Gleich morgens ein Blick aufs Smartphone und in die App von Air NZ (wo wir den Flug gebucht hatten) und Singapore Air (mit der wir heute Nacht fliegen werden/sollen).
Unverändert steht der Flug noch da.
Aber draußen stürmt es jetzt wirklich gewaltig und so nach und nach sickern immer mehr Infos ein, dass Flüge abgesagt wurden bzw. dass keine Flüge mehr landen. Heute morgen gab es allerdings tatsächlich noch ein paar Landungen und auch Starts, darunter um 10 Uhr eine Maschine von SIA, die eigentlich letzte Nacht hätte fliegen sollen.
Wir hatten vergeblich versucht, auf diese Maschine umzubuchen, die Telefonleitungen waren jedoch total überlastet. Nun mussten wir einfach warten, wie die Dinge sich weiter entwickeln würden. Was man den Nachrichten entnehmen konnte, sah verheerend aus – die Medien berichteten von flächendeckenden Zerstörungen und bereits etlichen Todesopfern.
Um nicht einfach nur untätig herum zu sitzen, beschlossen wir, zumindest in Sachen Mietwagen aktiv zu werden. Den sollten wir eigentlich um 23 Uhr am Flughafen abgeben, da unser Flug um 1:20 starten sollte. Da aber
a) die Mietwagenfirmen im Domestic Teil des Flughafens sitzen und es von dort zum internationalen Teil gute 10-15 Minuten zu Fuß sind,
b) es immer heftiger stürmte und regnete und wir wenig Lust hatten, in tiefer Nacht vor einem Langstreckenflug so richtig nass zu werden und
c) durchaus die Möglichkeit bestand, dass der Flughafen wieder geschlossen wird und wir dann den Wagen nicht mehr los werden,
entschlossen wir uns, das Auto im Stadtbüro von Avis abzugeben.
Weil man das nicht ganz so einfach machen kann – eine Änderung des Abgabeortes muss vorab beantragt und genehmigt werden – rief ich im Flughafen bei Avis an. Dort wurde sofort die Zustimmung erteilt, denn in der Stadt stehen die Autos im Parkhaus, am Flughafen ungeschützt auf einem Parkplatz im Freien. Und da momentan so einiges in der Luft herum flog, war man ganz froh, dass zumindest dieses Auto in Sicherheit sein würde.
Als der Sturm etwas nachließ – und sogar die Sonne heraus kam!!!! – machten wir uns auf den Weg. Durch eine gespenstisch leere Stadt ging es zum Avis Büro, dort waren alle Formalitäten in wenigen Minuten erledigt. Der Sturm hatte eine kleine Pause eingelegt (wir hatten sogar die irrwitzige Hoffnung, dass es bereits vorbei sein könnte!!!), deshalb wanderten wir runter zum Hafen.
Nix los auf den Straßen, außer einer Menge Laub und Äste auf dem Boden. Sandsäcke lagen vor vielen Hauseingängen.
Auch am Hafen war es ruhig und menschenleer.
Vorbei an den festgezurrten Yachten und Seglern gingen wir bis zur Quay Street. Auch hier kaum ein Mensch auf der Straße, ein Kreuzfahrtschiff hat im sicheren Hafen Schutz gesucht.
Die Passagiere (erkennbar an ihren Anhängern um den Hals) waren praktisch die einzigen Passanten in der Queen Street. Wo es sonst von Autos und Fußgängern nur so wimmelt, war kaum was los.
Ein gutes Stück gingen wir die Straße hoch, aber da fast alle Geschäfte geschlossen waren, machte es nicht so richtig Spaß. Immerhin nimmt man mangels Ablenkung auch mal ein nettes Detail an einer Hausecke wahr.
Schließlich noch ein kurzer Besuch in einer viktorianischen Einkaufspassage – auch hier herrscht Tristesse.
Eigentlich wollten wir mit dem Zug zurück fahren – aber als wir an das ehrwürdige Bahnhofsgebäude kommen, ahnen wir es schon: Gespenstische Ruhe und ein lapidares Schild, dass alle Züge still stehen.
Mittlerweile hat der Sturm wieder mächtig zugelegt, ein paar Mal werde ich fast umgeweht. Wir müssen zusehen, dass wir wieder nach Hause kommen.
Also muss Uber wieder her. Wir werden abgeholt und nach Hause gefahren, als es gerade wieder anfängt, noch heftiger zu stürmen und auch zu regnen. Nach wie vor soll unser Flug aber heute Nacht gehen – ob das so bleibt? Wir packen trotzdem mal alles zusammen.
Kurz nach 16 Uhr gibt es eine Push-Nachricht vom Flughafen (mittlerweile haben wir alle einschlägigen Apps auf dem Handy!) – alle Domestic Flights sind für heute storniert, da die Gangways nicht mehr richtig befestigt werden und das Gepäck nicht mehr be- und entladen werden kann.
Das internationale Terminal ist aber nach wie vor geöffnet.
Gegen 19 Uhr entschließen wir uns, zum Flughafen zu fahren. Wir wissen nicht, wie die Straßenverhältnisse sind und hoffen einfach, dass wir dort schneller Klarheit bekommen, ob und ggf. wann wir fliegen können. Zwar geht der Flug erst um 01:20Uhr, aber wir hatten mittlerweile von recht chaotischen Verhältnissen am Flughafen gehört und wollten lieber zu früh als zu spät dort sein. Und ein paar Stunden in einer komfortablen Lounge sind auch nicht schlechter als in einem Hotelzimmer.
