Tja, irgendwie hatte die Sonne den Wetterbericht nicht gelesen! Denn sowohl YR, das norwegische Wetterportal, als auch wetter.com usw. hatten für heute Sonne satt vorhergesagt! Und zwar ab morgens, 9 Uhr!
Und was war da morgens??? Nüscht!!! Nur eine weiße Wand, durch die man allenfalls schemenhaft die Lachsbecken erahnen konnte.
Naja, vielleicht musste die Sonne ja erst mal wieder ein bisschen in Übung kommen.
Wir mussten unser gemütliches Häuschen räumen (und den Müll entsorgen – darauf wird bei Ferienwohnungen großer Wert gelegt!) und fuhren in den nebligen Morgen. Gegen 11:15 waren wir (mal wieder) an einem Fähranleger, in Vennesund. Die Fähre sollte um 11:30 gehen und die Schlange war bereits gewaltig!
Vorne am Kai war noch nichts von einer Fähre zu sehen – möglicherweise irrte sie noch im Nebel herum. Der lichtete sich allerdings so langsam.
Irgendwann kam die Fähre dann doch und 20 Minuten später legten wir in Holm an.
Immer wieder merken wir, dass wir – erstmalig! – in der hiesigen Ferienzeit unterwegs sind und die Norweger ebenfalls kreuz und quer durch ihr schönes Land reisen. Sehr viele sind mit Wohnwagen und Wohnmobil unterwegs, aber es gibt auch eine Menge Motorradfahrer und wir begegnen auch immer wieder Radfahrern. Trotzdem – der Verkehr ist letztlich minimal und wenn man nicht gerade hinter einem Wohnmobil den Berg hoch zuckeln oder an einer Fähre bibbern muss, ob man wohl noch drauf kommt, ist alles sehr entspannt auf den Straßen.
Mittlerweile hatte sich der blaue Himmel so ziemlich durchgesetzt. Aber dicht über dem Boden und vor allem über dem Wasser schwebten nach wie vor Nebelfetzen.
In Steinkjer endet der Kystriksveien, die Traumstraße, von der wir uns so viel versprochen und so wenig gesehen hatten. Heute ist da leider nur wenig mit Küste, aber wir trödeln gemütlich durchs Land, machen Halt an ruhigen kleinen Seen.
Genießen die SONNE!!!!! Und die WÄRME! Denn das Thermometer klettert unaufhörlich und ist am Nachmittag schon bei 28°C!!! Eigentlich würde ich nur zu gerne in einen der Seen reinhüpfen, aber leider kommt man da überall nicht so einfach rein.
Weil wir so oft anhalten, ist es schon ziemlich spät am Nachmittag, als wir in Trondheim ankommen. Obwohl wir im Grunde genau wissen, wo wir hin müssen, hören wir – dummerweise – auf unser Navi, das uns den Berg rauf lotst. Wir wissen aber ganz genau, dass unser Hotel, das Scandic Bakklandet, definitiv NICHT auf dem Berg, sondern unten am Wasser, am Fluss Nidelva, liegt! Etliche Einbahnstraßen und Umwege später haben wir es dann geschafft und können einchecken. Da das Hotel eine Tiefgarage hat, ist das im Grunde einfach – nur können wir kein Parkticket ziehen, sondern die Betreibergesellschaft APCOA scannt die Nummernschilder und beim Rausfahren gibt man einfach seine Nummer am Automaten ein und bezahlt dann.
Soweit die Theorie – dazu später mehr! Jetzt waren wir erst mal froh, dass wir angekommen waren, trotz Sparpreis (und 100%ig ausgebuchtem Hotel!!!) ein nettes Zimmer bekommen hatten und uns gleich zu einem Bummel aufmachen konnten.
Das Hotel hatten wir vor allem der Lage wegen gewählt – mal so richtig mitten in der Altstadt und trotzdem ruhig, das war unsere Vorstellung gewesen – und genauso war es auch!
Ein paar Schritte, und schon war man mitten in Bakklandet. Mitten zwischen malerischen bunten Holzhäusern …
Idyllischen grünen Höfen und Plätzen …
Hier schlendert man an kleinen Kneipen und Lädchen vorbei und alle scheinen unendlich viel Zeit zu haben.
