12. Juli – Quer über den Atlantik : Clachan Bridge und Slate Islands

Unsere momentane Unterkunft ist von der eher spartanischen Sorte. Die Möblierung aufs absolut Notwendige beschränkt, 2 Kleiderbügel am Türhaken ersetzen den Schrank, und das Frühstück ist eine do-it-yourself Angelegenheit. Aber das Bett ist bequem, die Dusche hat einen guten Wasserdruck, und alles ist piccobello sauber. Auch die Lage ist prima und es ist günstig – also meckern wir nicht.

Am Morgen kochen wir Wasser für den Instant Kaffee, toasten Brot, holen uns Joghurt, Marmelade und Butter aus dem Kühlschrank, und ich mache mir einen (Instant!)-Porridge in der Mikrowelle.

Gegessen wird in einem Anbau mit Blechdach. Und da klingt es, als würden hunderte von Hämmern auf’s Dach klopfen! Es regnet nicht nur, es gießt, prasselt, schüttet. Cats an’ dogs eben …

Als es gegen 11 Uhr endlich nachlässt und sogar ein paar Sonnenstrahlen auftauchen, holen wir zuerst die Wäsche aus der Wäscherei, ordentlich gefaltet und verpackt. dann wollen wir aber raus, auf’s Land. An den Atlantik – oder besser: Über den Atlantik! Noch genauer – zur Clachan Bridge, der Bridge over the Atlantic. Hier überquert man in wenigen Sekunden ein Weltmeer – auch wenn es sich nicht wirklich so anfühlt.


Nur knapp 20 km von Oban entfernt kommt man in eine andere Welt. Die alte steinerne Bogenbrücke, 1793 erbaut, verbindet das Festland mit den kleinen Inselchen der Slate Islands. Und was da unter der Brücke durchfließt, sind tatsächlich die Wasser des Atlantiks, die allerdings eher nach Fluss als nach Meer aussehen.


Es ist wunderschön hier – und nicht viel los. Ein altes Gasthaus mit dem lustigen Namen “Tigh an Truish” (Haus der Hosen) steht direkt neben der Brücke und erinnert an die Zeiten im 18. Jh., in denen die Briten den Schotten das Tragen von Kilts (sowie Dudelsäcke, Gälisch zu sprechen und das Tragen von Tartans) untersagt hatten. Wer auf’s Festland zum Arbeiten musste, wechselte hier also vom Kilt in Hosen und abends wieder zurück in den Rock.

Ein alter Kartoffelernter erinnert an vergangene Zeiten.

Es ist schön hier, und noch schöner wird es, als wir weiter fahren. Zuerst an der Küste entlang, dann quer über das kleine Inselchen Seil, fahren wir bis nach Ellenabeich.

Am Fuß eines hoch aufragenden Felsen kuschelt sich das kleine Fischerdorf an die Küste.

Schon von weitem eine echte Idylle! Schneeweiße Häuser vor fast alpiner Kulisse.

Der Weg ins Dorf führt an der Grundschule vorbei, wo mit Schülerkunstwerken auf die Bedrohung der Meere durch Plastik- und anderen Müll aufmerksam gemacht wird.


Geparkt wird etwas außerhalb des Dorfes, direkt unter dem steilen Felsabhang. Hier sowie auf den Nachbarinseln wurde jahrhundertelang Schiefer abgebaut, daher der Name “Slate Islands”.


Nicht nur die Hausdächer sind sämtlich mit Schiefer gedeckt …

… auch die Mauer am Pier besteht aus dem schwarzen Gestein.



Das Inselchen Seil ist rasch durchquert, von der Clachan Bridge bis zur südlichen Spitze sind es gerade mal gut 4 Meilen, also weniger als 7 km. Zur Nachbarinsel Luing kommt man mit einer kleinen Fähre, die heute offenbar stark nachgefragt ist. Eigentlich schien kein Platz für unser Auto mehr auf dem Deck zu sein, aber der Fährmann winkte uns heftig, doch an Bord zu kommen. Einfach war es wirklich nicht – aber mit vereinten Kräften, den energischen Einweisungen des Fährmanns und Dieters millimetergenauen Rangierkünsten waren wir schließlich doch drauf!

Zwar geht die Klappe am Heck jetzt nicht so ganz hoch, aber das scheint hier niemand zu stören!


