An einem sonnendurchfluteten Morgen, an einem malerischen Fjord, in einem Bilderbuchhotel ist für uns heute die Welt mehr als in Ordnung.
Eigentlich wie gemacht für einen trödeligen Morgen, mit ausgedehntem Frühstück, Bummel am See, vielleicht zum Wasserfall??
Ne, geht nicht – wir haben heute eine super Strecke vor uns, für die wir uns reichlich Zeit lassen wollen.
Aber für einen letzten Rundgang über das Areal des hübschen Hjelle Hotels MUSSS einfach noch Zeit sein!
Wir freuen uns schon riesig auf die heutige Strecke, von Hjelle aus zunächst nochmal über den alten Strynefjellsweg (denn da war gestern das Wetter ziemlich suboptimal! Und diese Traumstraße muss man unbedingt auch mal in der Sonne erleben!) bis Grotli, dann weiter über Lom und das Sognefjell bis Hafslo.
Aber zuerst machten wir uns noch auf die Suche nach einem Wasserfall, der hier ganz in der Nähe sein sollte. Leider fanden wir ihn nicht, denn die Straße endete an einem Bauernhof und von da aus hätte man zu Fuß weiter gehen müssen – so viel Zeit wollten wir allerdings nicht in den x-sten Wasserfall investieren. Aber unglaublich schön ist es hier schon – auch wenn die Bäume schon teilweise herbstliche Farben tragen.
Statt Wasserfall am Fjord hatten wir schon wenig später reichlich Wasser neben uns – die schmale alte Straße wird fast durchgehend von Flüssen begleitet, die auch immer wieder Wasserfälle bieten.
Außer Flüssen gibt es auch etliche Seen, die ein fast schon surreales Türkis zeigen – wie hier der Langvatnet.
Wenig später schon der nächste See – und immer wieder stößt man auf lustige kleine Steinmanderl, die wohl in der Hoffnung errichtet wurden, dass man dann nochmal hierher kommt.
Wir kriegen gar nicht genug von der Landschaft! Alle paar Meter halten wir an, gehen ein Stück und genießen die Sommerfarben.
Nur unser Auto genießt die Strecke nicht ganz so sehr! Vor zwei Tagen erst blitzblank gewaschen in Trondheim, sieht es heute schon wieder ziemlich mitgenommen aus!
Aber das ist uns so was von egal – jetzt wird einfach nur das Panorama genossen! So langsam wandelt sich das Bild, als wir allmählich wieder nach unten fahren. Es gibt zunehmend mehr Bäume und bald kommen auch schon die ersten Häuser in Sicht.
Kurz vor Grotli halten wir nochmal kurz am Breiddalsvatnet, einem riesigen Stausee.
Grotli ist keinen längeren Aufenthalt wert, außer einem Hotel und einer Ladestation für Elektrofahrzeuge gibt es hier nicht viel. Es geht deshalb zügig weiter. Kurz vor Otta legen wir eine Vollbremsung hin – es geht über eine Brücke und auf der linken Seite strömt nicht nur der Fluss sehr malerisch über Felsen (Wasserfall bzw. Stromschnellen inklusive), sondern es gibt hier bei einem Campingplatz auch ein wirklich toll gelegenes Freibad, das offenbar aus dem Fluss gespeist wird. So ne kleine Abkühlung wäre heute ganz nett, die Temperaturen sind in den hohen 20ern!
Aber wir verzichten und fahren weiter. Wenig später sind wir in Lom, wo wir letztes Jahr einen Wucherpreis von 20 NOK für die Toilette in der Tourist Information bezahlen mussten! Aus Schaden klug geworden, gehen wir dieses Mal gleich ins Norsk Fjellsenter, direkt gegenüber von der eindrucksvollen Stabkirche.
