Oh je … Der Sommer legt offenbar eine Pause ein!
Es regnet und das Thermometer zeigt lausige 16 Grad! Der Fjord ist morgens noch in Nebel gehüllt, erst sehr zögerlich zeigt sich das Wasser.
Heißer Kaffee ist jetzt gefragt. Und vorsichtshalber ein Pullover …
Im Regen wird das Auto gepackt, wir brechen auf.
Vorbei am immer noch ziemlich verhangenen Hardangerfjord geht’s Richtung Bergen. In der Ferne scheint es sich aber schon ein bisschen aufzuhellen!
Heute müssen wir tatsächlich über die Hardangerbrücke! Hier zeigt sich, wie tief die Wolken hängen.
Direkt hinter der Brücke verschwindet die Straße in dem rund 7,5 km langen Vallaviktunnel. Und als wir wieder raus kommen, ist die Sonne da! Zumindest ein bisschen – aber selbst ohne Sonne wäre die Strecke wunderschön! Wieder müssen wir allerdings höllisch aufpassen, nicht falsch zu fahren!
Nach Bergen wollen wir auf keinen Fall auf der E13, sondern auf der Fv7 am Hardangerfjord entlang fahren und müssen deshalb die richtige Abzweigung erwischen.
Denn kaum ist man aus dem Tunnel raus, geht’s auch schon scharf links ab Richtung Norheimsund. Das hatten wir zwar im Navi vorsichtshalber als Zwischenziel eingegeben – trotzdem kommt die Anweisungen viel zu spät, weil es immer eine Weile dauert, bis sich das Navi nach einem Tunnel wieder ins GPS eingelockt hat. Aber aus dem gestrigen Schaden sind wir klug geworden, halten einfach selbst die Augen auf – und erwischen in letzter Sekunde noch den Abzweig, der miserabel ausgeschildert ist.
Aber dann sind wir auf der richtigen Straße und hier ist jeder Meter unglaublich schön!
Die Sonne wagt sich immer mehr raus, da macht selbst das Warten an einer Brückenbaustelle Spass!
Immer wieder tolle Blicke auf den Hardangerfjord.
In Norheimsund machen wir zwei Abstecher – der erste führt zum Supermarkt, direkt gegenüber vom örtlichen Kino. Im Supermarkt decken wir uns ein mit frischen Zutaten für die nächsten Tage, denn in Bergen haben wir für zwei Tage ein Apartment, also gibt es Frühstück und auch Abendessen in Eigenregie.
Die Lebensmittelpreise scheinen nicht wirklich sehr über denen in Deutschland zu liegen – wir kaufen Joghurt, Käse und Eier zu moderaten Preisen, etwas teuerer als bei uns sind Tomaten und Kartoffeln. Dem Blaubeersaft kann ich ebensowenig widerstehen wie dem Saft aus Hardanger-Äpfeln, auch wenn beides teurer ist als daheim (wobei ich bei uns noch nie Blaubeersaft gesehen habe!)
Auch das Benzin ist hier noch einigermaßen günstig – 13,8 NOK, also ca. 1,25€. Allerdings schwanken die Preise extrem von Ort zu Ort und von Tag zu Tag.
Der zweite Stopp in Norheimsund gilt den alten Segelbooten, die Dieter faszinieren. Allerdings will das Museum, wo die Boote liegen, 100 NOK Eintritt, das ist uns dann doch zu viel, und wir begnügen uns mit einem Foto aus der Ferne.
Die nächste Attraktion kostet keinen Eintritt, hat aber einen sehr hohen Erlebnisfaktor – der Steindalsfossen! Ein Wasserfall mit Durchgang – der Fels unter dem Fall ist so tief ausgehöhlt, dass man auf einem bequemen Weg unter dem fallenden Wasser durch gehen kann.
Wo wir vor zwei Jahren leise seufzend vorbei gefahren sind, weil unzählige Reisebusse den Parkplatz verstopften und hunderte von Touristen herum wimmelten, können wir uns heute in aller Ruhe umschauen. Auch wenn uns natürlich die Betreiber der Andenkenläden wirklich leid tun – es ist einfach toll, solche Orte ohne Menschenmengen genießen zu können!
Rauf gehen, durch gehen, stehen bleiben, nass werden (ein bisschen), genießen – alles ohne Gedrängel, ohne Selfiesticks ins Gesicht zu bekommen! Einfach toll! Der Rest der Strecke ist nicht mehr lang, es geht an ruhigen kleinen Seen mit felsigen Ufern und schließlich noch an den Ausläufern eines Fjords entlang.
Dann ist Bergen erreicht – wir fahren aber nicht direkt zu unserem Apartment, sondern kümmern uns zuerst um eine Parkerlaubnis. Da wir in einer Wohngegend übernachten, die in Parkzone 2 liegt, können wir für 100 NOK (ca. 9,20€) pro Tag eine Parkerlaubnis bekommen.
