Seit Montag, 5. Juli, ist Deutschland “Grün”. Nein, nicht politisch – sondern auf der Farbskala der Covid-Einstufung in der EU. Zwar sind wir bei der ECDC schon seit Freitag Grün, aber die Norweger haben die Einstufungen erst am 5. Juli übernommen.
Damit ist nun wirklich endgültig geklärt, dass man aus Deutschland als Tourist ohne Quarantäne einreisen darf! Da wir bereits voll geimpft sind, hätten wir theoretisch auch schon ein paar Tage früher quarantänefrei einreisen dürfen – aber sicher ist sicher. Deshalb hatten wir die Fähre erst für den 6. Juli gebucht.
Zunächst mussten wir aber erstmal zur Fähre kommen, d.h. nach Dänemark einreisen.
Weil wir akribische Grenzkontrollen befürchteten, brachen wir (nach einem mehr als üppigen Frühstück – die Norddeutschen fahren schon am frühen Morgen Unmengen von Leckereien auf!) recht früh auf. Die dänischen Grenzer warfen aber nur einen schnellen Blick auf unser Nummernschild und winkten uns dann durch!
Jetzt lag der wohl langweiligste Autobahnabschnitt Europas vor uns – die E45 von Flensburg bis Hirtshals. Knapp 400 km immer geradeaus, die Landschaft ändert sich kaum, Monotonie ohne Ende. Wenig Verkehr – trotz ausgiebiger Pause waren wir viel zu früh in Hirtshals. Gelegenheit, dem hübschen Leuchtturm noch mal einen Besuch abzustatten und erstmalig richtig Seeluft, vermischt mit dem betörenden Duft der üppig blühenden Heckenrosen, einzuatmen und zu genießen.
So gegen 15:30 ging’s runter zum Hafen, bis 16 Uhr musste man Einchecken, um 17 Uhr legte die Fähre ab. Viel los war da allerdings (noch) nicht. Auch als alle Fahrzeuge eingecheckt waren, kam ich auf höchstens 50-60 Wohnmobile (ganz überwiegend mit deutschen Kennzeichen) und etwa 30-40 PkWs. Hinzu kam eine Handvoll Lastwagen – das wars’s. Entsprechend leer war die Fähre, man kam sich wirklich nirgendwo zu nahe.
Und wir hatten eine gemütliche Ecke ganz für uns alleine.
Leider hatte sich das gute Wetter mittlerweile verabschiedet – es regnete in Strömen und das blieb auch so bis Kristiansand.
Kurz nach 19 Uhr kamen wir an. Wir hatten schon etwas gebibbert, ob alles glatt gehen würde – aber die Norweger haben das prima organisiert, es gibt verschiedene Spuren für Geimpfte und Ungeimpfte und nachdem der Grenzbeamte unsere QR-Codes in der CovPass App gescannt hatte, waren wir ruckzuck im Land. Für unsere Weinflaschen und Bierdosen (die wir natürlich vorab brav in der Zoll-App deklariert hatten!) interessierte sich kein Mensch.
Jetzt kam die zweite Unsicherheit – ob das mit der Not-Buchung des Apartments wirklich geklappt hatte??? (Zur Erinnerung – booking.com hatte uns am Sonntag Abend mitgeteilt, dass unsere ursprünglich gebuchte und bereits bezahlte Unterkunft seitens der Gastgeber storniert worden war. Kristiansand war zu diesem Zeitpunkt jedoch mehr oder weniger komplett ausgebucht, lediglich von 300€ aufwärts pro Nacht waren noch Zimmer zu haben. Wir hatten deshalb telefonisch ein günstiges Apartment etwas außerhalb gebucht.) Ein kurzer Anruf – und Berit teilte uns mit, dass sie schon auf uns wartete.
Dank Navi fanden wir die winzige Gasse tatsächlich, Berit kam uns schon auf der Straße entgegen – und dann war erstmal nur Aufatmen, Durchatmen und ein kaltes Bier angesagt!
Das Apartment war nett, wir hatten reichlich Platz und weil es bereits viel zu spät war, um Essen zu gehen (außerdem goss es in Strömen), gab es Linsen mit Würstchen und Nudeln aus unserem Vorrat – war gar nicht so schlecht!
