14. Juli : Mitternachtssonne!!!!!!!

Wieder eine helle Nacht, wieder Schlafbrille, denn es gibt zwar Verdunklungsrollos an den Fenstern, aber ich schlafe einfach extrem ungern mit runtergelassenen Rollos. Wenn ich zwischendurch aufwache, will ich wissen, ob Tag oder Nacht ist!

Zugegeben – das ist derzeit etwas schwierig (und insofern wäre eine Verdunklung schon angebracht), andererseits hat es auch einen unglaublichen Reiz, wenn man nachts mal raus muss, nicht im Dunklen rumtapsen zu müssen. 

Und einen noch größeren Reiz hat es, morgens (ein letztes Mal!) diesen Blick genießen zu können:

Heute stand ein Ortswechsel bevor, wir zogen um nach Henningsvær. Das liegt zwar nur ca. 110km von Sakrisøy entfernt, man kann die Strecke mit diversen Sidetrips jedoch locker auf über das Doppelte und mehr ausdehnen. Denn schließlich wollen wir die Lofoten ja nicht nur im Schnelldurchgang erleben.

Deshalb starteten wir relativ früh, legten aber bald schon am Rastplatz Akkarvikodden einen kurzen Halt ein. Viele Rastplätze im Norden sind von Künstlern gestaltet, mal sind es nur Tische und Bänke, oft aber auch die Toiletten, die einen Bezug zur Umgebung herstellen sollen und immer absolut bemerkenswert sind.

Hier sollen sowohl die rostig erscheinende Toilette als auch Tische und Bänke aus Granit an die raue Natur des Vestfjords erinnern. Wobei uns die Landschaft heute schon fast lieblich erschien, jedenfalls an manchen Stellen.

Eine Ecke weiter wurde es dann wieder ziemlich schroff.

Ein erster Abstecher folgte – nach Sund. Dort gibt es noch eine richtige alte Schmiede, wo mit offenem Feuer hantiert wird.

Sowohl Gebrauchsgegenstände als auch Kunsthandwerk, vor allem Kormorane, werden hier geschmiedet.


Die Umgebung ist allerdings auch sehenswert.


Nur wenig später vor Fredvang der nächste Fotostopp, denn heute konnten wir die schöne Brücke mal ohne Nieselregen sehen.


Unterwegs immer wieder malerische kleine Fischerdörfer, oft nur eine winzige Ansammlung von bunten Häusern. Ballstad, das sich an den Fuß eines Berges schmiegte und durch den Fjord zweigeteilt ist, kam einem da schon fast wie eine Stadt vor.

Es wurde Zeit für ein bisschen Strandleben. Zuerst zum Haukland Beach, der in der Mitte durch eine Felsnase zweigeteilt wird und relativ verlassen dalag.

Danach zum Uttakleiv Beach – hier schreckte uns allerdings die hohe Parkgebühr von rund 20€ ab, so dass wir gleich wieder zurück fuhren. Immerhin bescherte uns das einen wunderschönen Blick auf den zweiten Teil des Haukland Beaches.

Unser Navi lotste uns über eine abenteuerliche unbefestigte Straße weiter, die allerdings wunderbare Aussichten bot.

Und die uns tatsächlich nach Unstad und zum gleichnamigen Strand führte. Weil gerade mal ein kurzer Schauer runter kam, verschoben wir den Strand noch ein bisschen und kehrten bei den Arctic Surfern ein, ein absoluter Glücksgriff! Die Zimtschnecke wurde stilvoll mit Sahne und Früchten serviert, der Kaffee war kräftig und aromatisch und das hübsche kleine Café brummte nur so.

Wir erhöhten den Altersdurchschnitt um mindestens 200% – hier kehren sonst nur sehr jugendliche Surfer ein! Weil’s im Moment eher frisch ist, war im Hof die Sauna angeheizt!

Abkühlung gab’s dann im Meer…. Dort fuhren wir auch hin, und es war ganz schön was los hier! Jede Menge Surfer waren teils im Wasser, teils auf dem Weg dorthin, die Stimmung war bestens!



Auch hier waren wir wieder an einem Drehort der Serie „Twins“, allerdings dürfte das kaum jemanden kümmern. Tourismus wie in Thailand, als Ko Phi Phi nach dem Film „The Beach“ förmlich überrannt wurde, gibt es hier nicht. Hier geht es wirklich beschaulich zu – nichts als Natur, mal abgesehen von der wirklich winzigen Kapelle auf dem Friedhof.

Und ein paar einsamen Höfen.

Es ist ruhig hier, nur Wind, Wellen und Möwen – herrlich! Aber wir fahren nach einer Weile doch weiter, Sträßchen ohne viel Verkehr, aber mit wunderschönen Blicken.


Schließlich landen wir wieder auf der E10 und biegen nach links ab.


Eggum
ist unser nächstes Ziel, an der äußersten Spitze der Insel Vestvågøy gelegen und auch wieder nur über eine Stichstraße erreichbar. Hier gibt es zwar keinen bzw. nur einen winzigen Strand, aber der ist auch gar nicht unser Ziel, sondern jetzt geht’s um Kunst! Denn hier befindet sich eines der Kunstwerke der norwegischen Landschaftsrouten. Mal kein Rastplatz, keine Toilette, sondern eine Skulptur, die wirklich sehenswert ist!

