17. Januar – Über die Berge in den Westen

Eine ziemlich lange Strecke lag heute vor uns. Gut 350km – und was in Deutschland ein flotter knapp dreistündiger Trip auf der Autobahn wäre, ist hier fast eine Tagesreise!

Die Angaben bei Google Maps etc. sind trügerisch, denn da geht man davon aus, dass durchweg mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit gefahren wird. Tatsächlich wird man aber immer wieder ausgebremst. Mal durch eine (der zahlreichen!) Baustellen, mal durch sehr langsame große Wohnmobile, von Touristen gefahren, die noch nie im Leben so ein Gefährt gesteuert haben und extrem unsicher sind.

Und manchmal dauert es einfach länger, weil die Landschaft so toll ist oder Sightseeing Punkte zum Anhalten locken.

Schon bald nach Queenstown kam das erste Highlight – die Crown Range Road.

Die kurvt zunächst in einer Reihe von sehr engen Serpentinen in die Höhe und verläuft dann auf einem Kamm, wo man immer wieder tolle Aussichten hat.

Ringsum die typischen Neuseelandberge, mit ihren samtartigen Überzügen aus Tuff.

Richtung Cardrona ging es dann langsam wieder bergab.


Das war heute übrigens das einzige Mal, wo wir zwischen zwei Alternativen wählen konnten – oben drüber oder unten entlang – ansonsten gibt es nur eine einzige Strecke von hier aus in den Westen.

Ausgebremst wurden wir schon auf dieser Anfangsstrecke mehrfach – die Neuseeländer scheinen Baustellen zu lieben! Und selbst bei kleinsten Reparaturen, wo bei uns allenfalls mal eine kleine Fahrbahnverengung markiert würde, werden rot-weiße Hütchen en masse gesetzt und der Verkehr mit Stop und Go Schildern geregelt.

Man traut den Autofahrern offenbar nicht wirklich zu, dass sie selbst aufpassen – und bei der Masse an Mietfahrzeugen mit Fahrern aus dem Ausland, die den Linksverkehr nicht gewohnt sind, sicher nicht unberechtigt!

Wir lassen Wanaka (fast) links liegen, halten nur für einen Tankstopp am Ortsrand. Eine geniale App – Gaspy (= Benzinspion) hat uns nämlich verraten, das Benzin in Wanaka erheblich billiger ist als in Queenstown. Und da die Preise hier in etwa auf dem Niveau von Deutschland sind, d.h. zwischen 2,40-2,70NZ$ liegen, ist günstiges Tanken gut für die Reisekasse.

Sehr gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Tanken an den Billigtankstellen ohne Personal. Zwar kennen wir das schon von Dänemark und Norwegen, wo man ebenfalls überwiegend an Selbstbedienungstankstellen tankt und vorab mit der Kreditkarte die Zapfsäule freigeben muss.

Ärgerlich ist hierzulande jedoch, dass immer vorab ein Betrag von 200-250NZ$ auf der Kreditkarte blockiert wird, egal, wieviel man tankt. Und der wird dann oft erst nach Tagen wieder frei gegeben. Das kann bei Kreditkarten mit einem niedrigen Kreditrahmen schon mal zu Problemen führen.

Mit vollem Tank geht’s weiter, entlang am Lake Hawea. Hier ist ein Fotstopp ein MUSS!




Nachdem auch der Lake Wanaka hinter uns lag, der ebenfalls von Bergen umschlossen ist, öffnete sich das Tal des Makarora Rivers. Der Fluss ist eher kurz, nur 35 km lang, aber das gleichnamige Tal ist unglaublich schön!

Ein absolutes Highlight am Makarora River sind die Blue Pools. Hier mündet der Blue River in einer engen Schlucht in den Makarora River, die schneeweißen Kalkfelsen und das fast unwirklich blaue Wasser geben ein fantastisches Bild!

Vom Parkplatz aus muss man ca. 1,5km durch Wiesen und Wald gehen – eine gute Stunde sollte man für diesen Abstecher veranschlagen. Abe es ist ein wunderschöner Weg an einem sonnigen Sommertag.

Nach gut 20 Minuten kommt man an eine Hängebrücke, die die Schlucht überquert.

Es wird eindringlich davor gewarnt, dass mehr als 10 Personen die Brücke betreten – aber das interessiert die Massen, die hier heute Vormittag unterwegs sind, kein bisschen!

