Morgens ein schneller Blick über den Fjord – einfach nur schön! Frühstück auf dem Balkon? Wäre möglich gewesen, aber dann doch ein Tick zu kühl …
Stattdessen eben am Fenster, auch hier hat man den Fjord bestens im Blick. Mal kurz die heutige route durchsprechen – wir haben gleich mehrere Highlights eingeplant und hoffen, dass das Wetter mitspielt.
Das sieht heute allerdings leider nicht ganz so vielversprechend aus – aber schau’n wir mal …
Vor der Abfahrt muss noch einiges an Hausarbeit erledigt werden – die Spülmaschine gefüllt und gestartet, das Bett abgezogen, Bettwäsche sowie Handtücher müssen in die Waschmaschine gesteckt und beide Maschinen angestellt werden.
Danach geht’s los – leider fallen schon die ersten Tropfen. Das hört zwar bald wieder auf, aber es bleibt wolkig. Am Romsdalsfjord entlang fuhren wir zunächst auf der E136 bis Andalsnes. Von dort aus führt eine landschaftlich wunderschöne Strecke zwischen hoch aufragenden Bergen direkt zu einem der ganz großen Highlights Südnorwegens – der Trollstigen
Zunächst ist ringsum Wald und nicht viel zu sehen.
Rechts begleitet uns ein Bach, der bald deutlich sichtbar wird.
Dann kommt der erste Hinweis:
Man hat förmlich das Gefühl, auf eine massive Wand zuzufahren! Und muss schon gleich mal anhalten, um den riesigen Wasserfall zu bestaunen! Links oben sieht man übrigens eine der Aussichtsplattformen, die weit über die Felskante hinaus ragt.
Von der Straße ist zunächst nicht viel zu sehen – am linken Bildrand kann man aber die Kurven erahnen und in der Bildmitte sieht man die steinerne Bogenbrücke, die den Wasserfall überquert.
Ein Blick zurück zeigt, wie stark der scheinbar so harmlose Bach hier gearbeitet und sich ein Bett gegraben hat.
Und dann nochmal ein Blick nach vorne und oben, bevor wir die Strecke in Angriff nehmen.
In 11 engen Serpentinen schraubt sich die Straße immer weiter nach oben. Auch wenn man fast nirgendwo anhalten darf, kann man doch ab und zu mal kurz bremsen und durchs Fenster ein Bild machen, denn zum Glück ist nach wie vor nicht sehr viel los hier.
Oben angekommen, sieht es dann doch ziemlich belebt aus – anders als letztes Jahr ist der Parkplatz sehr voll und es stehen auch schon einige Reisebusse da. Norwegen lässt zwar erst seit wenigen Wochen wieder Touristen ins Land, aber das haben wohl etliche Reiseveranstalter sofort genutzt. Neben deutschen Kennzeichen sieht man erstaunlicherweise auch etliche aus Osteuropa – das liegt an den dort derzeit sehr niedrigen Corona-Inzidenzen.
Obwohl wir schon zum dritten Mal hier sind, sind wir wieder überwältigt von der beeindruckenden Natur. Und natürlich auch von der Kunst der Straßenbauer, die es in den 1930er Jahren geschafft haben, einen alten Bergpfad in eine Straße zu verwandeln, die selbst Campern und Reisebussen gewachsen ist (wobei letztere gelegentlich an manchen der Haarnadelkurven mehrere Anläufe nehmen müssen, um ums Eck zu kommen …)
Wer lieber zu Fuß unterwegs ist – der alte Bergpfad wurde in den letzten Jahren saniert und bietet garantiert ein einmalig schönes Wander-Erlebnis: Infos gibt es auf der Webseite Fjordnorwegen.
Das Schöne am individuellen Reisen ist, dass man sein Tempo selbst bestimm – wir haben Zeit. Zeit, um auch mal spannende Details an der Brückenkonstruktion zu bewundern oder einen Troll zu fotografieren (der allerdings etwas mitgenommen wirkt …).
Da die Trollstigen samt Ausblicken von den Plattformen bereits 2020 und 2018 hier ausgiebig gewürdigt wurden, blieb die Kamera heute mal meist in der Tasche, das Traum-Panorama kann man auch mal einfach nur so genießen …
Zumal es nur ein paar 100m hinter dem Trollstigen-Besucherzentrum schon wieder einen Grund zum Anhalten gibt. Namenlos, aber wunderschön!
Wieder unten angekommen, gibt es erneut eine (kurze) Fährfahrt, es geht von Linge nach Eidsdal.
Und schon geht’s zur nächsten Traumstraße. Über eine wundervolle Hochebene kommt man zur “Adlerstraße” (Ørnevegen). Von hier aus hat man eine grandiose Sicht über den Geirangerfjord – theoretisch, denn mittlerweile haben wir Nebel und Regen … Also geht’s ohne Fotos die 8 Haarnadelkurven runter nach Geiranger. Wir können es verschmerzen, denn 2020 und 2018 hatten wir hier allerbeste (Aus-)Sicht!
Statt Augenschmaus gab es was für den Magen – im netten kleinen Café Olé in Geiranger sitzt man selbst bei Regen sehr schön unter einer Markise. Warm genug war es auf jeden Fall. Und der Kuchen dort ist definitiv einen Stopp wert!!!! Für echte Süßschnäbel gibt es noch mehr – direkt gegenüber ist eine Chocolaterie!
