27. August – Time to say Goodbye …

Monatelang war Norwegen für Touristen aus Deutschland dicht. Wenn überhaupt, durfte man nur mit 14-tägiger Quarantäne ins Land.

Erst ab 15. Juli war eine Einreise ohne Auflagen wieder möglich geworden – und wir hatten das sofort genutzt und sind seit 6. August im Land. Aber bereits gute 6 Wochen später ist schon wieder Schluss mit der Reisefreiheit, ab dem 29. August darf man erneut nur ins Land, wenn man sich sofort nach der Ankunft in Quarantäne begibt.

Wir hatten die Reiselücke also gerade noch erwischt – und hätten wir geahnt, was im Herbst noch alles kommen würde, wären wir sicher länger geblieben! So hilft es leider nichts, am späten Nachmittag müssen wir zur Fähre, zurück nach Dänemark. Corona-bedingt sind die Fahrpläne der Reedereien allerdings sehr stark ausgedünnt, etliche haben den Betrieb völlig eingestellt. Von Oslo aus können wir deshalb heute nicht abfahren – lange Nachtfahrten sollen offenbar vermieden werden. Deshalb müssen wir heute Nachmittag nach Larvik, ca. 135 km von Oslo entfernt.

Aber noch ist es nicht so weit! Auch letzte, allerletzte Reisetage kann man durchaus auskosten und genießen! Gepackt ist schnell – ein Vorteil, wenn man mit dem eigenen Auto reist, da kann man manches auch einfach mal so in den Kofferraum werfen. Zu Fuß gehen wir zunächst zum Saga Hotel, um auszuchecken. Das Auto können wir noch bis zum Nachmittag beim Apartment stehen lassen, deshalb suchen wir uns ein fußläufiges Ziel.

Und das ist schnell gefunden und wirklich nicht weit weg – der Vigelandsanlegget!

Dieser – übrigens weltweit größte – Skulpturenpark, Teil des Frognerparks, überwältigt einen förmlich. Rund um die Uhr geöffnet und bei freiem Eintritt sind hier mehr als 200 Skulpturen eines einzigen Künstlers, Gustav Vigeland, zu sehen. Die Statuen aus Bronze und Granit zeigen Menschen in allen Stadien des Lebens,vom trotzigen Kleinkind bis zum sterbenden Greis.

Der gewaltige Monolith oben auf dem Hügel stellt den gesamten Kreislauf des Lebens dar, vom Embryo bis zum Tod. Und der kleine Zornnickel (norw. Sinnataggen), der so wütend mit dem Fuß aufstampft, hat es übrigens zu fast weltweiter Berühmtheit gebracht und ist eine der meist-fotografierten Statuen des Parks.

20 Jahre lang arbeitet Vigeland an der Herstellung der Skulpturen, er entwarf auch den gesamten Park, der in weiten Teilen streng symmetrisch gestaltet ist.

Schon vor zwei Jahren waren wir sehr beeindruckt davon – damals war es allerdings ziemlich voll. Heute hoffen wir auf einen etwas weniger überfüllten Park. Und es ist tatsächlich erheblich weniger los, als damals, jetzt scheint der Park wieder vermehrt den Einheimischen zu gehören.

Man kann sich in der weitläufigen Parklandschaft richtig verlieren – die meisten Besucher zieht es jedoch Richtung Rosengarten und Monolith. Nicht nur Rosen gibt es im Rosengarten, jetzt, wo der Herbst nicht mehr weit ist, blühen auch diverse Dalien und Astern.

So langsam kommt jetzt die Sonne heraus, das Wasser im Springbrunnen glitzert …

Auch hier wieder eine verschwenderische Fülle von Statuen.

Über eine Treppe gelangt man zum Herzstück der Anlage, dem Monolithen. Die Säule ist 14 m hoch, entstanden aus einem einzigen Granitblock. 121 Menschen scheinen hier Richtung Himmel zu streben – ein Symbol für das Verlangen der Menschen nach Göttlichem.



Ringsum auf den Treppen stehen, sitzen, liegen Figuren aus Granit, die erneut den Kreislauf des Lebens zeigen.

Auf der anderen Seite die Treppen wieder runter und einen weiteren kleinen Hügel hoch, kommt man ans Ende des Parks und zu einem weiteren, dem letzten Highlight – dem Rad des Lebens (Livshjulet).