Drüben angekommen, fahren wir zunächst nach Süden. Auch Luing ist nicht groß, rund 8km lang, es gibt lediglich zwei Mini-Dörfchen – aber erstaunlicherweise gleich zwei Straßen, eine in Küstennähe, die zweite etwas mehr in der Mitte der Insel. Von der küstennäheren hat man herrliche Ausblicke, rüber zur (noch kleineren) Isle of Shuna.



Unterwegs begegnen wir einigen – etwas schmuddeligen – Einwohnern.


Die Straße endet im Dörfchen Toberonochy, das  überwiegend von Feriengästen bewohnt zu sein scheint.


Ein paar Segelboote liegen in der Bucht, hier ist der Schiefer ebenfalls allgegenwärtig.

Außer den weißen (Ferien)häusern gibt es hier nichts – kein Laden, keine Kneipe, keine Infrastruktur. Nur Ruhe, tolle Landschaft und gute Luft! Über die mittlere Straße fahren wir wieder nach Norden, zum zweiten Ort, Cullipool. Auch hier ist absolut nichts los – immerhin gibt es eine Village Hall, eine Post und das (leider geschlossene) Atlantic Island Center. Hier hatten wir auf eine Tasse Kaffee gehofft …

Stattdessen gab es den Blick zum hübschen Leuchtturm auf einem weiteren Inselchen.

Das war’s dann aber auch mit den Sehenswürdigkeiten. Nachdem wir Luing somit eingehend kennen gelernt hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Wieder gab es Andrang an der Fähre, dieses Mal mussten wir aber die nächste Fahrt abwarten, denn mehr als 4 oder 5 Fahrzeuge passen einfach nicht drauf. Da die Überfahrt recht kurz ist, muss man allerdings nicht länger als 10-15 Minuten warten, zumal die Fähre jetzt leer zurück kam.

Dieses Mal standen wir auf Platz 2, es ging also ohne großes Rangieren ab. Dass es recht eng zugeht, kann man aber gut erkennen.

Noch eine weitere Begegnung mit Einheimischen …

Dann waren wir wieder in Oban, wo es zunächst einen Besuch bei Lidl zwecks Nachschub von Wasser gab. Außerdem gibt es hier richtig GUTES Brot, fluffige Berliner und knusprige Apfeltaschen an der Bäckereitheke – unsere Kaffeestunde war damit gesichert!

Nachdem sich das Wetter deutlich zum besseren stabilisiert hatte, ging’s zum Essen wieder in den Hafen. Heute allerdings ohne Reservierung, und deshalb zu Wetherspoon. Hier bestellt man Essen und Getränke per App, zahlt online und bekommt das Gewünschte wenig später an den Tisch gebracht.

Kulinarische Highlights darf man hier nicht erwarten, aber das Essen ist in allen Filialen durchweg von solider Qualität und recht günstig. Und es ist – wie letztes Jahr in Ilfracombe – vor allem die Lage, die viele dieser Kettenrestaurants auszeichnet! In beiden Fällen direkt am Wasser, mit jeweils tollem Blick!

Auch wenn immer mal wieder düstere Wolken die Sonne schluckten, blieb es doch stabil, und der Anblick der jagenden Wolken vor tiefblauem Himmel hatte definitiv was! Der After-Dinner Drink konnte wieder im Freien genossen werden, unter dem grandiosen Schauspiel am Himmel.

Noch mehr Schauspiel gab es wenig später. Wir machten uns gerade auf den Heimweg, als es direkt um die Ecke einen Auflauf gab. Jungs und Mädels in Kilts marschierten gerade auf einen Platz und wenig später kamen wir in den Genuss eines richtig tollen Piper Konzerts. Die Oban Highschool Band übte nämlich (trotz Sommerferien!) für die Teilnahme an einem europaweiten Dudelsack Wettbewerb und gab  hier ihrer Performance den letzten Schliff.

Es wurde gedudelt, getrommelt, Pompons wirbelten – eine wirklich tolle Show!

Wir waren hin und weg, ich unterhielt mich ein bisschen mit einer Lehrerin, die CDs der Band verkaufte. Vom Erlös sollten die Fahrtkosten zum Wettbewerb für die ärmeren Kinder bestritten werden – klar, dass es da von uns zusätzlich zum Kaufpreis noch eine Spende gab. Auch andere Zuschauer spendeten großzügig, die Fahrt scheint jetzt hoffentlich gesichert zu sein!

Alles in allem – trotz wenig verheißungsvollem Auftakt heute morgen, war es ein wunderschöner und erlebnisreicher Tag!

Die heutige Rundtour:

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