Um hin zu kommen, muss man erstmal durch das kleine Dorf, dann einen (gebührenpflichtigen = Einwurf von Bargeld in eine Box) schmalen Feldweg entlang bis zu einer Art Burgruine. Die ist aber weder Burg noch Ruine, sondern eine Radarstation der deutschen Wehrmacht aus dem 2. Weltkrieg.


Dort stellen wir das Auto ab, weiter geht’s zu Fuß. Rechts das Meer, links hohe Berge und ein verträumter kleiner See.

Ein wackliger kleiner Wegweiser zeigt an, dass es noch 800 m bis zur Kunst sind.


Man könnte hier auch einfach den Weg zum Ziel erklären, so schön ist es – aber am Ende kommt das Spektakel in Sicht. Auf einer hohen Stele steht ein Kopf, der nach Norden zu blicken scheint. So weit, so gut – aber wenn man um das Kunstwerk herum geht, verändert sich der Kopf – und steht plötzlich kopf!


Wir sind genauso fasziniert wie der einzige weitere Besucher außer uns und genießen es total, dass hier kein Massenauflauf ist, wie zu „normalen“ Zeiten, wenn sich die Kreuzfahrtouristen hier drängen. Und dass wir die wunderbare Natur praktisch für uns alleine haben. Mal abgesehen von ein paar Schafen …



Bis zum nächsten Kunstobjekt ist es nicht weit. Auf einem Höhenzug südlich des Torvdalsvatnet liegt der Rastplatz Torvdalshalsen mit Aussicht über Insel Vestvågøya. Eine lange Holzwand mit Bänken fängt die Sonnenwärme ein und schützt vor Wind und Wetter, auch die Toilette ist aus Holz.




Weiter geht’s Richtung Westen, durch teils wirklich spektakuläre Landschaften.


Und dann haben wir unser Ziel erreicht – der erste Blick auf Henningsvær erfolgt von der Brücke. Das kleine Dorf mit knapp 500 Einwohnern ist auf einer ganzen Reihe von winzigen und größeren Inselchen und Schären erbaut und über mehrere Brücken und Dämme erschlossen.



Bevor wir zum Sightseeing starten, suchen wir unsere Unterkunft – die Gammelskola Apartments, die sich in der ehemaligen alten Schule befinden. Wieder haben wir einen Glücksgriff getan – das Apartment ist nicht nur einfach toll, sondern es liegt auch schlichtweg traumhaft! Weil es früher eine Schule war und die Apartments ehemalige Klassenräume, sind die Unterkünfte auch entsprechend bezeichnet – wir sind in der 2. Klasse gelandet!

Am besten aber ist die Aussicht!!!!

Auf dem Felsen visavis ist eine Freiluftkneipe und die kleine Holzhütte in der Ecke entpuppte sich als Sauna. Es herrschte Hochbetrieb und die Musik schallte bis zu uns rüber – aber in Norwegen ist normalerweise früh Schluss.

So schön es hier war, jetzt wollten wir noch den Rest des Dorfes und der Umgebung sehen. Auch wenn der Ort wenig Bewohner hat, ist er doch sehr weitläufig, also rein ins Auto, rüber auf die nächste Insel und hoch zum Sportplatz. Dort hat man einen Wahnsinnsblicküber die Schärenlandschaft!



Bis zum Leuchtturm darf man leider nicht (mehr), der ist in privater Hand.

Der Sportplatz ist sicher der einzige weltweit, der dermaßen malerisch liegt, er wurde deshalb auch schon mehrfach zum schönsten der Welt gekürt.

Wieder unten im Dorf, ging’s zu Fuß über den Damm und vorbei an malerischen Häusern und unzähligen Booten.




Schließlich trieb uns der Hunger nach Hause – weil Wochenende war und die Gastronomie hier etwas knapp besetzt ist, verpflegten wir uns wieder selbst. Bei dem Blick kamen wir aber kaum zum Essen!

Und heute klappte es auch – endlich!!! – wirklich und wahrhaftig mit der Mitternachtssonne! So war’s um 22:49 …

Um 23:17 …

Und schließlich 00:00 ….

Einfach.Nur.Toll!!!!!

Die ersten Lofoten-Tage im Video „Der Südwesten“:

Die heutige Route:

2 Kommentare zu “14. Juli : Mitternachtssonne!!!!!!!

  1. Der auf dem Kopf stehende Kopf hat es mir besonders angetan 😉

    Und dann natürlich Henningsvær, das liegt wirklich einmalig schön!

    Ein wundervoller Tag, und eine wundervolle Nacht! So eine echte Mitternachtssonne würde ich auch gerne einmal erleben …

  2. Wunderschöner Abschluss des Tages bzw. Anfang des nächsten – da hat ja einfach alles gepasst!

    Die Bilder von Sauna und Kopf haben mir besonders gut gefallen 🙂

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