Okay, tausend Inseln sind es definitiv nicht, da hat Captain Cook etwas übertrieben und vermutlich jeden Felsen mitgezählt. Falls er überhaupt gezählt hat …
Bis heute gibt es keine ganz klare Zahlenangabe – es schwankt zwischen 128 und 144 Inseln. Aber das sind immer noch ziemlich viele … Und egal, wie viele – die Bucht trägt den Namen sicherlich zu recht.
Laut Wettervorhersage sollte heute der beste, der sonnigste unserer 3 Tage hier sein, deshalb hatten wir den Bootsausflug auf heute gelegt.
Überhaupt – das Wetter!!! Morgen wollten wir eigentlich weiter nach Norden fahren, nach Mangonui. Dort hatten wir nicht nur eine absolut traumhafte Unterkunft, sondern freuten uns auch schon riesig auf den Höhepunkt jeder Neuseelandreise – Neuseelands äußersten Nordzipfel, Cape Reinga. Aber alle Wettervorhersagen prophezeiten extreme Regenfälle und stürmische Winde für die nächsten Tage.
Es war klar, dass das keine guten Voraussetzungen waren, zumal es für die Tage danach noch düsterer aussah. Im Nachhinein ist mir ein Rätsel, weshalb wir nicht mal auf die neuseeländischen Kanäle geschaut hatten, denn dann hätten wir gewusst, was da auf uns zukam!!!! So sah es für uns einfach nur nach extrem schlechtem Wetter aus.
Es machte wenig Sinn, bei solchen Prognosen hunderte von Kilometern zu fahren, deshalb fragten wir Marilyn, ob wir 2 Tage länger, bis zum 13. Februar, bei ihr bleiben könnten. Leider hatte sie nur noch die Nacht vom 11./12. Februar frei, unsere gebuchte Unterkunft in Auckland war jedoch erst am13.2. verfügbar. Aber eine weitere Nacht in Paihia war auch schon mal nicht schlecht, also sagten wir zu.
Der Vormittag verging deshalb mit der Suche nach einem Zimmer in Auckland für die Nacht vom 12./13.02 und schließlich wurden wir fündig in einem Apartmenthotel, dem Quest Newmarket.
Nachdem dann alles in trockenen Tüchern war, machten wir uns auf zum Pier. Die Nachmittags Cruise durch die Inselwelt startete um 14 Uhr, man sollte jedoch schon 30 Minuten früher dort sein. Das Auto wird auf dem großen Parkplatz abgestellt, der allerdings (für hiesige Verhältnisse) happige Parkgebühren verlangt. Rund 5€ kostet das Tagesticket.
Bis zum Pier sind es dann aber nur noch ca. 200m.
Während wir noch auf dem Pier herumschlenderten und die Landschaft bewunderten, fiel Dieter siedendheiß ein, dass wir unser Handytickets noch in Papiertickets umtauschen mussten! Ich hechtete also zurück zu dem Gebäude mit der Aufschrift “Shops-Café”, in dem sich auch eine Verkaufsstelle von Fullers, unserem Veranstalter, befand. Dort wurden mir die Papiertickets in die Hand gedrückt.
Kaum war ich zurück, ging es auch schon ans Boarding, und es dauerte nicht lange, bis unser Boot ablegte. Leider war es inzwischen aber wirklich extrem voll geworden an Bord.
Das erste Teilstück dauerte nur ca. 10 Minuten, dann legten wir in Russell an, um weitere Passagiere an Bord zu nehmen.
Russell ist ein zauberhaftes Örtchen mit wunderbaren, bestens erhaltenen Kolonialhäusern. Hier siedelten schon um 1800 die allerersten europäischen Auswanderer, später war es ein Zentrum der Wal- und Seehundjagd.
Hier wollten wir heute Abend auf der Rückfahrt aussteigen und zu Abend essen – Im legendären Swordfish Club. Aber noch waren wir unterwegs und es ging auch gleich flott weiter. Flott unterwegs war auch ein sehr imposantes Segelschiff.
Die Segel waren prall gefüllt und die Passagiere schienen die Fahrt absolut zu genießen!
Auch wir genossen unsere Fahrt, vorbei an unzähligen Inseln. Einige davon sind bewohnt – nicht dauerhaft, sondern nur als Feriendomizil. Unser Kapitän erklärte etwas abfällig, das seien alles “Millionärsvillen”, viele mit Landeplätzen für Hubschrauber, damit man nicht immer die langwierige Seeroute nehmen muss. “Schöner Wohnen” hat eben viele Aspekte …
Das Wasser ist hier glasklar, schimmert türkis und lädt zum Baden ein. Die Wassertemperaturen sind allerdings alles andere als tropisch!
Wir erreichen den nächsten Stopp, die größte Insel in der Bay, Urupukapuka. Hier steigen viele Passagiere aus, die einfach Zeit auf der Insel verbringen wollen. Man kann hier einfach nur faul auf Sitzsäcken herum liegen und vielleicht ein bisschen schwimme, aber es gibt auch tolle Aussichtspunkte und schöne Wanderwege.
