27.02. – Vom Mistkäfer bis zum Elefanten : Im Addo Elephant Nationalpark

Früh aufstehen war heute die Devise!
Es sollte wieder bis zu 38°C heiß werden, da verkrümeln sich selbst große Tiere tagsüber gerne im tiefen Schatten und sind nicht zu sehen. Und sehen wollten wir natürlich mindestens die Hälfte der rund 550 Elefanten des Nationalparks!

Um 7:00 sollten wir uns deshalb zum Frühstück auf der Terrasse einfinden, um 7:30 Uhr sollte es losgehen. Kein allzu großes Problem, schon gar nicht, wenn man schon kurz nach 6 Uhr mit einem grandiosen Sonnenaufgang begrüßt wird!


Auf der Frühstücksterrasse bzw. direkt davor war schon mächtig was los – unzählige knallbunte (und ein paar weniger bunte) Vögel bekamen hier ebenfalls eine Mahlzeit serviert.



Vor lauter Ablenkung vergaßen wir fast das Frühstück, das aber ausgesprochen lecker und sehr üppig war. Außer den tierischen Tischnachbarn waren um diese Zeit allerdings noch nicht allzuviele Frühstücksgäste da – lediglich noch Anja und Annett, zwei Frauen aus Berlin, die mit uns auf Elefantensuche gehen wollten.

Kurz vor halb acht tauchte ein bestens gelaunter schwarzer junger Mann auf, der sich als Saul vorstellte und uns heute durch den Nationalpark fahren würde. Saul kennt den Park wie seine Hosentasche, fährt schon seit vielen Jahren Touristen durch den Park, ist dort aber auch in seiner Freizeit oft anzutreffen, denn er ist ein absoluter Elefanten-Fan!

Los ging’s in einem überdachten Allradfahrzeug, in dem wir Vier reichlich Platz hatten. Bis zum Haupteingang fuhren wir ca. 20 Minuten, dann mussten diverse Formalitäten durch Saul erledigt werden (unsere Passnummern, Gesundheitszustände usw.), bevor wir endlich in den Park rein durften.

Auf den allerersten Blick war ich etwas enttäuscht – hier fährt man größtenteils auf perfekt asphaltierten Straßen und nicht, wie in Sibuya, querfeldein. Es gibt sogar eine piekfeine Straßenkarte für den Park, deshalb sind hier sehr viele Selbstfahrer unterwegs. Aber Saul hält das nicht unbedingt für eine gute Idee, denn, wie er sagt „Die Karte zeigt dir nur, wo du gerade bist, aber nicht, wo die Elefanten sind!“ Das wissen nur die Ranger und Guides, die sowohl den Park in- und auswendig kennen als auch das Verhalten der Tiere.

Im Laufe des Tages sollten wir merken, dass das 100%ig stimmt! Auch wenn wir zunächst keinen einzigen Elefanten, dafür aber bildschöne Zebras sahen.




Saul kurvte mit uns durch die Gegend und hielt am Ende einer kleinen Straße an einem Wasserloch. Dort entdeckten wir einen einzelnen Elefantenbullen, der aber den Hügel hinauf von uns weg trabte. Eigentlich erwarteten wir, dass Saul wenden und weiter fahren würde, denn weit und breit war nichts zu sehen. Stattdessen stellte er den Motor ab und meinte mit breitem Grinsen, wir müssten jetzt mal ein bisschen warten, demnächst würde eine Herde Elefanten kommen.

Ziemlich ungläubig schauten wir ihn an – war er Hellseher???

War er nicht – sondern lediglich ein exzellenter Beobachter und Kenner der Szene. Wo wir (und auch etliche Privatfahrer, die kurz anhielten und gleich weiter fuhren) absolut nichts erkennen konnten, sah er in der Ferne zwischen den Bäumen eine kleine Staubwolke.

Das sei eine, evtl. auch zwei Elefantenherden, die in Kürze zum Wasser kommen würden, meinte er. Und tatsächlich – mit dem Tele war in etlichen 100m Entfernung zunächst  Staub, dann Bewegung und schließlich mehrere Elefanten erkennbar! Saul erklärte uns, dass die erste Herde entweder auf eine zweite oder auf Nachzügler wartete, bis sich dann der gesamte Trupp in Bewegung setzte würde.

Mit bloßem Auge konnte man sie weiterhin schwer erkennen, aber sie kamen immer näher. Und plötzlich waren sie da, eine große Herde Elefantenkühe mit Nachwuchs!

Wir waren hin und weg – ohne den geduldigen Saul hätten wir garantiert nicht gewartet und das Spektakel verpasst! Als alle getrunken und gebadet hatte, gab die Leitkuh das Signals zum Aufbruch und die gesamte Truppe marschierte wieder den Hügel hinauf Richtung schattige Büsche.

Auch wir brachen auf, wurden aber bald wieder ausgebremst von einem deutlich kleineren, aber wichtigen Parkbewohner – einem Mistkäfer. Die kleinen Helfer haben es nicht überall leicht – hohe Straßenränder machen es den kleinen Arbeitern teilweise nahezu unmöglich, ihre Kugeln von der Straße ins Gebüsch zu rollen.

