Endlich hielt sich die Sonne mal an die Vorgaben in der Wetter App!
Gestern Abend hatte sie dazu ja keine Lust und sich trotz Ankündigung kein bisschen gezeigt! Aber heute morgen war sie da!
Da es auf der heutigen Strecke einige Highlights geben sollte, war das auch dringend nötig!
Frühstück gab’s heute in der Eigenbau-Sparversion, weil unsere eher spartanische Unterkunft das nicht anbot. Viel mehr als ein heißer Kaffee war nicht drin – den Rest wollten wir später nachholen.
Jetzt zogen wir erst mal zeitig los, um das gute Wetter bestmöglich zu nutzen. Und dazu gehört für Dieter, nach Schiffen zu schauen. Nicht nach irgendwelchen auf dem Meer oder in einem Fluss, sondern heute wollte er sehen, was sich so auf Neptuns Staircase tut.
Diese “Treppe” ist das Endstück (oder der Beginn, je nachdem) des Caledonian Canals. 5 Schleusen, die längste Schleusentreppe Schottlands und bereits Anfang des 19. Jh erbaut, befördern die Schiffe 19 m hoch, vom Atlantik auf Kanalhöhe. Die gesamte Prozedur dauert rund 90 Minuten. Interessant für Zuschauer ist es aber eigentlich nur, wenn Schiffe in der Schleuse sind.
Ansonsten sind es halt einfach nur 5 direkt hintereinander liegende Schleusentore …
Viel los war heute morgen nicht – das lag aber vor allem daran, dass ein einziges riesengroßes Schiff jeweils eine gesamte Schleusenkammer beanspruchte und sich peu à peu nach oben manövrierte!
Dass der Riesenkasten überhaupt in die Kammern passte, war schon fast ein Wunder – aber vermutlich war das Schiff genau für diesen Zweck und diese Route gebaut worden und alles genau passend gemacht. Es war jedenfalls ziemlich spannend, zuzusehen, wie sich das Schiff Zentimeter für Zentimeter hinein schob
Tolles Spektakel – aber ewig konnten wir da nicht zuschauen, wir hatten nämlich ein Date! Mit einem Zug! Nicht irgendeinem – sondern dem legendäre Hogwarths Express – auch Jacobite Train genannt. Das ist ein Dampfzug und er fährt täglich zwei-bis drei Mal von Fort William nach Mallaig. Dabei überquert er den legendären Glenfinnan Viaduct. Dieser taucht immer wieder in den Harry Potter Filmen auf und ist deshalb zur Pilgerstätte von zigtausenden Harry Potter Fans geworden.
Mal abgesehen davon ist der Viaduct auch einfach sehenswert und liegt zudem in einer unglaublich schönen Ecke Schottlands. Man kann sich Viaduct und Umgebung entweder in Ruhe und ohne Trubel anschauen – oder man geht genau dann hin, wenn der Dampfzug über die Brücke fährt und hunderte das miterleben wollen!
Heute gehören wir zum Schwarm, ergattern nur sehr mühsam noch einen Platz auf dem Parkplatz (der Einweiser lässt uns etwas illegal auf einem Randstreifen parken) und pilgern mit der Meute los.
Es geht über eine Wiese, dann den Hang empor, wo schon hunderte in gespannter Erwartung stehen und sitzen.
Alle warten auf die Rauchfahne, die den Dampfzug ankündigt. Als es dann endlich soweit ist und der Zug erscheint, ist es nicht gerade einfach, überhaupt ein Foto zu machen, ohne dass ein Handy, ein Arm oder gleich ein ganzer Mensch ins Kamerablickfeld gerät.
Nach wenigen Sekunden ist der Zug verschwunden, die Massen bewegen sich wieder bergab und ca. 20 Minuten später ist der Parkplatz wieder fast leer … Wir fahren noch nicht gleich weiter, sondern laufen vor zum See, wo der hohe Turm des Glenfinnan Monuments steht, oben drauf ein Highland Krieger. Das Monument erinnert an den Jacobitenaufstand von 1745/46, mit dem “Bonnie Prince Charlie” den Königsthron erobern wollte.
Als wir 2011 schon mal dort waren, konnte man den Turm über eine unglaublich enge und steile Wendeltreppe noch besteigen. Oben raus ging es über eine dermaßen enge Luke, dass ich fast drin stecken geblieben bin! Der Blick von oben war die Anstrengung aber allemal wert! Mittlerweile ist die Tür jedoch verschlossen, den Blick auf das schöne Loch Shiel muss man jetzt von unten genießen.
Bevor wir weiter fuhren, wurde das Frühstück endlich nachgeholt, denn natürlich betreibt der National Trust, dem das gesamte Gelände hier gehört, auch ein Café, in dem es sogar ausgesprochen gutes Essen gibt. Gestärkt geht’s weiter, unterwegs sieht man manchmal erstaunliche Dinge …
Es geht über kleine Straßen zunächst die Küste entlang. Ab und zu wird man ausgebremst von Fußgängern.
Zunächst am Loch Allort entlang, später am Atlantik, der mittelmeerblau schimmert.
Dann geht es quer über die Halbinsel Ardnamurchan.
Wir kommen nur langsam voran, weil es einfach so schön hier ist, dass wir immer wieder stehen bleiben und uns umschauen.
Schließlich erreichen wir Kilchoan, von hier aus geht die Fähre rüber zur Isle of Mull, nach Tobermory.
Schottische Fähren sind in Punkto Komfort nicht vergleichbar mit den norwegischen – hierzulande muss man die immerhin rund 30minütige Überfahrt entweder auf einem Klappstuhl im Freien oder in einer winzigen Kabine verbringen.
Wir haben Glück, dass das Wetter gut (allerdings extrem windig) ist, denn die muffige kleine Kabine ist wenig verlockend.
Die bunten Häuser von Tobermory begrüßen uns in der Sonne,
Das kleine B&B “Willow Cottage” liegt oberhalb des Ortes am Hang. Unser Zimmer ist nicht groß, aber sehr hübsch und komfortabel mit einem überraschend großen und sehr modernen Bad.
Gastgeber Andrew hatte für uns einen Tisch im heißbegehrten “Café Fish” reserviert – ohne Reservierung ist es praktisch unmöglich, dort rein zu kommen. Die kulinarische Lage in Tobermory ist extrem angespannt, sehr viele Möglichkeiten gibt es nicht (mehr), da durch Pandemie und Brexit einige Lokale aufgegeben haben, andere sind nur von Donnerstag bis Sonntag offen.
Umso mehr freuen wir uns über den hübschen Fensterplatz und das hervorragende Essen!
Billig ist es hier nicht gerade, aber alles ist fangfrisch und ausgesprochen lecker! Noch ein kleiner Verdauungsspaziergang, wobei wir noch Fischern beim Entladen von Säcken mit Scallops zusehen, dann geht’s zurück ins B&B, denn morgen steht ein größerer Ausflug auf dem Programm – zu den Treshnish Isles!
Die heutige Strecke:
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