt es reichlich Bäume und das Heidekraut blüht üppig!
Unterwegs werden ein paar Mal Leute von Bord gelassen oder an Bord genommen – mal in einer einsamen Bucht, mal in Brekkestø, einem idlyllischen kleinen Fischerdorf, in dem einiges los ist.
Jede Ecke ist noch schöner als die davor – die Fahrt hätte noch ewig weiter gehen können, so viel gibt’s zu sehen! Aber kurz nach 17 Uhr ist unsere Fahrt zu Ende, wir erreichen Lillesand.
Viel Zeit zum Bummeln bleibt uns nicht, wir müssen zum Bus, um zurück nach Kristiansand zu kommen. Der sollte um 18:04 von einer Haltestelle etwas außerhalb des Ortes abfahren. Die ist schnell gefunden – nur, der Bus kommt nicht! Die elektronische Anzeige hüpft immer weiter nach vorne , schließlich heißt es, der Bus komme um 18:23. Ein paar Minuten danach ist er dann endlich da und bringt uns nach Kristiansand. Gezahlt wird hier übrigens an Bord, mit Visacard!
In Kristiansand angekommen wird als erstes das Auto aus der (teuren!) Tiefgarage geholt und am Straßenrand geparkt. Heute ist Samstag – und da ist das Parken auf der Straße ab 17 Uhr bis Montag 8 Uhr kostenfrei! An den übrigen Tagen darf man für 31 NOK/Stunde von 8-19 Uhr maximal 3 Stunden am Straßenrand stehen, nur nachts kostet es nichts!
Und dann geht’s wieder in die Stadt – schließlich haben wir ziemlichen Hunger und einen Riesendurst! Auf dem Platz vor dem Dom werden wir fündig – und da gibt es nicht nur was zu essen und zu trinken, sondern auch eine Band, die sensationelle Samba-Musik spielt! Zahlreiche Paare lassen sich mitreißen und schwingen das Tanzbein.
Wir verzichten, machen uns zur blauen Stunde (immerhin schon 22 Uhr!) auf den Heimweg, immer am Wasser entlang, wo es die letzten magischen Momente eines wunderbaren Tages gibt.
Und hier die Fahrt durch die Schären im Video:
ich bin mit einem Kreuzfahrer am Fr. 14. Juli 23 in Kritsiansund und hätte große Lust, solch eine wunderbare Schärenfahrt mit einem kleinen Boot zu machen. Wir sollen um 10 in K sein, um 20 Uhr ist schon wieder Abfahrt.
Ist das zu schaffen ??? an wen wende ich mich?
Ich bin soooo dankbar für eine Antwort.
Gruß anne
Ich hatte dir vor einiger Zeit schon direkt per Mail geantwortet und hoffe, du hast diese Mail bekommen.
Traumhaft, euer Bootsausflug und dieser Tag überhaupt.
Die Norweger sind zu beneiden – so ein ochsenblutrotes Häuschen auf einer Schäre, umgeben von glasklarem Wasser, das kommt meiner Vorstellung vom Paradies ziemlich nahe 🙂
Demnächst wirst du das ja alles selbst in Natura erleben!!!