17. August – Bergseen statt Fjorde: Im Jostedalsbreen NP

Die gestern Abend noch gewaschene Wäsche ist inzwischen trocken, ein gutes Frühstück machen wir uns selbst – dann geht es bereits wieder weiter.

Es ist noch ziemlich früh, als wir aufbrechen, das Morgenlicht wirkt noch bläulich und Nebelschwaden/Wolkenfetzen wehen noch zwischen den Bergen.

Aber die Sicht ist klar – und schon jetzt steht fest, dass es heute wieder sehr warm werden wird. Um die 22-24°C hatten wir die letzten Tage, das werden wir sicher auch heute wieder erreichen.




Urplötzlich werden wir ausgebremst – eine riesige Ziegenherde steht direkt neben der Straße! Wir halten an und die Tiere kommen neugierig immer näher, nehmen uns und unser Auto genau unter die Lupe.

Einige scheinen auch sehr an einer Mitfahrgelegenheit interessiert!


Weiter geht’s, vorbei an frisch gemähten Wiesen, wo das frische Heu in hübschen Reihen abgelegt ist.

Ein kleiner See liegt still im Morgenlicht, Bäche begleiten unseren Weg.



Im Zickzack geht es hinunter nach Utvik, ein erster Blick auf den Innikfjord. Wenig später sind wir in Olde, hier biegen wir ab Richtung Brikdalsbreen. Die Straße folgt dem schäumenden Gebirgsbach Oldeelva durch ein breites sonniges Tal.

Der Bach kommt zunächst aus einem kleinen Bergsee, dem Floen.

Am Ende des Sees ist er wieder da, wenig später kommen wir zum deutlich größeren Oldevatnet, dessen Wasser türkis schimmert.


Es ist total ruhig hier, höchstens mal ein paar Jogger …

Immer wieder kommen wir an kleinen Campingplätzen vorbei, die auch Hütten vermieten – fast alle liegen direkt am See mit fantastischer Aussicht!



Schließlich endet die Straße auf einem Parkplatz vor der Briksdalsbre Fjellstove, dort gibt es neben dem Hotel mit Restaurant noch einen Souvenirladen und ein Café. Wir hatten von zig Bussen und hunderten Touristen gelesen, die sich dort drängeln – nichts davon gibt es hier heute, wir sind praktisch alleine.

Eigentlich würden wir gerne zum Gletscher wandern – aber für Hin-und Rückweg sind rund 1,5 Stunden zu veranschlagen – vor allem, wenn man, wie wir, ständig stehen bleibt und filmt oder fotografiert. Weil wir heute noch mehr vor haben, muss die Wanderung entfallen, außerdem ist auch mein Knie dankbar für eine Pause.

Im Nachhinein bedauern wir, dass wir uns für diese Ecke nicht mehr Zeit genommen haben – aber wer hat denn auch mit diesem unglaublichen Sommerwetter gerechnet! Damit, dass wir den ganzen Tag im Freien verbringen können, dass es überall so bilderbuch-schön ist, dass man sich von all den wunderbaren Orten kaum trennen möchte … So gibt es eben leise seufzend nur einen Schnappschuss von einem Zipfelchen des Briksdalsbreen in der Ferne.

Noch ein kurzer Blick auf den Oldeelva, der hier laut tosend durch die Felsen schießt, dann geht’s das Tal entlang zurück.

Am Talausgang steht die hübsche rote Kirche von Olden.

Nicht lange später biegen wir kurz vor Loen erneut in ein Gebirgstal ab, folgen einem weiteren Gebirgsbach, dem Loelva. Schon nach ein paar Kilometern wird das Tal fast vollständig von dem wunderschönen See Lovatnet beherrscht.

Die schmale Straße führt dicht am Ufer entlang, mit grandiosem Panoramablick. Wir sehen ein paar putzige Almhütten am Straßenrand, die Dächer dicht mit Gras und sogar Büschen bewachsen.


Das Tal weitet sich, die Straße rückt etwas vom See ab und beginnt, zu steigen.

