28.02. – The Lion sleeps tonight …. Im Schotia Game Reserve

Wir haben absolut NICHTS! dagegen, wenn der Löwe nachts schläft!
Ganz im Gegenteil – er sollte nämlich gerne tagsüber aktiv sein und sich endlich mal zeigen!

Jetzt sind wir schon über einen Monat in Südafrika, haben jede Menge sehr große und sehr kleine Tiere gesehen – aber noch keinen einzigen Löwen! In Sibuya scheiterte es am Wetter, im Addo NP lag unser Fokus eher auf den Elefanten, obwohl es dort auch so ca. 20 Löwen gibt.

Unsere Hoffnung lag also auf der für heute gebuchten „Tooth&Claws“ Safari im Schotia Game Reserve, das als einziges Reservat eine Art „Löwengarantie“ gibt! Das Schotia Wild Reservat ist übrigens das älteste private Reservat in der östlichen Kap Region – zwar nicht riesig, da der Gründer einfach nur unrentable Farmen aufgekauft und stillgelegt hatte, aber sehr authentisch und direkt neben dem Addo NP.

Anders als gestern sollten wir heute erst am Nachmittag starten – Schotia setzt auf späten Nachmittag und Abend. Das nutzten wir natürlich weidlich aus – ausschlafen, spätes Frühstück (mit ein paar anderen netten Langschläfern, die uns später auf der Safari begleiten würden!), ein bisschen auf dem Gelände herumwandern . . .

Hier wird viel Wert auf Naturschutz gelegt – so werden die Vögel z.B. nicht nur gefüttert, sondern mit einer simplen Konstruktion auch mit Wasser versorgt!

Um 15 Uhr sollte unsere Safari starten, schon eine Stunde vorher mussten wir allerdings von hier aufbrechen. Denn Schotia war zwar nur knapp 30km entfernt, aber die Straße war eine der schlechtesten Schotterstraßen auf unserer Reise!

Wir waren heute zu sechst – neben Anja und Annett stießen noch Jasmin und Michael dazu, ein junges Paar, ebenfalls aus Deutschland. Die Verständigung klappte also schon mal prima – und die Begeisterung wuchs noch, als plötzlich Saul auftauchte und erklärte, dass er uns nach Schotia fahren und abends auch wieder (heil!) zurückbringen würde. Seine heutige Addo-Tour (eine Familie mit drei kleinen Kindern) war deutlich früher beendet als unsere gestrige, so dass er wieder für uns verfügbar war.

Es war wieder sehr heiß heute, wir waren froh über jeden kleinen Luftzug auf der Fahrt bis Schotia. Dort angekommen, gab es erst mal was Kühles zu trinken, bevor Saul uns an Charles übergab, den Ranger, der uns durch das Reservat fahren würde. Wir blieben weiter unter uns, hatten dementsprechend auch reichlich Platz im Auto!

Charles ist schon seit gefühlten Ewigkeiten in Schotia, kennt jeden Quadratmeter und jedes Tier – zumindest hatten wir am Ende des Tages dieses Gefühl. Schon nach kurzer Zeit begegneten wir Mutter und Kind Warzenschwein.

Wenig später kam Old Baas an unser Fahrzeug – ein älterer Elefantenbulle, den Charles gut kannte. Offenbar war erst kürzlich in einem Zweikampf von einem jüngeren Konkurrenten entthront worden und kam mit seiner neuen Außenseiterrolle noch nicht richtig klar.

Nachdem er Charles begrüßt hatte, verzog er sich wieder. In Schotia lebt nur eine kleine Elefantenherde, die Bullen sind alle miteinander verwandt, was die Lage nicht wirklich einfacher macht. Charles erläuterte uns das große Dilemma der Reservate und Nationalparks, in denen Elefanten leben: Weil sie in den Reservaten in der Regel keine natürlichen Feinde haben (in Schotia leben z.B. die Löwen hermetisch getrennt von den Elefanten), vermehren sie sich enorm. Das bedroht mittlerweile die Biodiversität, denn Elefanten richten auf der Nahrungssuche oft ziemlich große Zerstörungen an und zerstören so auch Lebensräume anderer Tiere.

Der einzige Feind der Elefanten ist der Mensch – und der hat damit auch die unangenehme Aufgabe, eine Überbevölkerung zu verhindern. Im Kruger Nationalpark werden bereits regelmäßig Elefanten abgeschossen, weil die Population von mittlerweile über 15.000 Elefanten schlichtweg zu groß ist. Ursprünglich sollten dort nicht mehr als 7.000 Elefanten leben – eine gesunde Balance, die auch anderen vegetarisch lebenden Tieren eine solide Überlebenschance gewährt hätte. Aus den verschiedensten Gründen vermehrten sich jedoch die Elefanten überproportional. Die Folge war, dass immer mehr Büsche und Bäume vernichtet werden – es drohte eine totale Versteppung.