Auf der Insel kann man auch übernachten – entweder in Hütten an Land, oder in einer “Seejurte” auf dem Wasser!
Wir fahren weiter und angesichts der unübersehbar vielen Felsen und Inselchen scheinen die 1000 Inseln doch irgendwie plausibel. Aber unser Kapitän belehrt uns – eine Insel ist nur das, wo was drauf wächst! Also ein Baum oder Busch muss es schon sein – sonst ist es lediglich ein Felsen. Und die zählen nicht …
Tja – James Cook hat sich mit solchen Feinheiten vermutlich nicht befasst ….
Dann plötzlich ein Schrei – “Dolphins!” Und da sind sie auch schon – eine richtige kleine Herde, die um unser Boot herum tobt und keinerlei Berührungsängste zu haben scheint. Der Motor wird gedrosselt, wir dümpeln nur noch langsam in den Wellen und schauen den munteren Tieren zu.
Es ist alles andere als einfach, halbwegs brauchbare Fotos zu machen, wenn sich vor einem (gefühlt) 100 Leute an die Reeling drängeln. Aus Natur- und Artenschutzgründen dürfen die Boote jedoch nur eine festgelegte Zeit von maximal 15 Minuten in der Nähe von Delphinen bleiben, so dass wir schon relativ bald weiter mussten.
Aber auf uns wartete schon das nächste Highlight – das Cape Brett Lighthouse!
Das ist zwar nicht mehr in Betrieb, aber trotzdem ziemlich spektakulär! Hoch oben auf den Klippen thront es, die Versorgung fand ausschließlich von der See aus statt, über eine Station mit angeschlossener “Bergbahn”.
Während das eher Leuchtturmfans wie meinen Mann begeisterte, waren alle an Bord elektrisiert, als es zu einer Felsengruppe direkt daneben ging.
Denn auch wenn man es zunächst gar nicht sah – hier befindet sich die absolute Attraktion der Bay of Islands, das “Hole in the Rock”! Schon 3 Mal waren wir hier gewesen, hatten 3 Mal keine Chance gehabt, wirklich durch das Loch durch zu fahren! Sollte es heute wirklich endlich mal klappen? Der Kapitän gab sich zunächst sehr skeptisch, ließ dann die Passagiere abstimmen – wobei er gleich darauf hin wies, dass die Firma natürlich NICHT für irgendwelche Schäden an Leib und Leben der Passagiere aufkommen würde, falls das Manöver schief gehen würde. Alle brüllten “Okay!!!!!” und es ging los.
Langsam näherte sich das Boot dem Loch …
Die See war ruhig, die Tide niedrig – Meter für Meter kamen wir näher.
Und dann waren wir mitten im Loch, fuhren gaaaaanz langsam hinein (ich hatte mir mittlerweile einen besseren Aussichtspunkt am Oberdeck gesichert) …
Und waren durch! Jetzt war das Gedränge wieder so groß, dass ein Foto ohne Mitreisende unmöglich war.
Obwohl der Chor der Passagiere lautstark danach verlangte, das Ganze zu wiederholen, weigerte sich der Kapitän – er musste ja schließlich einen Zeitplan einhalten. Vorbei an kleinen Inseln, manche davon ausgewiesene Party-Locations (heute aber verwaist), ging es zurück nach Urupukapuka.
Auch für uns hieß es jetzt, am Otehei Beach aussteigen, an Land gehen und faulenzen am Strand. Von unserem gemütlichen Sitzsack aus, ein kühles Getränk in der Hand, schauten wir zu, wie sich andere an (ziemlich steinigen) Strand die Zeit vertrieben.
Wir hatten heute keine Lust auf große Unternehmungen – dabei ist die Insel einfach traumhaft schön. 2018 waren wir zuletzt da, sind (wie in den Jahren 2016 und 2015) hier über die Hügel gekraxelt, haben die Ausblicke genossen. Heute war die Sicht nicht so doll und wir etwas matt …
Um 17:45 sind alle wieder an Bord, es geht zurück, zuerst nach Russell.
Der Himmel zieht sich schon immer weiter zu – da scheint sich was zusammen zu brauen!
Im Hafen von Russell steigen wir aus, die Mannschaft des Seglers ist eifrig damit beschäftigt, die Leinwandmassen zu verstauen.
Wir machen uns auf die Suche nach einem Geldautomaten, denn Bargeld haben wir momentan keines! Neuseeland ist (wie Australien und Norwegen) ein weitestgehend bargeldfreies Land. Aber Dieter hatte irgendwo gelesen, dass man die kleine Fähre von Russell nach Paihia, die wir später nehmen müssen, nur mit Bargeld bezahlen kann. Also muss Geld her – gar nicht so einfach in einem so winzigen Ort! Der einzige ATM scheint auch noch defekt zu sein, aber irgendwie schaffen wir es doch, ein paar hundert Dollar zu ziehen.
