Von Lamberts Bay bis zu unserem heutigen Ziel, Clanwilliam, sind es lediglich gut 60 km. Wir hätten also eigentlich gemütlich ausschlafen und trödeln können – aber Frühstück gab es im Guesthouse nur bis 9 Uhr!
Also raus aus den Federn und Richtung Cederberge!
Ausnahmsweise nahmen wir uns für die kurze Strecke nicht viel Zeit, denn auf dem Weg gab es nichts, was irgendwie zu einem Umweg oder längeren Stopp verführt hätte.
Die Straße verlief über ein relativ eintöniges Hochplateau, zu beiden Seiten trockene, gelbbraune Erde mit niedrigem Gebüsch, einigen wenigen Bäumen und ab und zu mal einem kleinen Gehöft.
Nach einer halben Stunde Fahrzeit tauchten die Cederberge am Horizont auf.
Weitere 15 Minuten später waren wir in Clanwilliam, einer der ältesten Städte Südafrikas, mit vielen hübschen Kolonialgebäuden. Vor einer eindrucksvollen cremefarbenen Kirche stellten wir das Auto ab und schauten uns erst mal um.
Unser heutiges Domizil, das Yellow Aloe Guesthouse, liegt schräg gegenüber der Kirche. Allerdings war es ja noch nicht mal 11 Uhr, also vermutlich viel zu früh, um einzuchecken! Wir probierten es trotzdem mal, gingen über die Straße – und landeten im Paradies!
Anders kann man dieses Kleinod wirklich nicht nennen – ein üppiger, wirklich paradiesischer Garten, mit einer Fülle von Pflanzen, Winkeln, Ecken, mehreren Pools … Und mitten drin das zauberhafte Haupthaus, das südfranzösisches Flair versprüht!
Auch der Empfang war mehr als herzlich. Michael, der Eigentümer, sah kein Problem, uns gleich einziehen zu lassen – nur war das Zimmer noch nicht ganz fertig. Deshalb statteten wir zunächst der Tourist Information, direkt neben der Kirche, einen Besuch ab, wo sich ein junger Mann riesig freute, dass endlich mal Touristen auftauchten!
Er versorgte uns mit Infos und Kartenmaterial, warnte aber auch wegen der Hitze vor größeren Wanderungen. Denn tatsächlich – anders als an der Küste, wo das Thermometer selten über 26 Grad kletterte, war es hier richtig heiß! Schon jetzt, am Vormittag, über 30 Grad, es sollten heute noch 38 werden!
Zurück im Guesthouse meisterten wir das elektronisch gesicherte Eingangstor, stellten das Auto ab und zogen ein. Ins “Longhouse”, einem der ältesten Gebäude der Stadt, mit dicken Mauern und strohgedecktem Dach. Unser Zimmer ist geräumig und gut ausgestattet, allerdings nicht sonderlich hell. Dafür hält es die Hitze gut ab, notfalls gibt es jedoch auch eine Klimaanlage.
Eigentlich möchte man am liebsten einfach hier bleiben und den Tag damit vertrödeln, immer wieder was Neues im Garten zu entdecken. Da sind Bäume mit Nestern von Webervögeln (die aber offenbar alle ausgezogen sind, denn es war kein einziger zu sehen).
Da sind jede Menge kleine und größere Kunstwerke, lauschige Ecken, Pools ….
Trotzdem zogen wir bald wieder los, die weitere Entdeckung des Gartens musste warten! Auf zunächst guter Straße ging es Richtung Pakhuis Pass.
Bizarre Felsformationen ließen uns immer wieder anhalten und staunen.
Nach ca. 40 Minuten war die Passhöhe erreicht.
Obwohl wir hier fast 1000 m hoch waren, war es extrem heiß. So heiß, dass wir den Sevilla Rock Art Trail erst mal aufschoben, denn 5 km in der Mittagshitze wandern, war doch etwas zu heftig. Stattdessen bestaunten wir weiter, was sich so rechts und links der Strecke zeigte.
Eine knappe halbe Stunde später hatten wir die Abzweigung nach Wupperthal erreicht.
Ab hier gab es keinen Asphalt mehr, nur noch Sand und Schotter.