Deshalb wurden und werden in allen Nationalparks und auch den privaten Reservaten tatsächlich Elefanten abgeschossen. Auch wenn das für uns horrorhaft klingt – es gibt ganz offensichtlich gute Gründe, die unter anderem in einer Publikation des Kruger NPs und auch der African Wildlife Foundation dargelegt werden. In Schotia ist das derzeit allerdings nicht der Fall – hier sorgt man sich eher um das Problem der Inzucht und würde – wie man das übrigens in Addo gerade getan hat – gerne Elefanten von außerhalb her bringen, um frisches Blut zu bekommen.

Wir hören Charles zu – für uns ist das fast ein Schock, aber es ist schon irgendwie nachvollziehbar.

Zur Ablenkung gibt es mal wieder kleine Tiere! Charles greift beherzt in einen ziemlich großen Kothaufen und zieht einen Mistkäfer, einen Skarabäus, heraus. Der etwas schmuddelige Käfer ist ein Weibchen und fühlt sich auf Annetts Hand offenbar recht wohl!

Während wir noch dem Käfer zusehen, entdeckt Charles eine große Herde Gnus in der Ferne!

Leider sind wir zu weit weg – bis wir dort wären, hätte sich die Herde schon längst aus dem Staub gemacht! Außerdem bekommen wir gerade Besuch von Baas, dem Sohn und erfolgreichen Herausforderer des besiegten Bullen Old Baas, den wir vorhin gesehen hatten. Baas ist wesentlich weniger entspannt als sein Vater und kommt uns unangenehm nahe!

Selbst Charles ist von so viel Testosteron nicht begeistert, wirft den Motor an und wir machen uns vom Acker. Wir treffen auf eine kleine Herde Nyalas – böse Zungen behaupten, dass sie sich alle auf einen frisch gestrichenen Toilettensitz gesetzt haben, deshalb der weiße Ring am Po …

Auch in paar Impalas hüpfen herum und davon …

Wir kommen zu einer kleinen Tränke, wo wir ganz erstaunliche Vögel entdecken! Ihr Gefieder schimmert metallisch – leider hab ich nicht genau mitbekommen, was das für eine Species ist.





Und dann kam auch noch eine Smaragd-Taube angeflogen – Charles flippte förmlich aus, weil die extrem selten und sehr scheu sind. Mir gelang nur ein kurzes Foto von hinten, dann war sie wieder weg. Die smaragdgrünen Unterfedern konnte man nur kurz beim Wegfliegen sehen, auf’s Bild haben sie es nicht geschafft.

Stattdessen kamen wieder ein paar Impalas …

Aber dann kamen die ganz großen Tiere in Sicht – Giraffen!!



Eine kleine Herde tauchte vor uns auf, wir hielten an und schauten ihnen einfach eine Weile zu. So riesig sie uns übrigens auch vorkamen – hier sind sie eher klein, maximal ca. 4,5m hoch. Wir erfuhren, dass sich die Größe der Giraffen nach der vorhandenen Nahrung richtet. Gibt es überwiegend niedrig wachsende Büchse und Bäume, wie hier, bleiben auch die Giraffen eher klein. Wo es hingegen hohe Bäume gibt, können sie auch über 6 m groß werden.




Es ging weiter durch’s Gelände, zu einem Wasserloch. Dort lugten zwei winzige Ohren und ein Paar Augen aus dem Wasser, ringsherum von Bläschen umgeben – ein Hippo!!! Charles erzählte, dass das hier ein Männchen sei, das Weibchen war vor ein paar Monaten einem unglücklichen Zusammentreffen mit dem jüngeren Elefanten zum Opfer gefallen, der es mit seinen Stoßzähnen schwer verletzt hatte – wohl, weil sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war …

Ganz alleine war Hippo allerdings nicht – am Rand des Tümpels sonnte sich ein schläfriges Krokodil!

Die beiden scheinen sich gegenseitig nicht zu stören, jedenfalls machen beide einen sehr entspannten Eindruck. Und einen schläfrigen … Oder ist das gar kein Gähnen, was Hippo uns da zeigte?


Wir erhielten jedenfalls einen beeindruckenden Überblick über seinen Zahnzustand! Anschließend verschwand er wieder im Wasser.