Von hier oben aus hat man einen wunderbaren weiten Blick über den Park und wir freuen uns über die vielen kleinen Kinder, die hier herum toben.

Offenbar ein Schul- oder Kindergarten-Ausflug. So was kann man sich in Deutschland irgendwie gar nicht vorstellen – ein gepflegter Skulpturenpark und dann Schul- und Kleinkinder? Und das alles ohne Eintritt?

Wir dürfen unsere Fähre nicht verpassen, also geht es langsam wieder zurück. Noch einmal staunen wir – dieses Mal nicht über Kunst, sondern über Praktisches! Einen solchen Fahrrad-Kindersitz hab ich noch nie gesehen! Die beiden kleinen Mitfahrer toben gerade um den Brunnen herum…

Es geht zurück zum Ausgang, und jetzt entdecken wir sogar, was wir vor zwei Jahren offenbar übersehen hatten – ein hübsches kleines Restaurant, kurz vor dem Ausgang. Allerdings mit langen Schlangen davor, und wir haben nicht mehr allzu üppig Zeit!

Also geht’s stattdessen noch kurz zum Bäcker, was Süßes holen. Kaffee ist schon in der Thermoskanne – wir hoffen auf ein nettes Plätzchen in oder bei Larvik, wo wir das dann genießen können. Und weil die Verpflegung an Bord von Fähren meist sehr teuer und oft ziemlich mies ist, wandert auch noch ein lecker belegtes Baguette in die Tasche.

Dass wir früh aufbrechen, ist gar nicht so schlecht, denn aus Oslo raus gibt es einen Stau nach dem anderen! Also nix mit netten Umwegen über kleine Sträßchen. es geht zügig direkt bis zur Stadt und dann zuerst mal zum Fährhafen, um zu wissen, wo der eigentlich ist. Mitten im Industriegebiet …

Wir haben noch reichlich Zeit, schauen uns in Larvik etwas um und stellen fest, dass diese Kleinstadt die trübseligste und langweiligste ist, die wir bisher hierzulande gesehen haben. Also wieder raus aus der Stadt, und mit Hilfe von Google Maps finden wir sogar einen wunderbar idyllischen Park direkt am Meer!

Hier genießen wir unsere letzte Stunde auf norwegischem Boden mit Kaffee, Plunder und dem Rest der gestrigen Churros.

Und sind ein letztes Mal hingerissen von der traumhaften Schärenlandschaft.


Dann wird es aber langsam wirklich Zeit! Letzter Check-in Zeitpunkt ist 16:30 Uhr – und das ist demnächst! Wenig später stehen wir in der langen Schlange vor der Fähre. Die ist offenbar gerade erst angekommen und wird entladen.

Zwar scheinen reichlich PkWs mit uns zu warten, aber der überwiegende Teil der Fahrzeuge sind LkWs. Das zeigt sich auch wenig später, als wir an Bord sind. Bis auf den allerletzten Meter werden LkWs auf die Fähre gequetscht! Dennoch schaffen es nicht alle an Bord, beim Ablegen sehen wir, dass noch etliche an Land stehen.

Insgesamt ist die Fähre eher leer. Die LkW-Fahrer haben einen eigenen Bereich, die Insassen der PkWs können die restlichen Räumlichkeiten nicht im entferntesten füllen! Überall ist reichlich Platz.

Es ist warm und sonnig, uns zieht es deshalb gleich hoch aufs Deck. Auch hier gibt es reichlich Platz und man hält Abstand.

Langsam entschwindet Norwegen, wir gleiten zunächst an Larvik vorbei und dann durch die Schären.


Deutlich früher als vor zwei Jahren wird es dann doch kühl, die Sonne geht unter. Durch leider sehr verschmutzte Scheiben ein letzter Blick …

Es war wieder wunderschön und wir fragen uns schon jetzt, ob und wann wir wieder herkommen können!

Hier die letzte Strecke in Norwegen:

3 Kommentare zu “27. August – Time to say Goodbye …

  1. Den Vigelandpark mußten wir leider auslassen, weil während unseres Aufenthalts die Busse streikten. 

    Wenn wir geahnt hätten, was uns im Herbst bevorsteht, dann wären auch wir länger in Norwegen geblieben! 

    • Dann habt ihr ja einen guten Grund, nochmal hin zu reisen! Und – wenn das hoffentlich irgendwann mal wieder geht – Oslo ist auch ein tolles Ziel für einen Kurztrip.

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