Moore sind düstere Ecken. Sumpfige, neblige Gegenden, wo man sich tunlichst nicht im Dunkeln herumtreiben sollte! Und auf keinen Fall vom Weg abkommen – sonst könnte man als Moorleiche enden!
Moore bestehen aus Torf und Wasser, es gibt nur kleine Pflanzen …
Soweit die Theorie bzw. das, was man sich so landläufig unter Mooren vorstellt. Aber – das Exmoor ist gaaanz anders!
Noch mehr anders wäre es vermutlich, wenn sich das Wetter heute nicht mal wieder von seiner weniger netten Seite zeigen würde. Es ist ziemlich trüb heute Morgen – trotzdem fahren wir ins Moor. Vorbei am Watermouth Castle, das eigentlich gar kein Schloss ist, sondern ein etwas aus dem Ruder gelaufenes Landhaus. 1825 erbaute es Arthur Basset für seine Braut Harriet, die Nachfahren bewohnten es bis ca. 1945. Heute ist es eine Art Vergnügungspark.
Nur ein kleines Stück weiter kommen wir an den Strand von Combe Martin. Heute hält sich der Andrang dort allerdings in sehr überschaubaren Grenzen.
Bei niedrigem Wasser kann man hier sehr schön auf einem Holzsteg am Wasser entlang spazieren gehen.
In dem kleinen Ort steht ein ziemlich kurioses Hotel, das “Pack o’ Cards”. Sehr viele Fenster in den oberen Stockwerken scheint das Haus nicht zu haben …
Dann geht’s ins Moor. Durch üppig grüne Baumtunnels mit wenig Verkehr.
Der Tank sollte besser gut gefüllt sein – Tankstellen sind hier Mangelware!
Aber immerhin trifft man gelegentlich auf eine Zapfsäule, selbst am Village Store in Withypool. Neben Benzin gibt es hier auch Briefmarken, denn der kleine Laden ist zugleich die Post. Und an der Reklametafel kann man ablesen, was hier so als wichtig erachtet wird – Brot, Kuchen, Lebensmittel, Geschenke und Zigaretten. Was nicht auf der Tafel steht, aber käuflich ist: Hausgemachte Marmeladen und Curds, Honig aus dem Moor, Apfelwein – davon wanderte einiges in unser Auto!
Withypool war mal ein echter Touristen-Hotspot – im noblen “Royal Oak” traf sich die Prominenz, Zimmer waren rar und teuer. Vor Jahren hatte wir hier mal zwei Nächte verbracht, nicht im Royal Oak, aber in einem sehr komfortablen B&B. Leider ist momentan alles dicht und außer uns kein Mensch da.
Dabei hat der kleine Ort wirklich viel Charme!
Eine malerische Bogenbrücke führt über den kleinen Fluss, der wenig Wasser führt.
Es geht weiter. Hinauf und hinunter, Wegweiser gibt es selten, man navigiert am besten mit einer Wanderkarte (haben wir) oder mit GoogleMaps (haben wir auch), allerdings ohne Zieleingabe, sofern man lieber kleine Sträßchen fahren möchte. Denn hier ist eindeutig der Weg das Ziel – man mäandert einfach so durch die Landschaft ….
Aber ein Ziel haben wir natürlich dennoch – die Tarr Steps. Die ca. 55m lange Brücke besteht aus 17 riesigen Sandsteinplatten, die lose auf steinernen Pfeilern verlegt sind.
Diese uralte Steinplattenbrücke (Clapper Bridge) ist unbedingt einen Umweg wert! Ob sie wirklich prähistorisch ist oder erst seit dem Mittelalter besteht, ist allerdings bis heute umstritten.
Einer Legende zufolge wurde die Brücke vom Teufel als Platz zum Sonnenbaden errichtet. Dieser wollte jeden vernichten, der sie zu überqueren versuchte. Als ein Pfarrer die Brücke betreten wollte, bedachte er ihn mit einer Flut von gotteslästerlichen Flüchen. Der Pastor hatte jedoch auf alles die passende Entgegnung, und der Teufel war so beeindruckt, dass er ihm die Nutzung der Brücke erlaubte.
Theoretisch kann man mit dem Auto drüber fahren oder die Furt benutzen – beides erschien uns jedoch ein bisschen gefährlich, deshalb beließen wir’s beim Drüberlaufen und fuhren den selben Weg zurück.
Während es im Moor moortypisch düster und wolkig war, schien in Ilfracombe wieder eine strahlende Sonne vom blitzblauen Himmel!
Klar, dass es deshalb erneut ein al-fresco Abendessen gab, mit Blick auf den kleinen Berg, auf dem das 70. Thronjubiläum der Queen in großen Lettern gewürdigt wird.
Das Exmoor im Video:
Die heutige Strecke:
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