Die Brücke schwankt wild, weil in beide Richtungen starker Verkehr herrscht – trotzdem bleibe ich kurz stehen, denn was sich da unter meinen Füßen ausbreitet, ist einfach fantastisch!

Dass schlichtes Wasser derart unwirklich türkis schimmern kann , ist schwer vorstellbar.


Aber es kommt noch intensiver – wir gehen weiter durch den Wald, bis der Fluss etwas breiter wird. Hier gibt es nicht nur eine Art Pool ….

… sondern hier kommt von der Seite der Blue River angeschossen, der seine azurblaue Fracht in den kleinen Pool und damit in den Makarora River entlädt.


Das Wasser ist glasklar, absolut verführerisch und entsprechend viel ist hier auch los. Trotzdem kann man es genießen, denn im Vergleich zu manchen europäischen Hotspots hält sich der Andrang sehr in Grenzen.


Etwas nervig wird es allerdings wenig später – am Parkplatz sind Toiletten, und da muss ich mal hin. Und hier zeigt sich, dass der globale Tourismus einiges an Problemen mit sich bringt.

In asiatischen Ländern kennt man oft keine Wasserspülung, oft auch keine westlichen Toiletten. Sofern dort überhaupt Papier benutzt wird, entsorgt man es nicht in die Toilette, sondern in einen Mülleimer. Das Problem in derart entlegenen Toiletten in Neuseeland – es gibt zwar Wasserspülung, aber keine Mülleimer! Denn es gibt mangels Personal niemand, der den Abfall entsorgt!

Die – mittlerweile wieder sehr zahlreichen – asiatischen Touristen kümmert das wenig. Das Papier wird mangels Eimer einfach auf den Boden geworfen oder – noch ekliger – im und ums Waschbecken drapiert. Die Benutzung einer öffentlichen Toilette in abgelegenen, aber von Touristen frequentierten, Gegenden, ist deshalb nur in absolut dringenden Fällen empfehlenswert!

Das ist aber schnell wieder vergessen, denn die Strecke bietet ein Highlight nach dem anderen! Zwar lassen wir unzählige Wasserfälle aus, die wir alle schon mal angeschaut haben, aber am Haast Gate halten wir doch an.

Hier tritt der Haast River (benannt nach dem deutschen Forscher Julius Haast, der als erster einen Weg von der West- zur Ostküste fand) erstmalig richtig in Erscheinung. Zunächst nur als flinker, schäumender Bach, wenig später dehnt er sich jedoch gewaltig aus. Dann füllt er fast ein ganzes Tal aus, das Bett aus schneeweißen Kieseln erstreckt sich über mehrere hundert Meter. Der eisblaue Fluss hingegen ist wenig mehr als ein Rinnsal, sein Bett füllt er nur direkt nach der Schneeschmelze aus.

Wir nähern uns der Küste, in einer Straßenbiegung erhaschen wir die ersten Blicke auf die schneebedeckten Southern Alps.

Noch ein paar Mal geht es über den Haast River, der mal breiter, mal schmäler wird.

Dann erreichen wir die Mündung des Flusses – hier überquert man den Fluss auf einer sehr langen Brücke, die zwar (wie die meisten Brücken hierzulande) einspurig ist, aber „passing places“, also Ausweichstellen, bietet.

Hier verschwindet der Haast River im Meer …

Die Straße kurvt jetzt landeinwärts, es ist windig hier. Wie stark der Wind hier wehen kann, bezeugen die extrem gebeugten Bäume am Straßenrand.

Am Knights Point kommt die Straße wieder ans Meer und bietet eine Aussicht auf fast karibisch anmutendes Wasser.

Mal landeinwärts, mal an der Küste entlang fahren wir nach Norden


Es ist schon später Nachmittag, als wir in Franz Josef ankommen.

Auch dieser Name ist auf Julius Haast zurück zu führen, der den österreichischen Kaiser sehr verehrte und den Gletscher nach ihm benannt hatte.

Wir übernachten heute mitten im gleichnamigen Ort, im Punga Grove Motel, wo wir schon mal gewesen sind.

Ein riesiges Zimmer, eine kleine Terrasse mit Dschungelfeeling, sehr preiswert und ein nettes Lokal gleich um die Ecke mit Blick auf schneebedeckte Gipfel!


Das alles an einem lauen Sommerabend, mit kühlem Bier und gutem Essen nach einer langen Fahrt – viel besser geht’s kaum!

Die heutige Strecke:

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