Jetzt kommt das wesentlich Wichtigere – die Suche nach einem schönen Ort fürs Abendessen! Eigentlich wollten wir unbedingt im Swordfishclub auf dem Balkon essen – aber dort war alles voll. Also eine Runde durch den Ort. Im legendären “Duke of Marlborough” hätten wir zwar tatsächlich noch draußen, direkt am Wasser, auf Bierbänken einen Platz gefunden – aber zu Essen gab es da so gut wie gar nichts.
Also noch ein Versuch im Swordfishclub – und da machte eben auf dem Balkon ein Paar einen Tisch frei! Mangels Personal räumt hier zwar niemand ab (das sollten die Gäste eigentlich selbst tun, unsere Vorgänger hatten das allerdings ignoriert) , also legten wir selbst Hand an. Dieter holte Bier (zu einem Spottpreis von 6$!), wir studierten abwechselnd die Speisekarte und erfreuten uns an der tollen Aussicht.
Wie bei unserem letzten Besuch, konnte ich mich mal wieder nicht entscheiden – sowohl die Mussel Fritters als auch der Seafood Chowder klangen reizvoll. Also beschloss ich, den Fachmann hinter der Bar zu fragen. Der riet mir (heute) eindeutig zu den Fritters, und dann gerieten wir ins “schwätzen”. Unser Barmann war ursprünglich Skipper, musste aus gesundheitlichen Gründen jedoch an Land bleiben, kannte sich aber mit Wasser, Wind und Wetter immer noch bestens aus. Als er hörte, dass wir eigentlich morgen nach Mangonui weiter wollten, war er völlig entsetzt. “Don’t you know, what’s coming, what’s ahead of us?” fragte er völlig entgeistert. Und Nein – wir wussten nur, dass es regnen sollte und sehr windig werden würde.
Er zückte sein Smartphone, rief eine Seite mit einer Wetterkarte auf und da sah ich – erstmalig! – was auf uns zu kam – ein veritabler Zyclon! Cyclone Gabrielle brauste aus dem Nordosten heran, mit Windgeschwindigkeiten bis 200 km/h, mit Starkregen, Überflutungen und jeder Menge anderen Unheils. Ich konnte das absolut nicht glauben – draußen ging gerade ein wunderschöner Sommertag zu Ende, es war lau, nur eine kleine Brise.
Aber der Barman meinte, wir sollten zusehen, dass wir so schnell wie möglich nach Auckland kommen, denn die ohnehin schon teilweise schwer beschädigten Straßen könnten in den nächsten Tagen unpassierbar werden. Wie betäubt ging ich zurück an unseren Tisch, erzählte Dieter, was ich eben erfahren hatte – da kam eine WhatsApp Nachricht von Marilyn, die uns jetzt doch noch einen weiteren Tag anbieten wollte. Die Gäste, die nach uns kommen sollten, hatten storniert, wegen des heran nahenden Zyklons!
Während wir unser hervorragendes Essen genossen – ich hatte die Mussel Fritters, Dieter Seafood Linguine- erörterten wir die Lage.
Ein Blick auf diverse neuseeländische Wetterseiten hatte uns inzwischen davon überzeugt, dass es wirklich ernst werden würde, deshalb schlugen wir Marilyns Angebot aus. Mehr noch, wir beschlossen, schon morgen nach Auckland zu fahren und schickten Marilyn gleich eine Nachricht.
Für ein paar Stunden wollten wir aber dennoch einfach nur den tollen Abend hier genießen, blendeten deshalb alles zunächst einfach aus, tranken noch ein Bier und nahmen dann im rosaroten Abendlicht die kleine Fähre zurück nach Paihia (die übrigens problemlos Kartenzahlung an Bord akzeptierte).
In unserem Zimmer holte uns dann die Realität weder heftig ein – es war fast unmöglich, ein Zimmer für den 11./12. Februar in Auckland zu finden! Schließlich buchten wir zähneknirschend eine weitere Nacht im Quest Newmarket, wo wir schon für den 12./13.02. gebucht hatten. Zähneknirschend – denn der Preis war plötzlich unglaublich hoch geworden! Der Grund: Ausgerechnet an diesem Wochenende gab es 2 Konzerte von Ed Sheeran in Auckland!!! Und da wollte offenbar halb Neuseeland hin!
Aber was half’s – wir wollten nun mal nichts riskieren und schon gar nicht, irgendwo im Northland zu stranden und es vielleicht nicht rechtzeitig für unseren Flug am 14. Februar nach Auckland zu schaffen.
Jedenfalls war uns jetzt schon klar, dass die nächsten Tage aufregend und/oder anstrengend werden würden!
Was für eine traumhafte Reise… und die tollen Fotos, wirklich fantastisch