Starkregen und Sturm waren für heute vorhergesagt, Unwetterwarnungen ausgegeben für große Teile der westlichen Nordinsel.
Gestern Abend hatten wir uns deshalb entschlossen, das zu tun, was wir 2018 schon erfolgreich praktiziert hatten: An die Ostküste flüchten.
Damals wüteten die Ausläufer des Cyclons Gita im gesamten Westen Neuseelands und brachten tagelang Sturm und Regen, während an der Ostküste die Sonne schien.
So ähnlich sah es auch jetzt wieder aus, mit dem Unterschied, dass nicht nur die Westküste betroffen ist, sondern fast die gesamte Nordinsel unter einem schon Wochen anhaltenden Tief liegt. Kurz überlegten wir, ob wir zurück auf die Südinsel flüchten sollten, dort war das Wetter momentan recht gut. Aber eben nur momentan…
Auf jeden Fall war klar, dass wir die ursprüngliche Planung vergessen konnten und stornierten zunächst die Unterkünfte für die kommenden 4 Tage. Danach wollten wir weitersehen. Stattdessen sollte es jetzt für eine Nacht nach Taupo gehen und danach weiter nach Napier. Die gesamte Strecke von New Plymouth bis Napier in einem Rutsch wäre zwar durchaus auch machbar gewesen, aber angesichts drohender Unwetter und unklarer Straßenverhältnisse wollten wir lieber keine Risiken eingehen.
Los ging’s bei Nieselregen …
Gefolgt von Wolkenbrüchen …
Zwischendurch schöpften wir Hoffnung – die Wolken lockerten auf und dann kam sogar die Sonne raus! Was für ein Unterschied!!!
Leider nur von kurzer Dauer, dann sah es wieder so aus:
Bis wir in Taupo ankamen, hatte der Regen auf Stop and Go geschaltet – heftige Güsse, gefolgt von Nieselregen und kurzen Pausen. Selbst Gepäck ausladen im Motel musste etappenweise erledigt werden, weil immer wieder unvermittelt ein Guss runter kam.
Unsere Unterkunft hatten wir erst gestern gebucht, da gab es keine große Auswahl mehr. Ein ganz normales, gesichtsloses Motel eben, immerhin mit reichlich Platz. Die Eigentümer, ein junges asiatisches Paar, waren sehr nervös, denn sie hatten das Motel erst zum Jahresbeginn übernommen und hatten fürchterlich Angst, Fehler zu machen und Gäste zu vergraulen. Auf dem Tisch lag sogar ein Brief, in dem sie schon mal vorab um Entschuldigung baten für alles, was eventuell nicht ganz in Ordnung war, und beim Einchecken betonte der junge Mann, man könne ihn jederzeit, auch nachts, anrufen, falls irgendwas sei.
Leider konnte auch er am Wetter nichts ändern. Das hier ist der Anblick des Lake Taupo …
Da half nur, Abwarten und Kaffee trinken … Was allerdings leider keine Änderung herbeiführte, es regnete die Nacht hindurch und am Morgen waren wir und das Gepäck ziemlich feucht, bis alles im Auto war. Der Thermal Explorer Highway, der von Auckland über Rotorua/Taupo aus bis zur Ostküste führt, ist auf dieser letzten Etappe eigentlich voller landschaftlicher Highlights, führt durch eine Gegend mit schroffen Hügeln, idyllischen Tälern, Wasserfällen …
Nur sahen wir zunächst nicht viel davon. Das änderte sich jedoch, als wir den letzten Pass hinter uns hatten! In den Himmel kam Bewegung!
Es wurde zunehmend heller!
Überall stand noch das Wasser der vergangenen Regentage auf den Feldern und teilweise war in Senken auch noch die Straße überflutet.
Dann schien es endgültig geschafft – die Wolken rissen auf, immer mehr Blau erschien!
Bis wir in Napier ankamen, herrschte schönstes Sommerwetter mit 26 Grad – allerdings bei recht starkem Wind. Über die schöne Art Deco Stadt hab ich schon so viel geschrieben (wir sind ja jetzt das 4. Mal hier!), dass ich mich nicht wiederholen will. Wen es interessiert, mehr über die Stadt zu erfahren, die sich nach einem verheerenden Erdbeben und Großbrand quasi komplett neu erfunden hat, wird in den ausführlichen Berichten unserer Besuche in den Jahren 2015, 2016 und 2018 .
