20. Januar – Jagdglück in Kaikōura!

Ein richtig schöner Sommermorgen!
Einfach toll, das Wetter hier – nicht zu heiß, sondern angenehm warm, Sonne satt, aber nicht stechend, laue Abende und kühle Nächte.

Das Frühstück fällt heute etwas sparsam aus, aber wir haben im Vorrat neben Brot immerhin Schinken, Käse und Marmelade, dazu Joghurt und Bananen. Unsere kleine Kühltasche wird regelmäßig aufgefüllt, denn Frühstück gibt es fast nirgendwo in den Unterkünften.

Dank des schnellen Frühstücks sind wir schon früh unterwegs, dabei ist die Strecke heute gar nicht sonderlich lang. Zunächst durch die Berge um Hamner Springs. Immer wieder müssen Flüsse überquert werden, oft auf einspurigen Brücken.



Nach nur 1 1/2 Stunden kommen wir an die Küste. Hier hängt noch der Morgennebel über dem Wasser.

Das Wetter war prima heute, wir wollten einen erneuten Anlauf für eine Waltour unternehmen. Denn das ist es, was Kaikōura zum Anziehungspunkt für Touristen macht: Hier kann man ganzjährig Wale sehen!

Unterwegs hatte ich auf dem Handy gesehen, dass es sogar für die heutige Tour um 12 noch 2 freie Plätze geben sollte, buchen war bei der instabilen Internetverbindung jedoch unmöglich. Unser erster Weg führte dann auch gleich zu Whale Watch Kaikōura, dem einzigen Anbieter von Walbeobachtungstouren. Das Geschäft ist fest in den Händen der Maoris, die als einzige diese Touren anbieten dürfen.

Leider stellte sich heraus, dass die 12 Uhr Tour doch schon voll ist. Aber um 15:30 gab es noch zwei Plätze und da schlugen wir sofort zu! Denn heute schien das Wetter endlich mal erfolgversprechend zu sein, die letzten beiden Male, als wir hier waren, wurden die Touren jeweils abgesagt, weil der Wind zu stark war.

Bis zum Start war jedoch noch viel Zeit, es war auch noch viel zu früh, um im Motel einzuchecken. Aber man kann ja auch erst mal alte Erinnerungen auffrischen. Zum Beispiel an den netten kleinen Imbissstand, an dem vor allem Crayfish, Langusten, der Hit sind!

Gegenüber liegt ein altes Kolonialhaus, das Heim der Familie Fyffe, der ersten europäischen Siedler in Kaikōura. Erbaut wurde es 1842 und angeblich soll es ein Fundament aus Walknochen haben. Bei dem schweren Erdbeben im November 2016 blieb es, anders als viele andere Gebäude, intakt.


Das Erdbeben hat einiges verändert hier, die Küstenlinie ist nicht mehr die, die wir im Frühjahr 2016 erlebt hatten, da sich die Erde stellenweise um bis zu 6 m gehoben hatte. Aber nach wie vor legt die Ebbe eine gewaltige Strecke von Felsplatten frei, über die man prima herumwandern kann.

Allerdings waren sie bei weitem nicht mehr so glatt und eben wie früher, sondern wirkten, wie aufeinander geschoben – möglicherweise eine Folge des Bebens.

Auch die Seehunde machten sich rar, hatten sich womöglich andere Plätze gesucht. Das Warnschild wirkte fast ein wenig fehl am Platz.


Auf dem Rückweg in die Stadt noch ein kurzer Stopp an einem kleinen Park, der zur Erinnerung an die Gefallenen diverser Kriege eingerichtet wurde.

Bögen aus Walknochen erinnern an die Vergangenheit, als Kaikōura DAS Zentrum des Walfangs in Neuseeland war.

Hinter dem Park geht’s direkt ans Meer – schöne Strände sucht man hier allerdings vergeblich.

Wir unternahmen einen Versuch, doch schon früher im Motel einzuchecken – und siehe da, es war kein Problem! Ein hübsches helles Zimmer mit Blick aufs Meer, da kann man es aushalten! Und morgen müssen wir es vielleicht auch, denn die Wettervorhersage für morgen sieht Regen vor!

Da es heute Morgen hieß, ob man wirklich raus fahren könne, werde erst eine halbe Stunde vor Abfahrt bekannt gegeben, waren wir schon frühzeitig wieder im Whale Watch Center – ausgerüstet mit Fleece- und Regenjacken, denn es waren Wind und fallende Temperaturen angekündigt.