Dann scheint der See zu enden – aber er wird im Grunde nur schmaler, weitet sich dann nochmal ein bisschen zu einem kleineren See.


Kurz bevor der See dann endgültig zum Bach wird, kommen wir an eine Mautstation. Dort steht ein Schild und eine Box, man soll einen der dort deponierten Umschläge nehmen, Datum und Autokennzeichen drauf schreiben, den Durchschlag abreißen und ins Auto legen. Ach ja – und in den Umschlag soll man 50 NOK legen und diesen dann verschlossen unter der Box in einem Kästchen deponieren.

So weit, so gut. Nur – wir haben absolut kein norwegisches Bargeld! Noch niemand und nirgendwo wollte man Bares – immer und überall sind ausschließlich Karten gefragt und akzeptiert worden. Das Problem lösen wir schließlich, indem wir 5 € in den Umschlag stecken – in etwa der entsprechende Betrag und wechseln kann man das bestimmt irgendwo!

Die Betreiber der Straße sind auch die Betreiber des Gasthauses Kjenndalsstova, idyllisch am See gelegen, das leider zu hat.

Am Straßenrand steht ein Mahnmal, ein Schild informiert über dramatische Lawinenunglücke im letzten Jahrhundert.


Die Straße wird jetzt immer enger, zwar gibt es immer mal wieder Ausweichplätze, aber man sollte hier wirklich langsam und vorsichtig fahren.

Schließlich endet sie an einem Parkplatz, der genauso leer ist wie der am Brikdalsbreen, nur wesentlich schöner, heller und nicht asphaltiert. Von hier aus kann man noch ca. 10 Minuten durch einen hellen Wald gehen, am Bach entlang, mal mit Blick auf den Bach, mal auf Wasserfälle.

Bis es nicht mehr weiter geht und man mehr oder weniger vor dem Gletscherfuß steht.

Von rechts tost ein Wasserfall herab, dahinter türmen sich die Eismassen. Und wir sind ziemlich frustriert – die eigentlich sehr geschätzte Sonne steht dermaßen ungünstig, dass der Kjenndalsbreen total im Gegenlicht liegt!


Da hilft weder Abblenden noch sonstwas – zumindest bei meinen eher bescheidenen Fotografierkenntnissen fällt mir nichts ein. Es sind also eher magere Bilder – aber die Atmosphäre ist trotzdem unglaublich.

Zurück auf dem Parkplatz trösten wir uns mit Kaffee und Kuchen in der Sonne – die Thermoskanne hatte ich heute morgen mit heißem Wasser gefüllt, Pulverkaffee haben wir im Gepäck und ein kleiner Rest Marmorkuchen ist auch noch da.

Eigentlich könnte man hier ewig einfach so sitzen, die Sonne genießen, dem Rauschen des Wasserfalls zuhören … Aber wir müssen heute ja noch ein Stück weiter, bis Hjelle, wo wir übernachten.

Also geht’s wieder zurück durch das Tal, immer wieder mit Stopps. Mal ein Blick zurück …

… mal ein kurzer Stopp an der Kjenndalstova, die mittlerweile bereits tief im Bergschatten liegt.

Auch auf dem See breiten sich erste tiefe Schatten aus, bevor wir wieder in den breiteren, sonnigen Teil kommen.


Hier begegnen wir jemand, der unglaublich flott unterwegs ist! Auch an heißen Sommertagen wird hier emsig für den Langlauf trainiert.

Schließlich ist das Tal-Ende wieder erreicht, wir biegen ab nach Loen.

Hier gibt es den Skylift – die steilste Pendelseilbahn der Welt, die einen auf 1000 Meter Höhe über den Nordfjord bringt (allerdings läuft er derzeit wegen technischen Schwierigkeiten nicht). Und es gibt eine „Via Ferrata“ mit  einer absolut atemberaubenden Seilbrücke in schwindelerregender Höhe! Auf dem zweiten Bild unten kann man die Brücke hoch oben in dem Felsspalt mehr erahnen als sehen, aber der Zoom macht sie tatsächlich sichtbar.

