Akaroa ist ein schönes Beispiel für den Spruch „Wer zu spät kommt ….“
1838 hatte der Kapitän Jean François Langlois den Charme und die Schönheit der Banks Halbinsel im Herzen eines erloschenen Vulkans entdeckt. Ein sicherer Hafen, eine wunderschöne und fruchtbare Umgebung – der Kapitän schloss einen Vorvertrag mit 12 Maori Häuptlingen über den Erwerb des Landes für die französische Regierung ab und leistet eine Anzahlung.
Anschließend fuhr er zurück nach Frankreich, rekrutierte dort 64 französische und deutsche Siedler und stach im März 1840 mit einem ehemaligen Kriegsschiff wieder in See, um die Ansprüche der französischen Regierung zu sichern und die Emigranten dort anzusiedeln. Pech für ihn und die Franzosen – Im Februar 1840 hatten die Briten mit den Maori den Vertrag von Waitangi abgeschlossen und dabei auch die gesamte Banks Halbinsel für das Britische Empire reklamiert!
Nach einigem Hin und Her durften die französischen Siedler jedoch 30.000 acres (ca. 12.000 ha) Land behalten (dass die Briten das später ignorierten, ist eine andere Geschichte …) und gründeten die Stadt Akaroa. Und die zeigt noch heute französisches Flair! Unser Hotel ist in der Rue Jolie, alle Straßen haben französische Bezeichnungen. Der Metzger ist eine „boucherie“, seine Croissants und kleine Törtchen kauft man in der Patisserie, der Boulanger versorgt einen mit Brot und natürlich haben auch die (meisten) Restaurants französische Namen.
Akaroa ist zauberhaft – leider zeigte es sich aber heute morgen von einer wenig freundlichen Seite! Jetlag-geplagt (5 Stunden Zeitunterschied müssen erst mal verdaut und ausgeschlafen werden!) waren wir nicht allzu früh auf den Hufen, hatten aber auch nicht viel verpasst. Draußen nieselte es, der Wind war heftig, Nebelschwanden hingen über der Bucht.
Eigentlich war für heute ein 3-stündiger Segelturn in der Bucht geplant – aber 14 Grad und strammer Wind, dazu ein bedeckter Himmel hatten unser Interesse auf Null reduziert. Lieber sahen wir dem Boot (wegen des starken Windes wurden keine Segel gesetzt) einfach nur beim Auslaufen zu.
Und machten stattdessen einen Bummel durch den Ort. Zur kleinen weißen anglikanischen Kirche und den benachbarten hübschen Holzhäusern.
Zu eindrucksvollen großen Geschäftshäusern, alle sehr farbenfroh!
Und in die Rue Jolie, mit ihren zahlreichen gut erhaltenen Kolonialhäusern, eines hübscher als das andere! Und alle mit zauberhaften Gärten!
Die Sonne machte sich weiterhin rar, Aktivitäten zu Wasser schieden also eher aus, stattdessen war zunächst ein bisschen Kultur angesagt. Im Maori Dorf Ōnuku Marae gibt es nicht nur ein schönes altes Versammlungshaus …
… sondern auch eine winzige Kapelle!
Mehr als 30 Personen passen hier nicht rein!
Erstaunlicherweise trägt die Kapelle an der Giebelwand eindeutig maorische Verzierungen, auch vor der Kapelle steht eine Maori Statue.
Die kleine Kapelle ist ein schönes Beispiel dafür, dass es auch in der Vergangenheit viel Orte gab, wo Maori und Pakeha (Weiße) nicht nur friedlich zusammen lebten, sondern auch zusammen feierten, Gottesdienste besuchten und gemeinsame Werte teilten.
Die Szenerie hier ist unglaublich schön und friedlich.
Zurück im Ort, wollten wir noch das Giants House besuchen – ein Haus mit einem Garten voller Skulpturen, kreiert von der Künstlerin Josie Martin. Eine bunte Mischung zwischen Hundertwasser und Gaudi, farbenfroh und skurril. Nur leider hatte ich die Öffnungszeiten falsch im Kopf und als wir ankamen, war bereits geschlossen. Uns blieb also nur ein Blick von außen.
So langsam mauserte sich das Wetter!
Das rief nach einer Rundfahrt auf der Summit Road! Diese Traumstraße windet sich oben auf dem Rand des erloschenen Vulkans entlang, der die Halbinsel geformt hat. Die Straße ist gut befahrbar, durchgehend geteert und es gibt kaum Verkehr.
Und die Ausblicke sind einfach nur schön – selbst wenn das Wetter, wie heute, nicht wirklich mitspielt.
Leider zog der Himmel sich immer weiter zu, außerdem wurde es langsam Zeit, was zu essen. Zurück in Akaroa ging’s deshalb gleich in den Hafen. Neidisch beäugt von einer Möwe gab es für mich wunderbar dicke Greenlip Muscheln (die gibt es nur in Neuseeland!), Dieter bekam gleich drei kleine Miniburger, einer leckerere als der andere!
Ein trotz allem toller Tag – gemein ist nur, dass es ab morgen Sonne satt geben soll! Aber die können wir ja auch woanders gut gebrauchen – und momentan sieht es für unsere weitere Route prima aus!
Die heutige Fahrstrecke:
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