Heute war’s nix mit ausgedehntem Frühstück – wir haben nicht nur eine recht weite Strecke vor uns, sondern wollen möglichst heute noch auf die Hardangervidda.
Eigentlich war das für morgen geplant – aber der Wetterbericht kündet für den morgigen Vormittag Regen an. Deshalb geht’s heute zügig los.
Raus aus Stavanger kommt man per Tunnel, dem Byfjordtunnel.
Der ist mit einer Tiefe von 223 m unter dem Meeresspiegel und einer Länge von 5.875 Metern einer der längsten und tiefsten Unterwassertunnel der Welt. Kommt man wieder ans Tageslicht, ist man auf dem Land, am Meer, in einer zauberhaften Landschaft. Das Meer zur Linken, saftig grüne Wiesen, Schafe, kleine Fischerhütten.
Eine Brücke und einen weiteren Tunnel später kommen wir zum Fähranleger in Mortavika. Hier liegt gerade eine Fähre startklar am Pier. Für uns kommt jetzt die Stunde der Wahrheit – würde es mit dem kleinen Autopass-Transponder an der Windschutzscheibe wirklich funktionieren, einfach auf die Fähre rauf zu fahren, ohne vorher bezahlen zu müssen?
Wir nehmen die „Autopass„-Spur und tatsächlich – es klappt reibungslos!
Ruckzuck rollen wir auf die Fähre, die nur sehr mäßig gefüllt ist.
Kaum sind wir drauf, wird die Heckklappe hochgeklappt, und wir sind unterwegs. Ca. 25 Minuten dauert es bis Arsvågen, wir genießen jede Minute an Deck in der warmen Morgensonne.
Über mehrere kleine Inseln – teils über elegante Brücken ….
… teils durch Tunnel verbunden, schlängelt sich die E39 nach Norden, bis wir irgendwann nach Osten auf die E134 abbiegen. Hier ist die Gegend zwar nicht spektakulär, aber einfach schön. Es duftet intensiv nach Heu, überall wurde oder wird gemäht.
Spektakulär wird es dann aber am Åkrafjord. Dort stürzt der Langfossen mit einer Fallhöhe von 612m und einer Breite von über 100 m ins Tal hinab. Dieses Mal ist nicht viel los hier, man kann sich Zeit lassen und herumwandern auf der Suche nach guten Aussichtspunkten, ohne von Selfiesticks und Massen von Bus- und Kreuzfahrttouristen bedrängt zu werden.
Zuerst ein Blick von unten nach oben, auf den Fall in seiner ganzen Länge und Breite. Fast seiner ganzen Länge – denn das Wasser schäumt unter der Straße hindurch und ergießt sich erst mehrere Meter weiter unten wirklich in den Fjord.
Aber man kann über eine Treppe runter zum Fuß des Falles gehen, dann noch ein paar Meter einen Trampelpfad durchs Gebüsch – und erst dann sieht man, wo der Langfossen wirklich aufhört.
Noch ein Blick zur Rechten – hier endet auch der Åkrafjord.
Wieder blühen Heckenrosen am Weg, wieder duftet es betörend – wie vor 2 Jahren im Juni 2018.
Oben auf der Straße wird der Fall noch aus anderen Perspektiven betrachtet. Da ist einmal ein kleiner Seitenarm links vom großen Wasser, der aber auch recht eindrucksvoll aussieht.
Daneben setzt sich der Haupt-Arm in Szene – allerdings steht die Sonne für gute Fotos denkbar ungünstig direkt über dem Fall.
Ein Fall kommt hier selten alleine – es dauert nicht lange, dann stehen wir vor dem Låtefossen. Die Fallhöhe ist mit 165m zwar deutlich geringer als beim Longfossen, aber hier stürzt das Wasser in gleich zwei Fällen ins Tal – auch wieder unter der Straße hindurch. Nur mündet es hier nicht in einem Fjord, sondern einem Fluss.
Auch hier ist es erfreulich leer, ganz anders als 2018. Wir fahren weiter, können leider nicht bei jedem Wasserfall anhalten, sonst kommen wir heute nie an! Manchmal genügt aber auch ein Schuss aus dem Fenster.
