Sonne um 8, Regen um 10, Temperatur14 Grad …
Und sowas nennt sich Sommer!!!
Gastgeber Peter meinte, ein Tief über Atlantik dreht sich im Kreis und schaufelt unentwegt Regenmassen in den Norden Schottlands! Er freut sich allerdings über den Regen, denn fast 2 Monate lang gab es so gut wie keinen Wassernachschub.
Als passionierter Angler fürchtet er um den Fischbestand im River Ness.
Der Fisch ist uns allerdings reichlich egal, wir hätten halt einfach gerne ein bisschen Sonne. Die macht sich aber vorläufig rar! Als wir unser Gepäck zum Auto bringen, geht gerade mal wieder ein kurzer Guss runter.
Ein kurzer Besuch bei Aldi (Mineralwasser und Wasser des Lebens = Whisky kaufen), dann raus aus der Stadt, nach Norden. Unterwegs immer wieder heftige Schauer, das Thermometer sinkt auf 11 Grad!
Da wir unverbesserliche Optimisten sind (zumindest, was das Wetter angeht), nehmen wir einen kleinen Umweg auf dem Weg nach Norden.
Die Falls of Shin waren uns den Umweg wert – immerhin sollen dort Lachse auf ihrem beschwerlichen Weg zu ihren Laichplätzen zu sehen sein. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einer der unzähligen Baustellen ausgebremst.
In Bonar Bridge lag ein gigantischer eiförmiger Felsbrocken am Straßenrand – der Clach Eitag, der im 18. Jh. von Ort zu Ort gebracht wurde und anzeigte, wo gerade ein Markt abgehalten wurde. Wir rätselten, wie sie das Ungetüm damals wohl herumgeschleppt hatten.
An den Falls of Shin (die eher größere Stromschnellen sind) kam nicht nur die Sonne heraus, sondern wir sahen auch tatsächlich mehrere Lachse die Stromschnellen hinauf springen! Zwar war das immer viel zu plötzlich für ein Foto, aber dennoch ein tolles Erlebnis! Die Lachse sind auf dem Weg zu ihren Laichplätzen im Loch Shin und müssen dabei die bis zu 6m hohen Stromschnellen überwinden – nicht ganz einfach.
Weiter ging’s zurück Richtung Küste und nach Norden. Das Highlight des Tages war Dunrobin Castle – Sitz des berühmt-berüchtigten und in der Vergangenheit sehr blutrünstigen Clans der Earls of Sutherland. So brutal sie auch gewesen sein mögen – ihr Schloss ist bezaubernd schön und mit seinen 186 Zimmern das größte in Schottland.
Schon vorm Parkplatz aus eine Augenweide! Aber richtig schön wird es erst, wenn man runter in den Garten geht. Von der Schlossterrasse aus kann man den Garten bewundern (der allerdings im Mittelteil offenbar gerade neu gestaltet wird.)
Vorbei an Riesen-Rhabarber und durch einen kleinen Laubengang kommen wir zur Falknerei.
Die Vorführung haben wir verpasst, aber die eindrucksvollen Vögel kann man vor ihren Volieren sehen.
Und von hier aus sieht man auch das Schloss in seiner ganzen schneeweißen Pracht.
Hat ein bisschen was von Disneyland – aber schön ist es auf jeden Fall! Wir wandern im Garten herum, bewundern Beete, bunte Blumen und auch zarte Varianten.
Zur Meerseite gibt es ein filigranes Gittertor.
Und immer wieder neue Blicke auf’s Schloss.
Schließlich gehen wir zurück zu den Terrassen mit ihren bunten Blumenbordüren.
Da der Eintritt uns auch den Besuch des Inneren des Schlosses ermöglicht, will ich wenigstens ein paar der Räume sehen. Das klappt zwar nicht, denn es gibt einen vorgeschriebenen Rundgang – aber da jeder einzelne Raum eine Augenweide ist, bereuen wir die Stippvisite keine Sekunde.
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Kopf und Kamera sind voll von tollen Eindrücken, als wir weiter fahren. Ein kurzer Stopp für Kaffee, Tee und Kuchen in einem Community Café “Timespan”in Helmsdale, mit Blick auf Brücke und Uhrturm.