Die Anzeigetafel gab grünes Licht – die Fahrt fand statt! Aber es wurde auch vor einem hohen Seeekrankheitsrisiko gewarnt.

Zwar waren wir noch nie seekrank geworden, aber man weiß ja nie. Deshalb schluckten wir auch brav jeder eine Tablette, die an der kleinen Ladentheke verkauft wurden. Es blieb noch reichlich Zeit vor der Abfahrt, um sich die bisherigen Erfolge bei den Fahrten auf dem Bildschirm anzusehen.

So langsam füllte sich der Raum um uns immer mehr, bis ich fast 100 Personen zählte! Die Hälfte davon waren (gefühlt) Deutsche, darunter auch eine größere Reisegruppe, die von ihrem Reiseleiter abgeliefert wurden. In zwei Bussen wurden wir zur East Bay verfrachtet, wo die Boote liegen.

Zu meiner grenzenlosen Enttäuschung musste man im Inneren eines riesigen Bootes Platz nehmen! Hier sah es aus wie in einem Flugzeug, das hatt ich mir doch deutlich anders vorgestellt!

Zum Glück versicherte einer der Mitarbeiter wenig später, man müsse nur während der Schnellfahr-Phasen im Inneren bleiben, weil das Boot bis zu 50 Knoten, also fast 100km/h, schnell fahren kann, da wäre es an Deck zu gefährlich. Aber bei Stillstand oder langsamer Fahrt könne man natürlich raus!

Und tatsächlich ging es auch in rasanter Fahrt raus auf’s offene Meer. Schon nach kurzer Zeit hieß es, ein Wal sei gesichtet!!!!! Kaum verlangsamte das Boot seine Fahrt, stürzte alles raus. Und da lag er dann auch tatsächlich vor uns – ein Spermwhale (Pottwal), der gemütlich seine Atemfontänen in die Luft blies!


So richtig viel sehen kann man natürlich nicht, der größte Teil des Körpers bleibt unter Wasser, so dass selbst bei diesem größten aller Zahnwale nur ein Stücken Rücken zu sehen ist.


Und dann kam der Ruf über den Lautsprechen „He’s diving!!!“ und Sekunden später buckelte er kurz auf, dann kam die Fluke aus dem Wasser und wenig später war er weg …



Wow, was für ein Spektakel! Und noch dazu wirklich sehr nah! Wir warteten noch eine Weile, ob er nochmal auftauchen würde, aber das war’s wohl für heute, wir mussten wieder rein, denn es gab offenbar Chancen auf einen weiteren Wal. Wieder eine rasante, aber kurze Fahrt, dann der Stopp und erneut an Deck.

Statt Wal sah ich jedoch zuerst einen Albatross, der knapp über dem Wasser entlang flog. Diese riesigen Vögel mit Spannweiten bis zu mehr als 3m leben ausschließlich auf der Südhalbkugel und sehr gerne in Neuseeland.

Abgelenkt vom Vogel sah ich den im Wasser dümpelnden Koloss erst, als wir fast neben ihm lagen.

Das Blasloch ist deutlich erkennbar und regelmäßig, allerdings in großen Abständen, kam eine kleine Fontäne heraus.

Aufgrund seiner charakteristischen Zeichnung am Rücken konnte unser Guide den Wal mühelos zuordnen, denn die Pottwale um Kaikōura sind sehr standorttreu und regelmäßige Besucher, so dass sie fast alle einen Namen bzw. eine Kennzeichnung haben.


Als der Wal nach fast einer halben Stunden noch immer keinerlei Anstalten machte, zu tauchen, kam der Guide zum Schluss, dass er wohl schlafe. Darauf deuteten auch die sehr langsamen Atemzüge hin. Es war leider absolut nicht absehbar, wie lange sein Nickerchen noch dauern würde und aufwecken war absolut tabu!

Also trennten wir uns vom Sleepy Whale und fuhren weiter, zur letzten Überraschung der Tour. Eine riesige Herde verspielter Delphine war gesichtet worden, die in der Abendsonne eine richtige Show für uns abzogen!!!



Das war ein echt toller Abschluss dieser Fahrt!

Die heutige Autofahrt:

Ein Kommentar zu “20. Januar – Jagdglück in Kaikōura!

  1. Was für ein tolles Erlebnis einem Wal so nahe zu kommen.
    Wir wünschen euch weiterhin eine tolle Reise mit noch vielen schönen Erlebnissen

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