In der Ferne tauchen schneebedeckte Bergkuppen auf, auch einen Gletscher können wir ausmachen.
Die Straße ist schmal – wenn zwei Busse sich hier begegnen, wird es eng!
Aber es ist einfach wunderschön hier! Wir sind im Obstland – an den Hängen entlang des Hardangerfjords ziehen sich vor allem Apfelbaum- und Kirschplantagen empor. Aber auch Pflaumen werden hier angebaut. Überall am Straßenrand stehen kleine Buden, an denen Obst im Selbstbedienungsverfahren angeboten wird. Leider können wir – mangels Bargeld – nichts kaufen! Denn wieder haben wir bisher keinen einzigen Kronen-Schein, keine einzige Öre-Münze in der Hand gehabt – absolut alles läuft hier über Kreditkarte, vorzugsweise im berührungslosen Touch-Verfahren.
Ein paar Kilometer hinter Kinsarvik hätten wir jetzt einfach nur die E13 verlassen und weiter auf der E7 fahren müssen, dann wären wir in wenigen Minuten in Eidfjord gewesen, wo wir heute übernachten.
Aber hier zeigte sich mal wieder, dass man, statt sich blind auf sein Navi zu verlassen, gelegentlich das Hirn einschalten sollte. Kurz vor der eindrucksvollen Hardangerbrücke geht die Straße in einen Tunnel. Und in diesem Tunnel gibt es einen Kreisverkehr, wo der Verkehr einmal nach Bergen, auf die E13, und einmal Richtung Oslo, auf die E7, geleitet wird.
Wir sind vor dem Einfahren in den Tunnel dermaßen mit der tollen Brücke beschäftigt, dass wir nur mit halbem Ohr auf das Navi hören, das uns anwies „Nehmen Sie im Kreisverkehr die erste Ausfahrt„. Okay, hier im Berg gibt es kein GPS – aber es gibt Schilder! Und uns hätte klar sein müssen, dass wir NICHT nach Bergen fahren müssen! Und die zweite Ausfahrt nehmen müssen! Auch Navis können sich offenbar irren …
Leicht verdutzt sind wir schon, als wir aus dem Tunnel heraus kommen und uns auf der Brücke wiederfinden! Denn das ist uns klar – da sollten wir heute nicht drüber!
Leider gibt es jetzt keine Alternative – wir müssen rüber, auf er anderen Seite gleich wieder in einen Tunnel und erst nach mehreren quälenden langen Kilometern können wir – wieder an einem Kreisverkehr – endlich umdrehen und nunmehr wirklich nach Eidfjord fahren. Insgesamt war das ein Umweg von rund 40 km -und absolut überflüssig!!!!
In Eidfjord angekommen checken wir schnell bei Ingrids Apartments ein. Geräumig, toller Blick – aber wir stellen wirklich nur die Koffer ab, holen uns eine Tasse Kaffee aus der Maschine, die für die Gäste in der Lobby steht, und dann geht’s gleich weiter.
Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zur Hardangervidda! Und dort wollen wir heute noch hin, denn das Wetter ist traumhaft und für morgen Regen angesagt. Die Straße windet sich immer höher, durch zahlreiche Tunnel.
Zunächst fahren wir hoch bis zum Fossli Hotel. Dass man dort parken kann und von da aus die besten Ausblicke hat, war früher eine Art Geheimtipp. Die Zufahrt zum Hotel ist gesäumt von üppig rosa blühenden Blumen, die man hier überall sieht.
Offenbar war es dem Fossli Hotel aber etwas zuviel geworden mit den Touristen, die dort nur parken, aber nicht einkehren – ein paar Meter unterhalb des Hotels ist jetzt ein großer Parkplatz entstanden! Noch ist nicht alles fertig, die Toilettenanlage ist z.B. noch im Bau.
Die gesamte Umgebung um den Voringsfossen ist mittlerweile über Wege, Stege und Treppen perfekt erschlossen.
Im Vergleich zu vor 2 Jahren ist noch einiges an Wegen hinzu gekommen, einiges ist noch im Bau – so z.B. eine Fußgängerbrücke, die schwindelerregend über den schäumenden Fluss führt – auf dem Bild unten rechts in der Mitte erkennbar, darunter nochmal im Zoom.