Zweimal hatten wir sogar das Glück, das dortige Art Deco Festival zu erleben – eine üppige und farbenprächtige Angelegenheit, bei der nicht nur tolle alte Autos en masse zu bewundern sind, sondern auch fast die gesamte Bevölkerung in Stil der Swinging 1920s gekleidet ist.
Dieses Jahr sind wir etwas zu früh dran und müssen uns mit dem ein oder anderen alten Auto und den schönen Fassaden der Gebäude begnügen.
Ein Spaziergang am Strand, bevor wir weiter zu unserer heutigen Unterkunft fahren.
Einen Schönheitspreis gewinnt der Strand von Napier garantiert nicht, der Sand ist grob und eher grau, aber viele Strände der Nordinsel sind dunkel. Helle Traumstrände sind selten, wenn, dann auf der Coromandel und in Northland.
Noch ein Blick auf die einsame Pania of the Reef – eine Meerjungfrau, die sich in einen Maori Prinzen Karitoki verliebt hatte und an Land ging. Das ging allerdings nicht lange gut und das Meeresvolk verbannte sie als Riff auf den Grund des Meeres.
Wie schon vor Jahren einmal, wohnen wir wieder etwas außerhalb, in Ahuriri. Diesen Vorort gibt es noch keine 100 Jahre, früher war hier nur Wasser. Durch das Erdbeben 1931 hat sich die Erde hier jedoch um bis zu 8 m gehoben und dadurch Wasser in Land verwandelt. Heute ist es ein sehr hübscher Vorort mit etlichen Hotels direkt am Wasser und einr florierenden Kneipenszene am W Quay.
Unser Hotel, das Harbour View Motel, liegt direkt am (ebenfalls nicht besonders attraktiven) Strand und bietet Meerblick aus allen Zimmern.
Wir konnten von Glück sagen, dass wir überhaupt noch ein Zimmer irgendwo bekommen hatten, denn es war Wochenende, nicht alle Hotels waren nach der Pandemie wieder in Betrieb und etliche (darunter auch unseres) hatten durch die starken Regenfälle mit Stürmen der letzten Tage Wasserschäden erlitten. Das Zimmer neben und unter unserem wurde während unseres Aufenthalts ausgepumpt und gereinigt, da hatten unvorsichtige Gäste wohl Fenster auf gelassen …
Heute schien jedoch die Sonne wieder, wir spazierten zunächst zum „Parfume Point“ mit seinen bunten Stühlen.
Einmal rings um das kleine Hafenbecken mit seinen Fischerbooten, vorbei an etlichen bunt bemalten Hauswänden, und rüber zum W Quay.
Hier reiht sich ein Lokal ans andere, gutes bis sehr gutes Essen bieten fast alle, man sitzt auf erhöhten Terrassen wunderbar mit Blick auf den Hafen und die Fischerboote. Da Wochenende war und es zudem schon am Nachmittag überall sehr voll war, buchten wir vorsichtshalber einen Tisch im „Thirsty Whale“.
Sowohl dort, als auch im daneben gelegenen „Gin Trap“ hatten wir in der Vergangenheit schon prima gegessen!
Am frühen Abend war es noch deutlich voller, wir bekamen gerade noch einen Tisch auf der Terrasse – nach innen wären wir bei unserer Sehnsucht nach Sonne nur ungern gegangen! Ein ausgedehntes und fantastisches Essen (geschmorte Lammkeule für mich, frischen Fisch für Dieter) und danach ein toller Abendhimmel über Segel- und anderen Booten.
Die Strecke von New Plymouth bis Napier:
Gibt’s einen Grund weshalb ihr die Strecke von Taupo nach Napier nicht über die Hwy 5 genommen habt? Ich las schon, dass ihr die „schöne“ Strecke fahren wolltet, aber da das Wetter eh schlecht war, wäre es nicht sinnvoller den direkten Weg zu fahren?
Natürlich sind wir damals den Highway 5, den Thermal Explorer, gefahren (bis auf das letzte Stück, da haben wir einen Schlenker über die Otamauri und Matapiro Rd gemacht). Damals, als der Beitrag online gestellt wurde, war der H5 auch noch befahrbar, mittlerweile ist er jedoch wegen massiver Straßenschäden durch Erdrutsche sowie mindestens einer beschädigten Brücke als Folge des Taifuns Gabrielle und schwerer Regenfälle gesperrt. Wann die Straße wieder für den Verkehr geöffnet wird, ist derzeit noch offen.
Bei Google Maps wird stets der aktuelle Straßenzustand gezeigt, deshalb sieht es so aus, als wären wir einen Riesenumweg gefahren.