Es ist Mittagszeit – zwar essen wir nichts zu Mittag, aber dafür soll es später oben auf dem Fjell eine Kaffeepause geben. Die Thermoskanne wurde deshalb heute morgen schon mit heißem Wasser gefüllt. Und was passt besser zum Kaffee als ein Kaneel Boller? Eben – nichts passt besser, die weltberühmten Kaneel Boller aus Lom mussten also her! Die findet man ganz einfach, indem man immer der Nase nach läuft. Denn der betörende Zimtduft steigt einem sofort in die Nase, wenn man über die Brücke geht. Hier gibt es auch eine kleine Treppe, die direkt runter zu den Köstlichkeiten führt – wenn man sie denn nicht, wie ich, übersieht! Aber außen rum geht auch ein Weg und wenig später stand ich in der Schlage vor dem Verkaufsstand. Wegen dies Riesenandrangs (die Zimtschnecken sind wirklich landesweit berühmt!) hatte man auch noch einen Stand im Freien aufgebaut.
Und dann hatte ich die Qual der Wahl! Neben den klassischen Kaneel Boller gab es ja auch noch welche mit Nüssen. Und mit Pistazien. Und welche mit Rosinen … Und … Und weil ich mich nicht entscheiden konnten, wanderten eben 3 verschiedene Sorten in die Tüte. So gewappnet wollten wir eigentlich weiter fahren – aber sahen plötzlich, wie jemand an einer Zipline über den Fluss Bøvra raste. Der braust hier mit viel Getöse über den felsigen Untergrund.
Das wollten wir uns dann doch mal etwas näher anschauen! Von einem kleinen Podest aus wurden in kurzen Abständen mehr oder weniger mutige Leute ans Seil gehängt und über den Abgrund geschickt.
Ein Weilchen gucken, dann ging’s aber Richtung Sognefjell. Erst ziemlich lange durch ein hübsches Tal, immer am Fluss Bøvra entlang, dann allmählich aufwärts. Vorbei am schönen Elveseter Hotel, das ganz aus Holz gebaut ist. Hier zwängt sich der Fluss durch eine enge Schlucht.
Es ging jetzt stetig bergauf, bis wir auf der Kuppe bei den malerischen Felsen ankommen, wo es einen kleinen Picknickplatz und außerdem eine fantastische Aussicht gibt.
So, und jetzt kommen Kaneelboller & Co. endlich zum Einsatz! Schöner kann man doch kaum Kaffee trinken – oder?
Natürlich kraxeln wir auch auf den Felsen herum, man hat immer wieder andere Ausblicke, einer schöner als der andere.
Satt und zufrieden fahren wir weiter, halten aber nur ein kleines Stück weiter schon wieder an der Jotunheimen Fjellstuve, einem reinen Saisonhotel aus den 1940er Jahren. Obwohl momentan eigentlich Hochsaison ist, ist das Restaurant/Café geschlossen. Und nein – DAS ist NICHT das Hotel!
Verkehr ist hier oben kaum, und wenn, dann eher tierischer Art. Aber die Kühe räumen schleunigst da Feld, wenn ein Auto naht!
Am Beginn des Bøvertonvatnet müssen wir einfach anhalten! Die Farben sind wirklich umwerfend.
Eine Idylle löst die andere ab, wir können uns kaum satt sehen!
Dann wird es allmählich karger, die Vegetation geht mehr und mehr zurück. Schneebedeckte Berge tauchen auf – wir sind jetzt oben auf dem Sognefjell. Zwar geht es da nicht höher rauf als rund 1.400m, aber die umliegenden Berge sind bis zu 2000m hoch.
Bei Fantesteinen haben wir die Passhöhe erreicht, 1.434m hoch sind wir hier, auf dem höchsten Pass Nordeuropas.
Nur wenige Meter weiter, direkt an dem kleinen See Fantesteinsvatnet, liegt die Sognefjells Hütte. Zwischen zwei älteren Trakten aus dunklem Holz wurde eine luftige, moderne Konstruktion aus viel Glas und hellem Holz eingefügt. Wer hier übernachten will, muss sich schon lange im voraus anmelden, sie ist fast immer ausgebucht!
Die Hütte bietet nicht nur Unterkunft und Verpflegung, sondern auch geistige Nahrung – regelmäßig finden hier Ausstellungen statt. Wir wollen weder essen noch schlafen, aber ein Gang zum See muss doch sein. Über Stege kommt man ans andere Ufer.