Man muss hier eigentlich gar nicht viel erklären – einfach mal mitkommen auf einer Runde von einem Highlight zum anderen! Zuerst eine Art Totale, noch vom Parkplatz aus.
Dann der erste Blick in die Tiefe und weit ins Måbødalen hinein.
Auch beim zweiten Besuch sind wir einfach wieder nur platt – können nur staunen über die Wunder, die die Natur hier an jeder Ecke hervorbringt. Der Vøringsfossen (unbedingt den Link anklicken und das Video anschauen!) ist sicherlich der berühmteste Wasserfall Norwegens. Nicht nur, aber auch, weil er in einer atemberaubend schönen Umgebung liegt.
Nicht nur das große Ganze ist eindrucksvoll, auch die ganz kleinen Anfänge großer Wasserfälle können wunderschön sein. Der Beginn des kleineren Falls, des Tysvikofossen, ist zauberhaft! Umgeben von lichten Birken ist hier ein eher kleiner Bach zu sehen, der zum Felsrand strömt und dann rund 180 m in die Tiefe stürzt.
Immer wieder ergeben sich neue Perspektiven. Die Sonne wandert und beleuchtet das Tal zunehmend.
Schließlich reißen wir uns los und fahren ein Stück weiter hoch auf die Hardangervidda.
Ein scheinbar unendliches Hochplateau öffnet sich vor uns. Kleine Seen, Schneeflecken, Moore.
Den Abzweig zum Staudamm nehmen wir (leider) nicht – sonst hätten wir dieses Panorama gesehen:
Urheber: Bobilopplevelser, eingestellt bei Google MapsWir fahren weiter, bis zur Dyranut Hütte. Von hier blickt man meilenweit übers Land.
Wir treten den Rückweg an – auch wenn die Sonnen noch scheinbar hoch steht, ist es doch schon kurz vor 19 Uhr.
Ein letzter Stopp muss aber noch sein. In einer Kurve steht ein kleiner Kiosk, ein Hinweisschild sagt „Voringsfossen“. Hier kann man zum Beginn des Wasserfalls wandern.
Wir sind aber zunächst fasziniert von dem Blick in die Tiefe, in die enge Schlucht, wo sich die Gischt im Abendlicht in einen schillernden Regenbogen verwandelt.
Für die doch etwas anstrengende Tour über Stock und Stein zum Fluss fehlt uns jetzt dann aber doch die Energie (den einfacheren bequemeren Weg sahen wir leider erst, als wir wieder zurück am Auto waren – jetzt war es aber genug für heute!)
Überall stehen hier übrigens Warnhinweise, die vor der Gefahr von Abstürzen warnen. Und es stehen auch ein paar Kreuze auf dem Waldboden, sogar eine kleine Skulptur, die an eine offenbar gier abgestürzte Frau erinnert.
Zurück in Eidfjord müssen wir feststellen, dass der nette Thai-Kiosk mit Fjordblick, auf den wir für’s Abendessen gehofft hatten, heute schon um 19 Uhr zu gemacht hatte! Schade – das Essen sah wirklich gut aus. Stattdessen gab es dann eben Pellkartoffeln mit Butter, Wurst, Käse und Tomatensalat auf dem Balkon – ebenfalls mit Fjordblick!
Und mit immer dramatischer werdender Beleuchtung!
Ein Traumtag im Video:
Und die heutige Strecke:
Da ist ja ein Foto schöner als das andere – wirklich grandiose Landschaften und Wasserfälle! Mein Lieblingsfoto ist das mit dem Regenbogen 🙂
Aber der Fjordblick von eurer Wohnung ist auch nicht zu verachten!
Mir kommen fast die Tränen, steht alles auf meiner Tour-Liste die für den vergangenen Juni geplant war. So schöne Bilder, wir kennen ja die Lofoten und können uns sofort in die Landschaft träumen. Weiterhin eine schöne Reise und Danke fürs Teilen. 🙋♀️
Ja, das blöde Virus hat vielen die Sommerpläne verdorben, wir wollten ja eigentlich im Juni nach Südengland, stattdessen wurde es jetzt Norwegen im August. Aber vielleicht klappt es bei euch dann im nächsten Jahr! Die Landschaft hier ist wirklich ein Traum!