Kaum zu glauben – die Sonne scheint! Und nicht nur das – es ist auch richtig warm geworden!
Wir fassen es kaum, dass wir ohne (Regen)jacke zum Frühstück rüber gehen können, genießen die Morgensonne und schauen mal nach, was Loch Inchard und und der kleine Fluss neben unserem Zimmer so machen, nachdem kein Wassernachschub von oben mehr kommt.
Tja, der Bach ist so gut wie weg! Wo vor 2 Tagen noch ein richtiger Wasserfall rauschte, plätschert heute höchstens noch ein kleines Bächlein …
Und Loch Inchard glitzert in der Morgensonne! So hätten wir uns das die letzten Tage öfters gewünscht!
Ein letztes Mal ließen wir uns im alten Klassenzimmer nieder, zu einem üppigen schottischen Frühstück. Nein – natürlich NICHT! Wir nehmen eher die abgespeckte Version, wobei ich allerdings einen schönen warmen Porridge am Morgen nicht verschmähe.
Dann geht’s los, Richtung Süden. Und diese Strecke zählt wirklich zu den schönsten und abwechslungsreichsten im Nordwesten Schottlands. Zunächst bleibt uns die Sonne treu …
… aber schon nach kurzer Fahrt tauchen wieder dicke Wolken auf, die auch prompt ein paar Tropfen fallen lassen.
In Kylesku legen wir einen kurzen Stopp ein – das hat irgendwie Tradition, obwohl es außer einem Hotel und 2, 3 Häusern nichts gibt hier. Der Souvenirkiosk, wo es sehr hübsche Kleinigkeiten aus der Region gibt und wo ich normalerweise immer was mitnehme, ist noch zu, da bleibt uns nur die Natur. Und die ist wunderschön hier – auch oder gerade, weil es noch etwas düster ist und Loch Gleann Dubh dadurch fast was magisches hat.
Das Wetter hellt sich zusehends auf, die Landschaft ist unglaublich schön.
An einem Meeresarm dümpeln kleine Boote …
Gegenüber ein kleiner Birkenwald.
Immer wieder bieten sich weite Blicke über die kleinen Inseln und Seen der Nordwestküste.
In Drumbeg geht es heute mal nicht in das nette kleine Café “Secret Tea Garden”, das wir sonst immer besucht hatten. Stattdessen gibt es nur einen kurzen Toiletten- und Fotostopp am Aussichtspunk oben auf dem Hügel. Hier hat man eine fantastische Rundumsicht!
Die Straße kurvt jetzt ein Stückchen durch das Landesinnere, die Landschaft eine Mischung aus sanften Hügeln mit blitzblauen kleinen Seen und felsigen Abschnitten, ebenfalls mit reichlich Seen garniert. Wir müssen immer wieder anhalten – nicht nur wegen der Traumblicke, sondern wegen ungewöhnlich viel Gegenverkehr. Da die Straße einspurig ist und man nur an “passing places” aneinander vorbeikommt, ist es heute ein ziemliches Stop-and-Go.
Allmählich sehen wir jedoch, dass der Verkehr einen Grund hat – alle Insassen sind schwarz gekleidet, die Männer tragen weiße Hemden und schwarze Krawatten – offenbar ist da irgendwo eine Beerdigung. Wir nehmen es gelassen, genießen einfach die farbenfrohe Natur.
In der Ferne tauchen markante Gipfel auf.
Dann kurvt die Straße wieder bergab, erneut sind wir am Meer.
Und beschließen, einen Abstecher zum Stoer Lighthouse zu machen. Zwar wird der etwas erschwert durch tierischen Gegenverkehr …
… aber dann sind wir am Leuchtturm und vertreten uns in der Sonne ein bisschen die Beine.
Das Meer ist heute tiefblau, der Ausblick von oben grandios.
In Lochinver biegen wir nicht ab auf die größere Straße, die uns in 30 Minuten nach Ullapool bringen würde, sondern bleiben auf der schmalen Straße in Küstennähe.
Zuletzt geht es durch ein langgestrecktes Tal, flankiert von Bergen, die zahlreiche Wanderer anlocken.
Schließlich erreichen wir gegen 16 Uhr Ullapool – für die Strecke, die laut Google Maps in knapp 3 Stunden absolviert werden kann, haben wir mehr als 6 Stunden gebraucht! Aber wer will schon durch so eine Landschaft rasen!
In Ullapool sind heftige Bauarbeiten am Hafen im Gange, die Hafenstraße wurde auf das Doppelte verbreitert und ein Rad- und Gehweg angelegt. Sicher sehr sinnvoll und notwendig, aber mit all den rot-weißen Absperrungen nicht gerade fotogen. Egal, wir sind ja schon zum 4. Mal hier, da muss nicht mehr alles fotografiert werden!
Angus vom “House on the Point” begrüßt uns wie alte Freunde. Wir haben wieder den South Room gebucht, ein zwar recht kleines, aber wunderschönes Zimmer mit Blick sowohl nach Süden zum Loch Broome als auch nach Westen. Hier kommen die Fähren von Caledonian MacBrayne – CalMac quasi direkt am Fenster vorbei!
Zweimal täglich kann man von hier aus nach Stornoway auf den Äußeren Hebriden fahren –letztes Mal sind wir von dort mit der Fähre hierher gekommen. Schnell im Zimmer eingerichtet …
… dann schauen wir, wo wir später was zu essen bekommen. Die Auswahl ist leider spärlich geworden, wie in vielen anderen Orten haben Brexit und Covid zu heftigem Personalmangel und dadurch bedingt zu einigen Schließungen geführt. Im Ceilidh Place, dem mit Abstand besten Restaurant hier, kann man uns heute nur einen Tisch entweder um 17 Uhr oder um 20:30 anbieten, beides passt uns nicht so recht. Aber zumindest für morgen können wir noch um 18 Uhr was bekommen!
Immerhin gibt es das Seafood Shack noch, das frischen Fisch zu günstigen Preisen anbietet – allerdings nur bei gutem Wetter! Kleines Manko – keine Alkohollizenz, es gibt nur Wasser und Softdrinks. Also nehmen wir ein Pint als Aperitiv auf den Bierbänken des ehemaligen Arch Restaurants, das allerdings kein Essen mehr anbietet. Direkt am Ufer von Loch Broome kein schlechter Abendauftakt!
Essen gibt es dann im Seafood Shack.
Leider wird es kein ausgedehntes Mahl, einsetzender Regen zwingt uns bald wieder zurück ins Zimmer. Aber da ist es kuschelig warm und gemütlich und wir schauen bei einem Glas Wein zu, wie die Fähre am Abend wieder nach Stornoway fährt.
Die Traumstrecke:
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