Die ganze Nacht und auch am Morgen goss es in Strömen, aber der Wind hielt sich nach wie vor in Grenzen – zumindest hier, im geschützten Stadtteil Newmarket in Auckland.
Wenn wir es gezielt ausgesucht hätten, hätten wir keine bessere Wahl treffen können! Newmarket liegt in einer Art Kuhle, so dass der Wind hier eher drüber hinweg weht. Auch die umliegenden Hügel bremsen die Wucht des Sturmes etwas ab.
Trotzdem ist uns mittlerweile nachdrücklich klar geworden, dass sich da was ziemlich Dramatisches zusammen braut. Und dass es immer fraglicher wird, ob wir in der Nacht vom 14./15. Februar wirklich fliegen können. Auch die Nachrichten wurden immer unheilvoller. Im New Zealand Herald war heute die Rede vom niedrigsten je gemessenen Luftdruck in Neuseeland – nicht, dass mir das irgendwas sagen würde …. Aber 961hPa scheint irgendwie ziemlich bedrohlich zu sein.
Morgen sollten/wollten wir umziehen, in ein Apartment in der Nähe des Hafens – aber daraus wird nichts! Der Gastgeber teilte mit, dass für morgen, Montag, 13. Februar, extremer Sturm und sintflutartige Regenfälle vorhergesagt sind, deshalb könne das Reinigungspersonal nicht zur Arbeit kommen und wir nicht einziehen!!! Toll – wo sollten wir also stattdessen hin?
Ein Blick auf die Buchungsplattform – in unserer derzeitigen Bleibe gibt es noch Zimmer! Also runter zur Rezeption – ja, nachdem der Damen Golfclub früher abgereist ist, gibt es wieder Luft! Und nicht nur das – wir können auch in ein größeres und helleres Apartment umziehen allerdings erst am Nachmittag. Kein Problem – wir packen schon mal zusammen und gehen dann mal Luft schnappen.
Auf dem Bild unten ist rechts hinten unser Apartmenthouse zu sehen, davor reihen sich etliche Restaurants aneinander, ein bisschen Grün gibt es auch noch.
Lange können wir nicht draußen bleiben, es fängt schon wieder an, heftig zu regnen. Als wir gerade beim Umzug sind, heulen die Sirenen los und unsere Handys fangen an zu toben – die Alarm App meldet sich mit schrillem Klingeln und fordert alle auf, sich in Sicherheit zu bringen. Außerdem wird vor Stromausfällen gewarnt.
Wir nehmen es gelassen und ziehen um. Unser neues Apartment hat ein separates Schlafzimmer, ein großes Bad mit Waschmaschine und Trockner und eine bestens ausgestattete Küche, inkl. Spülmaschine. Ich stopfe eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine, danach bleibt uns erst mal nichts, außer auf die Handys bzw. den Fernseher zu starren und zu sehen, was sich da gerade entwickelt.
Es gibt Infos über Notunterkünfte, in die man sich retten kann, wenn man irgendwo vom Sturm erwischt wird. Hebammen befürchten, dass Hochschwangere am Straßenrand entbinden müssen, weil die Straßen unpassierbar sind. Währenddessen rollt das Zentrum des Sturms über die Nordinsel und Coromandel.
Da sieht es in unserer Ecke ja noch fast gemütlich aus – außer heftigem Wind und Regen ist nicht viel zu spüren. Der Tag zieht sich wie Kaugummi – irgendwann ist die gesamte Wäsche sauber und trocken und es gibt nicht mehr viel zu tun. Noch ein Spaziergang im Regen und Einkehr bei einem Spanier, wo das Essen gut, das Bier kalt und der Wein süffig ist.
Am späten Abend erfahren wir noch, dass der Flughafen komplett gesperrt ist und morgen absolut keine Flüge stattfinden werden. Wie es am folgenden Tag aussieht, weiß noch keiner – unser Flug am 15.02. um 1:20 mit Singapur Airlines von Auckland nach Singapur wird jedenfalls noch als “on time” angezeigt und soll pünktlich starten.
Der nächste Morgen dämmert herauf – der Regen hat nachgelassen, der Wind ebenfalls, zumindest fühlt es sich für uns so an. Allerdings sind die Nachrichten katastrophal – nur 100km nördlich von Auckland gab es flächendeckende Zerstörungen und leider auch bereits die ersten Todesopfer. Der Sturm bewegt sich nur im Zeitlupentempo südwärts, verharrt stundenlang irgendwo und verrichtet dort sein zerstörerisches Werk.
Wir wollen, müssen raus!!! Luft schnappen raus aus der Wohnung. Außerdem müssen wir auch einkaufen, denn unsere Vorräte sind geschrumpft, Brot haben wir keines mehr, auch ansonsten ist nicht mehr viel da. Wir gehen durch die menschen- und fast autoleeren Straßen und landen in einer Shopping Mall, wo alles fast unwirklich normal zu sein scheint.
Es gibt einen tollen Foodcourt mit Essen aus aller Welt – aber die Nachfrage hält sich doch eher in Grenzen.
Im Supermarkt ist mehr los und die Auswahl nicht schlecht.
Brot und Schinken, Eier und Kartoffeln, Salat und Wein wandern in unseren Einkaufskorb – und wir nehmen uns vor, hier morgen nochmal auf einen Kaffee vorbei zu kommen, falls das Wetter es zulässt. Heute Abend wollen wir uns selbst versorgen, denn inzwischen gießt es wie aus Kübeln, der Wind ist wirklich heftig und die meisten Lokale haben zu.
Wir kleben am Handy und am Fernseher, der Sturm hat inzwischen mächtig Fahrt aufgenommen. Das Regenwasser wird vom Sturm durch die fest geschlossene Balkontür ins Zimmer gepresst, wir legen Handtücher vor die Tür, damit der Teppichboden nicht total durchnässt wird. Der Sturm ist unberechenbar und wird durch die vielen Gebirgszüge auf der Nordinsel umgelenkt, teils abgeschwächt, teils verstärkt.
Nach wie vor wird unser morgiger Flug als “on time” angezeigt, obwohl der Flughafen geschlossen ist. Mit ziemlich mulmigem Gefühl gehen wir ins Bett … Ob wir wohl wirklich morgen Nacht von hier weg kommen? Und falls nicht – was wird dann aus unseren Anschlussflügen????
Schau’n wir mal – dann sehn wir’s schon ….
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