Nur die Radfahrer und ganz besonders die E-Scooter Fahrer sind in einem Affenzahn unterwegs!
Für die ganz eiligen (oder nicht ganz so fitten) unter ihnen gibt es hier eine echte Besonderheit – den Fahrradlift!
Der soll den Radfahrern an einem besonders steilen Stück Straße den Aufstieg erleichtern. Die Sykkelheisen Trampe war (und ist) ist der erste Fahrradlift der Welt und bringt die Radler in gut einer Minute die 130m lange Strecke nach oben.
Früher war das sicher eine tolle und viel genutzte Sache – heute radeln allerdings die allermeisten mit elektrischer Hilfe und brauchen solche Gimmicks nicht mehr. Obwohl wir eine ganze Weile herum standen und darauf warteten, dass endlich ein Radler mal den Lift in Anspruch nahm, kam keiner. Stattdessen schwirrten sie einfach mit zwei, drei Pedaltritten zur Unterstützung die Straße hoch.
Tja – alles ändert sich eben … Immerhin scheint es ja die beheizbaren Gehwege noch zu geben – aber das ist zum Glück momentan kein Thema!
Neben dem Fahrradlift steht ein Radio. Kein richtiges, sondern eines aus Beton, eine Hommage an den sehr beliebten Radiomoderator Otto Nielsen.
Ein paar Meter weiter kommt man zur alten Brücke. Hier lohnt sich auch mal ein Blick zur linken Seite.
Das absolut unschlagbare Fotomotiv sind jedoch die Häuser zur Rechten, vor allem an einem weitgehend windstillen Abend. Der weite Blick über die bunten Häuser den Fluss Nidelva entlang bis zum Fjord ist schlichtweg traumhaft schön!
Aber auch die Brückenbögen der Gamle Bybro können wir heute mal richtig sehen – letztes Jahr waren sie ja von Gerüsten versteckt und wurden offenbar neu mit roter Farbe angestrichen.
Wir wollen morgen nochmal hierher, jetzt zieht es uns so langsam mehr in Richtung Abendessen! Dazu geht’s zum Marktplatz – allerdings ist der nahezu komplett mit Zelten zugebaut! Ein Musikfestival findet am Wochenende, also ab übermorgen, hier statt.
Wir landen deshalb (mal wieder) bei Egon, wo man überall in Norwegen sehr gut und relativ preisgünstig isst. Danach geht’s mit vielen Umwegen langsam zurück zum Hotel. Vorbei an aus dem Wasser geborgenen Schätzen …
… an der Eisbude, die auch abends um 20 Uhr noch gute Geschäfte machte …
… bis zurück zur Nidelva. Hier entdeckten wir eine Fußgängerbrücke, die zum Stadtteil Solsiden (= Sonnenseite) führt, den wir bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatten!
Dabei scheint das DIE angesagte Ausgeh-Ecke zu sein! In alten Speicherhäusern gibt es nicht nur unzählige Restaurants und Cafés – die meisten mit großem Freiluftbereich – sondern auch jede Menge kleiner und größerer Läden, Boutiquen und Start-ups.
Der ganze Bereich ist eine Art gigantischer Abenteuerspielplatz für Groß und Klein, toll gemacht, spannend und vielseitig.
Technische Elemente aus vergangenen Zeiten, als hier noch Waren umgeschlagen wurden, sind fantasievoll eingebunden – einfach toll, das Ganze!
Auch hier gibt es einen “Egon” – aber wir sind ja schon satt.
In stillgelegten Schleusen spielen Kinder – es ist so richtig “Summer in the City!”
Eine ganze Weile genießen wir einfach nur den lauen Abend, wandern dann am Wasser entlang Richtung Hotel. Vorbei an einer weiteren stillgelegten Schleuse, die dieses Mal zur Außenterrasse eines Lokals umfunktioniert wurde.
Wieder mal sind wir absolut hingerissen vom Charme dieser Stadt – und freuen uns schon auf einen weiteren Sonnentag morgen!
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