Es ist herrlich hier – die klare Luft, die Landschaft, der See glitzert in der Sonne, die schneebedeckten Berge leuchten förmlich – ein Stückchen heile Welt. Und die Pandemie ist hier unendlich weit weg … Wir umrunden den See ein Stück und genießen jede Minute. Auch den Blick auf die enormen Schnee- und Eismassen.
Wir fahren weiter, kommen aber nicht weit – da ist schon wieder was, das man sich anschauen muss! Am Mefjell Rastplatz steht ein etwas windschiefes Denkmal, das an den norwegischen Dichter Ludvig Holberg erinnert.
Während wir gemütlich im Auto sitzen, bewundern wir die – erstaunlich vielen! – Radfahrer, die sich hier herumtreiben. Aber vermutlich sind sie nicht die ganze Strecke mit dem Rad bis hier rauf gefahren. Die hohen Stecken am Straßenrand zeigen, wie hoch hier im Winter der Schnee liegen kann.
Langsam geht’s wieder runter, vorbei an weiteren tiefblauen Seen.
Auch hier hat das Laub schon eine herbstliche Färbung.
Nicht nur die einheimischen Geistesgrößen werden hierzulande geehrt – auch dem österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein ist eine Gedenktafel am Eidsvatnet bei Skjolden gewidmet, der Philosoph hatte hier eine Hütte, in der er viele Sommer verbrachte und an seinen Abhandlungen arbeitete.
Skjolden liegt quasi am Anfang (oder Ende, je nach Sichtweise des Sognefjords. Den fuhren wir entlang bis Gaupne.
Von dort war es nicht mehr weit bis Hafslo, wo wir im Hafslo Gjestehus zwei Nächte verbringen wollten. Wir wurden herzlich von Kiki empfangen, einer Amerikanerin, die mit ihrem Mann Remi das Gästehaus vor ein paar Jahren übernommen hatte. Auf ihre Frage, was wir so vorhaben und unsere Antwort, dass wir morgen zum Jostedalsbreen wollten, kam sie mit einer völlig anderen Empfehlung rüber – dem Austerdalsbreen! Von dem hatten wir bisher noch nie was gehört (aber man kann ja schließlich nicht jeden Gletscher hierzulande kennen!). Kiki geriet förmlich ins Schwärmen, meinte, schon alleine die Fahrt sei den Ausflug wert und wir beschlossen, ihrem Rat zu folgen.
Jetzt wollten wir aber erstmal unser Apartment sehen – das war recht nett, vor allem der große Balkon mit tollem Blick – aber doch etwas basic.
Eine Runde drehten wir noch durch den Ort und da es in der Umgebung kein einziges Restaurant gab, das auf hatte, wurde im kleinen Supermarkt noch ein bisschen was eingekauft fürs Abendessen. Pasta mit Tomatensauce geht immer!
Und was auch immer geht – unsere Erlebnisse im Video anzusehen!!! Heute gibt es gleich zwei – und bitte, wie immer, vor dem Anschauen unten in den Einstellungen die Bildqualität höher einstellen oder gleich bei Youtube anschauen, da ist die Bildqualität höher vor-eingestellt!
1. Der Weg über das Strynefjell (Gamle Strynefjellsvegen)
2. Von Lom nach Hafslo
Hallo Dieter,
eigentlich brauchen wir nicht mehr nach Norwegen fahren – habt ihr doch in Bild und Wort die „Schönheiten“ von Land und Leuten bestens
dargestellt/ rübergebracht. Aber Scherz beiseite: Bild, Ton und Worte machen Lust auf Norwegen. Dieses Jahr hat‘s nicht geklappt; wir haben mit dem neuen Wohnmobil eine große Frankreichtour gemacht. Im Dezember bis Anfang Januar geht‘s in Richtung Südspanien – Costa de la Luz- und Portugal- Algarve. Berichte folgen im neuen Blog.
Alles Beste – und bleibt gesund!
Helmut
Bilder und Berichte sind ja schön und gut – aber das alles live zu erleben, schlägt es doch um Längen!