Noch besser sieht man sie allerdings auf der Website – da wird mir schon vom Hingucken schlecht!

Für mich wäre das nichts …! Statt Seilbrücke gibt es für uns jetzt demnächst lieber was zu essen! Wir nähern uns unserer heutigen Unterkunft und dem Mini-Ort Hjelle.  Noch sind wir am anderen Ufer des Oppstrynsvatnet, aber das Örtchen und unser schneeweißes Hotel sehen wir bereits.


Ein paar Minuten später kommen wir an – stehen vor dem prächtigen hölzernen Jugendstilbau des Hjelle Hotels.

Der Empfang ist herzlich – obwohl wir nicht im feudalen Haupthaus, in einem der Romantikzimmer, sondern im deutlich günstigeren Seitentrakt wohnen. Aber, wurde uns gleich gesagt, wir sind immer herzlich willkommen in den Aufenthaltsräumen – und Kaffee gibt es den ganzen Tag über kostenlos!


Im Seitenbau ist es zwar schlicht und ziemlich eng, aber die Aussicht von der Terrasse aus ist einfach grandios!



Ein paar Platzprobleme haben wir schon – nirgendwo kann man den Koffer richtig abstellen – aber für eine Nacht ist das keine größere Sache.

Demnächst gibt es Abendessen, das haben wir – mangels anderer Alternativen in der Umgebung – heute morgen noch online gebucht, vorher machen wir aber noch einen Spaziergang am See entlang. Hier kann man nicht nur die Aussicht bewundern, sondern auch baden! Über die Wassertemperatur kann ich leider nichts sagen – aber die junge Dame war ziemlich schnell wieder draußen.


Total begeistert bin ich über die knackigen Johannisbeeren am Seeufer! Saftig und süß – die perfekte kleine Vorspeise!

Dann geht’s zum Essen – in einen hübschen, hellen Speisesaal. So richtig Skandinavisch …


Die Tische stehen auf Abstand und alle Gäste werden so platziert, dass sie keinerlei Berührung mit den anderen haben. Auch hier – wie in sämtlichen anderen Hotels, Restaurants und Geschäften – steht am Eingang ein Desinfektionsspender.

Zwar trägt in Norwegen – noch – kein Mensch Masken, aber man achtet doch sehr auf Abstand.

Das Menü des Abends klingt verlockend (bei der Vorspeise wurde allerdings die englische Übersetzung vergessen – Reker sind Garnelen! Ich entscheide mich anschließend für den Lachs, Dieter für die Hähnchenbrust und dann …. schlemmen wir!

Nachdem wir kulinarisch bisher in Norwegen nicht übermäßig verwöhnt wurden, ist dieses Essen ein echtes Highlight!

Alles schmeckt fantastisch, ist auf den Punkt gegart und perfekt im Geschmack! Alleine wegen des Essens scheinen viele Gäste hierher zu kommen.

Am Nebentisch sitzt eine Gruppe von 7 deutschen Motorradfahrern – wir erfahren am nächsten Morgen, dass es sich um eine geführte Motorradtour handelt (deshalb die vielen unterschiedlichen Kennzeichen, über die wir uns gewundert hatten) und das Hjelle Hotel beim Veranstalter immer fest im Programm steht – wegen des Essens!

Ein kleiner Verdauungsspaziergang durch den parkähnlichen Garten, mit Blick auf den rosa bewölkten Abendhimmel, schließt einen weiteren wunderbaren Norwegen-Tag ab.

Die heute gefahrene Strecke:

2 Kommentare zu “17. August – Bergseen statt Fjorde: Im Jostedalsbreen NP

  1. Wunderschöne Bilder 👍 Ich bin wirklich begeistert. Wenn man wüsste, dass es im Sommer immer so schön ist, wäre das echt mal ein Ziel für uns.

  2. Wunderschön! Und wieder mal „danke“ fürs mitnehmen. So tolles Wetter hätte ich nicht erwartet – naja, wenn Engel reisen 😉

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