13. Juli – Von Oban nach Tarbert : “Mull of Kintyre …

... oh, mist rolling in from the sea
my desire is always to be hereOh, Mull of Kintyre…”

Paul McCartney hat dieses Lied 1977 in seiner schottischen Wahlheimat auf der Halbinsel Kintyre geschrieben, wo er eine Farm besitzt.
Sie war seine Zuflucht in schwierigen Zeiten nach dem Ende der Beatles.
Dort verbrachte er mit seiner Frau Linda und vier Kindern unzählige Sommer.

Wir hoffen heute weniger auf Nebel, als auf Sonne. Und die sieht ein, dass sie sich ab und zu mal wieder blicken lassen muss! Zwar ist es beim Aufbruch in Oban noch etwas nieselig, aber das ändert sich, je weiter wir nach Süden kommen. Als wir in Baluachraich von der Hauptstraße auf ein kleines einspuriges Nebensträßchen abbiegen, hat sich die Sonne schon weitgehend gegen die Wolken durchgesetzt!

Erstes Ziel heute war der Crinan Canal, genauer: Die letzte Schleuse vor dem Meer, das “Sea Lock”. Der 14km lange Kanal, Anfang des 19. Jh. eröffnet, gilt als “Schottlands schönste Abkürzung”. Vor dem Bau mussten Schiffe von und nach Glasgow einen sehr zeitintensiven und  nicht ungefährlichen Umweg um die langgestreckte Halbinsel Kintyre und das oft sturmumtoste Mull of Kintyre nehmen. Der Kanal bot eine sichere und ganz erheblich kürzere Route, die im 19. Jh. rege genutzt wurde.


15 Schleusen und 7 Drehbrücken ermöglichen die Durchfahrt. Da sowohl Schleusen als auch Brücken ausschließlich im Handbetrieb funktionieren, muss man etwas Zeit für die Fahrt mitbringen. Wir überqueren den Kanal an der Bellanoch Swingbridge, hier hat man einen wunderbaren Blick auf den mäandernden River Add, der nur wenige Meilen später ins Meer mündet.


Man kann hier am Kanal entlang stundenlang wandern oder mit dem Rad fahren.

Unsere Fahrt geht mit dem Auto weiter, bis zum Mini-Örtchen Crinan. Ein paar malerische Cottages, ein Hotel, ein Leuchtturm, eine kleine Teestube am Yachthafen – mehr gibt es hier nicht.



Trotzdem ist immer einiges los, denn hier endet der Kanal und es kommen selbst an ruhigen Werktagen regelmäßig Boote an.



Eben sind 2 Segelboote in die obere Schleusenkammer eingefahren. Wir haben Zeit und schauen zu, wie sie gemächlich absinken, bis sie ins große Becken vor der letzten Schleuse einfahren können.


Es folgt noch eine letzte Schleusung, dann fahren die Boote raus ins Loch Crinan und von da nördlich, zwischen den Slate Islands hindurch oder gen Süden, durch den Sound of Jura Richtung Irland.

Für uns geht’s an Land weiter, erneut den Kanal entlang. An einer weiteren Schleuse kommt es fast schon zum Stau – gleich drei Boote wollen eine Stufe tiefer kommen! Gebannt schauen wir zu, wie sich tatsächlich alle drei in die Schleusenkammer schieben – echte Maßarbeit!


Schließlich sind alle drei drin und mit vereinten Kräften werden die Schleusentore geschlossen.

Während wir einfach nur zuschauten, legten ansonsten alle, die herumstanden oder auf den Booten waren, Hand an.

Wir genießen es mal wieder total, einfach so lange bleiben und zuschauen zu können, wie wir wollen. Kein Terminplan nötigt uns ein Zeitkorsett auf! Da hat man auch Zeit, einfach mal die Schönheit der Natur ringsum zu bewundern …

Oder sich zu überlegen, ob man hier zuschlagen soll 😉

Am frühen Nachmittag kommen wir in Tarbert an, viel zu früh, um in unserem Guesthouse einchecken zu können. Deshalb schauen wir uns zunächst mal den Hafen an und überlegen, wo wir heute Abend was zu essen bekommen können.