Gestärkt brachen wir auf zur nächsten Etappe – jetzt war ein bisschen Fußarbeit angesagt. Mittlerweile regnete es zwar immer mal wieder ein bisschen, aber den Wasserfallweg kann man bei jedem Wetter machen!
Wir parken hinter einer kleinen Brücke am Straßenrand und marschieren los. Überqueren einen Bach, landen erstmal im Besucherzentrum.
Viele Besucher gibt es hier derzeit nicht – Geiranger scheint kein Ziel für einheimische Urlauber zu sein, die gehen offenbar lieber an die Küsten. Und ausländische Touristen sind derzeit Mangelware.
Wir nehmen den ausgeschilderten Weg, er führt über Stege und Treppen immer weiter in die Tiefe, begleitet eine ganze Reihe von Wasserfällen und endet schließlich unten in Geiranger. Bis ganz runter wollten wir nicht gehen – schließlich muss man ja auch wieder rauf – aber irgendwie zieht es einen dann doch von einer Plattform zu nächsten …
Noch ein letzter Blick vom Besucherzentrum den Berg rauf , zum Ursprung der Wasserfälle.
Dann geht’s weiter, wieder eine absolute Traumstraße! Hätten wir sie nicht schon zweimal bei bestem Wetter genossen, wären wir heute maßlos enttäuscht. Denn mittlerweile hat sich das Wetter eindeutig zu einer Sommerpause entschlossen und auf Wasserspiele umgeschaltet.
Fotos gibt es deshalb keine von der Strecke Geiranger – Grotli. Richtig enttäuscht waren wir dann jedoch eine Weile später, als der Himmel immer mehr Regen schickt. Denn wir wollten heute über das Strynefjell fahren, auf der alten Straße, dem Gamle Strynefjellsvegen. Die 27 km lange Straße wurde 1894 fertiggestellt – ausschließlich in Handarbeit, ohne Einsatz schweren Geräts – und sieht heute noch fast genauso aus wie damals.
Keine Leitplanken, sondern Steine und Mauern begrenzen die Straße. Sie verläuft in ca. 100m Höhe, ist ungeteert, aber dennoch gut befahrbar – nur sah unser in Trondheim frisch gewaschenes Auto nach 27 km auf dem Gamle Strynefjellsvegen wieder genauso dreckig aus wie vor der Wäsche …
Auch wenn der Himmel absolut bockig war – diese Straße, und natürlich die Landschaft, ist ein unglaubliches Erlebnis! Schroffe, steile Felsformationen im Westen, runde Formen, durch die Eiszeit entstanden, im Osten. Und mittendrin türkis leuchtende Bergseen.
Hier ein paar Eindrücke als Slideshow:
Morgen soll es sonnig werden, dann werden wir die Strecke einfach nochmal fahren! Wir haben ja Zeit ….
Unten im Tal war unser Ziel schnell erreicht – das Hjelle Hotel. Letztes Jahr hatten wir uns in dieses wunderschöne kleine Hotel verliebt, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Es ist der ideale Ort, um einfach mal runter zu kommen, die unglaubliche Landschaft – und die sehr gute Küche! – zu genießen. Es liegt malerisch an einem Fjord …
Wirkt von außen ein bisschen wie aus der Zeit gefallen …
… und von innen erst recht, zumindest in den Gemeinschaftsräumen, die seit 100 Jahren praktisch unverändert zu sein scheinen.
Ein herzlicher Empfang, dann beziehen wir unser kleines Zimmer im Seitentrakt – die deutlich schöneren Zimmer im Haupthaus sind leider ziemlich hochpreisig.
Aber das Zimmer ist hell, sauber, freundlich und auf der weißen Holzbank vor der Zimmertür lässt sich der Abend wunderbar mit einem Bier beginnen.
Danach noch ein kleiner Spaziergang am Fjord, vorbei an den Johannisbeeren, die gerade reif sind und gepflückt werden wollen.
So langsam wurde es Zeit für’s Abendessen. Auch der Speisesaal (anders kann man das nicht nennen!) ist Skandinavien vor 100 Jahren wie aus dem Bilderbuch.
Und das Essen – tja, das war wieder einfach nur gut!
Für uns gab’s danach nur noch einen weiteren kleinen Abendspaziergang und eine ruhige, erholsame Nacht …
Der heutige Strecke in bewegten Bildern:
Hier die heutige Route (Achtung: Google Maps gibt immer die aktuellen Straßenverhältnisse wieder – deshalb sind derzeit die Strecken über die Fjells und die Trollstigen nicht darstellbar, es werden Ausweichstrecken angezeigt! Wenn man die Karte jedoch im Juni aufruft, wird alles wieder richtig dargestellt.)
Himmel, ist das schön da!
Wir sind letztes Jahr genau dieselbe Strecke gefahren -wenn auch in Gegenrichtung- wie ihr!
Auch wir sind den hübschen Wasserfallweg in Geiranger hoch und wieder runter gelaufen, und in der Chocolaterie haben wir ein paar wirklich köstliche Süßigkeiten gekauft.
Der Gamle Strynefjellsvegen ist ein echtes highlight – er gefiel uns so gut, daß wir ihn sogar zweimal fuhren. Bin gespannt, ob ihr das morgen auch machen werdet…
Und das Hjelle -hattest du es mir nicht sogar empfohlen?- ist einfach zauberhaft! Habe mich in dieses Hotel mit dem altertümlichen Flair verliebt 😉