Wir steigen auf! In jeder Hinsicht – den zum einen kommen wir von der Lady (okay – die Schreibweise ist minimal anders, wird aber genauso ausgesprochen!) zum Prince (Albert),
Und es geht heute hoch hinauf – über den legendären Swartbergspass von der Kleinen zur Großen Karoo!
Klar, dass man sich da vorab ordentlich stärken muss! Nur leider war unser Frühstück ausgerechnet heute von der extrem sparsamen Variante.
Der Kaffee hatte die Farbe von Tee, den Saft gab’s in einem kleinen Päckchen mit Strohhalm, eine Riesenpackung Cornflakes und zwei Minijoghurts wurden vor uns hingestellt, danach gab es noch ein Ei mit Toast – das war’s. Aber was soll’s, satt wurden wir trotzdem und unterwegs würde sich sicher irgendwo noch was Leckeres auftun! Immerhin erfuhren wir noch, dass es sich bei dem “Turmblick” nicht um die Sicht auf den Wasserturm handelt, sondern um die auf den Berg namens Towerkop!
Die Landschaft veränderte sich nun ständig, die Swartberge – Weltnaturerbe! – rückten näher.
Aber noch war es nicht Zeit für den Pass – zuerst schauten wir uns in Calitzdorp etwas um. Der Ort gilt nicht nur als Künstler- und Aussteigerkolonie, sondern auch als Portwein-Hauptstadt Südafrikas, vor allem der weiße Portwein von dort ist legendär! Aber auch Whisky und Gin wird destilliert!
Wir machten uns hoffnungsfroh auf die Suche nach einem Weingut oder ähnlichem, wo wir eine Verkostung bekommen würden, landeten auch in einem sehr hübschen Anwesen. Nur – die (einzige) verfügbare Zuständige hinter dem Tresen ignorierte uns total und befasste sich lieber extrem ausgiebig mit einem offenbar kaufkräftigeren Paar, das seelenruhig alles mögliche probierte und mit der Bedienung auf Afrikaans fachsimpelte. Nachdem auch meine Frage nach Portwein weitgehend ignoriert wurde (sie deutete lediglich mit dem Finger auf ein paar Flaschen und ratterte Preise herunter), ließen wir es bleiben und gingen wieder.
Nächster Stopp war Oudtshoorn. Zwei Dinge wollte ich hier erstehen – einmal irgendwas aus/mit Straußenfedern, zum anderen irgendwas aus Straußenleder! Das erst klappte auf Anhieb – direkt neben dem Museum war eine Gruppe Frauen versammelt, die Staubwedel aus Straußenfedern anboten. In allen nur denkbaren Größen und Farben! Die größten waren fast mannshoch, die kleinsten nur ca. 10 cm.
Da so ein Riesending nicht in den Koffer (noch nicht mal ins Auto!) passte, musste ich mich also mit was Kleinerem begnügen. Die Ladys hatten offenbar schon länger keine Geschäfte mehr gemacht, sie waren völlig aus dem Häuschen, als ich Interesse zeigte und überboten sich mit Angeboten. Schließlich landeten 3 kleinere Staubwedel im Gepäck und drei Damen waren glücklich, mal wieder was verdient zu haben.
Das durchaus imposante Museum ignorierten wir allerdings, schauten uns lieber draußen noch etwas um.
Und dann war da ja noch die Sache mit dem Straußenleder.
Ein Fachgeschäft war schnell gefunden, der Laden war super sortiert, der Besitzer extrem fachkundig – aber die Preise!!! Selbst ein klitzekleines Täschchen schlägt da gleich mit ein paar hundert Euro zu Buche – das war es mir dann doch nicht wert, obwohl jede einzelne wirklich schön war.
Warum das Leder dermaßen extrem teuer ist, hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Okay – es ist äußerst langlebig und die Federn müssen alle vorsichtig rausgezogen werden – aber trotzdem …
Also ging’s ohne neue Tasche weiter. Etwas außerhalb von Oudtshoorn legten wir noch einen weiteren Stopp ein, auf einer kleinen Straußenfarm. Wir bekamen eine Führung – leider werden derzeit keine Eier ausgebrütet, da corona-bedingt kaum Nachfrage nach Straußenfleisch besteht. Deshalb gab es keine Küken, sondern nur ein paar ältere Tiere zu sehen. Der Guide war ungemein sachkundig, erklärte eine Menge, auch den Unterschied zwischen Emus und Straußen kennen wir nun, haben ausprobiert, dass man sich problemlos auf Straußeneier stellen kann, ohne dass es Bruch gibt und ich bekam sogar eine “Nackenmassage” von ein paar frechen Straußen – nur Fotos gibt’s keine, weil bei der Kamera der Akku leer war, der Ersatzakku sowie das Handy dummerweise im Auto geblieben waren …
Stattdessen gab es was zu trinken und dann ging’s wieder on the Road! Der Swartbergpass gilt als eine der schönsten Bergstrecken Afrikas, ist ein Nationaldenkmal und wirklich absolut beeindruckend. Die ca. 24 km lange Schotter- und Sandpiste erreicht eine Höhe von 1583 Meter und wurde zwischen 1881 und 1886 von Thomas Bain erbaut, der nicht nur diese, sondern noch viele andere Bergstrecken in Südafrika konstruiert hat.
Die Straße wurde praktisch komplett in Handarbeit gebaut, Sträflinge schufteten mit Hacken und Pickeln, Felsen wurde mit Feuer und Wasser gesprengt, ohne Einsatz von Sprengstoff und die Straße ist heute noch weitgehend in dem Zustand, wie sie 1886 war.
Bei trockenem Wetter kann sie gut mit jedem Fahrzeug mit etwas Bodenfreiheit befahren werden.
Je höher wir kamen, umso schmaler wurde die Straße. Niedrige Steinmauern sollen Abstürze verhindern.
Auf einer Anhöhe in einer Kurve mit dem eindrücklichen Namen “Skelmdraai” (Hinterhältige Kurve) kann man zurück auf die eben gefahrene Strecke blicken. Und auf das Schild, das etliche Einschusslöcher aufweist …
Man muss hier schon ziemlich aufpassen, dass man vor lauter Begeisterung über die tollen Aussichten nicht auf Abwege gerät! Glücklicherweise gibt es kaum Verkehr, so dass man auch immer wieder mal anhalten kann.
Unbedingt bemerkenswert sind die Stützmauern, kaum vorstellbar, was das damals für eine unglaubliche Schufterei gewesen sein muss!
Dann ist die Passhöhe erreicht! Hier wäre ein prima Platz für ein Picknick – mangels Vorräten bleibt es jedoch für uns bei einem Schluck aus der Wasserflasche.
Von hier an geht’s bergab – nicht weniger spektakulär als der Aufstieg.
Allmählich gibt es auch wieder mehr Flora, wunderschöne Proteen blühen am Wegrand.
Die Szenerie verändert sich nun total, statt weiter Blicke ins Tal gibt es nun Schluchten und dramatische Felsen.
Schließlich sind wir fast unten angelangt – und platzen in eine absolute Idylle! Eine Familie hat sich unter schattigen Eukalyptusbäumen (ja! Die gibt es hier- sie wurden wegen des schnellen und geraden Wuchses für den Bau von Bahnstrecken importiert und haben sich überall im Land ausgebreitet) zu einem Picknick und Braai versammelt.