Dann geht’s weiter. In Latheronwheel biegen wir kurz ab, der alte Hafen soll sehr schön sein. Schon die Fahrt runter zur Küste ist einfach nur schön und mal wieder bewundern wir die Briten, die Altes einfach so belassen, wie es war.
Viel zu sehen gibt es am Hafen letztlich nicht, aber diese alten kleinen Häfen haben einfach was!
Während im Südwesten die Straßen meist von hohen Hecken gesäumt sind, dominieren hier niedrige Steinmauern, die aber auch alle uralt aussehen.
Der kleine Hafen von Lybster war uns einen weiteren Abstecher wert.
Danach gibt’s erst mal nichts besonderes mehr – außer einfach nur schöner Landschaft. Gegen 16 Uhr erreichen wir Wick und sind von unserer Unterkunft MacArthur House absolut positiv überrascht! Weil das Zimmer für schottische Verhältnisse spottbillig war, hatten wir im Vorfeld etwas Bedenken, aber das Zimmer war toll! Groß, hell, ruhig und das Bad eine Wucht. Stuart erzählte uns stolz, dass er ausschließlich deutsche Armaturen verbaut hat 😉
Wir hatten mit sehr viel Glück für 19 Uhr einen Tisch im Bistro 1 ergattert, denn unsere eigentlich erste Wahl, das Bord de l’Eau war zu, weil sich der Koch die Schulter gebrochen hatte (sowas erfährt man hier gleich bei der Ankunft …) Deshalb waren wir etwas unschlüssig, ob wir wirklich noch zum Leuchtturm raus fahren sollten …
Aber die Sonne schien, es war warm und wir fuhren los. Schon nach 7 Minuten waren wir am Leuchtturm bzw. am Parkplatz einige 100m entfernt.
Für mich sah er einfach aus wie unzählige andere britische Leuchttürme, kein echter Grund also, näher ran zu gehen. Da schien der Hinweis am Wegrand auf eine Burg doch deutlich vielversprechender.
Zwar konnte man sie vom Parkplatz aus nicht sehen, aber ein kleiner Abendspaziergang war ja auch nicht schlecht und wir liefen los.
Blicke zurück zum Leuchtturm …
… und schon wenig später tauchte die Burg auf. Oder das, was von ihr übrig war.
Je näher wir kamen, desto eindrucksvoller wurde es. Da hatte man eine ziemlich große Burg auf einen ziemlich kleinen Felsen gebaut, der zudem nur schwer erreichbar war. Dennoch war die Burg, wenn man den Darstellungen und Beschreibungen auf den Schildern glauben durfte, mal sowas wie ein echtes Prunkstück gewesen, mit sehr komfortablen Gemächern und jeder Menge Luxus.
So ungefähr soll es im 17. Jh. ausgesehen haben – und das ist heute noch davon übrig.
Auch wenn vieles bereits verfallen ist, beeindruckt mich doch das, was noch übrig ist, immens! Da stehen nach rund 400 Jahren immerhin noch viele intakte Mauern, während unsere Betonbauten aus den 1970er Jahren heute im Grunde fast alle abbruchreif sind und kaum ein neueres Nachkriegsgebäude länger als 50-70 Jahre lebt …
Aber solche Gedanken bleiben nicht lange im Kopf, wenn man in der Abendsonne am Meer spazieren geht. Und anschließend ein gutes Essen in behaglicher Atmosphäre bekommt!
“Handdived Scallops from Orkney” gab es für mich, Dieter wählte frischen Fisch – ein toller Abschluss für einen tollen Tag!
Unsere Strecke:
Ich freu mich jedesmal für euch, wenn in Schottland die Sonne rauskommt!🌞🌞
Ich würde mir das ja auch alles gerne mal anschauen, aber nicht auf unseren Sommer hier in Deutschland verzichten wollen. Mmhhhh, mal sehen, wie ich das hinbekomme.🙂
Danke für die tollen Berichte und Bilder – und auch die Slideshows sind klasse.
Noch viel Sonne und wunderbare Tage euch!