Leider ist die Auswahl nicht allzu groß! Wo es was Gutes gibt, hätte man vorab reservieren müssen, so kurzfristig ist da leider nichts mehr zu machen. Der Fish’n Chips Shop sieht nicht sehr vertrauenerweckend aus, der Inder hat teils verheerende Kritiken und wirkt auch nicht sehr einladend. Wir verschieben das Thema erst mal (bisher sind wir noch immer irgendwie satt geworden), genehmigen uns Kaffee und Kuchen auf einer Bank am Hafen und machen uns anschließend auf zur Erkundung von Kintyre.

Zuerst ein Blick auf den kleinen Fähranleger von Claonaig, von dem aus wir morgen nach Arran übersetzen werden. Fast schnurgerade führt die Straße hier aufs Meer zu.

Wir sehen gerade eine Fähre Richtung Arran verschwinden …

… dann fahren wir noch eine Ecke weiter, zum Skipness Castle.



Zwar ist vom Schloss nur eine (sehr malerische!) Ruine übrig, aber es ist in zweifacher Hinsicht eine absolute Empfehlung – einmal gibt es dort einen kleinen Laden mit unglaublich leckeren Produkten von den Bauernhöfen in der Umgebung. Honig und Marmelade werden gekauft, für Käse, Wurst, Schinken usw. fehlen uns leider die Kühlmöglichkeiten. Und dann gibt es dort noch ein Lokal, das Seafood Cabin, wo man man für relativ kleines Geld fantastisches aus dem Meer bekommt!

Leider ist nachmittags um 15 Uhr für uns nicht die Zeit, solche Köstlichkeiten zu genießen – aber es wäre für den Abend eine gute Alternative! Allerdings wird hier bereits um 18 Uhr die Küche dicht gemacht – ob wir das schaffen? Denn wir wollen ja eine gemütliche Runde drehen und nicht hetzen.


Erneut verschieben wir die Entscheidung auf später und starten zur Rundfahrt. Auch hier dominiert wieder Schiefer, der bizarr geschichtet am Straßenrand emporragt.


Wenig später kommen wir wieder durch eine typisch schottische Insellandschaft.


Kurz vor der Hauptstadt Campbeltown von Kintyre sehen wir das Davaar Lighthouse auf einer vorgelagerten Insel. Wobei Insel zuviel gesagt ist – bei Ebbe kann man durchaus halbwegs trockenen Fußes hinüber laufen.


Für Campbeltown hätten wir uns eigentlich ein bisschen Zeit nehmen müssen, denn dort gibt es einen wunderschönen Garten mit einer Statue der früh verstorbenen Linda McCartney. Allerdings wussten wir das damals nicht, so blieb es beim Besuch des Hafens.

Die Westküste von Kintyre ist eher unspektakulär.

Trotzdem war es schon deutlich nach 17 Uhr, als wir wieder in Tarbert ankamen. Damit war dann auch klar, dass es mit dem Seafood Cabin heute nichts werden würde, denn wir mussten ja noch in unsere Unterkunft einchecken. Die lag strategisch sehr günstig am Hafen, das Zimmer war zwar klein, aber der Blick aus dem Fenster grandios!


Das Nahrungsproblem löste sich dann etwas später auch noch recht zufriedenstellend – ein kleines Café hatte Tische und Stühle draußen stehen, es gab Fish’n Chips, und da sie keine Alkohollizenz hatten, durften wir uns Bier aus dem nahegelegenen Supermarkt holen. Und das ist hier – landesüblich – gut gekühlt, so dass es ein netter Tagesabschluss mit tollem Blick auf den Hafen war.


Noch ein Verdauungsspaziergang am Hafen entlang – schön ist es hier!

Die heutige Strecke:

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