Es wurde langsam Zeit für`s Abendessen – zumindest meinte das Charles. Wir fuhren zu einem eingezäunten Areal mit mehreren Hütten, direkt davor nahm ein jüngerer Elefant (Young Baas) ein Schlückchen Wasser.

Damit mussten wir uns allerdings nicht begnügen – es gab zwar auch Wasser, aber natürlich reichlich eiskaltes Bier sowie Wein. Außerdem ein wirklich gutes Essen – zwar wieder etwas fleischlastig, aber auch reichlich Gemüse und sogar richtige Pellkartoffeln! Aber vor allem – Malva Pudding mit viiiiiiiel Vanillesoße zum Nachtisch! Da wurde sogar die Veganerin in der Gruppe schwach!

Bestens gestärkt und mit Bier und Wein abgefüllt (Charles trank nur Limo!!) starteten wir danach zur Abend-Safari. Wie heute morgen sahen wir als erstes Warzenschweine.


Minuten später ein einsames Impala am Wasser …


Kurz danach hielten wir den Atem an – zwei Rhinos kamen angewandert! Aber anders als in Sibuya sahen die beiden nicht übermäßig freundlich aus —

Als das männliche Tier Kurs auf unseren Landrover nahm, ließ Charles den Motor wieder an und wir machten uns davon.




Als es in Charles‘ Funkgerät knatterte und Büffel angekündigt wurden, legte er einen U-Turn hin und fuhr in eine andere Richtung. Das zweite Fahrzeug, das heute unterwegs war, hatte eine Herde gesichtet und gab Bescheid. Zuerst waren wir ein bisschen unglücklich, denn Charles hatte versprochen, dass wir heute 100%ig noch Löwen sehen würden und es wurde zunehmend dunkler.

Aber die mächtigen Tiere waren dann doch ein überwältigendes Erlebnis!




Unsere Kameras waren alle noch mit den Büffeln beschäftig, als der Ruf kam – „Lion!“ Ziemlich weit entfernt konnten wir tatsächlich einen recht großen Löwen entdecken – aber der lief gerade Richtung Gebüsch.

Ein beherztes Manöver von Charles (das uns ziemlich durcheinander schüttelte) und plötzlich standen wir dem Löwen quasi im Weg. Selbstverständlich ließen wir ihm die Vorfahrt bzw. den Vorrang. Völlig ungerührt trabte er nur Zentimeter vor unserem Landrover vorbei!


Ganz offensichtlich hatte er ein Ziel – Charles hatte da auch schon so eine Ahnung. Er meinte, der Herr sei auf dem Weg zu seiner Lady. Offenbar treffen sich die Löwen leibend gerne direkt am Zaun, der Scotia vom Addo NP trennt – da treffen sich wohl manchmal auch die Löwen aus beiden Parks.




Und siehe da – kaum waren wir am Zaun, kam auch schon die Dame an und es gab ein äußerst zärtliches Begrüßungsgeschmuse!



Zunächst legten sich die beiden nebeneinander ins Gras …

Dann aber suchte sich die Dame ein anderes Plätzchen und wartete, ob er wohl kommen würde. Doch der Herr ließ sich bitten …




Als nach 10 Minuten noch immer nichts passiert war, wurde uns klar, dass Zuschauer hier nicht erwünscht waren, und wir machten uns davon. Es wurde nun auch sehr schnell dunkel, in der Dämmerung war zwar noch das grasende Hippo in der Ferne zu sehen, ansonsten waren wir dermaßen voll mit Bildern in Kopf und Kameras, das eigentlich nichts mehr rein ging!

Aber so schön das alles in Fotos sein mag – im Video ist alles noch ganz erheblich dramatischer!

Wir genossen auf der Heimfahrt noch den tollen afrikanischen Himmel  … Und später noch bei einem Glas Wein auf der Terrasse die Sterne.

2 Kommentare zu “28.02. – The Lion sleeps tonight …. Im Schotia Game Reserve

  1. Hallo, erst einmal vielen Dank für die schönen Erinnerungen, die durch deinen Blog in mir geweckt werden! Ende des Jahres werden wir auch nach SA Reisen👍. Der Vogel ist ein Hagedasch und gehört zur Familie der Ibisse (welche einem ab und zu sehr laut am frühen Morgen wecken). Das Tier mit dem weißen Ring am Po ist ein „Waterbuck“ und das von dir darunter gezeigte sind Nyalas (weiße Streifen auf den Seiten. Tolle Fotos 👍🍀 ich habe meine Freude beim Lesen und anschauen. Danke!

    • Danke für die Klarstellung! Toll, dass ich so sachkundige Leserinnen habe – ich konnte mir das auf die Schnelle leider nicht alles merken.

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