In Rotorua friert man selten, denn hier kocht sozusagen die Erde. Überall dampft und brodelt es, man heizt und kocht mit Erdwärme, es gibt Thermalquelle und Erdöfen.
Es ist allerdings kein reiner Wasserdampf, der hier aus allen Poren der Erde quillt, sondern da ist reichlich Schwefel mit dabei. Und dementsprechend riecht es hier auch überall – wer eine sehr empfindliche Nase hat, wird sich hier nicht unbedingt wohl fühlen.
Auch heute war es wieder nur ein Katzensprung, auch heute hatten wir Pläne für Wasserfälle, kleine Seen, Thermalparks …
Auch heute wurde wieder nix draus – das regnerische Tief hängt jetzt seit Jahresbeginn wie festgetackert über der Nordinsel und brachte die schlimmsten Überflutungen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen Neuseelands. Hinzu kam Anfang Januar der Zyklon Hale, der im äußersten Norden und Nordosten schon schwere Verwüstungen anrichtete, gefolgt von den exzessiven Regenfällen am 27./28. Januar, die Auckland unter Wasser setzten und unter anderen den Flughafen überfluteten.
Während wir lediglich in unseren Urlaubsplänen beeinträchtigt waren, kämpften ringsherum Menschen um ihre Existenz und mit den Folgen von Erdrutschen und Überschwemmungen. Klar, dass damit auch der Tourismus nahezu zum Erliegen kam und man überall froh war, wenn es doch noch ein paar Reisende gab, die den Elementen trotzten. Entsprechend freundlich wurden wir auch überall empfangen.
Heute war also leider nichts drin mit Wanderungen oder Thermalparks, kein Stopp entlang der eigentlich wunderschönen Strecke war möglich. Aber immerhin hörte der Regen auf, als wir nach Rotorua kamen! Ein kurzer Besuch in Ohinemutu, quasi am Ortseingang, war deshalb ein Muss. Ohinemutu ist ein Touristenmagnet, weil es nicht nur ein sehr hübsches und malerisch am See gelegenes Maoridorf ist, sondern auch eine stattliche anglikanische Fachwerkkirche vorweist.
Hinter der Kirche liegt ein bemerkenswerter Friedhof. Mehr als 70 Grabstätten, überwiegend schneeweiße gemauerte Gräber, erinnern hier an die Toten des 28. (Maori) Batallion aus dem II. Weltkrieg.
Darüber hinaus gibt es hier eine bunte Mischung aus Maori Kultur und christlichen Elementen. Und natürlich kocht und brodelt es überall, aus diversen Erdspalten steigt heißer Schwefeldampf empor.
Außerdem steht gegenüber der Kirche ein prächtig verziertes Versammlungshaus.
Auch ein bisschen StreetArt findet man …
Da der Regen eine Pause eingelegt hatte, schauten wir noch in den wunderschönen Government Gardens vorbei – einem Geschenk des hiesige Maori Stammes Ende des 19. Jh. an die “Menschen der Welt”. Hier gibt es nicht nur üppig bunte Blumenbeete, sondern auch Kricket und Bowling Grounds, Thermalbäder und natürlich auch einen runden Musikpavillon. Sonntags gibt es hier fast immer ein Konzert – heute war es eher die Sparversion mit nur einem einsamen Gitarristen.
Das Publikum war zwar auch eher sparsam, aber aufmerksam!
Selbst bei trübem Wetter scheint der Park förmlich zu leuchten.
Direkt um die Ecke, am See, sah es dann wieder weniger schön aus – der See war deutlich über die Ufer getreten, die kleinen Anlagestellen komplett überflutet.
Auch der Raddampfer “Jubilee Queen”, der sonst seine Runden über dem See drehte, war vor den Fluten an Land in Sicherheit gebracht worden.
Es wurde langsam Zeit, unsere Unterkunft zu suchen. Das Silver Fern Resort liegt etwas außerhalb, bietet aber große Zimmer und ist nicht so sehr dem Schwefelgeruch ausgesetzt, wie die stadtnäheren Unterkünfte. Wir hatten auch noch eine Besonderheit im Zimmer – einen Whirlpool direkt neben dem Bett!
Weil es weiterhin trocken blieb, machten wir uns gleich wieder auf die Hufe. Der weitläufige Kuirau Park mitten in der Stadt bietet (als einziger Thermalpark) eine kostenlose Möglichkeit, thermale Aktivitäten hautnah zu erleben. Schon aus der Ferne sieht man es dampfen.
Weil das (meist schwefelige) Wasser oft kochend heißt ist, sind viele Stellen mit Zäunen abgesperrt.
Es gibt aber auch ummauerte Becken, wo man sich die Füße (oder auch andere Körperteile) im warmen Wasser wärmen kann. Gesund ist das Schwefelwasser außerdem auch noch!
Die feuchtwarmen Schwaden waren oft so dicht, dass man kaum etwas sah!
Fotografieren war auch nicht einfach, denn der heiße Dampf schlug sich ständig aufs Objektiv nieder! Auch wenn dieser öffentlich zugängliche Thermalpark schon recht eindrucksvoll ist, ist er natürlich absolut kein Vergleich mit den fantastischen Parks wie Wai-O-Tapu oder Orakei Korako, die wir auf früheren Reisen besucht hatten.
Es wurde langsam Zeit fürs Abendessen – und da gibt’s kaum was besseres als die “Eat Street”, eine überdachte Fußgängerzone, wo sich ein Restaurant ans andere reiht, dazwischen auch Bars und sogar eine kleine Brauerei.
Die Küchen der Welt sind hier vertreten – es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt! Trotzdem wurden wir nicht hier fündig, denn es war ziemlich voll und nirgendwo ein Tisch frei, sondern ein paar Meter außerhalb, im Gastro Pub “Fainting Goat”. Wie die ohnmächtige Ziege zu ihrem Namen gekommen ist, weiß ich nicht – aber man sitzt hier an ganz erstaunlichen Biertischen sehr gemütlich draußen und das Essen ist prima! Die Tische stammen übrigens tatsächlich von der fränkischen Engel Brauerei! Das gleichnamige Bier sucht man allerdings vergebens auf der Karte.
Der folgende Morgen brachte erneut wieder reichlich Wasser, erst am späteren Nachmittag wurde es trocken und der Himmel blau. Zu spät für einen Besuch in einem der Thermalparks, denn die schließen alle schon um 15:30! Stattdessen gab es einen ausgedehnten Spaziergang am See. Vorher noch ein bisschen Kunst in den Government Gardens.
Auf dem Bild kann man es nur erahnen (und es war auch bei weitem nicht so ausgeprägt wie früher) – der See weist einen stark schwefelhaltigen und heißen Teil auf, der nahezu weiß erscheint, während das normal, kühlere Wasser hinten im Bild normalerweise blau ist, Momentan unterscheiden sich die Farben allerdings kaum alles ist mehr oder weniger schlammig bräunlich.
Heute wurden wir dann doch bei einem tollen Italiener in der Eat Street fündig. Ein letztes Mal ging es danach zum See, dieses Mal zu der ganz neu angelegten Uferpromenade.
Hier wurden Holzstege angelegt, dazwischen Wasserbecken und einheimische Pflanzen, sowie reichlich Kunst.
Mit diesen stimmungsvollen Bildern verabschiedeten wir uns von Rotorua – auch wenn der Besuch völlig anders verlaufen war, als geplant, war es doch wieder schön hier!
Die Strecke von Whakatane nach Rotorua:
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