Rund 40 Minuten dauerte die Fahrt, ein ständiges rauf und runter, mit unzähligen Kurven. Und mit erstaunlich viel Verkehr! Immer wieder mal überholte uns ein Pickup in rasantem Tempo oder es kam ein LkW entgegen.
Wupperthal ist eine alte kleine Siedlung, von rheinischen Missionaren gegründet, bekannt u.a. wegen seiner hübschen Kirche. Leider war das Dorf Ende 2018 durch ein Großfeuer fast vollständig zerstört worden. 53 Häuser verbrannten, mehr als 200 Menschen verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Wir waren deshalb gespannt, wie es da heute wohl aussieht.
Auf den ersten Blick war von Brandschäden nichts zu sehen, allerdings gibt es momentan auch nur wenige Wohnhäuser. Offenbar wurden die Gemeinschaftseinrichtungen wie Schule, Gemeindezentrum, Post als erstes wieder aufgebaut, die Bewohner selbst leben überwiegend in einer Containersiedlung.
Der Wiederaufbau wurde durch eine Flut von Spenden unterstützt, ist aber dennoch noch lange nicht abgeschlossen. Weder die Schuhfabrik noch die Kosmetikfirma existieren derzeit. Lediglich die Kirche blieb vom Feuer verschont.
Aber das, was bereits wieder hergestellt wurde (alles wurde im alten Stil wieder aufgebaut) ist wirklich sehr malerisch. Das kleine Postamt …
Das Gemeindezentrum, ein kleiner Laden, die Schule und einige andere Gebäude stehen bereits wieder, schneeweiß und mit Stroh gedeckt.
Im Dorflädchen kauften wir etwas zu trinken und ich unterhielt mich ein bisschen mit der Frau, die uns eine eiskalte Cola aus dem Kühlschrank holte (bei 38°C tat das richtig gut!) Sie erzählte, dass bisher nur wenige Familien ein neues Haus haben, die meisten wohnen in der Containersiedlung.
Aber es wird ständig weiter gebaut – während wir da waren, kam ein Riesenlaster mit Backsteinen an.
Ein bisschen Dorfleben gab es auch – Kinder rannten herum, Esel grasten, Baumstämme wurden angeliefert …
Uns wurde es langsam zu heiß, wir flüchteten in unser klimatisiertes Auto und fuhren wieder zurück. Auf dem folgenden Bild kann man in der Ferne die Straße sehen, die wir wenig später hinauf fuhren.
Es fährt sich zwar erstaunlich gut auf den Gravelroads, trotzdem waren wir froh, als wir wieder Asphalt unter den Rädern hatten – denn eine Begegnung mit so einem Riesenlaster auf der schmalen Schotterstraße wäre sicher etwas problematisch geworden.
Auch auf dem Rückweg wurde es nichts mit dem Sevilla Art Trail – es hatte immer noch 36°C, die Steine strömten zusätzliche Hitze aus, das war uns schlichtweg zu viel.
Am späten Nachmittag waren wir wieder in Clanwilliam, hungrig und durstig. Leider sind die Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen, derzeit extrem begrenzt – nur zwei Restaurants haben momentan geöffnet. Wir wählten das De Kelders, das auf dem Dach einer Tankstelle untergebracht ist und eine große überdachte Terrasse hat. Es erschien uns deutlich luftiger als die andere Alternative.
Das Lokal ist urig und offenbar DER lokale Treffpunkt, es wurde später noch richtig voll.
Die Speisekarte bot allerdings ein paar Merkwürdigkeiten … Eine Pizza namens “Russisches Roulette” mit geräucherten Russen und zum Schnitzel gibt’s als Beigabe Affendrüsen …. 😉 – letzteres (eine süßsaure Sauce) gibt’s übrigens zu den meisten Gerichten dazu.
So fantasievoll vieles auf der Karte klang, richtige kulinarische Highlights bekamen wir heute leider nicht. Dafür war das Bier kalt, die Frozen Margharita zum Nachtisch lecker und außerdem kamen wir in den Genuss einer Rugby-Übertragung.
Das war die heutige Strecke (da wir von Clanwilliam nach Wupperthal hin und zurück dieselbe Strecke gefahren sind, ist sie nur einmal dargestellt):
Ich mag eure Berichte sehr! Und auch dass ihr diese Freude an den kleinen Besonderheiten, einen schönen Garten, eine besondere Steinformation, etc. habt.