8. Juli : Richtung Norden – von Kristiansand bis Tyssedal

Ursprünglich wollten wir ja schon am 1. Juli in Norwegen sein – das war zumindest die Planung vom Februar und entsprechend war auch die Route getaktet. Aber die späte Öffnung des Landes machte uns einen Strich durch die Rechnung.

Wäre alles kein Problem, hätten wir nicht für den 11. Juli eine Passage von Trondheim nach Bodø auf einem Hurtigruten Schiff gebucht – und die konnten wir nicht mehr verschieben, da mittlerweile sämtliche Autoplätze im Juli weg waren. Also „fehlen“ uns am Anfang volle 5 Tage, deshalb geht’s auf dieser Reise leider etwas im Schweinsgalopp in 3 Tagen nach Trondheim.

Entsprechend früh brachen wir auf, denn was in Deutschland eine 3-stündige Fahrt wäre, kann sich hierzulande ganz schön ziehen. Selbst Google-Maps veranschlagt für die heutigen 340 km fast 5 Stunden! Und dabei wird immer von der möglichen Höchstgeschwindigkeit ausgegangen!

Nun ist Norwegen allerdings kein Land für irgendwelche Höchstgeschwindigkeiten – hier ist Entschleunigung angesagt. Selbst auf den Europastraßen sind maximal 80 km/h erlaubt, da aber alle Straßen durch unzählige Dörfer und Städtchen führen, wird man regelmäßig auf 50-60 km/h ausgebremst. Wir gingen’s also langsam und gelassen an. Fuhren raus aus der Stadt, verschmähten alle Schnellstra0en (die den Namen sowieso nicht verdienen) und nahmen die RV 9 Richtung Norden.

Die ersten Kilometer gingen durch ein langgestrecktes Tal, viel Wald und der Fluss Otra immer zu unserer Linken. Der verließ uns auch in der Folge nicht und als wir eine wirklich wilde Ecke mit Stromschnellen sahen, hielten wir an. Und kamen gerade recht, um zwei Wildwasser-Crews zu beobachten.
Zuerst wurde die ganze Truppe auf einen kleinen Damm geführt, um die Lage mal von außen zu betrachten.


Dann wurden die Boote bemannt (und befraut), was nicht völlig ohne Ausrutscher abging.

Und dann gings los – um den Damm rum, die Stromschnellen runter und da landete das erste Boot irgendwie in einer seichten Stelle und man versuchte, durch Paddeln wieder raus zu kommen.

Schließlich waren alle Boote unterwegs und auch wir fuhren weiter. Der/die Otra weitete sich zum Bygelandsfjord (die Norweger scheinen es mit der Bezeichnung „Fjord“ nicht immer so genau zu nehmen). Der wiederum wandelte sich nach einer Brücke zum Åraksfjord, um dann später wieder gemütlich als Otra-Fluss weiter zu fließen. Das heißt – alles floss ja bergab, also in die Richtung, aus der wir kamen …
Aber egal, woher und wohin das Wasser floss – es gab immer wieder faszinierende Ecken, wo man einfach anhalten MUSSTE! Mal waren es Stromschnellen, die man einfach mal kurz anschauen musst.



Dann musste man bremsen, weil die Toiletten viel zu schön waren, um daran vorbei zu fahren.

Und dann waren da auch unglaublich malerische Felsen, die kleine Rockpools bildeten, in denen tatsächlich ein paar Leute badeten.






Wir waren hingerissen von dieser Landschaft und konnten uns nur schwer losreißen! Weiter gings über eine Hochebene.

Der/die Otra verwandelte sich immer mal wieder in einen kleinen oder größeren See, manchmal war es auch nur ein gerölldurchsetztes kleines Flüsschen.

Kleine Dörfer, einsame Höfe, ringsum mehr Steine als Erde.


Es ging immer höher hinauf, dann tief ins Tal runter nach Haukeli, wo wir eine Kaffeepause einlegten, bevor es wieder rauf ging, aufs Haukelifjell. Dort waren mehrere Baustellen, zwei Tunnel wurden gewartet und die Autos wurden in langen Kolonnen über kleine Bergsträßchen umgeleitet.


Was zunächst etwas nervig schien, erwies sich bald als Glückstreffer, denn die Landschaft war wunderschön!
Wieder im Tal angelangt, bot sich gleich wieder ein Spektakel – der Låtefossen, ein Zwillingswasserfall, führte so viel Wasser wie selten. Die Gischt sprühte über die Straße – aber unser Auto hatte ohnehin dringend eine Wäsche nötig!

Nicht allzu weit weg war der Langfossen. Mit einer Fallhöhe von über 600 m gehört er zu den höchsten Wasserfällen der Erde und wir waren neugierig, was die ergiebigen Regenfälle mit ihm angestellt hatten. Es gab also einen kurzen Umweg zum langen Wasserfall – um es kurz zu machen – der Langfossen war und ist zwar sehr eindrucksvoll, aber er war auch dieses Mal nicht eindrucksvoller als in den Jahren zuvor.

Allerdings sahen wir ihn dieses Jahr erstmalig auch aus der Ferne in seiner ganzen Länge, weil wir aus einer anderen Richtung als sonst gekommen waren.
Jetzt setzte so langsam der Regen ein, wir sahen also zu, dass wir nach Tyssedal in unsere Unterkunft kamen. Das Trolltunga Guesthouse war trotz des überraschend günstigen Preises wirklich eine prima Wahl – hell, viel Platz und mit perfekt ausgestatteter Küche!

Blick auf die Berge gab es außerdem – allerdings nicht lange, denn jetzt fing es heftig an zu schütten.
Deshalb blieben wir daheim, es gab Pellkartoffeln mit Lachsforelle und Salat, dazu einen kühlen Grauburgunder von der Bergstraße – da kann man auch eine Regennacht verschmerzen und hoffen, dass morgen wieder die Sonne scheint.

So sind wir heute gefahren (und brauchten für die Strecke inklusive aller Stopps und Kaffeepause gute 6 Stunden):

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