Es folgte eine Zebraherde …

… ein Rotes Hartebeest, das von hinten ein bisschen an ein Pferd erinnert.

Impalas gibt es hier natürlich auch in Hülle und Fülle!

Wenig später dann wieder eine kleinere Herde Elefanten an einem Wasserloch.



Dieses Mal handelte es sich um eine Junggesellen Gruppe. Während die Älteren friedlich beieinander standen und sich zu unterhalten schienen …



.. bahnte sich bei den Youngstern eine heftige Auseinandersetzung an. Es wurde mit den Füßen gescharrt, mit dem Rüssel Staub aufgewirbelt, laut trompetet.

Viel besser sieht man das allerdings in Dieters Video!

Während sich die Jungs noch kloppten, versammelte sich auf der anderen Straßenseite eine Mütter-Kinder Herde. Die Damen waren – anders als die Männer -sehr entspannt, einige Jungtiere kuschelten sich sogar zwischen die Beine der Mütter/Tanten, um ein Nickerchen zu machen.

Nur ein Stückchen weiter kam dann eine wirklich beeindruckende Begegnung – zwei gigantische Bullen tauchten am Wegrand auf! Einer davon wurde Paul Kruger genannt, erkennbar ist er nicht nur an seinen zerfledderten Ohren, sondern vor allem an einem abgebrochenen Stoßzahn. Umgeben war er von seinem Harem.


Aber auch der andere war unglaublich imposant!

Paul Kruger beobachtete seinen Rivalen aus der Entfernung.

Der trabte völlig entspannt nur wenige Zentimeter von unserem Auto entfernt vorbei.


… und entschwand.

Inzwischen war es Mittag geworden, Saul hielt eine Pause für angebracht und steuerte einen Picknickplatz an. Auf dem Weg dorthin gab es noch ein paar kleinere Tiere – Schildkröten kreuzten gemächlich unseren Weg.

Auf dem Picknickplatz gab es überdachte Tische und Bänke, auf denen Saul für jeden von uns eine Box mit lecker gefüllten Wraps, Getränken, Obst und Süßigkeiten ausbreitete. Während wir aßen, entwickelte sich ein spannendes Gespräch mit Saul, der nicht nur  überraschend gut über Europa informiert war, sondern sich auch große Sorge um die Situation in der Ukraine machte. Eine fast schon philosophische Diskussion über Krieg und Frieden, Politik und etliches mehr entwickelte sich – das sind immer wieder Momente, die zeigen, wie unendlich wichtig es ist, sich austauschen zu können.

Da wir alle gut Englisch sprachen, konnte sich eine echte Diskussion entwickeln – anders als in Südostasien, wo so etwas nur sehr selten möglich ist.

Fast eine Stunde dauerten Essen und Diskussion – dann ging’s weiter. Schon bald landeten wir erneut an einem Wasserloch, wo sich eine ganze Herde vergnügte. Darunter ein absoluter Winzling, der alles, was seine Mutter/Tante machte, kopierte! Es war zum Schreien komisch und wir konnten uns kaum trennen!



So langsam ging es jetzt wieder Richtung Ausgang, mit weitem Blick über das Gelände.

Als erneut eine größere Herde auftauchte, schien uns das schon fast normal… Da schaute man vorher schon auch mal nach einem Paar  Zebras und einem Hartebeest …



Hier schien eine Lagebesprechung stattzufinden – alle steckten die Köpfe zusammen.

Dann löste sich die Truppe auf und wanderte davon.



Dieses Mal liefen die Kühe nebst Jungen hautnah an unserem Auto vorbei. Noch ein Strauß …

… ein Warzenschwein …



… und ein letztes Mal ein paar Elefanten …

… dann ging’s zurück zur Lodge. Bis wir wieder daheim waren, war es 15 Uhr durch – Saul hatte echt Überstunden gemacht mit uns! Das war uns aber auch ein dickes Trinkgeld wert, denn er hatte uns wirklich einen absolut traumhaften Tag mit unglaublichen Erlebnissen beschert!

Der Rest des Tages verging mit Faulenzen am Minipool (der trotz der hohen Temperaturen ziemlich kalt war und willkommene Abkühlung bot.

Um 18:30 Uhr wieder Drinks auf der Terrasse zum Sonnenuntergang, gefolgt von einem weiteren sehr üppigen Menü und einer Flasche Rotwein. Gut, dass wir nur noch eine Nacht hier bleiben – sonst gäbe es echte Hosenbund-Probleme!

2 Kommentare zu “27.02. – Vom Mistkäfer bis zum Elefanten : Im Addo Elephant Nationalpark

  1. Habe alles nachgelesen und bin wieder auf dem neuesten Stand. Toller Bericht mit klasse Bildern.
    Ihr habt ja in den 6 Wochen viel gesehen. Die Videos werden wir uns beim nächsten schlechten Wetter reinziehen. Hab sie schon abgespeichert.
    Danke, dass wir dabei sein durften.

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