Bei Cornwall denken viele gleich an Rosamunde Pilcher, an pittoreske Fischerdörfchen, reetgedeckte, weiß gekalkte Cottages, malerische Buchten, dramatische Felsklippen.
Und natürlich ist das alles Cornwall – aber eben auch noch ein bisschen mehr. Cornwall ist so ein bisschen ein begehbares Geschichtsbuch, an jeder Ecke gibt es irgendwas, das mindestens ein paar Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende alt ist.
Heute wollten wir den “Atem der Geschichte” mal ein bisschen spüren …
Solche Unternehmungen geht man am besten gut gestärkt an! Alison hatte frische Croissants (für Dieter) und kleine Pains au Chocolat (für mich!!!!!) in der Küche deponiert, dazu einen üppigen Obstsalat, hausgemachte Marmelade und frisch gebackene Muffins. Es gab also ein Frühstück für Süßschnäbel, ganz mein Ding!!! (Für Dieter müssen wir heute noch ein bisschen Schinken und Käse kaufen ….)
Nachdem der Wetterbericht bei BBC heute viel Abwechslung versprach (scattered rain with sunny spells), rüsteten wir uns entsprechend aus – T-Shirt und Pullover, Fleece und Regenjacke. Und fuhren erst mal Richtung Südosten, zum Michael’s Mount. Dieses Pendant zum Mont St. Michel in Frankreich war bereits um 5000 v.Chr. besiedelt, im Mittelalter gab es hier schon ein Kloster, die Kapelle auf der Burg stammt aus dem 15. Jh. Heute wohnen dort die Nachkommen der St. Aubans Familie, die das Ganze (vermutlich aus erbschaftssteuerlichen Gründen) schon 1954 dem National Trust vermacht haben.
Früher, in den guten alten Zeiten vor Corona, konnte man einfach hinfahren, evtl. noch Gezeiten beachten, rüber fahren/gehen und rauf auf die Burg. Heute ist das alles gaaaaaaanz anders! Ohne vorab gebuchtes Ticket (mit Zeitfenster!!!) kommt man nicht rein bzw. rauf auf die Burg. Selbst wenn man – wie wir – Mitglied im National Trust ist und gar keinen Eintritt bezahlen muss, braucht man ein Ticket. Mit Zeitfenster …
Glücklicherweise hatten wir das gestern irgendwo gelesen und konnten für heute noch ein Ticket für 11:00 ergattern! Die Ebbe hatte gerade eingesetzt, der Weg zur Insel war also zu Fuß begehbar.
Es war mächtig was los, unzählige Briten (andere Sprachen hörte man so gut wie gar nicht) waren unterwegs.
Am Einlass gab es einen kleinen Stau – die Zeitfenster wurden akribisch geprüft und es gab einige lange Gesichter bei denen, die trotz späterem Ticket auf Einlass gehofft hatten. Im Inneren verlief sich die Menschenmenge rasch, man hatte nirgendwo das Gefühl, dass es eng wurde.
Der Weg zur Burg ist nicht ganz ohne – mit Stöckelschuhen sollte man hier besser NICHT rauf gehen!
Mit dem richtigen Schuhwerk schaffen es aber selbst kleine Kinder!
Oben angekommen, wird man mit Panoramablicken belohnt!
Aber selbst die letzten paar Meter zur Burg sind nicht ohne! Kein Wunder, dass über diesen Weg keine Vorräte etc. hinauf geschafft werden – es gibt eine unterirdische kleine Bergbahn, die die Versorgung der Burg sicherstellt, aber Touristen natürlich nicht zugänglich ist.
Auch die letzten Meter schaffen wir noch, dann geht’s rein in die Burg. Schon auf den allerersten Blick gibt es hier einiges zu sehen – en Bär bewacht die Garderobe, tolle Blicke aus schmalen Fenstern, bunte Blumen …
Über die Bibliothek geht es raus auf einen Hof, hoch über dem Meer.
Auch von hier aus Traumblicke! Rüber zur Küste …
… runter auf die Gärten …
Es folgte die Kapelle, die schon im 15. Jh. erbaut wurde.
Und wunderschöne Privatgemächer, die auch heute noch von der Familie genutzt werden.
Dann der Abstieg – aber wir gehen nicht rüber auf’s Festland, sondern zu den Terrassen-Gärten, die in Gärtnerkreisen einen schon fast legendären Ruf genießen!
Mediterranes Ambiente wurde hier nicht horizontal auf dem Boden, sondern fast senkrecht an den Burgmauern erschaffen. Unzählige Sukkulenten, farbenfrohe Steingartenpflanzen, dazwischen kleine Palmgewächse, das Ganze eingerahmt vom Meer – man sollte Zeit mitbringen, um die fast unglaubliche Pracht hier wirklich genießen zu können.
Die Terrassengärten wurden im 18. Jh. angelegt, sie erstrecken sich fast senkrecht über zig Meter von oben nach unten, sind üppig, farbenfroh und perfekt gepflegt.
Zeit sollte man mitbringen, um das alles in Ruhe zu genießen. Den Gärtnern zuschauen/zuhören oder einfach mal still sitzen.
Wir kosten das Ambiente lange aus, aber irgendwann muss man ja auch mal weiter. Ein langer Schlenker um Lands End sollte es werden – nicht immer einfach, wenn die Straßen eng und der Verkehr heftig ist.
Sennen Cove ist unser nächstes Ziel – hier hatten wir ein schönes Café hoch über dem Strand im Sinn.
Wieder mal funkt Corona dazwischen – das Café macht zwischen 14-17 Uhr Pause … Einen heißen Kaffee und einen Muffin gibt’s nur im Stehen am Kiosk, immerhin mit Strandblick. Noch ein kurzer Blick auf den kleinen Pier und die tobende See.
Dann fahren wir weiter, nach Botallack. Hier stehen direkt an den steilen Klippen der Küste die Überreste mehrere Zinnminen, die Cornwall im 18. Jahrhundert reich gemacht hatten. Wobei das mit dem Reichtum natürlich sehr relativ war – reich wurden lediglich die Zinnbarone. Diejenigen, die unter Tage bzw. unterm Meer schufteten, Leben und Gesundheit riskierten, um die Barone reich zu machen, blieben nicht nur arm, sondern lebten meist auch nicht sehr lange …
Eindrucksvoll sind diese Zeugen der Vergangenheit dennoch.
Und auch die Landschaft ist einfach nur schön hier ….
Es wird langsam frisch und Regen kündigt sich an, Zeit, zurück in unser schönes Zuhause auf Zeit zu fahren. Hier hat Alison schon wieder für kulinarischen Nachschub gesorgt – frische Scones, Clotted Cream und ein Töpfchen mit Erdbeermarmelade warten auf uns. Mehr Verwöhnung geht nicht!
Und weil wir ziemlich platt sind, gibt es auch heute Abend keine kulinarischen Experimente, sondern soliden Pub Food im Halsetown Inn.
Die heutige Strecke:
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