Die gibt es allerdings nur an einem einzigen Automaten, der reichlich abgelegen liegt. Man möchte ganz offensichtlich nicht, dass Touristen allzu oft von dieser Parkmöglichkeit Gebrauch machen. Ab Oktober 2020 soll es diese Möglichkeit dann auch gar nicht mehr geben. Dannn müssen alle Auswärtigen in ein Parkhaus – und das kostet mehr als das Doppelte pro Nacht und ist zudem oft weit weg von der Unterkunft.
Heute haben wir aber noch Glück – wir fahren zur Sukkerhusgaten, wo der Automat steht. Auf dem Weg passieren wir hübsche alte Häuser.
Genau an der Ecke Sukkerhusgaten und Nøstegaten ist eine große Brachfläche, dort steht ein kleines vergittertes Fahrradparkhaus. Und direkt hinter dem Parkhaus steht der Automat. Hier ein Bild auf Streetview.
Der Rest ist einfach – Autonummer eintippen, ohne Bindestrich oder Leerstellen, Kreditkarte einschieben, Parkdauer (bei uns 2 Tage) mit Plustasten festlegen – und dann noch bestätigen, dass man einen Beleg möchte.
Eigentlich geht hierzulande ja alles papierlos, Kontrolleure geben nur die Autonummer in ihr Gerät ein und wissen dann sofort, ob man die Parkgebühren bezahlt hat. Aber wir wollen eben doch noch ein Stück Papier, um ggf. nachweisen zu können, dass wir wirklich bezahlt haben!
Jedenfalls dürfen wir jetzt 2 Tage lang an sämtlichen Stellen der Parkzonen 2-7 parken! Und das nutzen wir auch sofort, die Allégaten, wo sich 2 Dôtre, unser Apartment befindet, liegt in Zone 2.
Direkt vor dem Haus finden wir einen Parkplatz, der Code für die Haustür funktioniert, der für die Wohnungstür ebenfalls. Sekunden später stehen wir in unserem hellen und luftigen Apartment Henrik August.
Viel Aussicht haben wir nicht – ein bisschen Fløyen und viele Dächer, aber das stört uns nicht, wir wollen hier ja nicht dauernd am Fenster stehen. Es geht ohnehin bald wieder raus – runter zum Hafen, an die Bryggen.
Gute 10 Minuten Fußweg ist es von der Allégaten bis zur Hafenfront – aber jeder Meter ist schön! Zuerst den Berg runter, an der Grieghalle vorbei, in den Park, um den achteckigen See Lille Lungegårdsvannet.
Dann durch eine kleine Anlage mit einem üppigen Blumenpavillon, direkt vor dem ehemaligen Telegrafenamt.
Über einen großen Platz mit dem riesigen Seefahrer-Monument …
… dann links abbiegen – und schon sind wir am Hafen!
Links ist der Fischmarkt mit seinen Restaurants, wo wir später Fisch zum Abendessen kaufen wollen.
Geradeaus geht’s in das quirlige Hafenviertel rund um die Domkirche.
Rechts herum erstreckt sich die Bryggen mit den bunten Häusern – wobei bunt hier relativ ist, viel mehr Farbtöne als Rot, Gelb und Weiß sehe ich nicht.
Während bei unserem letzten Besuch drangvolle Enge herrschte und sich Massen von Besuchern durch die Straßen schoben, ist es jetzt schon fast gespenstisch leer. Wir setzen uns auf ein Bier in einen der Biergärten – ringsum ausschließlich Einheimische, ganz selten hört man eine Fremdsprache.
Schließlich gehen wir in die Fischhalle, auch hier ist es leer. Üppig ist nur das Angebot – alles sieht verlockend aus!
Nur mit dem Klippfisch können wir uns nicht wirklich anfreunden …
Stattdessen erstehen wir ein großes Stück heiß geräucherten Lachs, Stremellachs, und machen uns auf den Heimweg. Und zu einem sehr leckeren Abendessen aus neuen Kartoffeln, Lachs, Meerrettich und Tomatensalat. Dazu ein kühles Bier – einfach nur gut!
Das war der Tag im Video:
Und das die heutige Strecke:
Hallo aus Bayern.
Ich musste gerade schmunzeln als ich las:
“Wo wir vor zwei Jahren leise seufzend vorbei gefahren sind, weil unzählige Reisebusse den Parkplatz verstopften und hunderte von Touristen herum wimmelten, können wir uns heute in aller Ruhe umschauen.”
Einfach unglaublich wie sich die Welt in so kurzer Zeit verändert hat.
Weiterhin gute Reise und es macht Spaß euch begleiten zu dürfen.
Viele liebe Grüsse
Erhard