Jeder, wirklich jeder, der hörte, wohin wir heute fahren wollen, bekam einen verklärten Gesichtsausdruck und sehnsuchtsvolle Augen.
Clarens scheint ein Stückchen heile Welt zu sein, ein Ort, (oder besser Örtchen), wo alles noch in Ordnung ist.
Wo die Natur wunderschön ist, das Essen prima, wo es trotz nur 3-stelliger Einwohnerzahl eine Brauerei gibt, man die besten Forellen Südafrikas fischen kann, jeder zweite Einwohner ein Künstler ist. Kein Wunder, dass Clarens auch “Juwel of the Eastern Free State” genannt wird.
Ganz zu schweigen von der Umgebung – auch der Golden Gate Highlands Nationalpark löste Entzückensschreie bei unserer Gastgeberin Nancy aus, als wir beim Frühstück die Reiseroute diskutierten. So begeistert war sie, dass sie völlig vergaß, uns die Übernachtungskosten abzuknöpfen – was dann später zu ein paar Problemen führte, denn nachträglich mit Kreditkarte bezahlen ging leider nicht.
Voller Vorfreude machten wir uns auf den Weg, wurden aber noch in der Stadt ausgebremst. Schon wieder zeigte die Kontrollleuchte einen Druckverlust im rechten Vorderreifen an! Ein Schlenker zur Tankstelle ergab, dass der Reifendruck nahezu okay war, die Anzeige blieb aber hartnäckig da. Wir beschlossen, kein Risiko einzugehen und fuhren zur örtlichen Hyundai Vertretung. Dort war man unglaublich nett, ein Mechaniker überprüfte alles, checkte den Reifen auch noch auf Beschädigungen und meinte dann, er könne zwar nichts finden, aber der Reifen verliere offenbar dennoch Luft. Er empfahl einen höheren Druck (ohnehin sehr empfehlenswert auf Gravelroads!), alle 4 Reifen wurden nochmal aufgepumpt und siehe da – die Anzeige war weg!
Danach ging’s endlich raus auf’s Land, immer nach Osten, Richtung Berge.
Gäbe es momentan keine Corona-Pandemie, wären wir durch Lesotho hindurch gefahren. Da hier allerdings ein PCR-Test gefordert wurde und der nicht von jetzt auf gleich zu bekommen war, mussten wir außen rum.
Die Strecke war abwechslungsreich, das Wetter ebenfalls – für morgen und die nächsten beiden Tage war heftiger Regen angesagt! Aber noch blieb es bei immer wieder auflockernder Bewölkung. In Constantia folgten wir der Empfehlung unserer Wirtin und legten einen Stopp auf einer Kirschenfarm ein. Zwar ist die Saison schon vorbei, aber es gibt hier nicht nur alles mögliche – vom Saft bis zum Kuchen – Essbare aus und mit Kirschen, sondern auch unzählige Dekoartikel, Seifen, Kosmetik und jede Menge Schnickschnack aus und mit Kirschen! Hört sich vielleicht kitschig an, war es aber gar nicht, da war etliches dabei, was ich liebend gerne mit nach Hause genommen hätte, wenn unsere Koffer etwas größer und das Gepäcklimit nicht gewesen wäre.
So beließen wir es bei Kirschlimonade, Kirschkuchen und einem Gang durch Garten und Räumlichkeiten.
Weiter ging’s – jetzt durch eine Landschaft mit zahlreichen bizarren Buntsandsteinfelsen.
Am frühen Nachmittag erreichten wir Clarens – und fühlten uns spontan in ein kleines Dorf in England versetzt! Um ein ausgedehntes Village Green gruppieren sich Restaurants und Geschäfte, die Lokale alle auf der Ostseite, so dass sie die Nachmittags- und Abendsonne abbekommen. Unzählige kleine Kunstgeschäfte, Galerien, aber natürlich auch alles für’s tägliche Leben – Bäcker, Metzger, Brauerei, um mal die wichtigsten zu nennen. Auch ein Supermarkt ist vorhanden.
Der Unterschied zu England besteht in den Straßen – in Clarens sind fast alle unbefestigt! Nur rings ums Village Green gibt es Asphalt, ansonsten herrscht Lehm und Gravel vor.
Auch unsere Unterkunft lag an einem unbefestigten Weg, der zudem reich an Felsbrocken und Löchern war. Als wir dann aber Upper House erreicht hatten, waren wir hin und weg – einfach nur schön!
Wir hätten uns jetzt im Garten in die Sonne setzen oder legen können, einen Kaffee im Dorf trinken oder es uns sonstwie gemütlich machen können – aber nur heute hatten wir noch eine Chance, den Golden Gate Park bei gutem Wetter zu erleben! Also nur Koffer rein und dann wieder raus und in die Landschaft.
Und die war – mal wieder! – grandios! Im Nachmittagslicht leuchteten die Sandsteinfelsen rot-orange, die Formen waren teilweise fast unglaublich!
Während sich die Wolken immer mehr zusammen ballten, fuhren wir gut 20 km in den Park hinein, bis die spektakulären Felsen weniger wurden. Dann drehten wir um und es ging wieder zurück.
Zurück in Clarens wurde zunächst das Bier der lokalen Brauerei verkostet – mit Blick auf ein paar kickende Jungs auf dem Green.
Allerdings war die Freude in der Sonne nicht von langer Dauer – es wurde immer finsterer, zum Essen verzogen wir uns deshalb zu Clementines Restaurant, das nur wenige Schritte von unserer Unterkunft entfernt lag. Eine kluge Entscheidung – denn nicht nur waren Essen und Wein fantastisch, sondern wir wurden später auch nicht allzu nass, als wir im strömenden Regen nach Hause liefen.
Ganz einfach war der Heimweg übrigens nicht – nicht nur hatte sich der Weg in eine rutschige Lehmpiste verwandelt, es gab auch keinerlei Beleuchtung, so dass die Handys als Taschenlampen herhalten mussten!
Aber “daheim” war es urgemütlich, der bereitgestellte Portwein vorzüglich, die ebenfalls vorhandenen Plätzchen lecker und wir bedauerten sehr, dass wir am folgenden Tag den Regen nicht hier aussitzen konnten, sondern weiter mussten.
Denn wieder mal hatten wir nur eine Lücke erwischt und die nächsten Tage waren bereits belegt …
Die heutige Route (inkl. die Strecke in den Nationalpark):
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