Der Regen hatte sich über Nacht verzogen, der Morgen war mit 14 Grad zwar frisch, aber sonnig.
Ein erstes britisches Frühstück – unsere Wirtin war leicht irritiert, dass wir als Hauptgang lediglich ein pochiertes Ei und Grilltomaten wollten, Würstchen, Kippers (=Bücklinge), gebackene Bohnen, Black Pudding (=gebratene Blutwurst), Kartoffelplätzchen und noch einiges mehr aber verschmähten.
Da es noch Obst, Joghurt, Müsli, Saft und Toast gab, wurden wir mit unserer Wahl aber auch mehr als satt!
Ganz kurz überlegten wir, noch einen Gang durch den Ort zu machen – aber wir hatten heute ja eine längere Strecke vor uns, deshalb ging’s los. Zunächst durch hügeliges Gelände der Cheviot Hills, durch eine unglaublich grüne Landschaft.
Irgendwo im Nowhere überquerten wir die Grenze zu Schottland! Zwar steht ein Schild am Straßenrand, das darauf hinweist, aber bis wir das realisiert hatten, waren wir bereits auf schottischem Boden. Landschaftlich gab es allerdings zunächst keinen Unterschied zu Northumberland.
Wenig später gab es einen ersten Halt in Schottland, in Kelso. Gegenüber einer netten Metzgerei ergatterten wir einen Parkplatz am Straßenrand.
Nur wenige Meter weiter steht die eindrucksvolle Ruine einer Kathedrale – leider war der Zugang wegen Restaurierungsarbeiten gesperrt.
Auch die Umgebung von Kelso, der Blick von der alten Brücke auf’s Land, ist wunderschön. Im Hintergrund kann man ein Schloss erkennen, Floors Castle, eines der ältesten noch bewohnten Schlösser Schottlands. 11 Generationen des Herzogs von Roxburghe leben hier bzw. haben hier gelebt. Für einen Besuch fehlte uns leider die Zeit.
Für uns ging es weiter nach Melrose. Schon seit tausenden von Jahren ist die Gegend besiedelt, sogar die Römer bauten hier um 80 v.C. ein Fort und eine Signalstation, die sie nach drei kleinen Hügeln Trimontium nannten. Weitaus bekannter ist die Ruine des Klosters, das auch schon vor fast 1000 Jahren, 1136, erbaut wurde.
Leider gab es auch hier keinen Zugang, Bauarbeiten waren im Gange, Bauzäune schirmten alles ab, uns blieb nur der Blick durch den Zaun.
Weiter ging es durch Moorfoot Hills. Die waren zwar nur sanft geschwungen, aber die Temperaturen legten geradezu eine Achterbahnfahrt hin. Gerade noch 20 Grad und Sonne, dann ein kurzer Schauer und Abkühlung auf 15 Grad, hinzu kam ein scharfer Wind. Wenig später wieder sonnige 21 Grad …
Auf unserem Weg nach Norden überquerten wir den River Tweed und legten eine Vollbremsung hin – rechts kam ein wirklich eindrucksvoller Viadukt ins Bild, den wir näher anschauen wollten. Ursprünglich führte eine Eisenbahnlinie über den 1863 erbauten Viaduct, nach schweren Überschwemmungen mit massiven Beschädigungen wurde die Bahnlinie jedoch 1948 stillgelegt.
Ein Stückchen weiter die Straße entlang rief ich dann plötzlich “Stopp!” Eine kleine uralte Steinbrücke überquert in Stow ein ebenso kleines Bächlein, die Packhorse Bridge. Bei unserem ersten Besuch hier oben, 2009, hatten wir genau hier angehalten und Fotos gemacht – das musste natürlich wiederholt werden. Allerdings war die Brücke damals noch weitaus besser in Schuss als jetzt, der zweite und dritte Bogen waren damals noch vollständig erhalten.