Der nächste Morgen war leider zunächst auch etwas durchwachsen – also lange ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann mal schauen, was im alten Hafen los ist. Die sonst völlig zugeparkten Straßen waren gähnend leer, Parkplätze gab es massenhaft und dank der EasyPark App ist das Bezahlen hier ja auch super-einfach.
Wir schlenderten am alten Fort entlang, vorbei an den diesjährigen Sandskulpturen.
Alles ganz entspannt … Im alten Hafen war wenig los, nichts zu spüren von der früheren Geschäftigkeit. Die Fischhalle war zwar auf, aber man musste klingeln und wurde nur eingelassen, wenn man etwas kaufen wollte. Einfach nur mal gucken war heute nicht drin. Trotzdem scheint das Leben hier langsam wieder zurück zu kehren!
Das Wetter besserte sich zusehends, zwar nicht genug für einen Bootsausflug, aber man kann sich den Schären ja auch auf 4 Rädern nähern! Also raus aus der Stadt, auf die RV 401 und die Küste abgeklappert. Die Straße ist wunderschön – sie mäandert durch Wälder und kleine Dörfer, die Küste fast immer in Sichtweite. Das führte natürlich zu unzähligen Stopps, am Straßenrand oder auch auf Brücken, wo man natürlich nicht halten durfte – also war auch immer wieder mal ein Fußmarsch angesagt.
Aber jeder Stopp wurde mit tollen Blicken belohnt.
Auch der Straßenrand gab einiges her …
Unser Ziel war Brekkestø, ein winziges, unglaublich malerisches Fischerdörfchen, das aber ein extrem beliebtes Ausflugsziel ist. Die Bootsbesitzer und Ferienhaus-Eigentümer oder -Mieter kommen hierher zum Einkaufen und Tanken, die allermeisten jedoch wegen des kleinen Kiosk. Hier gibt es Eis in fast unglaublichen Portionen! Auf den ersten Blick erscheint der Preis unverschämt hoch – eine Kugel für 45 NOK, also fast 4,50€! Wenn man aber mal sieht, was da so als “1 Kugel” auf Waffeln oder in Becher gehäuft wird, versteht man den Andrang.
Wir konnten ebenfalls nicht widerstehen, bestellten 2 Kugeln (das war, bevor wir die Ausmaße der Portionen richtig kapiert hatten!) – und hatten ganz erhebliche Mühe, die Riesenportion zu vertilgen! Danach gab’s einen Verdauungsspaziergang um die Häuser. Vorbei am Landhandel …
… und an zauberhaften Holzhäusern, weiß und bunt, mit üppigen Gärten und fantasievollen Pools.
Eine kleine Runde um den Hafen, wo sich Boote und Besatzungen in der Sonne aalten.
Auch der Aussichtsberg wurde erklommen – hier hat man eine tolle Aussicht auf Dorf und Wasser.
Schließlich machten wir noch einen Abstecher nach Lillesand. Auch hier war viel Betrieb – man merkte sehr deutlich, dass die Norweger Ferien haben und die vorwiegend im eigenen Land verbringen. Ausländische Nummernschilder sieht man kaum, Touristen aus Fernost, die 2018 das Bild dominierten, überhaupt nicht.
Auch hier scheint die Normalität ein Stück weit zurück zu kehren – man flaniert wieder durch die Straßen, trifft sich im Café, Kinder spielen am kleinen Stadtstrand.
Auch wir genießen die Szenerie ausgiebig. Zurück in Kristiansand gibt’s Fisch und Muscheln im alten Hafen. Man kann – dank Heizpilzen – draußen sitzen, ein heftiger Schauer, der plötzlich losbricht, stört uns unter der Markise auch nicht und wir haben endlich das Gefühl, jetzt so langsam wieder in den Reisemodus zu kommen.
Hier die Strecken der letzten beiden Tage:
So ein Appartement bekommt bei dir nur das Epitheton “nett”? 😉 Ich finde, ihr habt eine wirklich tolle Unterkunft gefunden!
Wenn ich Bilder von der Schärenlandschaft sehe, gerate ich immer ins Schwärmen, so schön finde ich sie. Ein gelungener erster Tag! Ich wünsche euch, daß es so weitergeht…