Und die Mädels wälzen sich begeistert im kühlen Gebirgsbach! Lebensfreude pur – und wir werden fröhlich mit einbezogen und angespritzt.


Die Strecke nähert sich dem Ende, windet sich noch ein paar Mal zwischen rotglühenden Felsen hindurch, dann sind wir im Tal und wenig später in Prince Albert. Rund 1 1/2 Stunden haben wir – inklusive zahlreicher Foto- und Aussichtsstopps! – für die Strecke gebraucht, jede Minute einfach nur toll!

Toll ist aber auch Prince Albert – ein absolut hinreißend hübscher kleiner Ort mit einem wunderschönen Kolonialhaus neben dem anderen!

Und richtig toll ist auch unsere heutige Unterkunft, das “Sanctuary”!

Ein wunderschönes, luftiges, großes Zimmer im 1. Stock wartet auf uns, dazu ein riesiges Bad – wir sind total begeistert!



Und weil es momentan viel zu heiß ist für einen Ortsrundgang, verziehe ich mich mit einem Buch an den Pool … Einfach nichts tun muss auch mal sein …

Gutes Essen gibt es später gleich schräg über die Straße, beim “Rude Chef”, der aber gar nicht ruppig ist, sondern eine sehr nette Chefin, in deren kleinen Laden ich Olivenöl aus der Karoo und Akazienhonig der KarooAkazie erstehe.
Die heutige Strecke (wer die Route über den Swartbergpass im Video sehen möchte – hier gibt es eine Reihe sehenswerter Videos) und einen tollen Bericht über die Geschichte der Passtraße, leider nur auf Englisch.
So sieht es also in der Großen Karoo aus – fantastische Landschaften! Ich schwärme von solchen Strecken, obwohl ich immer große Ängste ausstehe, wenn wir Paßstraßen befahren 😉
Eure Unterkunft ist wieder vom Feinsten, aber das ist bei euch ja schon Standard 😉