Also wieder Uber gebucht und dann kam die Gretchenfrage – Schlüsselkarte an der Rezeption einwerfen oder behalten???? Die Rezeption war seit 17 Uhr nicht mehr besetzt, sollte unser Flug also doch nicht starten, kämen wir nicht mehr in unser Zimmer zurück. Also besser mitnehmen ….
Noch während wir fuhren, kam die nächste Pushnachricht – jetzt werden alle Flüge für heute komplett eingestellt und der Flughafen um 22 Uhr geschlossen. Und unser Flug ist storniert …..
Da wir schon fast am Flughafen sind, beschließen wir, dort mal zu versuchen, weitere Infos zu bekommen und fahren weiter. Vor dem Flughafen ein großes Gedränge, drinnen ist es ziemlich leer. Die meisten Schalter sind geschlossen, nur bei Singapore Airlines sitzt ein völlig gestresster Mitarbeiter, der versucht, die Fragen der teils ziemlich aufgelösten gestrandeten Reisenden zu beantworten.
Leider hat er keine Ahnung, wann denn wieder irgendwas geht, auch nach längerem Hin und Her ist ihm nichts konkretes zu entlocken. Da ist die Hotline von Singapore Air schon etwas hilfreicher. Zusammen mit 2 Damen rufen wir dort an und erfahren, dass der Flug um 24 Stunden verschoben wird. Wenig später kommt auch die Bestätigung per SMS. Also sollen wir morgen Nacht fliegen …
Für uns bedeutet das, zurück in unser Hotel, zum Glück hatte ich ja die Zimmerkarte behalten!!!! Für die beiden Damen sieht es etwas schlechter aus, die sind obdachlos! Eine beschließt, einfach im Flughafen zu bleiben, die andere versucht es in einem Hotel. Wir wollen zurück und bestellen wieder einen Transport bei Uber, denn Taxis sind momentan Mangelware. Es dauert eine gute halbe Stunde, bis wir endlich wieder im Auto sitzen – denn die Uber Autos dürfen die Taxistellen nicht anfahren und wir hatten sehr unklare Infos bekommen, wo wir abgeholt werden würden. Etliche Telefonate waren deshalb nötig, bis wir endlich unseren Fahrer fanden.
Wir waren mehr als froh, dass wir wieder in unser Apartment zurück konnten und zumindest ein Bett für die Nacht hatten! Mittlerweile waren wir jedoch SEHR hungrig und SEHR durstig! Denn in der Erwartung diverser Leckereien in der Lounge hatten wir außer ein paar Plätzchen am Nachmittag nichts mehr gegessen. Leider waren auch unsere Vorräte in unserem Apartment mehr oder weniger erschöpft, so dass wir uns auf die Suche nach einem Lokal machten.
Die war allerdings absolut vergeblich! Nirgendwo gab es noch irgendwas zu essen! Die Küchen der meisten neuseeländischen Restaurants machen spätestens um 21 Uhr zu – und da waren wir schon drüber! Wir wanderten die Straßen rauf und runter – vergeblich. Wo nicht sowieso sturmbedingt zu war, war die Küche längst dicht. Schließlich fanden wir eine Tankstelle mit Minimarkt, wo es zumindest zwei Sandwiches für uns gab. Alkohol gab es jedoch keinen – und ein Bier oder ein Glas Wein nach all dem Stress wäre jetzt soooo schön gewesen!
Beim Italiener neben unserem Hotel brannte noch Licht, es saßen noch ein paar Leute herum und wir fragten einfach mal, ob wir noch ein Bier bekommen könnten. Zunächst wollte man uns wegschicken – als ich dann aber völlig aufgelöst von unserem Schicksal erzählte, wurden wir sehr nett hereingebeten und bekamen nicht nur ein Bier, sondern auch jede Menge Aufmunterung!
Mittlerweile sahen wir es sogar ganz positiv – morgen sollte der Sturm durch sein, es sollte sonnig und warm werden und damit hätten wir noch einen schönen letzten Tag in Auckland.
Halbwegs getröstet gingen wir zurück ins Hotel, wo wir uns auf die Suche nach Alternativflügen machten. Denn unser gebuchter Thai Airways Flug von Bangkok nach Phuket war leider nicht umbuchbar, aber da er nur ca. 35€ gekostet hatte, war das verschmerzbar. Allerdings fiel ich fast in Ohnmacht, als ich die Preise für einen kurzfristigen Flug sah! Statt 35€ waren es jetzt über 200€!!! Pro Person! Und da wir ja nach wie vor nicht wirklich sicher sein konnten, wann wir tatsächlich fliegen würden, konnte ich auch erst mal nichts buchen …
Leider würden wir auch eine Nacht in unserem tollen Hotel auf Phuket verpassen – deshalb informierte ich noch kurz das Hotel über unsere spätere Ankunft. Mittlerweile war Mitternacht vorbei und wir todmüde. Da meldete sich das Handy – eine neue Nachricht von Singapore Air kam rein! Unser Flug wurde erneut verschoben – jetzt sollen wir nicht morgen Nacht, sondern morgen früh um 08:00 fliegen!
Zum Glück hatte ich noch keinen Anschlussflug von Bangkok nach Phuket gebucht! Allerdings war klar, dass wir da vermutlich morgen gar nicht mehr hinkommen würden, denn es fehlte ja noch der Zwischenflug von Singapur nach Bangkok …
Es war inzwischen fast 1:30, wir waren fix und fertig und beschlossen, alles weitere auf morgen zu verschieben und erst mal zu schlafen. Denn wer weiß, vielleicht ändert sich ja doch nochmal was …
Oh je Renate, da habt ihr ja so einiges mitgemacht. Dein Bericht liest sich inzwischen wie ein Krimi. Bin schon gespannt wie es weitergeht