Allmählich näherten wir uns Edinburgh, die Umfahrung ist dank Navi heute recht unkompliziert, das war vor Jahren deutlich schwieriger! Wir mussten auf die andere Seite des Firth of Forth, also über die Brücke. Gleich drei wirklich wunderschöne Brücken überqueren den River Forth, der hier in die Nordsee mündet. Eine ist jedoch für die Eisenbahn reserviert, eine weitere vorwiegend für Fußgänger und bestimmte Fahrzeuge, wir fuhren über die neueste, die Queensferry Crossing, eine imposante, 2,7 km lange Schrägseilbrücke mit 3 schlanken Pylonen und Blick auf die beiden anderen Brücken.
Auf der andern Seite angekommen, hielten wir uns so nah wie möglich am Wasser.
Ein weiterer Stopp in Dysart, dessen Hafen angeblich ein echter Foto-Hotspot sein sollte. Eben war allerdings Ebbe – da sieht kein Hafen wirklich gut aus!
Irgendwann merkten wir dann aber, dass wir uns immer mehr verzettelten und auf diese Weise heute wohl nicht mehr am Ziel ankommen würden. Über flottere Inlandstraßen ging es deshalb bis Anstruther. Hier hatten wir ein Zimmer in einem “Restaurant with Rooms” direkt am Hafen, dem Waterfront, gebucht.
Unser Zimmer war zwar sehr nett (allerdings ohne Hafenblick, da im Hinterhaus) , aber leider unter’m Dach und nur über eine sehr steile und sehr enge Treppe erreichbar! Gepäck dort hoch zu schleppen, war eine echte Herausforderung!
Lange blieben wir allerdings nicht da, die Sonne lockte uns gleich zu einer weiteren Fahrt die Küste entlang. Crail ist ein winziges malerisches Fischerdörfchen, dessen kleiner Hafen immer wieder in Fotoberichten über Schottland auftaucht.
Oberhalb des Hafens kann man auf einer Art Burgmauer entlang spazieren, die letzten Überreste einer Burg aus dem 12. Jh. Tolle Blicke auf die abendliche Landschaft, das Meer und das Örtchen.
Nochmal runter zum Hafen, vorbei an hübschen kleinen Häuschen.
Hier atmet alles Geschichte – und hoch über dem Ort thront Crail House, das 1871 dort erbaut wurde, wo früher die Burg stand.
Noch ein letzter Abstecher nach St. Andrews, zur dortigen Kathedrale bzw. deren Ruine. Auch hier wieder Bauzäune …
Und zudem erratisches Wetter! Eben noch Sonne, dann plötzlich ein heftiger Schauer, der uns zum Auto zurück trieb. Minuten später wieder Sonne … Noch ein Blick in eine Merkwürdigkeit – hier stand ganz offensichtlich mal ein – vermutlich zum Kloster gehörendes – Gebäude. Man kann die Stützpfeiler an den Wänden erkennen, die sicher einmal Decken getragen haben.
Heute verläuft da eine Straße mittendurch …
Ein neuer Regenguss – wir flüchten wieder ins Auto und machen uns auf die Rückfahrt nach Anstruther. Hier herrscht noch eitel Sonnenschein – fast schade, dass wir jetzt ins Restaurant müssen, da wir dort für 19 Uhr einen Tisch reserviert hatten. Das Lokal ist sehr gut besucht, kein Wunder bei der wirklich hervorragenden Küche!
Leicht verblüfft sind wir über die Inschrift auf dem Bierglas – “German Head & Glaswegian Heart” steht da! Also offenbar nach deutschem Braurezept mit schottischem Herzen gebraut – gut geschmeckt hat es jedenfalls!
Nach einem wunderbar saftigen Seebarsch (für mich mit südafrikanischer Weinbegleitung) gibt’s als Dessert noch einen Hafenrundgang im Abendlicht.
Ein wunderbarer Abschluss eines rundum schönen Tages!
Die heutige Route:
Zauberhaft! Ich weiß gar nicht, was mir am besten gefallen hat, die romantischen alten Ruinen, die idyllischen Örtchen oder die malerischen Häfen…
Jedenfalls eine wunderschöne Reise, ich wünsche euch, daß es so weitergeht. Der Wettermix ist doch eigentlich auch perfekt für Schottland!